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Der Konstruktivismus und die narrative Identität...

*********ebell Mann
2.543 Beiträge
Themenersteller 
Der Konstruktivismus und die narrative Identität...
Nachdem sich hier: F ohne + ? Hat sich das "Motiv" eurer Anmeldung geändert? gewünscht wurde, einen eigenen Thread zum Konstruktivismus aufzumachen - komme ich dem nur all zu gern nach. *ggg*

Ich versuche das so einfach und allgemeinverständlich anzugehen wie's geht. Bei Fragen, einfach fragen - und wenn's umfangreiche Erklärungen braucht oder sehr viele Details, die hier vielleicht den Diskussionsfluss irgendwie aufhalten würden, schreibt mich einfach an, vielleicht kriegen wir das dann auch bilateral hin. *g*

Wie kommt man überhaupt auf sowas?!?

Naja, eigentlich nur über eine kleine spitzfindige Wortklauberei. *zwinker*
Da hieß es:
Also die Wahrnehmung von einem Menschen kann sich hier sehr stark von der Realität unterscheiden.

Und ich konterte darauf, dass ich ohnehin keine Aussage über Realität machen kann und mich mich entsprechend gern auf eine zusammenpassende Wirklichkeit einlasse, wenn es darum geht, Menschen kennenzulernen. *g*
Und so kamen wir dann zum radikalen Konstruktivismus...

Radikaler Waszumteufel?!?
Ich versuche das so verständlich wie möglich zu erklären. Wie gesagt: Bei Fragen - einfach raus damit. *g*

Also: Im Großen und Ganzen unterscheide ich zwischen "Realität" und "Wirklichkeit".
Sowas wie eine "Realität" muss es schon irgendwie geben - aber ich kann nichts wahres darüber sagen.
Ich habe aber mehr oder weniger zuverlässige Sinnesorgane, die mir diese Realität vermitteln und ein Gehirn, dass aus all diesen Reizen und Impulsen etwas macht: "Wirklichkeit". Realität wirkt also auf mich.
Ich kann aber im Grunde nur eine wahre Aussage darüber machen, was diese Wirkung angeht. Ich kann also sagen: "Die Rose ist rot" - und das ist dann mein rot. Wie du, lieber Leser, rot siehst oder ob du es überhaupt sehen kannst (wenn du rot/grün-blind bist ist das für dich vermutlich grau?), weiß ich nicht. Deine Sinnesorgane funktionieren anders als meine - dein Gehirn funktioniert anders als meins. Du hast also eigentlich eine ganz andere Wirklichkeit als ich, in der es vielleicht Ähnlichkeiten und Schnittmengen gibt.
Genau diese Ähnlichkeiten und Schnittmengen sind für mich Teil einer narrativen Identität.
Ja, ich weiß, ich benutze den Begriff unscharf - also liebe Philosophiedoktoranden, steinigt mich nicht sofort. *zwinker*

Narrawas? Haste jetzt die Narrenkappe auf?!?

Nein, nein. Ich neige zwar zu Späßen, aber in diesem Fall ist das ein bisschen anders. Die "narrative Identität" ist, einfach erklärt, die "Geschichte die man sich selbst und anderen über sich erzählt".
Wenn man sich kennelernt, dann erzählt man über sich selbst etwas, das dem Gegenüber ein Bild davon vermitteln soll, wer man ist. "Wer man ist" ist so eine von diesen unglaublich großen und vielschichtigen Fragen - und darum ist's ab und an ganz gut, wenn man es in eine Geschichte verpackt, die der andere verstehen kann.
Da hilft es, wenn die Wirklichkeit gemeinsame Schnittmengen hat. *zwinker*

Es hieß dann:
Die Intentität hängt sehr von der Selbsteinschätzung und Darstellung ab, oftmals sind es wohl auch Wunschvorstellungen die hier dargestellt werden. Die Leute können in der Anonymität des Internets, in diesem sicheren, anonymen Raum auch in eine Rolle schlüpfen. Also die Wahrnehmung von einem Menschen kann sich hier sehr stark von der Realität unterscheiden. Manche scheinen hier aufzublühen, bekommen in der Realität aber kaum ein Wort heraus um nur mal ein extremes Beispiel zu nennen.

Das gehört zum Narrativ dazu. Wenn ich mir selbst und auch anderen die Geschichte erzähle, dass ich der tollste Karpfen im Teich bin, dann ist das womöglich eine ganz gut konstruierte Wirklichkeit, die ich mit mir herumtrage.
Mein persönliches Narrativ basiert dabei auf den Dingen, die ich erlebt habe, dem, was mir andere über mich erzählt haben, dem was ich mir wünsche und vorstelle - all das wird zusammenverwoben zu einer Geschichte, die ich über mich erzähle und die ich von mir für wahr halte. Und bei meinem Gegenüber ist das ganz genau so.

Ja... und jetzt? Was zum Teufel willst du damit jetzt sagen?!?

Eigentlich ist "des Pudels Kern" an dieser Stelle für mich, dass es mir nicht unbedingt auf das Medium ankommt, über das wir diese Geschichten austauschen. *g*
Für mich ist "einen Menschen kennenlernen" genauso schriftlich, telefonisch oder in einer physischen Wirklichkeit möglich. Das sind für mich nur unterschiedliche Trägermedien für die gleichen Geschichten, die wir uns gegenseitig erzählen.
Klar. Menschen verhalten sich hier anders als in der physischen Wirklichkeit. Das liegt einfach daran, dass deutlich mehr Reize und Nervenimpulse umgesetzt werden müssen und einfach viel mehr "Daten in die Konstruktion" einfließen. Es kommt zu intuitiver Ablehnung oder Zuneigung basierend auf biochemischen Reaktionen, die hier nicht stattfinden können.

Aber all das, ändert ja nichts am Menschen selbst, oder? Die Geschichten, die wir uns selbst erzählen würden bei Zuneigung oder Ablehnung nur von denen abweichen, die wir dem jeweils anderen erzählen. Sprich: Wenn ich jemanden intuitiv nicht mag, erzähle ich ihm vielleicht nur einen Teil meiner Geschichte.

Und das ist dann der Grund, warum Menschen online "aufblühen" aber in der physischen Wirklichkeit "kein Wort rausbekommen". Sie sind vielleicht eingeschüchtert oder mögen sich nicht und wollen einander nicht die ganze Geschichte erzählen.

Alter! Das is scheiße kompliziert! Sicher dass du hier richtig bist?!? Hier geht's um's vögeln, nich um Philosophie-Proseminare...

Naja... ich mag's erstmal ein paar Gedanken zu zerwühlen, bevor ich mit meine Gegenüber die Kissen zerwühle. *zwinker*
Insofern steht für mich "kennenlernen" vor "vögeln". Und das wiederum bedingt, dass man sich gegenseitig die Geschichten der jeweils eigenen Wirklichkeit erzählt. *g*
*****ven Frau
7.318 Beiträge
Ich danke dir für diesen Beitrag und freue mich, dass sich doch manchmal Menschen (auch in diesem, dafür eher schwierigen Umfeld) dazu durchringen, intellektuelle Themen anzuschneiden und zur Diskussion zu stellen.

Meine persönliche Erfahrung (also ... Konstruktivismus ist ein "check-natürlich ist das so" für mich) dazu ist, dass der Deckungsgrad in der Frage "wie sehe / beschreibe ich mich selbst" und "wie sehen / beschreiben mich andere" von Person zu Person seeeehr unterschiedlich ist. Manche Menschen haben eine hohe Deckung Selbst-/Fremdwahrnehmung und andere eine so geringe, dass ich mich selbst tatsächlich manchmal frage, wie das überhaupt möglich ist. Was man freilich (weder hier noch analog) weiß ist, wie denn dieses Verhältnis ist. Da hilft on- wie offline nur das Herausfinden über die Zeitachse (bzw. gemeinsame Zeit, Dialoge, usw.).
**********ede56 Mann
6.133 Beiträge
*danke* @*********ebell für diesen Thread. Obwohl du das sehr gut erklärt hast, muss ich das erstmal sacken lassen. Einige Fragen sind mir beim lesen gekommen. Wenn ich die verständlich kommunizieren kann melde ich mich wieder. *ggg*
Wohl wahr!

Ich möchte ergänzen, dass das auch für (gemeinsame) Erlebnisse gilt. Und dass es eine ungeheuer bemächtigende Sichtweise ist. Wenn ein Ereignis "an sich" keine "wahre Natur" hat, sondern diese erst in meiner Rezeption, Verarbeitung, Erinnerung bekommt - dann bin ich Herr (oder Frau) der Natur und damit auch der Auswirkung der Begebenheit.

Nehmen wir z. B. "Zurückweisung" (jeder > 40 Mann im Joy wird das kennen *ggg* ) - it hurts. Wenn ich mir aber bewusst werde, dass ich ja entscheiden kann, "was das nun war" - kann ich damit ganz anders umgehen.

Nur ein Beispiel natürlich.

Ein anderes ist die Möglichkeit der Rückkopplung auf andere. Schönes Stichwort "fake it, till you make it". Wenn ich vielleicht nicht selbstbewusst bin (mir geht das oft so), dann hilft es (klingt jetzt blöd) aber erstmal einfach nur "so zu tun". Dadurch verändert sich die eigene Wahrnehmung .. damit die eigene Wahrheit .. und (und das ist das geniale) auch die Wahrnehmung meines Gegenübers.

Das gilt auch anders herum. Ich kann entscheiden, eine Person interessant zu finden. Auch wenn sie es auf den ersten Blick nicht "ist" (und wir wissen ja schon dass es kein objektives "so sein" gibt). Wenn ich dann so handle, ergibt sich öfter als nicht eine "tatsächliche" (also weniger bewusst beinflusste) Interessantheit der Person.

Schon spannende Gedanken *g*
*********ebell Mann
2.543 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *********hing:
Ein anderes ist die Möglichkeit der Rückkopplung auf andere. Schönes Stichwort "fake it, till you make it". Wenn ich vielleicht nicht selbstbewusst bin (mir geht das oft so), dann hilft es (klingt jetzt blöd) aber erstmal einfach nur "so zu tun". Dadurch verändert sich die eigene Wahrnehmung .. damit die eigene Wahrheit .. und (und das ist das geniale) auch die Wahrnehmung meines Gegenübers.

Mhm. 🤔
Da wird dann aber nicht die "Realität" zur konstruierten mentalen Repräsentation. Also: Die Außenwelt vermittelt sich dabei nicht durch Sinnesreize und wird zu einem inneren Erlebnis.
Das ist dann eher so ein inneres Erlebnis, das ein anderes inneres Erlebnis konstruiert oder?

Vor allem: Wenn du nicht viel selbstvertrauen hast, aber "so tun kannst als ob": Wessen Rolle spielst du dann nach? (Ok, Rollentheorie ist wieder ein ganz anderes Thema...) Vor allem: Du "weißt ja wie's geht", selbstvertrauen zu haben, hast also eigentlich schon ein inneres Bild davon. Wie weit ist dann der Schritt, um von diesem inneren Bild zum tatsächlichen sein zu kommen? 🤔

(Sorry, auch spannende Gedanken... *ggg* )
Die Außenwelt vermittelt sich dabei nicht durch Sinnesreize und wird zu einem inneren Erlebnis.
Das ist dann eher so ein inneres Erlebnis, das ein anderes inneres Erlebnis konstruiert oder?

Ich meine schon. Die "Zurückweisung" (um im Bsp zu bleiben) ist ja ein "äußeres Erlebnis". Über das habe ich keine Macht. Ich kann Frau ja nicht zwingen, mich nicht zurückzuweisen. Im inneren - in der Bewertung, wie ich es erinnere - habe ich Macht daraus etwas anderes zu machen. Ich kann vielleicht nicht die "Natur" ändern. Aber ich kann beeinflussen, was das mit mir macht, was die "Ausprägung" ist. Dass es eben (z.B.) keine Zurückweisung meiner Person, sondern nur der Situation war, etc.

Vor allem: Wenn du nicht viel selbstvertrauen hast, aber "so tun kannst als ob": Wessen Rolle spielst du dann nach? (Ok, Rollentheorie ist wieder ein ganz anderes Thema...) Vor allem: Du "weißt ja wie's geht", selbstvertrauen zu haben, hast also eigentlich schon ein inneres Bild davon. Wie weit ist dann der Schritt, um von diesem inneren Bild zum tatsächlichen sein zu kommen? 🤔

Oh, gar keine "Rolle"! Jedenfalls nicht im Sinne eines Nachspielens. Ich glaube jeder hat "irgendein" Bild in sich, wie Selbstvertrauen aussieht. Klar ist es mühsam, das zu "spielen". Aber es gibt ja Tricks .. Arme hoch für 3 Min. vorm Spiegel und Lächeln - klingt albern, ist in der Wirkung aber empirisch belegt.
*********ebell Mann
2.543 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *********hing:
Im inneren - in der Bewertung, wie ich es erinnere - habe ich Macht daraus etwas anderes zu machen.

Naja, ok. Erinnerungen sind sowieso nie "echt". Im Grunde konstruiert das Gehirn jede Erinnerung frisch neu. Sprich: Sachen sind niemals exakt so passiert, wie du sie erinnerst.
Kannst du gut auf Familienfesten erleben, wenn sich die Leute die Geschichten erzählen, die mit "Weißt du noch, damals..." anfangen. Da passiert jedes Jahr mal was neues. *ggg*
Ja *ggg* oder die (gephotoshopten) Bilder von Menschen die als Kinder in Disneyland waren und dort mit Bugs Bunny posiert haben. Und die sich "ganz sicher" daran erinnern. Sogar die Interaktion beschreiben können.
*****ven Frau
7.318 Beiträge
Es gibt ja mittlerweile - aus gutem Grunde - auch recht intensive Diskussionen über den Wert von Zeugenaussagen in jusristischem Kontext.
***an Frau
11.002 Beiträge
Alter! Das is scheiße kompliziert! Sicher dass du hier richtig bist?!? Hier geht's um's vögeln, nich um Philosophie-Proseminare...

Ich dachte schon ich bin im falschen Film, aber das obige Zitat hat mich dann doch in die reale Welt von Joy zurückgeholt. *umfall* *haumichwech*
*********ebell Mann
2.543 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ***an:
Alter! Das is scheiße kompliziert! Sicher dass du hier richtig bist?!? Hier geht's um's vögeln, nich um Philosophie-Proseminare...

Ich dachte schon ich bin im falschen Film, aber das obige Zitat hat mich dann doch in die reale Welt von Joy zurückgeholt. *umfall* *haumichwech*

Das sind halt so Fragen, die mir ab und an mal gestellt werden. *ggg* Meisten von Menschen, die dann meine NotToFuck-Liste (ähnlich wie eine NotToDo-Lliste) ergänzen. *ggg*
*******_nw Frau
7.610 Beiträge
Schönes Thema. Und überaus launig anmoderiert, das lädt doch zum MitHirnzergrübeln geradezu ein. *g*

Überlegt habe ich mir Teile davon - in wesentlich geringerem Komplexitätsgrad - bereits häufiger. Die Berichte dass es, trotz längerer, intensiver 'Kommunikationsphasen' in der Realität dann doch völlig anders, was in dem Falle ja in der Regel enttäuschend meint, gewesen wäre sind ja nicht so selten.

Für mich kann ich das halt nicht bestätigen. Eher sogar im Gegenteil. Kurzfristiges Auflodern eines Interesses das dann aber auch schnell wieder in sich zusammen fällt - klar, sowas passiert mir auch schon mal. Aber wenn ich länger mit jemandem kommuniziere - und das immer noch gern - gibts das nicht dass ich denjenigen kennen lerne und vom Kennen lernen enttäuscht wäre. Klar, ob es chemisch gleich 'funkt' kann ich auch nicht vorhersagen. Und es kann sich durchaus die eine oder andere kleinere Projektion mit in den Kopf geschlichen haben die den veränderten Blickwinkel erst mal mit ein paar irritierenden Störsignalen durchzieht. Was aber den Gesamteindruck nicht kippt sondern einfach nur neue Blickwinkel eröffnet.

Ich hab mich daher schon häufiger gefragt, wie kann man denn über längere Zeit intensiv mit jemandem kommunizieren und dann dennoch nichts über denjenigen erfahren haben? Wenn wir jetzt mal nicht von tatsächlich pathologischen Persönlichkeiten ausgehen die ganz bewusst eine komplette Täuschung beabsichtigen - aber das dürfte doch eine sehr geringe Minderheit sein.

Meine Hypothese ist, dass es durchaus auch in der ohnehin unumgänglichen subjektiven Narrativität Unterschiede gibt was die zugrunde liegende Intention angeht. Und dass diese Intentionen sich auch gegenseitig befeuern und zu einer alternativen Realität führen. Will sagen, es macht einen Unterschied ob man tatsächlich interessiert daran ist sich so zu zeigen wie man ist - oder ob man sich, ganz ohne böse Absicht, menschlich durchaus verständlich, ein wenig schminkt und aufhübscht, Kanten ein wenig glättet und ein bisschen öfter lächelt. Und mit dem Objekt der Begierde Schrittchen für Schrittchen in ein Rosa-Wolken-Land entschwindet das zunehmend den Boden der Realität hinter sich lässt.

Mein Liebster hat mir mal gesagt, er wäre sich in den ersten Tagen unseres Kontaktes gar nicht sicher gewesen ob ich ihn nicht hätte in die Flucht schlagen wollen (und ich hab mich, für mich total ungewöhnlich, fast von Anfang an echt zu ihm hingezogen gefühlt *g* ). Ich kann abolut verstehen warum er das so empfunden hat. Aber letzten Endes war es denn auch genau das was ihn für mich eingenommen hat. *g*
**********ede56 Mann
6.133 Beiträge
@*********hing
Ich meine schon. Die "Zurückweisung" (um im Bsp zu bleiben) ist ja ein "äußeres Erlebnis". Über das habe ich keine Macht. Ich kann Frau ja nicht zwingen, mich nicht zurückzuweisen
Einspruch, wenn deine Selbstwahrnehmung erheblich von der Anderer abweicht, sind Zurückweisung gehäuft die logische Folge. Darüber hast du sehr wohl Macht.

@***an
Ich nenne das hier Brain Fuck, passt dann schon zum Joy. Hier gehts eben nicht nur um die schönste Nebensache der Welt. *mrgreen*
*****erl Frau
2.968 Beiträge
Zitat von ****ide:


Ich hab mich daher schon häufiger gefragt, wie kann man denn über längere Zeit intensiv mit jemandem kommunizieren und dann dennoch nichts über denjenigen erfahren haben? Wenn wir jetzt mal nicht von tatsächlich pathologischen Persönlichkeiten ausgehen die ganz bewusst eine komplette Täuschung beabsichtigen - aber das dürfte doch eine sehr geringe Minderheit sein.


Ich glaube nicht, dass diese Fehleinschätzung darin begründet ist, dass man wenig erfährt, sondern dass der, der fehleinschätzt, mehr konstruiert (in der Wahrnehmung und zum Teil auch in der Selbstdarstellung), als jemand, der richtig einschätzen kann.

Wenn man länger mit einander schreibt, macht man sich ja ein Bild vom Gegenüber. (Wie gut der Volksmund das doch schon immer wusste *zwinker*)
Es gibt Menschen, die dazu neigen, die Welt und andere Menschen nach sehr speziellen eigenen Gedankenmustern einzuordnen. Da spielen z.B. Wünsche und Vorurteile eine große Rolle. Und die Dinge, die sie im Austausch erfahren, werden eben entsprechend eingeordnet und so kommt es zu Fehleinschätzungen.

Menschen mit Intuition, Empathie und einer guten Selbsteinschätzung sind anscheinend besser in der Lage, Dinge und Situationen realistischer wahrzunehmen. Ihre Wahrheit - die eigene/innere und die fremde/äußere scheint der Realität besser zu entsprechen.

Nochmal was vom Volksmund: Enttäuschung ist das Loskommen von einer Täuschung.
(Und die entstand manchmal, weil man sie sich selbst gemacht hat oder Dinge nicht wahrhaben wollte.)
***ka Frau
2.007 Beiträge
Tolles Thema *ggg*

Also sollte man hier eine Selbstbeschreibung sowie eine Fremdeinschätzung fürs Profil einführen, um in der Schnittmenge ein "echtes" Bild in der Beschreibung eines Menschen zu bekommen? Wobei ist sowas möglich? Meine Arbeitskollegen würden mich ja anders beschreiben, als meine Freunde, als meine Familie oder als meine Kommilitonen.... aber vielleicht gibt es eine Schnittmenge?

Ich habe hier beim Schreiben aber auch schon gemerkt, dass ich meine Vorurteile anderen schnell gegenüber stülpe z. B. jeder, der auf Metal steht, ist in meinen Augen ein netter Mensch... das diese Aussage falsch ist, weiß ich eigentlich....
*********ebell Mann
2.543 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ****a89:
Also sollte man hier eine Selbstbeschreibung sowie eine Fremdeinschätzung fürs Profil einführen, um in der Schnittmenge ein "echtes" Bild in der Beschreibung eines Menschen zu bekommen?

Die konstruieren ihre Wirklichkeiten ja genauso wie man selbst.
Aber: Wenn du das alles zu einer Geschichte zusammenfasst, die du dann konsistent erzählen kannst, wäre das nah an "Wirklichkeit".
*******_nw Frau
7.610 Beiträge
Zitat von *****erl:
Menschen mit Intuition, Empathie und einer guten Selbsteinschätzung sind anscheinend besser in der Lage, Dinge und Situationen realistischer wahrzunehmen. Ihre Wahrheit - die eigene/innere und die fremde/äußere scheint der Realität besser zu entsprechen.

Das wird wohl so sein. Aber sind Intuition und Empathie nicht auch Dinge, die erlernt und verbesert werden müssen durch Erfahrung, also in sich bereits 'konstruiert'?

Ich erlebe es jedenfalls so bei mir. Vielleicht weil ich solche Talente angeborener Weise nicht besitze und deswegen durch Versuch und Irrtum ersetzen muss. Mag sein.

Ich habe für mich jedenfalls festgestellt dass die Kausalitäten und Korrelationen die ich mir im Laufe meiner Erfahrungen so zurecht gebastelt habe immer wieder mal auf den Prüfstand gehören weil sie sich doch immer wieder mal als eher zufällig erwieen haben. Hinschauen wenn die Intuition *achtung* sagt auf jeden Fall! Aber diese Hinweise auch nicht unverrückbar in Stein meißeln ...
*********sicht Paar
2.599 Beiträge
Zu Missverständnissen kommt es sich auch dadurch, dass oft dem Menschen, den ich kennenlernen will, beeindrucken will, nicht unbedingt das Bild vermittelt wird, das ich für mich von mir habe, sondern eher ein Bild, von dem ich annehme, dass es den anderen Menschen für mich einnimmt.
*****_54 Frau
11.018 Beiträge
Zitat von *****erl:
Menschen mit Intuition, Empathie und einer guten Selbsteinschätzung sind anscheinend besser in der Lage, Dinge und Situationen realistischer wahrzunehmen. Ihre Wahrheit - die eigene/innere und die fremde/äußere scheint der Realität besser zu entsprechen.

Dem kann ich voll zustimmen.

Ob das nun angeboren oder erworben ist, darüber kann man streiten, es ist aber mit Sicherheit ein Mix aus beidem.

• Eine gut funktionierende Intuition hat sicher teilweise mit Sensibilität zu tun, und die ist wohl eher angeboren (wobei sie schon verschüttet werden kann durch traumatische Erlebnisse). Aber auch mit blitzschnellem "Vorausdenken", um mögliche Szenarien ohne groß nachzudenken abzuchecken. Das könnte einerseits mit Fantasie zu tun und natürlich mit einer gewissen Erfahrung. Diese Erfahrung muss noch nicht mal eine selbst erlebte sein, sie kann auch auf Erfahrungen anderer aufbauen.

• Gute Selbsteinschätzung kann man - bei entsprechender Offenheit und gutem (nicht überhöhtem) Selbstbewusstsein - im Laufe der Erwachsenenjahre lernen. Kleine Kinder können das nämlich nicht.

• Die überwiegende Übereinstimmung von Außen- und Innenwelt als eigene Wahrheit zu definieren, wird immer subjektiv bleiben. Denn es stimmt: Es werden meist nur die Eigenschaften registriert, die ins eigene Konzept passen. Aber mir z.B. reicht das, hat auch immer ausgereicht.

Auf meine Intuition, mein "Bauchgefühl" kann ich mich verlassen, das bestätigt mir meine Erfahrung. Für einen andere Person könnte ich aber nichts entscheiden, selbst wenn die Situation völlig nachvollziehbar und sehr ähnlich meiner eigenen scheint.
Zitat von @*********ebell
Deine Sinnesorgane funktionieren anders als meine

Diese Aussage würde ich nicht so treffen. Im Grunde funktionieren die Sinnesorgane für alle Menschen gleich, es sei denn es liegt eine schwere organische Störung vor. Sonst variiert nur die Schärfe oder die Intensität der Wahrnehmung, nicht die Funktion des Organen oder sogar des Gehirns.

Die narrative Identität ist, einfach erklärt, die Geschichte die man sich selbst und anderen über sich selbst erzählt

Die narrative Identität ist für mich, einfach erklärt, eine chronologische Auflistung von Fakten bezüglich der eigenen Geschichte. So eine Art Lebenslauf. Anhand der Geschichte kann man einen Menschen beurteilen? Ich glaube nicht, dass es so einfach ist.

Wenn ich jemanden intuitiv nicht mag erzähle ich ihm vielleicht nur einen Teil meiner Geschichte

Da handelt jeder anders. Ich, zum Beispiel würde jemandem, den ich intuitiv nicht mag, gar nichts von mir erzählen. Im Umkehrschluss heißt es aber nicht, dass ich jemanden nicht mag, wenn ich ihm meine Geschichte nicht erzählen möchte.
Nicht jeder Mensch ist ein offenes Buch, manche sind verschlossen, schüchtern und haben einfach eine andere Art und Weise als meine eigene. Ob ich damit umgehen kann, ist eine andere Frage.
Nach meinem Sicht geht es beim Kennenlernen nicht nicht nur um die Entdeckung von Gemeinsamkeiten, sondern auch um die Akzeptanz von Differenzen.
**********ede56 Mann
6.133 Beiträge
Hier wurde jetzt mehrfach das Bauchgefühl ins Feld geführt. Nicht hier, aber oftmals mit dem Hinweis, hätte ich bloß darauf gehört. Der Bauch sagt Finger weg, der Kopf kriegen wir hin. Dummerweise in den seltensten Fällen. Was ist dafür bezogen auf das Thema wohl der Grund *nachdenk*
******978 Paar
1.989 Beiträge
Sie schreibt; interessantes Thema; vielleicht nicht in dieser gesamten Vielschichtigkeit, aber in Zügen kommuniziere ich dein Thema auch.

Jeder sieht die Welt nur mit seinen Augen - der Blick wird durch Entwicklung, Erziehung, sozialen Status, eigene soziale Kompetenz, Erfahrungen, ect geprägt. Vereinfacht ausgedrückt; man sieht nur Sachen, die man im Stande ist zu sehen. Deine Wahrheit ist nicht meine Wahrheit, es gibt keine allgemeingültige Wahrheit. Vera F. Birkenbiehl hat, glaube ich, zu diesem Thema einige Sachen veröffentlicht.

Außerdem fallen einem am Gegenüber gern Defizite auf, die den Eigenen recht nahe kommen. Ähnlich wie das Phänomen; ich habe ein rotes Auto gekauft, nun sehe ich nur noch rote Autos unterwegs. Jeder "sieht" nur das, was er auch im Stande ist zu sehen - hier das "sehen" nicht nur im Bezug auf das Sinnesorgan Auge bezogen.

Das Thema, bzw die unterschiedlichen Schichten zu diesem Thema lassen sich endlos fortfahren; allerdings zeigt sich dann oft bei mir ... zu wenig reden erzeugt kaum sexuelles Interesse, zu viel reden erzeugt zunehmend weniger sexuelles Interesse. Also nach derartig philosophischen und intellektuell hochwertigen Gesprächen bin ich kraftlos und ausgelaugt und oft sexuell unmotiviert. Aber auch ich möchte erst hinter die Fassade eines Menschen sehen und wünschte, dass es mehr Menschen gäbe, die dies auch wollen, bevor ich mit ihnen sexuell aktiv werden. ... das ist schon manchmal ambivalent. *kuss2*
*****ron Mann
1.402 Beiträge
Zitat von *********ebell:
Für mich ist "einen Menschen kennenlernen" genauso schriftlich, telefonisch oder in einer physischen Wirklichkeit möglich. Das sind für mich nur unterschiedliche Trägermedien für die gleichen Geschichten, die wir uns gegenseitig erzählen.

Möglich ja, aber für mich nicht gleichermassen zielführend oder über längere Zeit interessant. Bei mir verhält es sich wie folgt:

[Schriftlicher Kontakt] << [Telefonischer Kontakt] <<< [persönlicher Kontakt]

Manchmal ergibt es sich im Leben, dass der persönliche Kontakt nicht möglich ist. Falls er jedoch vorher bereits über eine längere Zeit bestanden hat, ist für mich die Qualität des Kontaktes bzw. des übermittelten Inhaltes selbst im schriftlichen Kontext sehr hoch, da ich alle fehlende Elemente der schriftlichen Kommunikation interpolieren kann. Das Gesamtbild eines persönlichen Kontaktes bildet die für mich interessensbildende Metaebene. Als Beispiel: Wenn mir ein Mensch, welchen ich nur durch schriftlichen Kontakt kenne über seine Urlaubserlebnisse berichtet, dann interessiert mich dies eigentlich ziemlich wenig. Bei einem persönlichen Kontakt wirkt die Erzählung viel stärker auf mich, da Stimme und Gesichtsausdruck mich teilhaben lassen. Zudem fehlt mir im schriftlichen Kontext eindeutig die Gesprächsdynamik: Wenn mich etwas interessiert, dann möchte ich die Gelegenheit haben gleich nachfragen zu können. Zudem merke ich an Stimme und Gesichtsausdruck ob und vor allem wie ich dies tun soll, gerade bei etwas heikleren Themen.

Klar. Menschen verhalten sich hier anders als in der physischen Wirklichkeit. Das liegt einfach daran, dass deutlich mehr Reize und Nervenimpulse umgesetzt werden müssen und einfach viel mehr "Daten in die Konstruktion" einfließen. Es kommt zu intuitiver Ablehnung oder Zuneigung basierend auf biochemischen Reaktionen, die hier nicht stattfinden können.

Ist für mich zwar nicht eine komplett falsche Betrachtungsweise, jedoch auch nur ein Teilaspekt. Ein nicht unwesentlicher Einfluss hat die eigene Komfortzone: Gerade introvertierte Menschen sind begnadete Schreiber und fühlen sich in ihrem Element, solange sie keine persönliche Interaktion zulassen müssen. Sollte diese dann erfolgen, muss die Komfortzone verlassen werden, was dann zur Ernüchterung führen kann.

Zudem hat ja eine Ernüchterung anlässlich eines Treffens nicht zwingend den Grund, dass sich Menschen hier anders Verhalten würden wie in der physischen Wirklichkeit. Sondern eher so, dass sie sich nicht so verhalten wie wir es uns aufgrund von fehlenden Parametern gewünscht bzw. erwartet hätten. Wie weniger wir an Signalen empfangen, desto mehr Freiraum bekommt das Kopfkino. Deshalb möchte ich (abgesehen natürlich von der gegenwärtigen Covid-Situation) den Menschen ziemlich schnell hören oder treffen. Nicht etwa weil ich so notgeil wäre, sondern weil mein Kopf für sich von alleine zusammensetzt, was noch unbekannt ist. Meine mit Abstand schlimmsten Dates bezüglich Erwartung und Realität waren ausnahmslos diejenigen, bei welchen aus welchen Gründen auch immer über längere Zeit nur Schriftverkehr erfolgt war.

Aber all das, ändert ja nichts am Menschen selbst, oder? Die Geschichten, die wir uns selbst erzählen würden bei Zuneigung oder Ablehnung nur von denen abweichen, die wir dem jeweils anderen erzählen. Sprich: Wenn ich jemanden intuitiv nicht mag, erzähle ich ihm vielleicht nur einen Teil meiner Geschichte.

Wenn ich jemanden intuitiv nicht mag, dann unterhalte ich mich nicht mal mit ihm. Ich bin beruflich bedingt in der Situation, dass ich nicht nur viel kommunizieren muss, sondern leider auch mit Menschen welche ich persönlich absolut nicht mag.

Und das ist dann der Grund, warum Menschen online "aufblühen" aber in der physischen Wirklichkeit "kein Wort rausbekommen". Sie sind vielleicht eingeschüchtert oder mögen sich nicht und wollen einander nicht die ganze Geschichte erzählen.

Basierend auf meinen obenstehenden Ausführungen kann ich deinem Résumé nicht zustimmen.
**********ede56 Mann
6.133 Beiträge
@****_75
Im Grunde funktionieren die Sinnesorgane für alle Menschen gleich, es sei denn es liegt eine schwere organische Störung vor. Sonst variiert nur die Schärfe oder die Intensität der Wahrnehmung, nicht die Funktion des Organen oder sogar des Gehirns.

Da bin ich voll bei dir, wobei die Schärfe und Intensität der Wahrnehmung aber auf mich eine enorme Auswirkung haben.
Wenn meine sehr empfindlichen Geruchsnerven unangenehm oder angenehm stimuliert werden, hat das Auswirkungen auf mein Verhalten.
*****_54 Frau
11.018 Beiträge
Zitat von *********ebell:
Die "narrative Identität" ist, einfach erklärt, die "Geschichte die man sich selbst und anderen über sich erzählt".
Wenn man sich kennelernt, dann erzählt man über sich selbst etwas, das dem Gegenüber ein Bild davon vermitteln soll, wer man ist.

Ich finde, dass es nicht nur darauf ankommt, WAS man erzählt, sondern WIE man es erzählt.
Genau das spielt - jedenfalls für mich - die entscheidende Rolle. Diese Beobachtungen im persönlichen Gespräch werden von mir meist ganz unbewusst wahrgenommen, nicht selten "nur" aus den Augenwinkeln heraus. Aber sie steuern dann mein weiteres Verhalten.

Denn die Art, WIE etwas erzählt wird, kann das Gesagte brüchtig werden lassen und sogar ins Gegenteil umkehren.
Virtuell ist das nicht möglich.
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