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Erfahrungsaustausch: Das Leben nach dem Knast.

******eat
458 Beiträge
Zitat von *******eyn:
Wer hat sich wirklich mal mit den Stellen unterhalten, die Essen ausgeben und weiß definitiv, dass es für alle genug gibt?

Das ist die Problematik, es gibt Hilfe, aber nicht genug!

Ich bekomme bei meinem Montags Ehrenamt immer ne Lieferung von der Tafel und kann dann immer mit den Liefer-Jungs reden. Die Probleme bei der Tafel in München z.b. sind für Nutzer oft das komplizierte Anmeldeverfahren um nen Berechtigungsausweis zu bekommen (niedrigschwellig geht anders) und, dass es intern oftmals an Personal fehlt, das fährt, bedient oder im Lager arbeitet. Unser ganzer niedrigschwelliger sozialer Unterbau baut auf Ehrenamtler*innen und unbezahlter Care Arbeit auf. Wenn die fehlen, kann es noch so viel Essen geben, das vergammelt in den Lagern, weil niemand da ist, um es zu verteilen. Ich bekomme oftmals Ware, die einfach nicht rechtzeitig verteilt werden konnte und dann umschlagen ist, weil es nur eine handvoll Fahrer hier gibt und die teilweise bis 18 Uhr eine Tour nach der nächsten Fahren.

Das Containern zu verbieten, weil sich der Supermarkt sonst haftbar/strafbar macht, ist auch so nen Unding. Bei uns haben wir ein paar Filialen, die versuchen so wenig Lebensmittel wegschmeißen zu müssen, wie möglich. Einige packen Carepakete jeden Tag, die man mitnehmen kann. Andere kochen/backen und verteilen es an die Kund*innen oder es gibt nen Take-me Regal, wo Lebensmittel für Centbeträge von 1-20 Cent jeden Tag ausgelegt werden (ist wohl was rechtliches).

Zum Thema zurück schwenkend: Die Tatsache, dass wir Menschen wegen Armut in den Strafvollzug stecken und sie dort massiv traumatisieren und gleichzeitig z.b. bewusst die Tafel nutzen, um die Inflation aufzufangen (anstatt einer deutlichen Erhöhung der Versorgungssätze) ist in meinen Augen purer kapitalistisch motivierter Klassizismus.

Ich sehe es bei mir im Ehrenamt wozu diese krass breite Schere und die Ausweglosigkeit Betroffener führen kann. Man gerät ganz schnell in ne Spirale aus der man nicht mehr raus kommt, an deren Ende dann Knast, Überdosis, Ermordung oder Suizid steht. Es gibt zu wenig Möglichkeiten diesen Kreislauf zu durchbrechen. Schon gar nicht ohne Unterstützung. Nen stabiler Job oder festen Wohnraum zu haben sind teilweise Dinge, die in den Sozialberichten als langfristiges Ziel von Maßnahmen benannt werden. Schnell wird Systemsprenger.

Einige Freunde von mir waren im Gefängnis und haben nun z.b. Probleme, wenn sie damit offen umgehen, nicht ausgeschlossen oder stigmatisiert zu werden. Gleichzeitig ist das was ihnen dort alles geschehen ist, nicht wirklich aufgearbeitet worden und dient dem Umfeld lediglich als aufregende Geschickte, deren Details dann doch meist gar nicht so wichtig sind. Hauptsache man kann allen erzählen, man kenne jetzt nen Knasti. Die vermeintliche Strafe hat bei meinen Freund*innen nicht zu einer positiven Verhaltensänderung geführt, sondern diese nur noch weiter destabilisiert (Panikattacken, Flashbacks, Emotionale Kälte, Grausamkeit…). Ein so tiefgreifende Misstrauen und verletztes Sicherheitsgefühl ist schwer zu heilen und trägt sich in jeden Lebensbereich. Was einem Freund geholfen hat ist sein Hund, ähnlich wie Kriegsveteranen hat ihn dieser stabilisiert.

Mich frustriert das alles unheimlich. Also dieses Abhängen. Meine Konsequenz ist, dass mir Menschen wichtiger sind als auf Recht&Ordnung (wenn davon nur eine Elite profitiert) zu bestehen: Wenn also jemand im Supermarkt klaut, rede ich halt mit dem Personal spontan übers Wetter. Wenn Tickets im Bus kontrolliert werden, entleere ich dramatisch meine Taschen bis zu nächsten Station. Wenn ich die Polizei beim Kontrollieren von Taschen, etc bei offensichtlich suchtkranken Menschen sehe, biete ich mich als Zeuge für die Person an.


Mir wäre es also auch egal ob jemand nen Fahrrad oder ne Traube vor mir klaut, wenn keine Person, sondern ein Unternehmen schaden nimmt. Das Wetter ist schließlich toll heute… oder?


(Sorry für den rant, einer der anderen Freunde wird die Folgen der UHaft wohlmöglich nicht überleben und das Thema Strafvollzug in Kombi mit sozialer Ungerechtigkeit triggert das ein bisschen *oops* )
@******eat

Vielen Dank für den Einblick. Es scheint tatsächlich einfacher zu sein, zu urteilen, anstatt genauer hinzuschauen. (Nicht auf dich bezogen)

Das ist auch Teil der Problematik, dass es nicht genug Hilfe gibt, weil oft das Ehrenamt fehlt. Ich habe mich erst vor kurzem mit dem Mittagstisch bei uns unterhalten, die täglich warme Mahlzeiten anbieten und das auch innerhalb der Pandemie beibehalten konnten.
Das ist nicht immer einfach.
*********acht Frau
7.374 Beiträge
Ich frage mich, was ist Ei und was Henne. Generell bei solchen Diskussionen.


Und ich glaube nicht ans massenhafte unschuldig schuldig werden. Ich glaube viel mehr an die Kraft des Menschen, Eigenverantwortung abzuschieben auf böse Eltern, Lehrer, Nachbarn, den Staat, den Chef etc..
Leider kenne ich persönlich nämlich mehr Menschen, die so handeln, als solche, die tatsächlich ohne viel eigenes Zutun in Schwierigkeiten geraten.

Vielleicht eine Frage der Perspektive.
******wen Frau
15.525 Beiträge
Zitat von *******eyn:
Wer hat sich wirklich mal mit den Stellen unterhalten, die Essen ausgeben und weiß definitiv, dass es für alle genug gibt?

Das ist die Problematik, es gibt Hilfe, aber nicht genug!

Es ist imho ein Verteilungsproblem, kein Ressourcenproblem.
Zu Studienzeiten war meine beste Freundin aka Nachbarin wegen Langzeitstudententum auf die Tafel angewiesen. Sie ging da also hin und kam wieder. Und die unfassbare MASSE an Lebensmitteln reichte für sie, ihre WG-Mitbewohnerin, mich, und die Meerschweinchen bekamen Edelfraß, wie es kaum eine Meersau je serviert bekam. Ich bin bis heute entsetzt, wie unmöglich diese Tafel da rationiert hat. Ich bin mir sicher, dass nach soundsovielen XXL-Rationen nichts mehr übrig war für Oma Hilde und Opa Erwin. Ganz gewiss hätte man mit den vorhandenen Lebensmitteln mindestens das Doppelte an Bedürftigen versorgen können, denn diese Unverhältnismäßigkeit war Regel, nicht Ausnahme.
Seitdem habe ich leider ein sehr gespaltenes Verhältnis zum Jammerlied der Tafeln und kann die ewigen Klagen nicht mehr ernst nehmen. Schade, wie solche Erlebnisse prägen, denn es gibt bestimmt viele Tafeln, die ausgewogen und gerecht verteilen und durch solche schwarzen Schafe in Verruf geraten.
Eigenverantwortung ist so ein schönes Wort. Würde dem auch zustimmen, wenn alle aus guten, harmonischen Elternhaus kommen und nur die Besten Lehrer hatten. Eltern, die sich aufopfern kümmern, immer da sind.

Es zieht sich leider wie ein rotes Tuch durch viele, wenn man sich deren Geschichten anhört. Erzählt von Schließern und Ärzten in Forensischen Einrichtungen. Es hat sehr oft nichts mit anschieben zu tun, ist nur die einfachste Aussage, um die Augen zu verschließen. Aus dieser Perspektive kann man es natürlich auch sehen.
@******wen

Vielen Dank, aber auch das zeigt für mich. Es gibt nicht genug Hilfe.

Das heißt ja auch nicht immer, dass es nicht genug Lebensmittel gibt.
**********yes77 Frau
4.052 Beiträge
Zitat von **********nerin:

A Ich fahre schon nicht schwarz oder flunkere bei der Steuer...ich wüsste einfach nicht, was ich Menschen anfangen soll, die in einer gnaz anderen Welt als ich unterwegs sind.


dito.
ich hatte letztes Jahr ein Date mit nem Typen, der mir ganz stolz erzählte, wie er sich durchs Leben trickst. Gefälschte AUs durch ne MFA-Bekannte, Impfungen vorzeitig erschlichen, Versicherungsschäden geltend gemacht, die keine waren.... usw usf.
das sind zwar keine Dinge, die vergleichbar wären mit Knast-Aufenthalt. Aber für meinen Geschmack fuhr der schon zu sehr auf ner andern Schiene als ich bezüglich gewissen Grundwerten und es war mir zuviel Beschiss. Es endete direkt nach dem Kennenlernen

Es käme schon sehr auf die Tat an. Und wie derjenige heute drüber denkt. Tendenziell kann ich mir eher keine engere Beziehungen vorstellen. Das ist einfach nicht meine Welt.
Ich bin immer ganz fasziniert von der Menschheit. Zuerst war jeder zweite Corona-Experte, dann Impf- Wissenschaftler, danach Politologe der genau wusste was in der Ukraine zu tun ist und was passiert und jetzt ist man Rechtsexperte.
Geil. Ich fühle mich richtig gut unter so vielen klugen Menschen. Einzig, mir stellt sich die Frage, wo all die Menschen sind die mir sonst so im realen Leben begegnen, die nicht Autofahren können, nicht einparken zu wissen oder die Klopapier und Speiseöl Tonnenweise kaufen.
Oh ja, die Menschheit ist echt faszinierend.

Gruß
Herr VEN
******eat
458 Beiträge
Zitat von *******eyn:
Eigenverantwortung ist so ein schönes Wort. Würde dem auch zustimmen, wenn alle aus guten, harmonischen Elternhaus kommen und nur die Besten Lehrer hatten. Eltern, die sich aufopfern kümmern, immer da sind.

Es zieht sich leider wie ein rotes Tuch durch viele, wenn man sich deren Geschichten anhört. Erzählt von Schließern und Ärzten in Forensischen Einrichtungen. Es hat sehr oft nichts mit anschieben zu tun, ist nur die einfachste Aussage, um die Augen zu verschließen. Aus dieser Perspektive kann man es natürlich auch sehen.

Stimme dir zu. Ein Klient ist von Heim zu Heim in der Kindheit. Missbrauch, Gewalt, alles durch. Die Aussage die aber am meisten weh tat war, dass seine langjährige Haftstrafe als Teenie das erste Mal war, dass er sich irgendwo wirklich Zuhause gefühlt hat.


—————-Trennung


Ja, Eigenverantwortung sollte jeder Mensch für sich übernehmen können, aber was ist mit denen die es nicht können? Die so traumatisierte wurden, dass wichtige Fähigkeiten nicht erlernt werden konnten. Soziale Kompetenz, gesunde Stressregulierung, Konfliktmanagement, gesunder Selbstwert…Wenn Verhaltensschemata das eigene Verhalten sogar lähmen. Wurde ja schon viel angesprochen.
Die Schuld an mangelnder Teilhabe den Menschen zu geben, die abgehängt werden und diese somit noch mehr zu ächten, ändert an der Situation nichts. Diese weiter zu traumatisieren … traumatisiert sie nur weiter. Das ist ein wenig wie die Aussage „keiner muss obdachlos sein“ gegenüber einer obdachlose Person und zu gehen, anstatt sich dafür zu interessieren, wie es dazu kam und was die Person an Unterstützung braucht und wie man gesellschaftlich vielleicht ähnliche Schicksale vermeiden kann.

Es wird glaub ich z.b. grundlegend unterschätzt wie wichtig die Kindheit und Jugend dafür sind, dass eine Person überhaupt Eigenverantwortung übernehmen kann. Fehlt diese Phase oder dominierten in dieser Unsicherheit, Überforderung, Abwertung etc. beeinflusst das die Persönlichkeit, das Verhalten, die Wahrnehmung und die innere Haltung einer Person. Und zwar stark. Persönlichkeitsstörung entstehen so. Diese Defizite und zum überleben Notwendigen Schemata im Erwachsenenalter dann der Person zum Vorwurf zu machen, verstärkt diese wie gesagt nur.
Ich würde mir z.b. auch nicht zutrauen nackt gegen einen Drachen zu kämpfen. Und wenn ich noch nie nen Ritter gesehen hätte oder nen Schwert geschwungen, dann ist es auch nicht meine Schuld, wenn ich nicht kämpfen kann, oder?

Ja es ist einfacher anderen die Schuld zu geben, anstatt sich den eigen Schatten zu stellen. Ich merke das am eigenen Leib auf struktureller Ebene und es nervt und es ist anstrengend. Diese konstante Opferposition bremst einen selbst und das Umfeld durch ständiges Mosern, andere werden verletzt und ne Wolke aus Negativität und Hilflosigkeit verhindert, dass andere an einen näher rann kommen.

Was glaub ich das Einzige, was da wirklich hilft, um die Einstellung dahingehend zu ändern, ist die Person mit Schwert, Schild und Rüstung für den Kampf mit dem Drachen auszustatten. Den Drachen aus dem dichten Wald zu locken… und auch den Sieg gegen vermeintliche Eidechsen zu loben, während die Person das kämpfen lernt. Das macht aus der Person nicht nur irgendwann nen unbesiegbaren und eigenverantwortlichen Siegfried, sondern aus sich selbst auch einen deutlich weniger frustriert Beobachter, der sich darüber aufregt, dass eine Person auf der Stelle tritt.

—————— Trennung

Ich persönlich ab null Problem damit, wenn eine Person das System drippelt. Ich glaub ich feier es sogar ein wenig (Autismus yay). Ob eine Beziehung möglich wäre, hängt, neben vieler anderer Faktoren, für mich stark davon ab, wo die Person ihre Grenzen zieht. Ich könnte nicht mit einer gewalttätigen oder anders Menschen schadenden Person zusammen sein. Das hat dann wenig mit nem Gefängnisaufenthalt zu tun. Lieber nen grandiosen Meisterdieb, als nen Waffenhändler. Lieber nen Geldfälscher, als nen Ölbaron. Lieber nen Whistleblower, als nen Immobilienmogul *herz*
******_wi Paar
8.244 Beiträge
Zitat von ****ena:
Ich bin immer ganz fasziniert von der Menschheit. Zuerst war jeder zweite Corona-Experte, dann Impf- Wissenschaftler, danach Politologe der genau wusste was in der Ukraine zu tun ist und was passiert und jetzt ist man Rechtsexperte.
Geil. Ich fühle mich richtig gut unter so vielen klugen Menschen. Einzig, mir stellt sich die Frage, wo all die Menschen sind die mir sonst so im realen Leben begegnen, die nicht Autofahren können, nicht einparken zu wissen oder die Klopapier und Speiseöl Tonnenweise kaufen.
Oh ja, die Menschheit ist echt faszinierend.

Gruß
Herr VEN

Dann kommt hier noch ein Statistikexperte:

Auf wieviele Leute trifft Herr VEN denn so in seinem täglichen Leben, in der Großstadt München? Und wieviele von denen haben sich hier im Thread geäußert? Die Differenz ist die extrem große Gruppe derer,
Zitat von ****ena:
die nicht Autofahren können, nicht einparken zu wissen oder die Klopapier und Speiseöl Tonnenweise kaufen.
Ist doch ganz logisch, oder?
*****a42 Frau
13.642 Beiträge
JOY-Team 
Guten Morgen,

da hier kein Erafhrungsaustausch, wie im Eingangsposting gewünscht stattfindet und zu der Fragestellung des Threads kein Austausch stattfindet, schließen wir an dieser Stelle den Thread.

Herzlichen Dank an alle, die sich zum Thema eingebracht haben.

Liebe Grüße
sandra42
JOY Team
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