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Meine Frage ist wohl, welche Erfahrungen Sie gemacht haben, als Sie Ihrem Partner gesagt haben, dass Sie bisexuell sind? Macht das die Frauen unsicher?
Meine ganz persönliche Erfahrung ist: Solange das nicht konkret wird, bleibt diese Frage einfach unbeantwortet im Raum stehen -- und kann den Partner später überfordern.
Zu Beginn meiner Partnerschaft war ich ganz offen über meine Bisexualität. Aber die war nur ganz abstrakt vorhanden, meine Partnerin wusste also Bescheid, aber es war kein Teil unserer Beziehung. Verliebte Menschen handeln in der Regel auch nicht sehr rational, ich will das nicht als Verdrängung bezeichnen, aber die positiven Dinge rücken eben in den Vordergrund. Partnerschaft, Kinder, es ist einfach so, dass jede Familie wohl auch einige sehr fordernde Jahre erlebt. Das sind Dinge, die mit der sexuellen Identität ja eher wenig zu tun haben.
In meiner Partnerschaft kam dann der Punkt, dass ich selber nicht anders war als zuvor auch -- bisexuell halt und generell sexuell aufgeschlossen -- aber meine Partnerin hatte sich an eine andere Rolle gewöhnt, an den rein heterosexuellen Familienpapa.
Theoretisch also akzeptiert, aber praktisch sprengt es die Beziehung, mangels konkreter Vorstellung. Aus meiner heutigen Sicht würde ich die alte Startup-Weisheit bemühen: Fail early, fail fast. Offenheit und Reden allein verzögern den Punkt der Wahrheit nur in die ungewisse Zukunft.
Eine der Eingangsfragen war: "Macht das Frauen unsicher?". Meine heutige Antwort (nach +10 Jahren) ist: Die Unsicherheit ist gut, denn frühe praktische gemeinsame Erfahrung, also: Welchen Sex habe ich als Paar wirklich gemeinsam gerne? - das ist der Prüfstein und eine scheinbare Gewissheit oder Sicherheit kann langfristig nach meiner Erfahrung sehr fatal sein.