Hallo
@****85 ,
ich (m) schreibe einfach mal aus meiner Sicht und meiner Erfahrung ohne eigenes Handicap aber als Mann einer Rollifahrerin
Ganz offen und ehrlich beleuchtet stellt das Handicap das Problem dar, nicht "der Rollstuhl". Der hilft nur dabei, einiges positiv auszugleichen - insofern würde ich dieses "Teil" halt auch nicht negativ beleuchten. Jeder "Rollifahrer" könnte ja auch darauf verzichten - würde dann aber auch Mobilität einbüßen
Ich glaube deshalb auch nicht, dass es "der Rollstuhl" ist, der den Unterschied macht. Ganz Platt gesagt: in der "Horizontalen" auf der Matte brauchst Du ihn nicht - meine Frau ebensowenig
Und bis auf ein paar "Dellen" in der Karosserie würde man ihr auch nicht auf den ersten Blick ansehen, dass sie sich sonst im Rollstuhl fortbewegt
Die Frage ist eher, welche Einschränkungen in welchen Situationen bestehen. Mobilität/Beweglichkeit, Flexibilität, Spontanität sind eigentlich die Probleme, die uns am Ehesten zu schaffen machen. Dies die Folgen aus so vielen kleinen Problemen, an die man bei "Menschen im Rollstuhl" erstmal gar nicht denkt. Im Leben wie auch "im Bett" - wir könnten Romane darüber schreiben
In die "schnelle Nummer" passt das sicher weniger. Ein halber Tag Vorbereitung um dann möglichst "sicher" Sex haben zu können ist auch nicht jedermanns Sache - aber machbar
Trotzdem ist auch verständlich, wenn sich viele davon abschrecken lassen. Körperliche "Mängel" passen noch dazu nicht immer in die Vorstellung eines möglichst "makellosen" Körpers. Es ist verständlich, dass bei der Suche nach möglichst "unkompliziertem" Sex oder auf solchen aufgebauten Beziehung diese Form der Handicaps nicht unbedingt passt und - so wie Du es siehst - "Angst" macht. Dazu sicher die (unbegründeten) Sorgen darüber was geht oder eben nicht....
Und zum Thema Beziehung: ja, das Leben gemeinsam ist absolut nicht einfach und unkompliziert. Jeder der etwas anderes behauptet, sieht die Realität falsch. Entscheidend ist, ob sich beide Partner so gut verstehen, dass man befriedigende und erfüllende Lösungen für beide findet ohne zu sehr zu klammern und ohne zu sehr einzuschränken. Wir leben mit einer Vielzahl an Kompromissen - und wir können damit gut leben (ohne das jetzt ins Detail auszuführen). Das ist aber für viele sicher nicht vorstellbar und auch verständlich.
Mit Handicap sicher verstärkt, aber es geht in jeder "normalen" Beziehung genauso. Wir suchen uns unsere Partner doch so aus, wie wir sie gerne hätten - oder zumindest machen wir doch ungern "Abstriche" in unseren Bedürfnissen. Ich als "nichtbehinderter" Partner verzichte natürlich auf ein gewisses Maß meiner Freiheit - aber ich weiß wofür: ich habe beste Frau gefunden, die ich mir vorstellen kann
Und jetzt wo wir uns gemeinsam auch hier neue Perspektiven schaffen (Betonung: "gemeinsam"!) passt es nur noch um so besser.
Es mag solche "Deckel" aber sicher auch noch anderweitig geben - zumindest kennen wir im Bekanntenkreis jede Menge davon
Und was die Ebene "Joyclub" angeht: die bisherigen Bekanntschaften, die uns näher kennengelernt haben konnten über viel gemeinsamen Spass (auch beim PT) bisher nicht klagen
Zu guter Letzt: das "Glotzen" nehmen wir mittlerweile gar nicht mehr bewusst war, stehen wir aber auch drüber. Ist auch oft gar nicht so gemeint und zu interpretieren.
Zum "Fetisch" haben wir schon an anderer Stelle etwas gesagt. Überall, auch hier, gibt es solche und solche, sympathische - unsympathische, geschickte - plumpe, schlaue und dumme. Nicht die Neigung oder der Körper macht den Menschen aus, sondern seine Einstellung und sein Charakter. Beim Rest gibt es sehr viel Spielraum - wenn man offen ist
Liebe Grüße,
die "ZweiteLiebe"