In der Großstadt ist es ja nun auch nicht so, dass man in den Szenevierteln locker in Latex rumlaufen kann. Auch die Fetischisten in Großstädten tragen Latex meist nur zu Hause oder auf Szenepartys, und ob man mit Freunden über seinen Fetisch reden kann, hängt auch nicht davon ab, ob sie urban oder rural leben.
Der einzige Vorteil von Großstädten bezüglich des Auslebens von Fetischen ist, dass man mehr und nähere Möglichkeiten hat. Wenn nicht gerade Pandemie ist, gibt es - zumindest in den großen Großstädten - monatlich Partys, wo man in Latex hin kann und zudem noch BDSM/Fetisch-Stammtische und -Geschäfte. Außerdem wird man sicherlich auch im Joy mehr andere Fetischisten in näherer Umgebung finden, als wenn man auf dem Land wohnt.
Letztlich gilt das für alle möglichen special interests, wenn man auf dem Land wohnt: Man braucht ein Auto, und den Willen, für Dates und Aktivitäten auch weitere Strecken zu fahren. Du wirst hier durchaus andere Fetischisten aus Süddeutschland kennenlernen, aber um sie zu treffen, wirst du ggf. 2 Std. Auto fahren müssen, während ein Münchner für seine Dates nur 1/2 Std. Nahverkehr braucht. Und genau so ist es bei Partys, Szenestammtischen und Besuchen eines Fetischladens.
Heute, in der Zeit des Internet ist es nicht mehr so schlimm, "the only gay in the village" zu sein, wenn man sich hier vernetzt und ein Auto hat. Ich würde dennoch als junger Mann mit Fetisch/BDSM-Neigung auch heute noch in eine Großstadt ziehen, aber das ist halt eine Lebensentscheidung, die man trifft.