Ich schwöre, das ist das letzte mal, dass ich diese Anekdote zum besten gebe. Aber es passt grade.
Ich bin also auf dem SM Stammtisch, steh am Tresen, und in meiner Unterhaltung mit der Dame hinterm Tresen entsteht eine Pause. Sie ist ja zum Arbeiten hier, nicht wie ich um die Zeit zu vertreiben. Ich steh also da, nichts besonderes, eher Alltag, keine besondere Kennzeichnung aus dem Fetischbereich, (meine Büroheels sind nicht Fetisch, zumindest nicht für mich) oder irgendwo aus einem der BDSM Lager. Es ist zufällig einer der Abende, an denen diejenigen, die mit mir reden, nicht da sind.
Schräg hinter mir der Tisch mit den korpulenten Männern, deren SM Zugehörigkeit sich äussert durch ein schwarzes T-Shirt mit einem lustigen Spruch drauf. Der eine mit SM Bezug hat auf dem Shirt "ich schlage Frauen" und sagt von sich, er trüge dieses Shirt auch im Büro. Der Tisch und ich, wir nehmen uns zur Kenntnis, das weiß ich von mir, weil ich es weiß, das weiß ich von ihm, weil er immer zusammenzuckt, wenn ich beim Betreten der übersichtlich großen Kneipe grüße.
Aus eben diesem Tisch löst sich ein Mann, einer ohne schwarzem T-Shirt, also ein Nonkonformist, und stellt sich neben mich. Während ich die Eiswürfel umrühre, mustert er demonstrativ meine Hände, an einer trage ich einen einfachen Silberring. Er sucht das Detail, das den Ring zum Ring der O machen würde. "Also..." sagt er und räuspert sich, "ich bin dominant." Ich nehm seine Erleichterung, das herausgebracht zu haben wahr. Ich schau zu ihm runter, zugegeben, so weit runter ist das heute nicht, und frage "Und wie äussert sich das?" und schiebe dann nach "Das dominant sein?" Die folgende Pause entspricht der Logik des Gesprächs, er denkt sichtbar nach.
Dann sprudelt es aus ihm raus, er suche eine Frau, die anzieht was er will, und beim Sex macht was er will, wo er will, und vor allem, wann er will. Ich warte geduldig, aber es kommt nichts mehr. Als ich sicher bin, dass nichts mehr kommt, frag ich, wie ich denke in aufmunterndem Ton: "Und?" Und er: "Nix und."
Dann sag ich: "Aber das ist nicht dominant, das ist Macho. Ganz normaler, üblicher Machismo. Das würde sich jeder wünschen". Das könne sogar ich, notfalls. Er schluckt und fragt ob ich sicher sei. Als ich bejahe, trollt er sich. Zurück zu dem runden Stehtisch schräg hinter mir. In dem Moment bin ich sicher, der Stehtisch und ich, wir werden uns weiter zur Kenntnis nehmen.