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Ein paar Fragen über Polyamorie

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*********hmidt
1.474 Beiträge
Hallo, liebe @*******phe !

Die Idee, mehrere körperliche wie emotionale Beziehungen offen und aufrichtig zu gleicher Zeit leben zu können, hat in unserer Kultur in den vergangenen 10 Jahren ganz gewaltig an Fahrt gewonnen. Offene Nichtmonogamie ist zwar immer noch eher eine Seltenheit bei uns, aber die Anzahl der Menschen, die sich mit offener Nichtmonogamie beschäftigen, nimmt gerade scheinbar von Woche zu Woche zu.

Wie so häufig, wenn kulturelle Strömungen sich in einer Position der Minderheit empfinden, kommt es auch in der "Poly"-Szene gerade zu einer gewissen Radikalisierungstendenz...

Damit meine ich, dass sich aktuell mit einer gewissen Häufung Menschen finden, die sich dazu berufen fühlen, der Welt und allen neugierig Forschenden zu erklären, was richtige Polyamorie, richtige Beziehungsanarchie, richtige Kinkyness oder richtiges Sonstwas ist. Ähnlich Beobachtungen mache ich übrigens auch in der BDSM- und der Tantra-Szene...

Ich persönlich halte den Ball gerne etwas flacher.

Statt mich zu fragen: "Wie ist es richtig?!",
frage ich mich: "Wie möchte ich es eigentlich am liebsten?!"

Eine meiner persönlichen Baselines in der Liebe lautet: "100% ehrlich or nothing." Wer dies nicht mitgehen kann oder will, ist dadurch kein schlecher Mensch, kommt für mich persönlich allerdings nicht (mehr) als Liebespartnerin in Frage.

Darüber hinaus habe ich festgestellt, dass mein persönliches "Wenn ich mir mal was wünschen dürfte..."-Lebensmodell weder die Monogamie ist, noch die absolut freie Beziehungsanarchie. Wenn ich mir mein eigenes Leben mal ganz nüchtern durchrechne (Job, Kinder, Freunde, Zeit zum Schlafen und für Hobbies...), dann komme ich zu dem Schluss: Dieses Leben bietet Platz für zwei tiefe und verbundene, gleichzeitig aber auch bewusste und intensive Liebesbeziehungen. Einer dieser Plätze ist zur Zeit besetzt, der andere ist aktuell (bzw. besser: schon durchaus etwas länger -> hohe Ansprüche haben halt ihren Preis...) offen.

Ist dieses Modell jetzt polyamor...?! Oder dual-monogam...?! Oder biamor...?!

Mir persönlich ist das ziemlich egal. Weil es schlicht das ist, was sich für mich persönlich nach aktuellem Kenntnis- und Gefühlsstand am stimmigsten anfühlt.

Natürlich weiß ich um die Studien, die die Monogamie als des Menschen natürliche Paarungsform sehr deutlich widerlegen... Aber warum sollte ich damit argumentieren...?! Schließlich geht es in den Gesprächen meines Lebens (privat wie in meinen Gesprächen mit Klient:innen), wenn dieses Thema aufkommt, (in aller Regel) nicht darum, was für uns Menschen arttypisch ist, sondern darum, was sich für eine ganz konkrete und bestimmte Person richtig und stimmg anfühlt...

Diese Frage nämlich kommt in all den Debatten über richtigoder falschschnell aus dem Blick. Dabei ist dies die Frage, um die sich alles dreht:

"Wie genau möchte ich persönlich
mein Leben / meine Liebe / meine Sexualität leben...?!"


Zum Abschluss eine kleine Warnung, wenn du dich nun in die "Poly"-Szene vertiefst:

"Poly" ist gerade ein mächtiger Hype, eine rasant wachsende Bewegung, die ständig neue Sympathisantinnen und Anhänger:innen findet. Viele von uns (insbesondere die "ganz Normalen") haben allerdings in unseren eigenen Kindheitsprägungen eher Fesseln als Flügel mitbekommen. Was wir darüber hinaus nicht wahrhaben wollen.

Weniger kryptisch ausgedrückt:

In der "Poly"-Szene finden sich eine Menge Menschen jederlei Geschlechts, die die Selbstbezeichnung "poly" dazu benutzen, um tatsächlich vorhandene Bindungs- oder gar Persönlichkeitsstörungen weg- bzw. schönzureden. Diese sind häufig durchaus charmant, präsent und faszinierend, entpuppen sich jedoch spätestens mittelfristig als irritierend bis psycho. Dummerweise ist aber auch nicht jede/r charmante, präsente und faszinierende Mensch in seinem Bindungsverhalten zwingend schwer gestört ("leicht gestört" sind, wie gesagt, in meinen Augen die meisten von uns bis wir alle...). Nein, denn genau dies sind ja auch die Eigenschaften echter Juwelen...!

Die Fähigkeit, eine gute Wahl zu treffen, wen wir wirklich in unser Herz und in unser Leben lassen wollen, ist daher in "poly"-Kreisen so ziemlich genauso wichtig wie in der Monogamie.

*zwinker*
Zitat von *******fee:
Man geht aus von der eigenen Gefühlswelt, [...]

Natürlich gehe ich erstmal von meiner eigenen Gefühlswelt aus, so wie jeder Mensch. Um andere Gefühlswelten kennenzulernen, habe ich diesen Thread eröffnet. *g*

In meiner Gefühlswelt geht es bei der Liebe nicht um Feuerwerk, Schmetterlinge im Bauch und die rosarote Brille. Das ist für mich Verliebtheit. Liebe macht unter anderem für mich aus, dass man eben auch schwere Zeiten und Krisen miteinander bewältigt und füreinander da ist. In meinen Augen ist das eine gewisse Verantwortung, die man füreinander trägt, auch wenn es für einen selbst Verzicht bedeutet.
Außerdem bin ich davon überzeugt, dass (meine) Liebe eine gewisse Nähe braucht. Und damit meine ich nicht, dass man 24/7 aufeinanderhockt oder auch nur zusammen wohnt. Ich meine eher eine emotionale Nähe, die sozusagen ein unsichtbares Band schafft.
Keine Ahnung, ob das Besitzdenken ist.

Ich stelle es mir eben schwierig vor, beide Aspekte (volle Unterstützung in Krisensituationen, emotionale Nähe) dauerhaft und zuverlässig in einem polyamoren Beziehungsgeflecht für alle Partner bereitzustellen.
Ich stelle es mir schwierig vor, halte es aber nicht für unmöglich. Beziehungsweise glaube ich, dass nicht jeder Mensch das so empfindet und will wie ich selbst. Meine Vermutung war, dass es bei Polyamorie vielleicht gar nicht darum geht, sondern um etwas ganz anderes. Daher frage ich ja hier nach. Ich bin da echt total offen und möchte niemandem irgendwas in Abrede stellen.
*****ite Frau
8.905 Beiträge
Zitat von *******phe:
Ich stelle es mir eben schwierig vor, beide Aspekte (volle Unterstützung in Krisensituationen, emotionale Nähe) dauerhaft und zuverlässig in einem polyamoren Beziehungsgeflecht für alle Partner bereitzustellen.

Der andere Partner kann auch Kraft schenken und den Rücken freihalten.
Im Bestfall ist es ja kein Konkurrieren um die Zeit und Aufmerksamkeit.
Von wieviel Personen reden wir da?
MFF oder MMFF oder mehrere?
*****ite Frau
8.905 Beiträge
Spielt es eine Rolle?
******r54 Mann
13.919 Beiträge
Die Anzahl der Personen ist eher nebensächlich.
ich denke, funktionieren muss es und das fängt beim gegenseitigen Respekt und Achtung an.
Na ja, je mehr Personen um so schwieriger stelle ich es mir vor allen gerecht zu werden. In Bezug auf das was Waldnyphme meint.
Zitat von *********4_NRW:
Die Anzahl der Personen ist eher nebensächlich.
ich denke, funktionieren muss es und das fängt beim gegenseitigen Respekt und Achtung an.

Das wäre eh die Grundvoraussetzung.😊😉
*****ite Frau
8.905 Beiträge
Polyamorie funktioniert nicht wenn man Liebe als ein zu verteilendes Gut ansieht, wie ein Kuchen, der dann immer kleiner wird.
Ist so ein bißchen wie mit der Liebe zu den Kindern. Man hat das erste ja nicht nur noch halb so lieb weil ein zweites kommt. Oder bekommt ein zweites weil "eins nicht reicht"
Für mich macht es ein Unterschied ob ich eine Person liebe oder mehrere .
Liebe ist nicht vergleichbar mit der zu meinen Kindern.

Polyamorie heißt ja das sich alle lieben.
Und wenn es 5 Personen sind.
*****ven Frau
7.327 Beiträge
Zitat von *******rau:
Polyamorie heißt ja das sich alle lieben.
Und wenn es 5 Personen sind.

Darf ich fragen, ob du polyamor veranlagt bist oder in einer solchen Konstellation Erfahrung hast?
Das tut zum Thema nichts zur Sache.
*****ite Frau
8.905 Beiträge
Zitat von *******rau:
Polyamorie heißt ja das sich alle lieben.

Nein, man muss sich nicht zwingend untereinander lieben. Achtung und Wertschätzung reichen.
Mein Partner kann mehrere Menschen lieben, ich auch. Aber da muss es keine Schnittmenge geben. Wie kommst du darauf?
Das Beispiel mit den Kindern finde ich interessant. Ich habe einen guten Freund, dessen Bruder aufgrund von Komplikationen bei der Geburt geistig behindert zur Welt kam. Sein Bruder benötigte natürlich mit Abstand die meiste Zeit und Aufmerksamkeit der Eltern, obwohl sie meinen Freund sicher genauso sehr liebten. Von ihm wurde als dem "gesunden Kind" immer erwartet, dass er zurücksteckt, vernünftig ist, keinen zusätzlichen Stress verursacht etc. Und wie er mir gegenüber gestand, ging das keineswegs spurlos an ihm vorbei.

Kann man die Beziehung zu Kindern auf (polyamore) Liebesbeziehungen übertragen?
********rauh Frau
1.014 Beiträge
Zitat von *******rau:
Für mich macht es ein Unterschied ob ich eine Person liebe oder mehrere .
Liebe ist nicht vergleichbar mit der zu meinen Kindern.

Polyamorie heißt ja das sich alle lieben.
Und wenn es 5 Personen sind.
Das kann man so auslegen, muss mann aber nicht.
Meistens lieben in einem polyamoren Geflecht nicht alle gegenseitig.
Zitat von *****ite:
Zitat von *******rau:
Polyamorie heißt ja das sich alle lieben.

Nein, man muss sich nicht zwingend untereinander lieben. Achtung und Wertschätzung reichen.
Mein Partner kann mehrere Menschen lieben, ich auch. Aber da muss es keine Schnittmenge geben. Wie kommst du darauf?

polyamorie bedeutet mehrere Lieben.
Aus Wikipedia

Polyamorie bezeichnet eine Form des Liebeslebens, bei der eine Person mehrere Partner liebt und zu jedem einzelnen eine Liebesbeziehung pflegt, wobei diese Tatsache allen Beteiligten bekannt ist und einvernehmlich gelebt wird.[1][2][3] Polyamore Beziehungen gründen auf der Absicht, die gewünschten Beziehungen langfristig und vertrauensvoll miteinander zu gestalten,[4] meist schließen sie Verliebtheit, Zärtlichkeit und Sexualität ein. Damit grenzt sich Polyamorie deutlich ab von der „freien Liebe“, die sich weitaus offener für rein körperliche Beziehungen zeigt.
********rauh Frau
1.014 Beiträge
Zitat von *******phe:
Das Beispiel mit den Kindern finde ich interessant. Ich habe einen guten Freund, dessen Bruder aufgrund von Komplikationen bei der Geburt geistig behindert zur Welt kam. Sein Bruder benötigte natürlich mit Abstand die meiste Zeit und Aufmerksamkeit der Eltern, obwohl sie meinen Freund sicher genauso sehr liebten. Von ihm wurde als dem "gesunden Kind" immer erwartet, dass er zurücksteckt, vernünftig ist, keinen zusätzlichen Stress verursacht etc. Und wie er mir gegenüber gestand, ging das keineswegs spurlos an ihm vorbei.

Kann man die Beziehung zu Kindern auf (polyamore) Liebesbeziehungen übertragen?
Die Beziehung sicher nicht. Kinder befinden sich in einem Abhängigkeitsverhältnis und die Eltern-Kind Beziehung ist nicht mit einem Partnerschaft vergleichbar.
Aber das Gefühl die gleiche Form von Liebe für mehr als eine Person zu fühlen ist schon etwas vergleichbar. Die meisten kennen das Gefühl von ihren Kindern und können das ein bisschen nachvollziehen. Aber jeder Vergleich ist eben nur ein Vergleich.
*****ite Frau
8.905 Beiträge
@*******rau
Ja, du zitierst. Mehrere lieben
Da steht nicht, dass sich alle untereinander lieben. Gibt's auch. Polykül.
Was ist ein Polykül?
Polykül ist ein Kofferwort aus Polyamor und Molekül und bezeichnet auf recht niedliche Weise ein polyamores Beziehungsnetzwerk. Zu meinem Polykül gehören also nicht nur die Menschen mit denen ich selbst zusammen bin, sondern auch deren andere Partnerpersonen neben mir (diese sind meine Metamours).26.12.2018

Ah ok
Ein Neues Wort in dem ganzen Geflecht 😁

Da klingt das schon anders.
Profilbild von mir
*********ker54 Mann
305 Beiträge
Unter meinen amerikanischen Freunden ist ein MMF Polyamorie-Dreier, und ja die beiden MM sind bi.

Die haben ein gemeinsames Schlafzimmer mit einem echt großen Bett aber auch private Räume im Haus.
Das ist eine Poly Beziehung in der alle drei gleichwertig jeden der anderen lieben.

Die beiden M gehen arbeiten und die F versorgt den Haushalt. Darüber hinaus sprechen die sich immer kurzfristig ab wer grad welche Arbeiten im/außer Haus übernimmt.

Aber was ich hier im JC so manches mal als angebliche Polyamorie lese, sind eigentlich nur Kerle in Beziehung die nebenbei noch eine (warum auch immer von F geduldete) nicht im Haus/Stadt lebende Fi**Partnerin haben. *roll*
*****ite Frau
8.905 Beiträge
Zitat von *******phe:
Das Beispiel mit den Kindern finde ich interessant. Ich habe einen guten Freund, dessen Bruder aufgrund von Komplikationen bei der Geburt geistig behindert zur Welt kam.

Im Gegensatz zu seiner Familie kann man sich Partner aussuchen.
Ausserdem gehe ich davon aus, dass meine Partner ein eigenständiges Leben führen und nicht nur um mich kreisen.

@*******rau
Wie gesagt, ein Polykül ist nicht zwingend bei Polyamorie.
********rauh Frau
1.014 Beiträge
Zitat von *******rau:
Was ist ein Polykül?
Polykül ist ein Kofferwort aus Polyamor und Molekül und bezeichnet auf recht niedliche Weise ein polyamores Beziehungsnetzwerk. Zu meinem Polykül gehören also nicht nur die Menschen mit denen ich selbst zusammen bin, sondern auch deren andere Partnerpersonen neben mir (diese sind meine Metamours).26.12.2018

Ah ok
Ein Neues Wort in dem ganzen Geflecht 😁

Da klingt das schon anders.
Man darf bei den ganzen Definitionen nicht vergessen, dass sich die Leute in ihren Beziehungen nicht an Wikipedia orientieren und ihr Ding machen und es nenne wie sie wollen.
Die Definitionen sind zur Orientierung ganz nett, aber damit in Diskussion zu ziehen um anderen zu erklären, dass sie "falsch" polyamor leben wird dann leicht etwas absurd.
Also die Definition nicht so absolut oder als Regelwerk sehen.
*****ite Frau
8.905 Beiträge
Zitat von ********rauh:
aber damit in Diskussion zu ziehen um anderen zu erklären, dass sie "falsch" polyamor leben wird dann leicht etwas absurd.
Also die Definition nicht so absolut oder als Regelwerk sehen.

*top*
**********Magic Mann
19.080 Beiträge
Nur zur Info Wiki's Petra liegt auch nicht immer richtig.
Aber davon abgesehen würde ja bereits aufgeklärt wenn ein Paar Polyamor lebt, die Anzahl der beteiligten einfach Latte ist. Denn die lieben sich ja nicht untereinander.
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