@****hop So ist es. Allerdings macht der Wikipedia-Artikel auch schon in der Einleitung deutlich, wo die Schwierigkeit liegt, darin "Darüber hinaus gibt es sowohl therapeutisch als auch umgangssprachlich verschiedene Verwendungen des Begriffs, die zum Teil stark voneinander abweichen". Unter anderem gibt es nämlich unterschiedliche Meinungen darüber, ob es sich beim Fetischismus um eine Vorliebe, also sexuelle Präferenz, handelt.
Gleichwohl macht es wenig Sinn, angesichts definitorischer Schwierigkeiten ganz das Handtuch zu werfen, und völlig scheißegal-liberal ungefähr alles als Fetisch zu bezeichnen. Auf der anderen Seite wollen wir im Joy ja offen sein für alle Vorlieben, die legal, einvernehmlich und nicht leiderzeugend sind, und somit ist Fingerspitzen-Gefühl verlangt, bei einer sinnvoll abgrenzenden Definition. Ich will mich auch mal versuchen:
Zunächst mal sollte Fetischismus schon das bezeichnen, was wir üblicherweise darunter verstehen, nämlich die starke sexuelle Erregung durch bestimmte Dinge oder einzelne Körperteile. Somit fällt darunter z.B. Fuß-, Brust- und Haar-Fetischismus und auch Stiefel, Korsett, LLL-Fetischismus. Was nicht darunter fällt ist die Vorliebe für weibliche Körper (die wird, wenn man ein Mann ist, einfach Heterosexualität genannt), die Vorliebe für bestimmte Praktiken (Küssen, Anal, etc.) und auch nicht die Vorlieben, die unter den Sammelbegriff BDSM fallen.
Und nun zu der schwierigeren Frage, wo ein Fetisch anfängt, wenn man durch bestimmte Dinge oder Körperteile erregt wird, denn viele Männer finden Brüste und Frauen in Latex toll, sind aber noch keine derartigen Fetischisten und würden sich auch nicht so bezeichnen. Wo also die Grenze ziehen, wenn wir ja die "Stärke" dieser Erregbarkeit nicht wirklich messen können?
Hier wurde immer wieder der Leidensdruck als Grenze gesehen, und ich möchte dem widersprechen: Leidensdruck ist eine Grenze, aber die zwischen psychisch krank und und nicht (wenn man vom Leid anderer absieht, was man beim Fetisch aber gut kann (was eher beim BDSM definitorisch spannend wird)). Ich kenne krasse Latexfans, die nicht darunter leiden, sie aber deshalb nicht als Fetischisten zu bezeichnen, finde ich absurd. Auch Russ Meyer hat wohl nicht unter seinem Brustfetisch gelitten, war aber wohl sicher ein Fetischist.
Daher hier mein Abgrenzungskriterium: Ich würde es Fetisch nennen, wenn jemand ohne diesen unglücklich wird und ohne diesen auch keine (treue) Beziehung führen kann. Das bedeutet nicht zwangläufig Leidensdruck, aber ist schon mehr als einfach nur "etwas drauf stehen". Und Fetischismus ist somit ganz wunderbar in eine Reihe zu stellen neben BDSM, Homo- und Heterosexualität. Eine BDSMerin wird nämlich auch unglücklich in einer treuen Beziehung mit einem Vanilla. Ein Schwuler unglücklich, wenn er seinem konservativem Umfeld eine Hetero-Beziehung vorleben muss.