Ein schönes Apéritif
Als hauptamtlicher Rasör einer gewissen Dame frage ich mich nun aber, ob ich es der Abwechslung halber mit diesem
sugaring versuchen sollte. Von meinem ersten Handanlegen an war ich vom Vorher-Nachher-Effekt sehr begeistert und kann mich rühmen, nie eine Rasur vollbracht zu haben, ohne dass das Objekt meiner Aufmerksamkeit sich dafür tief und eindringlich bei mir bedankt hat. Den Anfang mache ich bei Bedarf mit einem Rasierapparat. Und Bedarf ist eigentlich immer da, denn selbst wenn es der Schneidearbeit des Geräts eigentlich nicht bedürfte, lässt sich die Vibration sehr wirkungsvoll einsetzen. Die rituelle Seite der Rasur (James Joyce lässt grüßen), also der Pinsel, das Einseifen etc., hat einen unbeschreiblichen
kink, gerade weil es eine Prozedur ist, die man zeitlich und räumlich durchlaufen muss. Der Gebrauch der Klinge, worin immer ein leichter Hauch von Verletzungsgefahr und somit Auslieferung der Rasierten und Inbesitznahme durch den Rasör mitschwingt, wäre für mich auch ein Gegenargument zum wahrscheinlich effizienteren
sugaring. Zum Schluss jedenfalls, wenn alles gereinigt ist, wird man nach getaner Arbeit gleich mit einem doppelten Lächeln belohnt: Eins waage- und eins senkrecht, beide entflammt. Das Ergebnis ist jedesmal so unwiderstehlich, dass mit meiner Passion fürs venerische Hügelroden zeitgleich eine Leidenschaft für die Photographie entstand: "Warte! Bleib genau so liegen! Komme gleich wieder!"