Makramee
Ich sitze an meinem Schreibtisch, welcher vom geordneten Chaos gezeichnet ist. Die Schreibtischlampe wirft einen Lichtkegel auf die von mir ersten gesetzen Knoten meines ersten Makramee. Ein gedecktes Rot und Grün waren meine Wahl, welches ein Altweiß rahmen würden. Schlaufe um Schlaufe ziehe und Knoten um Knoten binde ich.
Kobaltblaues Kleid an einen Sommertag. Du in weißen Leinenhosen und Hemd. Ein Umarmung zur Verabschiedung. Das drücken meiner Hand, welches so wärmend war.
Ich beende die Reihe. Knoten um Knoten, Schlaufe um Schlaufe.
Wartend sitze ich an der Elbe. Du in Blue Jeans setzt dich neben mich. Nähe und Wärme und der Duft von Regen begleiten uns.
Ich beende die Reihe. Knoten um Knoten, Schlaufe um Schlaufe.
Rätselratend unter einer Traubenkirsche, deren Namen wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten. Küsse und Eiskaffee.
Ich beende die Reihe. Knoten um Knoten, Schlaufe um Schlaufe.
Garten. Ein kleines Nimmerland mit Lavendel, Federmohn und Vogelzwitschern. Lagerfeuer. Hitze. Leidenschaft.
Ich beende die Reihe. Knoten um Knoten, Schlaufe um Schlaufe.
Perseidennacht. Ein Ring an meinem Zeh. Wärmendes Wasser. Wohlige Stille. Küsse. Haut auf Haut. Schnell gehender Atem. Blicke.
Ich beende die Reihe. Knoten um Knoten, Schlaufe um Schlaufe.
Regenwetter. Durchnässte Kleidung. Heizung. Wärmende Decken. Du liest mir vor, gemeinsam zugedeckt. Ich war kurz eingeschlafen. Deine Hand streichelt meine Füße.
Ich beende die Reihe. Knoten um Knoten, Schlaufe um Schlaufe.
Ein großer Stapel gespaltenes Holz vor mir. Ich außer Atem. Die Axt in der Hand. Dein Lächeln. Lagerfeuer in der Nacht.
Ich beende die Reihe. Knoten um Knoten, Schlaufe um Schlaufe.
Nasse Körper. Wein. Der Zigarettenrauch wabert im Mondschein. Deine Hände auf meinem Körper. Mir immer wieder sagend, wie schön ich doch bin.
Ich beende die Reihe. Knoten um Knoten, Schlaufe um Schlaufe.
Prüfungstag, endlich hinter mich gebracht. Wir treffen uns. Ich, endlich gelöst. Blicke. Küsse. Berührung.
Ich beende die Reihe. Knoten um Knoten, Schlaufe um Schlaufe.
Deine Wohnung. Rote Couch. Sehnsucht nach der Haut des anderen. Innige Küsse. Spüren. Fühlen. Zittern. Umarmen.
Ich beende die Reihe. Knoten um Knoten, Schlaufe um Schlaufe.
Jagd auf Mücken. Sieben auf einen Streich. Endlich, Stille der Nacht. Deine Umarmung. Hitze zwischen meinen Beinen.
Ich beende die Reihe. Knoten um Knoten, Schlaufe um Schlaufe.
Dein Körper, nackt. Ich betrachte dich, als würde ich dich nie mehr so sehen können. Biss auf die Unterlippe. Lüsterne Blicke.
Ich beende die Reihe. Knoten um Knoten, Schlaufe um Schlaufe.
Sehnsüchtiger Blick. Deine Wärme. Deine Stimme. Verbundenheit.
Ich beende die Reihe. Knoten um Knoten, Schlaufe um Schlaufe.
Ich beende meine Arbeit. Lächelnd betrachte ich das Lesezeichen. Ein Lesezeichen geknotet mit Erinnerungen, für Bücher, welche du immer bei dir trägst.
Ich stehe auf. Barfuß, geschmückt mit einem Ring am Zeh, gehe ich in die Stube und kuschel mich an meinen Hund. Mein Handy piept. Ich lächle.