WiB:
Auf einen Menschen frustfrei und vorbehaltslos zu zu gehen, ist mit zunehmendem Alter und gelebten Erfahrungen auch nicht mehr so einfach.
Das sehe ich anders. Ich finde, die gelebten Erfahrungen helfen, gerade im fortgeschrittenen Alter, die Dinge realistischer zu sehen, auch was die Selbsteinschätzung und das Bescheid Wissen über eigene Grenzen, Bedürfnisse und ihre Wertigkeit etc. angeht, und damit ist die Chance, sich selbst und anderen immer wieder auf den Leim zu gehen eher geringer, aber das mag jetzt nur meine rein persönliche Ansicht und Erfahrung sein.
Ich jedenfalls habe hier den Menschen gefunden, den ich mein Leben lang gesucht habe, und ihm geht es mit mir genau so. Als wir uns kennenlernten, war ich 60 und er 65. Und obwohl öfters der Satz fiel: "Warum haben wir uns nicht früher gekannt?" gab es die Erkenntnis, dass wir früher einander nicht attraktiv gefunden hätten, da wir damals in diversen Vorurteilen und "Glaubenssätzen" gefangen waren, die uns von vorneherein daran gehindert hätten, uns tatsächlich aufeinander einzulassen und eine echte Begegnung und Intimität nicht zugelassen hätten.
Mit zunehmender Lebenserfahrung kann man aber doch viel besser einschätzen, was wirklich zählt und worauf es einem ankommt, und man kann sich, vor dem Hintergrund bereits erbrachter "Leistungen" im Leben, auch sehr viel gelassener präsentieren, muss nicht mehr scheinen als sein, nichts mehr "beweisen" oder vorgeben, und kann sich deshalb viel entspannter darauf einlassen, zu schauen, ob man sich wohlfühlt miteinander, ob die Chemie stimmt, echtes Interesse aneinander und füreinander besteht, das die Aufmerksamkeit befördert, und vieles andere mehr.
Inzwischen sind wir bald 10 Jahre zusammen, sehr glücklich, und wir wissen, was wir aneinander haben. Dass wir uns entschieden haben, eine Fernbeziehung zu führen, auch nachdem es der Eintritt in das Rentenalter gestattet hätte, einen Ortswechsel vorzunehmen und zusammenzuziehen, ist eher der Tatsache des bereits fortgeschrittenen Lebensalters und dem Wissen um die beiderseits vorhandenen Autonomiebedürfnisse geschuldet. Es gibt darüber hinaus Wurzeln, Verpflichtungen und Beziehungen mit anderen Menschen, die man nicht ohne weiteres kappen und beschneiden mag oder kann, und die aber andererseits auch mit dazu beitragen, dass jeder ein eigenes tragfähiges Netzwerk behält, das dann auch funktioniert, wenn es von einem selbst gebraucht wird.
Und es hilft dabei, auch im Rahmen einer glücklichen Liebesbeziehung nicht jeweils den Partner dafür verantwortlich zu machen, dass es einem selbst gut geht und man sich wohlfühlt, sondern sich darüber klar zu sein, dass das keineswegs selbstverständlich ist, und dass man die Verantwortung dafür selbst trägt und jeder laufend etwas dafür tun muss, dass es so bleibt.
In meinen Augen ist eh Letzteres der ausschlaggebende Faktor dafür, ob man hier jemanden trifft, mit dem man eine Partnerschaft eingeht: die Haltung, dass der JC nicht eine Art "unbegrenztes Sexangebot" darstellt, sondern eine Plattform ist, die es ermöglicht, Menschen kennen zu lernen, mit denen es , neben(!) allen anderen Themen, sich zusätzlich(!) auch über sexuelle und erotische Themen auszutauschen, was im normalen Lebenszusammenhang außerhalb des Joyclub nach wie vor als ungehörig gilt.
Wer daraus aber schließt, man könne sich hier deshalb die Phase des vorsichtig aneinander Herantastens, um abzuklären, ob aus einer unverbindlichen Begegnung möglicherweise mehr werden kann, "sparen", wird merken, dass dem keineswegs so ist.
Wer pragmatisch Sex von der Person trennt, ihn als Konsumartikel ansieht, der unabhängig von einer Person und deren Persönlichkeit konsumierbar ist und gewährt wird, darf sich ebenfalls nicht wundern, wenn diese Fastfood-Mentalität nicht von allen Usern hier gleichermaßen als erstrebenswert angesehen und erwidert wird.
Beide Einstellungen, Fastfood-Sex für den Heißhunger und Slowfood-Begegnungsaufbau für anhaltenden Genuss und langfristig gesunde Ernährung, sind allerdings im JC verbreitet. Die Kunst besteht darin, sich darüber klar zu sein, dass dies so ist und die jeweils andere, auf einen selbst nicht zutreffende, Einstellung nicht zu bashen und abzuqualifizieren (im Rahmen etwa von Äußerungen wie: warum bist Du dann hier? Wir wissen doch alle, warum wir hier sind!, ich habe hunderte von Mails geschrieben und keine Antwort bekommen!, ich bin doch kein Fickfleisch!, ich will kein langes Hin- und Herschreiben sondern zur Sache kommen!, warum sind hier alle so unverbindlich, keiner will sich mehr festlegen!) sondern beide nebeneinander bestehen zu lassen und dennoch selbstbewußt und unverdrossen seinen eigenen Weg weiter zu verfolgen, und dabei nicht völlig aus dem Auge zu verlieren, dass die beste "Eigenwerbung", die man auf einer Plattform betreiben kann, darin besteht, viele interessante und kluge Beiträge zu unterschiedlichen Themen zu posten und dadurch die Aufmerksamkeit derjenigen zu erhalten, die ähnlich gestrickt sind, wie man selbst. Kontakte, die sich daraus ergeben, sind meist vielversprechender und wesentlich erfolgsträchtiger im Sinne der Ermöglichung ernsthafter, langfristiger Beziehungen, als obszön-vulgäre Anmache, pornöse Bilder in grob aufreizenden Posen, Stellungen und Outfits, plumpe Bildkommentare im Stil von "Geil! Da möchte man mitmachen! Meldet Euch doch gerne bei mir! etc.).
Partnersuche im Joyclub ist, wie überall sonst auch, auch eine Frage des persönlichen Stils, sowie der Wahl der geeigneten Mittel, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, das angestrebte Ziel tatsächlich zu erreichen. Die Investition von Mühe, Zeit, Sorgfalt und Geduld erhöht die Erfolgsaussichten jedenfalls ganz wesentlich!