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Der nächste Tag war irgendwie anders als sonstige Urlaubstage, Hans und Claudia wurden eng nebeneinander wach, als sie auf die Uhr sahen, schlugen sie sich vor Staunen die Hand vor den Mund und kicherten, es war bereits nach Mittag und wenn sie nicht frei gehabt hätten, sie hätten hoffnungslos verschlafen. Als Claudia das Schlafzimmer verließ, sah sie die Tür von Saskias Zimmer offenstehen, das Zimmer war leer, offensichtlich waren die beiden bereits unterwegs, Claudia betrat das Zimmer, fand ein paar schwarze, halterlose Strümpfe, blickte sich um, wie ein Dieb in einem Einkaufsladen und ließ die Strümpfe in ihrer Hosentasche verschwinden.
Als sie mit dem Kaffee zurückkam, saß Hans bereits auf dem Bett, hatte zwei Gläser mit Wasser gefüllt und sie nahmen gemeinsam ihre Pillen, sie hatten den Kampf gegen die Vampire aufgenommen. Nach dem Frühstück ging Claudia in den Keller und stöberte in ihren alten Schränken, wo sie Kleidung von früher aufbewahrte, kurze Zeit später fand sie, wonach sie gesucht hatte, legte die Sachen ordentlich in einen Karton und trug diesen unbemerkt von Hans nach oben.
Sie entschieden sich zu einem kleinen Spaziergang durch das Städtchen, Hand in Hand verließen sie das Haus und bummelten durch die engen Gassen zur Fußgängerzone, wobei Claudia das Gefühl hatte, als wenn die Stimmung, trotz der Vampirproblematik ausgesprochen gut sei und viele Menschen sich auch sehr körperbetont kleideten. Auch die kleinen Bars und Bistros, die Cafés und Kneipen waren gut gefüllt, die Leute lachten ausgelassen und schienen alle irgendwie zu feiern.
Auch Hans bemerkte, dass viele, besonders junge Frauen aber auch Ältere, ein wenig freizügiger gekleidet waren, auch wunderte ihn, wie viele Frauen Pumps oder Stiefel mit recht hohem Absatz trugen, das wäre ihm früher sicher auch aufgefallen, wie sehr er es bedauerte, dass viele Frauen aus Gründen der Bequemlichkeit lieber Turnschuhe trugen als schicke Stiefel, nicht nur einmal drehte er sich hinter einer attraktiven Frau her, die mit sexy Stiefeln an ihnen vorbei ging. Natürlich bemerkte auch Claudia das, lächelte in sich hinein, freute sich über die offenbar wiederkehrende Lebensfreude ihres Mannes und tat so, als würde sie nicht bemerken, dass er anderen Frauen nachschaute.
Sie betraten ein schickes Café, in das sie früher hin und wieder gegangen waren, inzwischen gingen sie fast kaum noch aus, aber jetzt lud Hans seine Frau auf ein Glas Sekt ein. Claudia freute sich wie ein Schneekönig, fiel ihm um den Hals und küsste ihn auf die Wange, das war für Hans ein wenig ungewohnt, doch er ließ es geschehen, sie setzten sich, die hübsche Kellnerin kam an ihren Tisch und fragte nach ihrer Bestellung.
„Mein Mann bekommt ein großes Bier!“ Claudia gönnte es ihm so sehr von Herzen, dass sie Hans zuvorkam. Die Kellnerin notierte die Bestellung, Hans musterte sie, auch sie war ungewöhnlich sexy gestylt mit hohen Stiefeletten, als sie bemerkte, wie er sie ansah, grinste sie nur wissend, drehte sich leicht ins Profil und hakte nach. „Und was bekommt ihre Frau?“
„Ein Glas Sekt!“ Hans lächelte Claudia an.
„Sekt oder lieber Champagner?“
„Ach, scheiß drauf, Champagner!“ Claudia strahlte, nahm seine auf dem Tisch liegende Hand und drückte sie dankbar.
„Das könnte der schönste Urlaub seit langem werden.“ Hans nickte zustimmend.
„Auch wenn die Rahmenbedingungen besser sein könnten, das mit diesen Vampiren verunsichert mich sehr, wie sollten vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause sein.“
„Aber wir haben doch die Pillen genommen.“
„Ja, aber so richtig traue ich dem Braten noch nicht.“
„Musst du aber, sonst schränkst du dich ein.“
Die Kellnerin kam mit den Getränken.
„Also gut, du hast Recht, wie nehmen beide die Pillen und wenn uns was passiert, dann gehen wir beide zusammen unter.“ Hans lachte und Claudia fiel in sein Lachen mit ein, wie lange hatten sie schon nicht mehr zusammen gelacht.
„Was hältst du von dieser Nina?“ Claudia sprach ein Thema an, was sie normalerweise nicht angesprochen hätte. Aber heute schien die Gelegenheit dafür da zu sein.
„Also, ich hoffe nicht, dass unsere Saskia lesbisch ist.“ Das Wort „lesbisch“ sprach er nur ganz leise aus und beugte sich dabei zu Claudia herüber.
„Ansonsten finde ich sie sehr nett, wirklich, sehr sympathisch.“
„Und sehr sexy.“ ergänzte Claudia.
„Ich würde sagen, attraktiv.“ Die beiden blödelten herum wie vor 20 Jahren. Als Hans ausgetrunken hatte, bestellte ihm Claudia ein weiteres Bier und auch Hans orderte für sie einen zweiten Champagner. Der Nachmittag war mild und es war ein Traum bei diesem Wetter draußen sitzen zu können und sich so entspannt zu unterhalten.
„Wir sind, glaube ich, in den letzten Jahren viel zu viel Eltern und viel zu wenig Ehepaar gewesen, kann das sein?“ Claudia nutzte die angenehme Atmosphäre, um das Thema anzusprechen, was sie schon länger beschäftigte. Jetzt aber schien mit der erwachsenen Saskia und ihrem für Claudias Verhältnisse alternativen Liebesleben ein wenig Schwung in ihre Beziehung zu kommen, vielleicht konnten sie sich ja doch ein wenig auf ihre Liebe und Lust ihrer Anfangszeit zurückbesinnen.
„Ich habe gestern oft an die Zeit rund um die Love Parade damals gedacht, wie unbeschwert wir waren, offen, neugierig, wie schön wäre es, wenn das irgendwie auch nur ein Stück weit zurückkehren würde.“
Anstelle einer sofortigen Antwort bestellte ihr Hans das dritte Glas Champagner, Claudias Augen strahlten.
„Mir geht es seit gestern ähnlich.“ Hans stimmte ihr zu. „Es ist ja nicht so, dass auf der Technoparade keine Frauen miteinander geknutscht hätte, das fanden wir damals gar nicht anstößig, ganz im Gegenteil.“ grinste er. „Aber natürlich ist es etwas anderes, wenn Saskia das macht, aber ich finde auch, wir sollten unsere alte Neugier und Toleranz wiederbeleben und ich fand, dass du da gestern einen sehr großen Schritt gemacht hast, das war schon heiß.“ Die letzten Worte flüsterte er wieder.
„Das können wir ja gleich noch mal wiederholen.“ Claudia griff seine Hand, bei den Worten bereute es Hans, dass er sich gerade noch ein großes Bier bestellt hatte, aber vielleicht war es auch ein wenig zu früh, nicht, dass Saskia vielleicht etwas davon mitbekommt. Die Dämmerung brach herein, noch immer war die Luft sehr angenehm und die zunehmende warme Dunkelheit ließ die Atmosphäre noch stimmungsvoller werden.
Als sie ausgetrunken und bezahlt hatten, war es bereits schwarze Nacht, Hand in Hand bummelten sie auf direktem Weg nach Hause, nur wenige Passanten kamen an ihnen vorbei, dunkle Schatten im fahlen Licht der Beleuchtung auf den Nebenstraßen.
„Siehst du.“ Claudia zog Hans näher an sich heran. „Jeder von denen könnte auch ein Vampir sein.“
Hans lachte. „Jetzt fang nicht schon wieder damit an.“
„Nein, ich meine es ernst, jeder könnte es sein, man sieht es ihnen im Dunkeln nicht an, jeder der Leute könnte eine potenzielle Bedrohung sein, daher finde ich es total gut, dass wir uns einig sind und die Pillen nehmen und auch, dass Saskia sie nimmt, man weiß ja nie, wie die jungen Erwachsenen so ticken, aber ich hätte keine ruhige Minute mehr, wenn sie abends unterwegs ist.“
„Wenn die Pillen so wirksam sind, wie man uns verspricht.“
„Das war die Impfung bei dieser Chinagrippe auch. Und auch da wusste man nie, wer den Virus in sich trug, jeder, der einem begegnete, hätte einen infizieren können, daher war es auch damals richtig, sich nicht zu sträuben. Und die, die jetzt gebissen werden und die Inzidenzen hochtreiben, sind garantiert wieder so Querdenker, die die Pillen nicht nehmen, das geschieht denen recht!“
Hans zog Claudia in eine dunkle Ecke, nahm sie in den Arm und küsste sie stürmisch, so leidenschaftlich, wie er es seit Jahren nicht mehr getan hatte, dabei griff er Claudia beherzt an den Hintern, die aufstöhnte, schnell wieder seine Hand nahm und mit viel schnelleren Schritten zusammen mit Hans nach Hause eilte.
Da die Haustür abgeschlossen war, konnten sie sicher sein, dass Saskia noch nicht zu Hause war, sie hatten das Haus für sich, Claudia zog Hans zu sich, küsste ihn wieder und bat ihn, schon mal ins Schlafzimmer zu gehen. Kurz machte sie sich Gedanken, wo wohl Saskia stecken könnte, nach Anbruch der Dunkelheit war es schließlich gefährlich, da sich jetzt die Vampire aus ihren Löchern oder Särgen trauen, aber schließlich überwog die Freude darüber, dass sie das Haus für sich allein hatten.