Ich finde es immer wieder faszinierend, wie unterschiedlich verschiedene Leute auf diesen Begriff blicken. Für den Einen ist es quasi das Gleiche wie eine Fickbeziehung, wieder Andere sehen keinen Unterschied zu einer Affäre und dann gibt es diejenigen, für die es quasi wie eine feste Beziehung ohne gemeinsame Zukunftspläne ist.
Ich finde das etwas seltsam...
Ich hatte auch schon Fickbeziehungen (was für ein grässliches Wort, by the way), aber in der Regel habe ich mit diesen Männern auch mal gesprochen oder einen Kaffee getrunken.
Eine Affäre ist für mich immer mit Untreue verbunden und das lehne ich grundsätzlich ab, kommt also für mich nicht in Frage. Und zwar egal, ob ich gebunden bin oder der Mann.
Am ehesten bin ich da bei der letzten Variante, denn für mich steht die Freundschaft im Vordergrund und das empfinde ich durchaus als eine Art Beziehung. Allerdings macht Exklusivität für mich nicht allzu viel Sinn, wenn beiden klar ist, dass sie eben nicht zusammen sein wollen wie ein "normales" Paar.
Ich habe seit über 20 Jahren eine Freundschaft +. Es gab dabei immer wieder, teils sehr lange Phasen, in denen zwischen uns nichts Sexuelles lief, weil einer oder auch beide in festen Beziehungen waren. An der tiefen Freundschaft zwischen uns hat das nie etwas geändert, denn es geht eben nicht primär um Sex.
Wir lieben uns, das haben wir immer getan und wir empfinden das, was wir miteinander haben, beide als etwas sehr Besonderes, was wir auf keinen Fall gefährden wollen.
Erstmals haben wir die Situation, dass ich zwar in einer festen Beziehung bin, wir unsere Freundschaft aber dennoch in dieser Form ausleben können. Mein Mann weiß das natürlich und die beiden kennen und schätzen sich gegenseitig. Mein Freund ist mein Trauzeuge.
Dass wir nie eine "normale" Beziehung hatten, hat mehrere Gründe. Wir sind uns ziemlich sicher, dass wir uns bei einem gemeinsamen Alltag relativ schnell gegenseitig an die Gurgel gehen würden, trotz aller Liebe und Innigkeit passen wir einfach nicht sehr gut zusammen. Ein Beziehungsende wäre also absehbar gewesen und das wiederum hätte unsere Freundschaft vermutlich beendet.
Er ist kein Beziehungsmensch, eher misanthropisch eingestellt und das wäre für mich nichts, denn ich brauche eine innige Bindung und möchte mit meinem Partner möglichst viel teilen.
Er teilt meine Neigung zum BDSM nicht und das würde mir auf Dauer zu sehr fehlen.
Wir leben ca 250 km auseinander, daher sehen wir uns nicht regelmäßig. Wir versuchen, es ungefähr alle 8 Wochen mal hinzukriegen, ansonsten telefonieren wir oft oder stehen zumindest per WA in Kontakt. Wie bei einer normalen Freundschaft auch ist es uns wichtig zu wissen, wie es dem Anderen geht und was so los ist. Wenn der Andere gebraucht wird, ist er da, egal, worum es geht. Und das ist viel wichtiger als der Sex, der ist wirklich "nur" das + an der ganzen Sache.
Tatsächlich gibt es niemanden in meinem Leben (abgesehen von der Familie), der mich so lange und so gut kennt. Und wenn es sein müsste, weil er vielleicht die Liebe seines Lebens trifft, würde ich sofort auf den Sex verzichten, um die Freundschaft weiter zu führen. Und da sind wir uns zum Glück einig.
Dass das hier so unterschiedlich gesehen wird, macht es sicherlich nicht einfacher, wirklich den richtigen Partner dafür zu finden. Ich glaube auch, dass eine Freundschaft +, wie ich sie erlebe, sehr selten ist. Das ganze Konstrukt birgt eben auch Schwierigkeiten. Andere Partner, einseitiges Mehr-Wollen, unterschiedliche Ziele... all das hatten wir auch. Wahrscheinlich haben wir das alles deshalb hingekriegt, weil wir eben beide immer die Priorität auf die Freundschaft gesetzt haben und nicht auf den Sex.
Sperling