Ich möchte kurz ein paar Dinge einwerfen.
Erstens: irgendetwas was rein subjektiven Wertevorstellungen entspricht, durch vermeintlich objektive Moral zu begründen, in dem man als gemeinhin schützenswert angesehene Menschengruppen wie Kinder, alte Menschen oder Kranke als vermeintliche Opfer/Verlierer hinstellt, ist klassisches Gaslighting: Man verschiebt das Problem, in dem man die eigene Argumentation durch offensichtlich wirkende Probleme begründet - die Probleme bei genauerem Hinsehen keine sind, wenn man die dadurch Begründeten Argumente als falsch annimmt.
Oder, m es weniger verdreht zu sagen: "Ich finde, A sollte nicht gemacht werden, weil C. Denn: B ist offensichtlich böse. Aber dein A führt ja wegen C automatisch zu B." - das ganze ist hinfällig, wenn C falsch ist.
Konkret: "Euer Beziehungsmodell ist problematisch. Kinder leiden ja unter kaputten Beziehungen. Und weil euer Beziehungsmodell ja problematisch ist, leiden darunter dann die Kinder. Also könnt ihr das ja nicht tun!". Das alles ergibt nur dann sind, wenn man schon die ganze Zeit davon ausgeht, dass das Beziehungsmodell problematisch ist. Geht man davon aus, dass das Beziehungsmodell aber gar nicht allgemein problematisch ist - dann ist es ja auch kein Problem, wenn die Kinder dmait aufwachsen.
Sprich: die These "Kinder leiden darunter" ist genau dann war, wenn die These "Das Beziehungsmodell funktioniert nicht" wahr ist.
Die beiden Thesen sind also gleich aussagekräftig, eine bedingt die Andere. Rein logisch folgt daraus, dass keine die andere belegen kann.
Sprich: nein, nur weil man Kinder hat, heißt das nicht, dass ein anderes als das traditionelle Beziehungsmodell problematisch ist.
Zweitens: sorry, aber unter unglücklichen Eltern leiden die Kinder definitiv. Sprich, wenn die Eltern nur zurückstecken, vermeintlich um eurer Argumentation zu folgen, um den Kindern zu helfen, und es den Eltern dadurch psychisch schlecht geht - wie soll das den Kindern helfen? Das ergibt keinen Sinn.
Wenn jemand in einer polyamoren Beziehung glücklicher ist, profitier auch das Kind davon. Und ob jemand in einer polyamoren Beziehung glücklicher ist als monogam oder nicht, dass wird außer der Person selbst niemand wirklich einschätzen können. Vor allem nicht ein Haufen Fremder.
Dritttens: Es sind nicht eure Kinder. Darüber, mit welchen Werten sie aufwachsen, habt ihr also nicht zu bestimmen. Und ob sie glücklich sind oder nicht, könnt ihr nicht beurteilen. Kinder sind genauso individuell wie Erwachsene. Eine Argumentation "für Kinder ist ein bestimmtes Verhältnis schädlich" ist also etwa gleichbedeutend mit "Männer sind soundso", "Frauen können dasunddas nicht", "Deutsche tun dasunddas" oder "Katholiken denken immer alle".
Darüber zu streiten, ob irgendeine Entscheidung von Eltern also für das Kind gut, schlecht oder garnichts ist, macht ungefähr so viel Sinn wie über verschieden Erziehungsstile (von denen wissenschaftlich gesehen nachweißlich sehr viele verschiedene sehr gut funktionieren) zu streiten. Wird von Eltern immer gerne gemacht, bringt aber garnichts.
Kümmert euch um eure Kinder so, wie ihr das wollt. Die wenigsten werden wollen, dass man euch da reiniredet, oder? Also tut das auch bei anderen nicht. Auch nicht, weil IHR das vermeintliche Kindeswohl gefährdet seht. Ihr könnt das, ohne die Kinder zu kennen, nämlich definitiv nicht beurteilen - genauso, wie das niemand bei euch kann.