Ist es nicht letztlich irrelevant, wer hier im Thread(!) jeweils was wofür hält? Ist es nicht immer ein sich Austauschen und Annähern oder voneinander Entfernen in einer ganz konkreten Beziehung zu einem oder auch mehreren mit individuell unterschiedlich ausgerichteten anderen Menschen, das allein weiterführend ist?
Ich selbst bin nicht verheiratet, lebe in einer festen Partnerschaft mit einem Partner, der verheiratet ist, jedoch seit über 20 Jahren getrennt von seiner Ehefrau lebt, mit der er einen gemeinsamen Sohn hat und weiterhin befreundet ist - platonisch. Sex findet zwischen den beiden nicht statt, das war einst auch ausschlaggebend dafür, dass sie sich getrennt haben.
Mein Partner und ich leben sexuell monogam, d.h. grundsätzlich ausschließlich gegenseitig aufeinander bezogen, öffnen allerdings gelegentlich unsere gemeinsame Intimität für einen weiteren Mann, insofern ist die Beziehung zwar "offen" aber nicht beliebig, und in diesem Rahmen gibt es auch keine erotischen Alleingänge seiner- oder meinerseits, sondern findet einverständlich ausschließlich im Beisein aller drei Beteiligten statt und auf allseitiger gleicher Augenhöhe ohne Machtgefälle.
Wir führen außerdem eine Fernbeziehung zwischen zwei Dauer-Wohnsitzen sowie einem festen Feriendomizil im Ausland, sehen uns manchmal jedes Wochenende, manchmal monatelang nicht und manchmal verbringen wir mehrere Tage bis Wochen oder gar Monate am Stück zu zweit gemeinsam. Es bestünden also theoretisch genügend Gelegenheiten und Möglichkeiten für beide von uns, zusätzlich mit anderen Menschen sexuell-erotische Kontakte zu pflegen. Das wollen wir aber beide tatsächlich nicht, weil es uns nichts bringt, da es uns nicht um eine rasche Triebabfuhr geht, sondern um nährende, tiefe, beglückende ganzheitliche Begegnungen erotischer und nicht erotischer Art.
Wir betrachten uns selbst im Hinblick auf unsere Partnerschaft als monogam, und wenn andere das anders sehen, hat es keine Relevanz für uns. Wichtig ist in unseren Augen nur, dass alle jeweils direkt Beteiligten an so einem Beziehungsgefüge über unser Verständnis Bescheid wissen und offen gemeinsam darüber reflektiert wird, was wir darunter verstehen und welche Randbedingungen und Lebensumstände unsererseits fest gegeben sind. Da geht es eben nicht um abstrakte Theorie und Definitionen und ob wir denen nun gerecht werden oder nicht. Es ist ja nicht unser Ziel, einer bestimmten theoretischen Definition von zwischenmenschlicher Beziehung gerecht zu werden, sondern es geht pragmatisch und sehr konkret darum, dass jeweils alle Beteiligten die Möglichkeit haben, sich darüber klar zu werden, auf welchem Spielfeld gespielt wird und ob sie sich unter diesen von uns gesetzten Bedingungen und Regeln auf ein Stück gemeinsame Reise zu dritt miteinander einlassen können und wollen.
Das wäre dann unsere Antwort, mit der wir solchen Unsicherheiten begegnen wollen würden, wie sie sich in dem Zitat des TE widerspiegeln:
Mir hat gestern Abend eine Freundin vor den Latz geknallt, ich sei weder monogam noch polygam. Sie wüsste aber auch nicht, was ich wäre