Mir ist nicht klar, was eine räumliche Trennung lösen soll, was man nicht während des Zusammenlebens lösen konnte. Eine Trennung, auch wenn zeitlich und räumlich begrenzt, bedeutet doch erstmal, dass man mit dem Partner nicht mehr zusammenleben kann oder möchte.
In der Mathematik heißt es, dass man ein Problem erst einmal verstehen muss bevor man es lösen kann. Also wäre doch der erste Schritt zu fragen: was funktioniert in unserer Partnerschaft nicht.
Sex, selbst der beste Sex, wird die Probleme die es in der Beziehung gibt nicht lösen. Auch wenn du dich nach Sex und Nähe sehst löst das nichts. Das ist ein temporärer "Fix" wie ein Schuß Heroin, der dir einen kurzen "High" gibt aber nichts löst.
Meine Frau und ich wurden einmal in einem Beratungsgespräch gefragt, ob wir vor unserer Hochzeit uns gefragt haben, welche Erwartungen wir an unsere Ehe haben. Da mussten wir uns eingestehen, dass wir darüber überhaupt nicht gesprochen haben.
Insofern wäre es doch jetzt angebracht, dass jeder aufschreibt, warum ihr zusammenbleiben wollt, warum ihr nicht mehr zusammenbleiben wollt, und wenn der Wunsch des Zusammenlebens überwiegt dann ist die Frage welche Erwartungen, Wünsche und Bedürfnisse ihr für das weitere Zusammenleben habt. Wenn es da keine Übereinstimmung gibt, dann hat es keinen Sinn mehr die Beziehung weiterzuführen.
Hier im Westen sind wir immer am Anfang der Beziehung himmelhochjauchzend glücklich und wenn dieses Gefühl im Laufe der Zeit abklingt, dann glauben wir, dass die Beziehung zu Ende ist. In Indien werden die Ehen der Kinder immer noch von den Eltern vereinbart, weil die Eltern die Kinder am Besten kennen. Da ist die Frage, ob die Kinder kompatibel sind und dann wird geheiratet, auch wenn man sich vor der Hochzeit nur einmal gesehen hat. Die mentale Einstellung zum Partner ist aber anders als bei uns. In Indien wächst die Liebe mit der Zeit, in der die Partner zusammen sind. Da ist eine Ebene des Vertrauens und Verpflichtung gegenüber dem Partner, dass man sich auf seinen Partner verlassen kann und mit dem gemeinsam erlebten und gemeinsam erschaffenen die Liebe wächst. Die Ehe und auch die Liebe bedeutet, dass man sich dafür entscheidet am Leben des Partners teilzunehmen.
Im Westen sagt man oft: man heiratet eine Person, weil man 50 Prozent des Characters des Partners kennt und lernt dann die anderen 50 Prozent während der Ehe kennen. Ich gehe davon aus, dass du nun 100 Prozent deines Partners kennst. Also: findest du deinen Partner so spannend und liebenswert, dass du weiterhin an seinem Leben teilnehmen möchtest und bis du tolerant genug seine Schwächen zu akzeptieren. Akzeptierst du, dass er die Zahnpasta im Bad nicht so hinlegt wie du es erwartest oder sind andere Facetten seines Characters für dich wichtiger und weswegen du mit diesem Menschen dein Leben verbringen möchtest.
Oft sind wir es, die das Problem in der Beziehung sind weil wir nicht bereit sind uns zu ändern und dann aber den Partner dafür verantwortlich machen, dass die Beziehung nicht funktioniert.
For better or worse, in guten und in schlechten Zeiten. Habt ihr diesen Spruch bei der Hochzeit verinnerlicht? Wollt ihr gemeinsam die Schwierigkeiten in der Beziehung bewältigen?
Ihr müsst euch über die Erwartungen an eine mögliche Weiterführung der Beziehung klar sein und ob ihr bereit seid euch an die Erwartungen des Partners anzupassen, ohne natürlich sich dabei nicht selbst zu verbiegen. Wenn das nicht geht dann ist die Beziehung zu Ende. Wenn es geht, dann ist auch wieder eine Basis des Vertrauens da, denn man weiß, dass man sich auf seinen Partner verlassen kann.
Dann wird auch der Sex noch besser, da man sich in vollem Vertrauen seinem Partner hingeben kann. Ein Gefühl der mentalen und sexuellen Befreiung die ein Glücksgefühl erzeugt, das man nur mit dem Wort "bliss" bezeichnen kann.
Das wünsche ich euch.