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Und wieder einmal hat die Psychiatrie zugeschlagen

Und wieder einmal hat die Psychiatrie zugeschlagen
Über den Amokläufer von Winnenden wurde nun das psychiatrische Gutachten veröffentlicht. Die Stuttgarter Zeitung vom 9.9.2009 titelt:

Der Amokläufer hat Warnsignale gesendet

Masochistische Sexfantasien zählen laut dem Psychiater Reinmar du Bois zu den Tatmotiven von Tim K.

Daneben existiert im Leben von Tim K. eine zweite, gewalttätige Fantasiewelt. Sie manifestierte sich auf seiner Computerfestplatte in Form von Fotos.
Diese zeigen brutal (!) gefesselte Männer, die von Dominas gequält werden.
In der Nacht vor dem Amoklauf lud er sich noch 122 neue Bilder dieser Art aus dem Internet.
Der Therapeutin in Weinsberg erzählte er von seinen masochistischen "Masturbationsfantasien", wie sie du Bois nennt, nichts.
Nach Meinung des Psychiaters empfand Tim K. Ekel vor sich selbst. Seine vom Vater geprägte Vorstellung von Männlichkeit sträubte sich gegen Fotos von nackten und gedemütigten Männern, die ihn dennoch sexuell erregten.

Bereits nach der ersten Therapiesitzung, so du Bois, war Tim K. überzeugt, dass er sich nur allein von den quälenden Fantasien befreien könne - durch blutige Rache an den Frauen. Er begann intensiv über Amokläufe und Gewaltverbrecher zu recherchieren. In diesem Licht erhält der Umstand, dass Tim K. überwiegend Mädchen und Frauen ermordete, neue Brisanz. Die Polizeit teilt diese These nicht: Sie glaubt, die Frauen seien zufällig in die Schusslinie geraten.

Viele von uns führen einen unermüdlichen Kampf darum, das Bild von BDSM und von BDSM'ern im Bewusstsein der Öffentlichkeit realistisch zu zeichnen und den Klischees von den perversen Kranken entgegenzutreten. - Mir stockte schier der Atem, als ich den Artikel las. Was sagt Ihr?

Angelika
weia......ich spiele gerne mal egoshooter,bin seit 25 jahren der schwarzen szene (gothic) angehörig und BDSMlerin bin ich auch........und das auch noch auf der aktiven seite,nicht passiv *umpf*

bin ich unnormal,weil ich nicht schon mindestens dreiundzwanzig amokläufe hinter mir habe?*oh*


Angelika,
es ist doch immer dasselbe:reißerische presse belebt das geschäft.da kommt einem übereifrigen journalisten so ein psychiatrisches gutachten eines amokläufers doch recht gut zu pass.
das,was uns BDSMler von einem durchgeknallten,perversen mehrfachmörder unterscheidet ist doch immer wieder das,was die presse gepflegt aus solch einem artikel heraushält:
BDSM praktizieren heißt

SAFE, SANE AND CONSENSUAL

leben!!

Diese "unbedeutende kleinigkeit" zu unterschlagen bringt mehr auflage und kohle für die zeitung.

zum glück wissen wir nicht amoklaufende BDSMler,daß wir anders leben.

derweil teile ich die sauerstoffmaske mit dir.......nicht aus fetischistischen gründen,sondern weil mir ebenfalls mal wieder der atem stockt bei sowas.


*omm*
Wer mitgekriegt hat, wie Gutachten geschrieben werden, weiß
ziemlich genau, dass sie manchmal etwas über Werthaltungen
des Gutachters sagen.

Die spannende Frage ist für mich, welche Eingangsfrage das Gutachten
beantworten sollte. Und das sagt der genannte Zeitungsartikel
nicht so ganz genau.

Von daher schlage zunächst mal ich die Adenauer-Haltung vor:

"... morgen wird eine andere Sau durch´s Dorf gejagt..." *zwinker*
Immer wieder
und bei jedem Drama wird gerne versucht daraus etwas zu schlachten was einfach ausserhalb der Norm liegt. Viel zu schwer wäre es für die Menschen zu akzeptieren, dass ein in ihren Augen normaler Mensch, ein solches Blutbad anrichtet. Da muß ja wieder so was kommen und nachdem die Ego Shooter Theorie ja nun wiederlegt wurde, bleiben ja nur die bösen BDSMer.

Mich regt es auch jedesmal auf. Zumal es einfach so nicht ist. Aber so wird es ja auch immer wieder gerne in irgendwelchen Filmen gezeigt und auch Serien nehmen sich das Thema gerne an, finden es gerade hochmodern und spannend und so kann man ja sich irgendwas einfallen lassen ohne sich wirklich zu informieren. Ich glaube, ich habe bisher noch nie wirklich eine gute Reportage gesehen, in dem BDSM als das gezeigt wurde, was es sein kann und für die meisten ist. Eine Form von Nähe und Gefühl und Achtung, die meist weitaus stärker ist, als wie normal, weil man den anderen ja auch ganz anders wahrnimmt und sieht.

Die meisten kennen BDSM doch nur in einem Bild, dass von der Presse und den Filmen auch gerne so gestärkt wird, der winselnde Mann auf dem Boden, der gequält wird von einer böse und grimmig drein schauenden Domina. Seien wir doch mal ehrlich, es wundert doch da nicht, dass die Leute bei den Worten Sadist und Masochist, Dom und dev völlig falsche Bilder vor ihren Augen sehen. Und so wird doch sehr gerne und schnell vom prügelnden Ehemann als Sadist geredet oder eben hier vom Masochisten mit der Angst und der Wut auf Frauen.

Ich finde es immer wieder erschreckend und bedrückend wie schnell da mit begrifflichkeiten und Thesen um sich geschmissen wird. Und genauso wie du, bin ich fassungslos, aber leider wird sich dieses Bild wohl auch kaum mehr ändern. Zu leicht ist es doch, es immer wieder auf die BDSMer abzuwälzen, wenn gerade keine andere Randgruppe zur Verfügung steht.
******ica Frau
163 Beiträge
Ich finde es nicht wirklich reißerisch geschrieben und es ist sogar ein für mich nachvollziehbarer Gedanke. Sehr viele Malesubs haben Probleme mit ihrem "inneren Outing", weil es immer noch so ist, dass Schwäche in der Gesellschaft nicht anerkannt wird. Und wenn, dann eher vom "ohnehin schwachen Geschlecht" - aber selbst Frauen sollten in unserer emanzipierten Welt eher den dominanten Part einnehmen...

Ich weiß nicht, ob der Amoklauf wegen malesub-Fantasien stattgefunden hat. Das wird auch nie jemand von uns wirklich erfahren. Aber dass es mit hineingespielt haben könnte - wieso nicht? Genau deswegen ist es doch so notwendig, dass die Menschen begreifen, dass BDSMler nicht anders, abartig, pervers sind sondern "Menschen wie du und ich". Man sieht es uns (meist) nicht an - und selbst wenn, so leben wir es im Konsens mit anderen aus. Wir können unsere Fantasien also kanalisieren und genießen.

Was aber nicht geht, wenn man uns ständig erzählt, dass wir krank sind, abartig, nicht normal, dass wir der Abschaum der Gesellschaft sind etc. Wenn Tim K. tatsächlich von seinem Vater immer wieder darauf hin trainiert wurde, stark zu sein, dominant, vielleicht ohne die Möglichkeit, sich auch mal anzulehnen, Geborgenheit, Schutz und Wärme empfangend... Wer weiß schon, was das auslösen kann? Und wer kennt nicht die Szene aus American Beauty, bei der der Nachbar endlich die Chance sieht, zu leben was er seinem Sohn ständig als falsch aufzeigt und ihn dafür sogar verprügelt? Und wer American Beauty gesehen hat, weiß auch wie diese Sehnsucht, sein wahres, geächtetes Ich ausleben zu können, ausgeht.

Es gibt immer noch Jugendliche - und ich spreche nicht vom Nahen Osten, islamistischen Ländern oder dem prüden Amerika etc - die sich selbst weh tun, verstümmeln, verstecken, umbringen, weil sie etwas in sich entdeckt haben, was nicht mit dem Bild übereinstimmt, das ihnen vorgelebt, vorgebetet, als richtig auferlegt wird. Egal ob sie nun Transgender, homosexuell oder BDSMler sind, das was sie da in sich spüren ist nicht das, was sie sein sollten. Und auch wenn es immer mehr die Möglichkeit gibt, sich zu informieren, zu sehen, dass man nicht alleine ist, dass es zwar nicht ganz normal ist, man aber trotzdem Gleichgesinnte finden kann, die ein "normales" Leben führen, so sind wir als Gesellschaft immer noch nicht aufgeklärt genug und nicht in der Lage, offen mit deviantem Verhalten/Neigungen umzugehen.

Ich finde die Theorie, dass unterdrückte Sehnsüchte und Neigungen eine Rolle gespielt haben könnten wesentlich einleuchtender als die ewig gleiche Leier vom Ego-Shooter-Mörder. Und das einzige, was wir - und damit meine ich nicht nur die BDSMler selbst - gegen so etwas tun können, ist offen zu sein. Offen damit umzugehen. Themen nicht zu verlachen sondern einfach darauf einzugehen, dass die Welt eben nicht schwarz/weiß sondern ganz schön bunt ist. Akzeptanz. Oder wenigstens Toleranz. Statt verquere Weltbilder und tuscheln hinter vorgehaltener Hand. Und dafür ist es eben auch notwendig, dass man sich zeigt und offen mit sich und seiner Neigung umgeht. Selbstbewusstsein und Selbstverständnis. Damit die Welt lernt, dass es eben einfach nur anders ist. Sonst nichts.
Ich schließe mich da inhaltlich Sadistica (welch Ironie, ausgerechnet zu jenem Artikel dann diesen Nicknamen zu haben *lach* ) vollkommen an.

Wir wissen dass BDSM nicht per se krank ist. Aber vielleicht ist er es ja, einer der wenigen, bei denen Gewaltfantasien wirklich etwas Krankhaftes haben. Wieso das sofort ausschließen? Der Leidensdruck wird ja eindeutig herausgearbeitet, ebenso dass er diese Fantasien heimlich aufbaute und nirgends ein Betätigungsfeld hatte, um sie entsprechend abzuschwächen.

Was diese ganze Argumentation aber wie ein Kartenhaus zusammenfallen lässt ist die Tatsache, dass er sich dann doch nicht gezielt Frauen und Mädchen vorknöpfte, sondern in Klassenräume spazierte und wahllos um sich schoss. Nix von wegen "ich muss mich an den bösen, bösen Frauen rächen" wie es der Gutachter uns weis machen lassen will oder der Amokläufer selbst es ihm glauben machen lassen will. Nein, die Wahrheit liegt womöglich viel einfacher: Vielleicht hat er getötet, weil er einfach geil drauf war! Zum Beispiel, weil er berühmt werden wollte, weil er sehen wollte wie sich Töten anfühlt, was weiß ich. Wenn überhaupt Hass, dann ja wohl eher auf die Schule denn auf die holde Weiblichkeit.

Dass er sich da 122 Bilder noch die Nacht vorher heruntergeladen hat - so what. Vielleicht hat er auch 500 Bilder von Blümchen runtergeladen, das hätte wahrscheinlich kein Mensch erwähnt, und vielleicht wäre das aber der Schlüssel gewesen, weil er mal einer Lehrerin Blumen geschenkt und diese sie abgelehnt hat.
Absurdes Beispiel, ich weiß, aber es zeigt doch, wie wenig man die Motivation eines Amokläufers ergründen kann.

Dass der Bursche aber BDSM im krankhaften Sinne sich ins Haus geholt hat, es bei ihm eher zum Nachteil denn Vorteil gereichte, das kann ich mir schon sehr gut vorstellen.
*****uns Mann
4.072 Beiträge
In Fällen wie diesen

wäre es fair und korrekt, den ganzen Artikel lesen zu können @Angelika - das relativiert nämich etwas:

Der Amokläufer hat Warnsignale gesendet

Die Eltern von Tim K. hätten den Amoklauf verhindern können. Zu diesem Schluss kommt nach Informationen der Stuttgarter Zeitung das psychiatrische Gutachten über den Täter, das Professor Reinmar du Bois erstellt hat. Die Polizei sieht die Expertise derweil kritisch. Sie stehe teilweise im Widerspruch zu den objektiven Ermittlungsergebnissen.

Laut dem Gutachten hatte der Jugendliche seiner Mutter anvertraut, er glaube, manisch-depressiv zu sein. Seine Therapeutin in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Weinsberg empfahl eine Behandlung. Diese fand nie statt. Stattdessen nahm der Vater seinen Sohn offenbar mit in den Schützenverein, wo er mit ihm übte, mit großkalibrigen Waffen zu treffen. Vor allem aber ließ der Mann, der sonst ein ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis empfand, das Haus alarmgesichert und etliche Zimmer mit Tresoren ausgestattet hatte, die Mordwaffe einfach im Nachttisch liegen.

Tim K. wusste, dass bei ihm etwas nicht stimmte und er suchte nach Erklärungen für sein Anderssein. Im Tresor in seinem Zimmer fand man nach der Tat einen Brief: "Es gibt zwei Behauptungen, warum es solche Menschen gibt. Die einen sagen, man wird so geboren, die anderen sagen, man wird zu dem gemacht. Die Wahrheit ist, diejenigen haben es schon von Geburt an in sich, es kommt jedoch nur raus, wenn das Gemachte hinzukommt!" Er recherchierte im Internet und stellte sich selbst die Diagnose: bipolare Störung - eine manisch-depressive Erkrankung. Seine seelische Not muss so groß gewesen sein, dass er sich an seine Mutter wandte. Bekannte der Familie schilderten dem psychiatrischen Gutachter, dass der 17-Jährige sich seiner Mutter gegenüber ansonsten jedoch auffallend steif und wenig herzlich verhielt.

Die Eltern begleiteten ihn nach Weinsberg in die Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die behandelnde Psychiaterin berichtete den beiden nach jeder der vier Sitzungen. Bei der ersten Sitzung erzählte Tim K. von Gewaltfantasien, dass er die Menschheit hasse, dass es ihn danach verlange, zu töten. Er schäme sich für diese Gefühle, sie quälten ihn und er versuche, sich durch Computerspiele abzulenken. Die Therapeutin will den Eltern auch von diesen Gewaltfantasien berichtet haben, doch diese bestreiten nach StZ-Informationen, davon je gehört zu haben. Zuhause nährte Tim K. seine "schlimmen Gedanken" mit Gewalt- und Horrorfilmen sowie Ego-Shooter-Spielen, die er massenweise konsumierte. Was er wegen der Altersbeschränkung selbst nicht kaufen konnte, besorgte nach Erkenntnissen der Ermittler die Mutter.

Daneben existierte im Leben von Tim K. eine zweite, gewalttätige Fantasiewelt. Sie manifestierte sich auf seiner Computerfestplatte in Form von Fotos. Diese zeigen brutal gefesselte Männer, die von Dominas gequält werden. In der Nacht vor dem Amoklauf lud er sich noch 122 neue Bilder dieser Art aus dem Internet. Der Therapeutin in Weinsberg erzählte er von seinen masochistischen "Masturbationsfantasien", wie sie du Bois nennt, nichts. Nach Meinung des Psychiaters empfand Tim K. Ekel vor sich selbst. Seine vom Vater geprägte Vorstellung von Männlichkeit sträubte sich gegen Fotos von nackten und gedemütigten Männern, die ihn dennoch sexuell erregten.

Bereits nach der ersten Therapiesitzung, so du Bois, war Tim K. überzeugt, dass er sich nur allein von den quälenden Fantasien befreien könne - durch blutige Rache an den Frauen. Er begann intensiv über Amokläufe und Gewaltverbrecher zu recherchieren. In diesem Licht erhält der Umstand, dass Tim K. bei seinem Amoklauf überwiegend Mädchen und Frauen ermordete, neue Brisanz. Die Polizei teilt diese These nicht: Sie glaubt, die Frauen seien zufällig in die Schusslinie geraten.

[Quelle: Stuttgarter Zeitung 09.09.09]

van Bruns
Der ganze Artikel sagt das aus, was ich eh vermutete eben schon: Dass er durchaus krank ist, der Leidensdruck wird da ja auch noch deutlicher herausgearbeitet im Rest des Artikels.
Die Kiste mit den Frauen passt aber trotzdem nicht. *zwinker*
******ica Frau
163 Beiträge
Danke fürs posten des vollständigen Artikels *g* Diese halben Sachen immer...
*****uns Mann
4.072 Beiträge
Yep @Sadistica, denn sonst sind wir in Sachen Stimmungsmache nicht besser als die andere Seite vom Zaun.

Bruns
Liest man den ganzen Artikel relativiert sich das Bild natürlich erheblich. Die Bipolare Störung und die damit einhergehende manische Depression war ja nun in dem am Anfang geschilderten Eingangsthread nicht zu erkennen. Trotzalledem bleibt natürlich das oft sich verschmelzende Bild von Gewaltätigkeit und BDSM. Das ist es was ich immer wieder übelaufstossend finde. Für mich hat es rein gar nichts mit Gewaltätigkeit zu tun. Wie wurde so schön gesagt, es geschieht in beiderseitigem Einverständniss und nicht gegen den Willen des Einen. Gewalt wie sie dort beschrieben wird und seine Gedanken und Sorgen haben für mich jedoch rein gar nichts mit SM zu tun. Er hat Probleme, die er eindeutig selbst wahrnimmt und die massiv in den Gewaltbereich gehen.
Und das mit den Blumen mag zunächst abwegig erscheinen, aber genau das ist es doch. Es hätte niemanden interessiert. Warum er es gemacht hat, wird nie jemand erfahren, denn im nachhinein bleiben nur reine Spekulationen und keine wirkliche Gewißheit.

Und ansonsten sollte man, wenn man Artikel einstellt, möglichst den ganzen nehmen, da zumindest in diesem Falle das Lesen des kompletten Artikels alles in ein anderes Licht rückt.

Das mit den Frauen scheint aber wirklich nicht in einem direkten Zusammenhang zu stehen. Wie kann man uns auch nur hassen...grins...
**********al_nw Frau
776 Beiträge
Danke, van Bruns! *blume*

Der ganze Artikel zeigt uns ein viel differenzierteres Bild.

@***je:

Die Kiste mit den Frauen passt aber trotzdem nicht.

Wenn du mich fragst, passt sie schon. Schon deshalb, weil sie so furchtbar normal ist. Gewalt gegen Frauen ist immer noch ein Tabuthema und in emotionalen Stresssituationen wirkt sich der Mord ("Totschlag") von Männern an ihnen strafmindernd aus (siehe die ganzen letztlich doch tolerierten "Eifersuchtsdramen" - das kann man doch wohl irgendwie verstehen, dass ER zur Knarre/zum Messer/zu sonstewas greift?). Warum sollte ein 17-Jähriger von diesen Einflüssen verschont bleiben? Ausgerechnet ein junger Mensch in der Pubertät, der NATÜRLICH mit den Geschlechterrollen hadert!

Und diese Phantasiegeschichten. Hm. Was glaubt Ihr, wie oft mein Söhnchen mich (oder andere) gerne umbringen würde? Und auch ich selbst würde mich manchmal zuuuuuuuuuuu gerne des einen oder der anderen entledigen. So what? (Und ob der wirklich auch sehr bedauernswerte Tim bdsm-ler geworden wäre, scheint mir völlig offen. Ein letztlich verzweifelter und auch einsamer Mensch.)

Einen Zusammenhang zur Diskriminierung von bdsm-lern kann ich nicht erkennen, außer dass man sich vielleicht selbst immer wieder gerne zum Opfer hoch-stilisiert!

lg

MM

PS: Wer sich wirklich für das Thema interessiert, dem sei Jodi Picoult "Neunzehn Minuten" empfohlen. Aus Muttersicht. (Nur die etwas kitschige Lovestory im Hintergrund wäre nicht nötig gewesen.) Oder auch: "Ihr könnt euch niemals sicher sein" (keine Ahnung, von wem das ist, ich habe nur den Film gesehen. Mit meinem Sohn.)
Danke @ van Bruns für den Gesamtbeitrag. Daraus ergibt sich auch für mich ein ganz anderes Bild -und unabhängig davon, was nun öffentlich geschrieben wird (oder auch nicht...) wird das Ganze sicherlich noch viel komplexer sein.

Ich persönlich sehe da auch keinen Zusammenhang mit BDSM. Wie oben gesagt, der wesentliche Unterschied ist doch das SSC.

Für mich hat da (wieder mal) ein/das System versagt - und jedes Rädchen darin wiederrum aus verschiedenen Gründen und der Junge ist nun zum "Symptomträger" nach außen geworden. Nicht entschuldbar, weil mit furchtbaren Folgen und sehr viel Leid für andere. Dennoch nur die Spitze des Eisberges.

Immerhin waren schon Psychiatrie-Kontakte da, eindeutige Empfehlungen, er selber hat sich "bemüht" - und sei es im selbstätigen Versuch des Findens einer "Diagnose"- aber die adäquate Hilfe hat gefehlt und der Supergau, ein Amok, ist eingetreten.
Es tut mir leid für alle Beteiligten, dennoch wird auch dieser "Fall" irgendwann in der Versenkung verschwinden und andere Horror-Meldungen werden in den Medien für eine gewisse ZEit an erster Stelle stehen.

Für alle davon Betroffenen ändert sich damit das Leben auf eine grauenvolle Art und Weise oder endet sogar.
Primär nicht Betroffene nehmen oft kopfschüttelnd davon Kenntnis, eine gewisse Sensationslust wird auch oft dabei sein und Vor-und Verurteilungen aller Arten finden statt und schnell wird vergessen/verdrängt, daß genau solche Dinge auch im eigenen Nachbarschafts-Bekannten-Feld stattfinden KÖNNTEN und möglicherweise mit etwas mehr Aufmerksamkeit unserem Umfeld gegenüber auch vermeidbar.

Und DAS ist etwas, was ich immer wieder für mich aus solchen Ereignissen mitnehme: wachsamer sein/werden eben auch für Dinge, bei denen zur eigenen "Entschuldigung" vielleicht gedacht wird: Das geht mich doch nix an...

Eine nachdenkliche FreeSie
Sehr viel schockierender finde ich, dass seine Eltern ihn offenbar sehr lange nicht ernstgenommen haben. Zwar gab es dann doch Therapiesitzungen, aber die kamen dann wohl schon zu spät, um die Spirale, in die sich der Junge selbst hineindrehte, aufzuhalten.

Das entschuldigt jetzt auch in keinster Weise seine Tat. Wenn er schon Selbstdiagnosen stellt, dann hätte er auch die Lösungsmöglichkeiten mitlesen können. Wenn er schon merkt dass in ihm sich etwas aufstaut, dann hätte er z.B. durch das Betreiben einer körperlichen Sportart diesen Aggressionsstau in sich ein wenig rauslassen können. (Nein, Schießen ist da eher wenig zu geeignet *zwinker* )

Den Zusammenhang zu BDSM sehe ich hier auch nicht: Es mag sein dass er sich Bilder aus der "Szene" heruntergeladen hat, sie dienten aber ja wohl eher dazu, ihn in seinem Bild der "unterdrückten Männlichkeit" zu bestätigen. Mit SM hat das herzlich wenig zu tun.
Das "SM-Geschrei" wäre berechtigt gewesen, wenn er bereits mittendrin gewesen wäre und dann sich das alles ereignet hätte. Zwar äußern sich die meisten Abstürze eher in passiver Form, aber es kann natürlich auch aktive geben, welche die zu aggressiven Handlungen motivieren. SVV wäre nur eine von vielen, die ich da nennen möchte.

So aber bleibt es "nur" ein trauriges Einzelschicksal eines wohl doch sehr vernachlässigten Burschen, der ausgetickt ist.
*****_nw Frau
681 Beiträge
Falsche Schlüsse gezogen
Der Ermittler der die Bilder auf dem Computer fand hat einfach falsche Rückschlüsse gezogen. Nur weil jemand solche Bilder hat, muss er noch lange kein SMler sein. Ich meine für einen psychisch gestörten Menschen, wie er offenbar ja war, sind BDSM Seiten doch das reinste Paradies um Stoff zu kriegen um seine Gewaltfantasien noch ein wenig anzuheizen.

Aber eben die Tatsache, dass behauptet wird, er wäre SMler gewesen, zieht mal wieder die ganzen "normalen" SMler in den Dreck. Ich könnte kotzen bei solcher Unwissenheit. Und das reißerische des Artikels setzt dem ganzen noch die Krone auf.
Öhm ... dass er SMler wäre, wird in dem Artikel doch überhaupt nicht erwähnt ...
Es ist nur von "masochistischen Gewaltfantasien" die Rede. Dass da gar nicht SM genannt worden wäre, habt ihr wohl ganz überlesen, wa? *zwinker*
*****_nw Frau
681 Beiträge
Ist ein Masochist kein SMler? Du weißt wofür SM die Abkürzung ist?
danke fürs einstellen des gesamten artikels,van bruns.

in der tat relativiert sich da so einiges.

Er recherchierte im Internet und stellte sich selbst die Diagnose: bipolare Störung

da bekomme ich regelrecht mitleid mit dem Tim.......wie furchtbar muß es in ihm ausgesehen haben,daß er sich hilfe suchte,sie aber nichtmal von studierten menschen bekam,die eigentlich wissen sollten,was sie diagnostizieren. er mußte auf sich selbst gestellt herausfinden,was mit ihm nicht stimmte.
und seine eltern haben genau gegensätzlich gehandelt,als sie es hätten tun müssen,besonders der vater.
wenn ich weiß,daß mein sohn gewaltfantasien hat und herausgefunden hat,daß er eine manisch-depressive störung hat,dann schliesse ich davor nicht die augen und schleppe ihn noch mit auf den schiessstand,sondern helfe ihm sich besser zu fühlen,wo ich nur kann.


ich hoffe,daß MEIN sohn nie angst haben wird sich mir anzuvertrauen,egal mit welchem problem.
und ich wünsche allen eltern,daß sie ihre kinder ernst nehmen,wenn sie sich ihnen schon anvertrauen.....auch mir selbst wünsche ich das.


nachdenklich

*omm*
Ich weiß, aber es wird in keinster Weise beschrieben dass er SM jemals ausgelebt hätte, weder das S, noch das M. Hier gehts nur um Gewaltfantasien von "unten" - und mehr halt nicht.
Wobei ich zugeben muss, dass das Wort "masochistische" hier reichlich missverständlich gebraucht wird. Offenbar bezeichnete der Bursche selbst sie aber so dem Gutachter gegenüber, zumindest laut Artikel.

Vor allem aber legt der Artikel den Finger auf das, worum es ja auch geht: Dass er Gewaltfantasien hatte. Nix vom Wunsch, sadomasochistische Praktiken ausführen zu wollen, nichts davon dass der Amoklauf genau so etwas wiederspiegeln sollte.

Es erscheint mir, offen gesagt, jetzt aber als reichliche Erbsenzählerei, da wir, als "Betroffene", schlecht beurteilen können, wie der Artikel beim "Unbetroffenen" ankommt.

Mal ein Beispiel aus anderer Praxis: Im Film "Jenseits der Stille" machten sich manch Hörende die sich um Gehörlose kümmerten, einen Rieesenkopp, weil an einer Stelle nur Musik lief und die Kamera einen großen Kameraschwenk machen würde. Das würde den Gehörlosen ja klarmachen dass da grade Musik läuft, es um diese ginge und sie genau wissen müssten dass ihnen was entginge, und das ginge ja wohl entschieden zu weit. In einem Film in dem es um Gehörlose auch noch geht! Da wurde sich aufgeregt, gezetert und fast schon Blut und Galle geschmissen, wie das denn wohl anginge.
Fast.
Bis man dann die Gehörlosen selbst zu dieser einen Stelle befragte.
Mit dem Ergebnis, dass sie diese Kamerafahrt absolut großartig fanden. "Ach, Musik wurde auch gespielt? Na, wenn ihr die unbedingt dazu noch braucht, bitte ...", kam nur als verwunderte Entgegnung.

Das nur als kleines Beispiel dass die Aufregung eigentlich erst dann sinnvoll ist wenn man sicher weiß, dass es die "Anderen" auch wirklich so falsch verstehen wie man denkt.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sie da viel weniger genau dort hinsehen als wir selbst. Hier würde ich auch drauf tippen, dass es für sie nur um Gewaltfantasien geht und sie das "maso" da drin höchstwahrscheinlich prompt überlesen. *zwinker*
Er recherchierte im Internet und stellte sich selbst die Diagnose: bipolare Störung

Und mit Pech hat er sich im undurchschaubaren Internet-Dschungel von Beschwerden und möglichen Diagnosen falsch "einsortiert" und dadurch vieles noch schlimmer gemacht.

Ein Urteil vermag ich nicht zu fällen, nur die Vermutung, dass da so vieles falsch gelaufen ist (und zwar fernab von irgendwelchen masochistischen Fantasien), dass es einfach nur traurig ist...
*********r_85 Mann
2.005 Beiträge
ich denke es gehört viel mehr dazu nur durch BDSM material und Ego shooter spiele einen Amoklauf zu machen.

wenn ein Mensch aufgrund seiner kranken psyche dazu neigt das virtuelle auch in die realität umzusetzen kann man nicht die schuld Ego Shooter spielen oder dem BDSM sex geben.

Sicher haben diese spiele und diese BDSM bilder seinen hass genährt.
Der hauptgrund für sein austicken ist dass er durch seine schlechten erfahrungen einen psychischen schaden erlitten hat,

Der Psychische Schaden ist dass der Amokläufer denkt dass er anders ist als seine Mitschüler.Wenn ein Mensch über einen längere Zietraum gehänselt und ausgegrenzt wird von einer Gesellschaft denkt er dass er anders ist als die anderen Menschen und empfindet nur Hass gegenüber den Menschen die ihm so viel schlechtes angetan haben.
Letzten endes fängt man die ganze Menschheit an zu Hassen weil man keinen hat der einen versteht.

Begünstigt durch diesen psychischen Schaden,der hass auf die Menschheit,der regelmäßige konsum von Gewalspielen und BDSM Material haben ihn letztenendes zu einer solchen tat getrieben.
Der Schützensport hat ihm die allerletzten hemmungen vor der Benutzung einer Waffe genommen.

Ausschlaggebend war der Hass auf die Menschheit und der Psychische schaden für sein Amoklauf. Nicht aber der BDSM sex oder die Gewaltspiele.
**********al_nw Frau
776 Beiträge
@hanje:
Okay. Du hast keine Kinder. Aber womöglich warst du selbst mal 17?!?

Sehr viel schockierender finde ich, dass seine Eltern ihn offenbar sehr lange nicht ernstgenommen haben. Zwar gab es dann doch Therapiesitzungen, aber die kamen dann wohl schon zu spät, um die Spirale, in die sich der Junge selbst hineindrehte, aufzuhalten.

Das entschuldigt jetzt auch in keinster Weise seine Tat. Wenn er schon Selbstdiagnosen stellt, dann hätte er auch die Lösungsmöglichkeiten mitlesen können. Wenn er schon merkt dass in ihm sich etwas aufstaut, dann hätte er z.B. durch das Betreiben einer körperlichen Sportart diesen Aggressionsstau in sich ein wenig rauslassen können.

Das ist denn doch ein bisschen schnell aus der Hüfte GESCHOSSEN, scheint mir.

Du setzt bei einem 17-jährigen ein Reflexionsvermögen voraus, das viele Erwachsene nicht haben.

Ich kenne die Hintergründe nicht so genau - wie wir alle, im übrigen -, aber den Eltern so einfach die "Schuld" zu geben. So geht es nun auch nicht. Versuch mal mit einem Pubertierenden, der sich logischer Weise in Oppotision zu dir als Eltern befindet, halbwegs gescheit zu kommunizieren!

Das Leben ist - ebenso wie das Thema Gewalt - wohl doch komplexer.

MM
Das Leben ist - ebenso wie das Thema Gewalt - wohl doch komplexer.

Ist es, ohne Frage.
Aber auf eine vom eigenen Sohn diagnostizierte psychische Störung mit Schießtraining zu reagieren finde ich irgendwie ... suboptimal. *zwinker*
**********al_nw Frau
776 Beiträge
Nachtrag
*pfeil* GewaltFANTASIEN.

Habe ich auch. Deswegen laufen ich noch lange nicht Amok. (Mir erscheinen sogar Menschen, die keine haben, befremdlich.)

Sie schaden meines Wissens nicht.

Die Kunst ist es, zwischen Fantasien und ihrem Ausleben eine Grenze zu ziehen. (Das nun wiederum könnte für bdsm ein Thema sein, das schreibe ich aber nicht. *ggg*)

MM
*********e1_bw Frau
30 Beiträge
Was diese ganze Argumentation aber wie ein Kartenhaus zusammenfallen lässt ist die Tatsache, dass er sich dann doch nicht gezielt Frauen und Mädchen vorknöpfte, sondern in Klassenräume spazierte und wahllos um sich schoss. Nix von wegen "ich muss mich an den bösen, bösen Frauen rächen" wie es der Gutachter uns weis machen lassen will oder der Amokläufer selbst es ihm glauben machen lassen will.

Da waren sich die Berichte doch nie einig. Einmal hieß es, es wären gezielte Kopfschüsse gewesen, wie es nicht sein kann, wenn jemand wild um sich schießt, dann hieß es wieder, er hätte wild um sich geschossen. Was denn nun? Und es ist schon auffällig, dass fast nur Mädchen und Frauen erschossen wurden.

Wobei ich zugeben muss, dass das Wort "masochistische" hier reichlich missverständlich gebraucht wird. Offenbar bezeichnete der Bursche selbst sie aber so dem Gutachter gegenüber, zumindest laut Artikel.

So wie ich den Artikel verstanden habe, hat der Gutachter nie mit Tim K. gesprochen, sondern sollte lediglich nach dem Amoklauf ein Gutachten über den Täter erstellen. Alles, was er da schreibt, bezieht sich also auf Gespräche mit der Psychologin aus Weingarten und das, was die Polizei gefunden hat.

Ich hatte jetzt auch nicht den Eindruck, dass der Journalist irgendeine (vorgefertigte) Meinung vertritt. Was mich schockiert hat war, wie die Eltern reagiert haben, de ja offensichtlich eine solche vorgefertigte Meinung haben und die ihrem Sohn auch eingepflanzt haben. Da kann man irgendwo schon verstehen, dass er einen inneren Konflikt durchlebt.
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