Das erste Mal ...
Es war schwül an diesem Tag als sie sich zum ersten Mal trafen. Sie hatte ein kobaltblaues, schulterfreies Kleid aus Chiffonstoff gewählt, geschmückt mit weißen und altrosafarbenen Blüten. Es betonte ihre schon von der Sonne gebräunte Haut und der Gürtel in der Taille hob ihre weibliche Figur hervor. Kurz über den Knien endete das Kleid und gab Blick auf einige Narben frei, welche einen Wildfang in Kindertagen vermuten ließen. Sie hatte weiße, sommerliche Sneaker dazu gewählt. Das Kupferrot ihrer Haare leuchtete in der Sonne. Das Bernstein ihrer Augen war verdeckt von ihrer Sonnenbrille. Sie war vor der Zeit da. Natürlich. Sie war stets vor der Zeit da. Die Allee ging sie somit gemächlichen Schrittes, beobachtete die Menschen. Viele aßen Eis, manche tranken ein Bierchen gemütlich auf einer Bank. Die Cafés zu beiden Seiten der Allee waren gut gefüllt mit Gästen. Ein Gemurmel, welches nur durch das Vogelgezwitscher aus den Bäumen und das rauschende Wasser der Brunnen, welche am Ende der Allee standen, manchmal übertönt wurde. Sie nahm ihr Handy aus der Tasche und war so freundlich ihren Standort zu senden, falls er doch schon da sein sollte. Und aus dem Augenwinkel sah sie ihn kurz darauf.
Er gefiel ihr. Weiße sommerliche Hosen, ein schlichtes Shirt, Bart, Brille. Er las ein Buch bis er auf sein Handy schaute, aufstand, und sich auf dem Platz umschaute. Sie beobachtete dieses Schauspiel sichtlich amüsiert, gab sich dann aber doch alsbald zu erkennen.
Sie umarmten sich zur Begrüßung. Nicht zu lang, aber sehr herzlich. Ein Biergarten mit dem wunderbaren Blick auf die Altstadt wurde ihr Ziel. Nachdem sie ein Plätzchen im Halbschatten gefunden hatten und jeder an seinem Getränk genippt hatte, startete ein Gespräch, welches vom Hundertsten ins Tausendste führte. Kunst, Kindheit, Job, Alltag, Erlebtes, Reisen… und es wurde nicht langweilig. Selbst in manchen stillen Augenblicken wurde es nicht unangenehm. Er taxierte sie. Beobachtete. Es schien als würde er eine Fotografie machen wollen. Das Licht perfekt ausrichten. Sie perfekt in Szene rücken wollen. Ihr gefiel dieser Gedanke irgendwie. Und vielleicht spann sie sich ihn im Kopf schon weiter. Aber das ließ sie ihn nicht wissen.
Sie machte es sich nach einiger Zeit bequemer, zog ihre Schuhe aus und platzierte ihre Beine auf dem Stuhl neben sich. Ihre Zehen berührten die Zweige und Blätter der Hecke, welche an ihren Fußenden stand. Die rot lackierten Zehennägel schienen ihm zu Gefallen. Zumindest hatten sie kurz und immer wieder seine Aufmerksamkeit. Und das zusätzliche Spiel mit den Blättern und Zweigchen durch ihre Zehen schien ihn ein wenig aus der Fassung zu bringen, was sie aber nicht davon abhielt damit weiterzumachen. Sie mochte es zu spielen. Und gerade waren es diese unziemlichen Kleinigkeiten, die diesem Treffen so manches erotische Knistern entlockte. Mancher Blick der herausforderte. Das Kleid, welches sich etwas den Oberschenkel hochgeschoben hatte, aber noch genügend Platz für Phantasie ließ. Das diebische Schmunzeln welches sich über ihre Mundwinkel legte, während sie ihn anschaute. Ihr Gespräch konnte man mit einem Ping-Pong-Spiel vergleichen. Manchmal mit kleinen Zweideutigkeiten gespickt, welche beide zum Lachen brachte, aber immer noch die Contenance wahrend.
Nach dem dritten Getränk und ein paar Stunden später, entschieden sie sich noch ein paar Schritte zu gehen und die Wärme der Abendsonne zu genießen. Und doch musste dieses Treffen irgendwann enden. Bei der Verabschiedung umarmten sie sich. Länger als am Anfang. Fast ein wenig mit Sehnsucht. Er fasste ihre Hand. Drückte sie bedächtig, sodass ihr ein wohliger Schauer über den Körper lief. Ein Gefühl was sie bis nach Hause trug und ihr ein Schmunzeln auf ihre Lippen zauberte.