Vorab:
Es kommt für mich nicht darauf an, wie viel wir, erwarten, sondern was.
Einige hier gelesene Vorgehensweisen halte ich nicht für sinnvoll:
Erwarten wir etwas, ist die Enttäuschung groß, wenn es nicht passiert.
Nein, es kommt auf die Erwartung an. Erwartungen schützen auch.
Wenn ich erwarte, dass der Andere sich mir gegenüber vernünftig verhält und dies - soweit überhaupt notwendig - auch klar kommuniziere - dann hilft es mir, wenn ich auf hier nicht erfüllte Erwartungen entsprechend reagiere.
Ich habe keine Erwartungen.
Ich erwarte auch nichts.
Sehr einfach.
Leider weder einfach, noch für mich erstrebenswert:
Wenn ich keine Erwartungen (und damit auch keine Festlegungen, Grenzen usw.) habe, dann kann der Andere einerseits machen was er will und bekommt mich andererseits "nicht zu fassen", weil ich ja wie ein Pudding - da ohne festen Kern - mich in alle neuen Situationen begebe - und verhalte. (Authentisch-sein geht anders.)
Wenn ich von vornherein vieles ausschließe, zum Beispiel in der Darstellung meines Profils, dann grenze ich direkt ab.
Bleibe ich aber offen, so habe ich es oftmals erlebt, ergeben sich andere Chancen mit denen ich nicht gerechnet habe.
Meine Erwartungen sind tatsächlich übertroffen worden.
Wenn ich nicht das ausschließe, womit ich gar nicht klar komme (und wenn ich das nicht mitteile), haben andere doch gar nicht die Chance, zu erkennen, ob man "kompatibel" ist, ob man zueinander passt.
Wenn ich allerdings zu viel erwarte, gar ausschließe oder auch fordere, dann verhindere ich damit auch viel zu viel.
Erwartungen sind - oder sollten - ab und zu auch Wünsche im Sinne von "es wäre schön wenn..." sein.
Also kein Dogma.
Es gibt aber durchaus Sichtweisen, wo ich mitgehen kann:
• Die Erwartungen sollten nicht ins Uferlose gehen und sich an Nebensächlichkeiten festhalten.
(Mit der Zeit sollte man gelernt haben, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden.
Sonst verbaut man sich und anderen Menschen nur das, was sonst möglich wäre.)
• Erwartungen an andere Menschen, dass sie die eigenen Unzulänglichkeiten "ausbügeln",
sind dem Miteinander oft abträglich und führen schnell dazu, dass man nicht miteinander klar kommt.
• Die Erwartung, dass eigene Erwartungen (verhältnismäßig) schnell auch zum Ziel führen,
kann einem selbst das Leben schwer machen. Hier ist eben auch mal Geduld gefragt.
• Die eigenen Erwartungen (und damit die eigenen Ziele) sollte man immer mal wieder hinterfragen.
Glücklich werden kann man nur durch sich selber, denn kein anderer ist dafür verantwortlich zu machen.
Das ist ein Satz, den ich - auch im Zusammenhang mit Erwartungen - als sehr wichtig ansehe.
Erwarten wir, dass (möglichst) alle unsere Erwartungen auch erfüllt werden, erschaffen wir schnell das Unmögliche.
Erwarten wir etwas, ist die Enttäuschung groß, wenn es nicht passiert.
Nicht in jedem Fall.
Manchmal weiß man dann auch, auf was man dann eben nicht setzen / sich verlassen sollte und passt sich dann entsprechend an. Erwartungen sind manchmal auch wie Ziele: Ab und zu ist es nötig, sich neue, andere zu suchen.
Wichtig ist auch, wie man mit Erwartungen (den eigenen und den der anderen) umgeht - und damit, das manche nur Erwartungen bleiben.