Liebe TE,
nun hat er dich "am Herz gepackt", und da auch genau die empfindlichste Stelle getroffen.
Das kann er aber nicht wissen, dass du genau da so empfindlich bist.
Vielleicht hat er nicht mal absichtlich genau da hingepackt, sondern du hast diese Stelle einen Moment lang schutzlos und ohne Verteidigungswall offen gelegt.
Wie auch immer, du hast gemerkt, dass du dort eine sehr empfindliche Stelle hast!
Die ist sogar sooooo empfindlich, dass du sie eigentlich keinem Menschen anvertrauen kannst.
Diese Stelle zu stärken, das könnte jetzt dein Ziel werden.
Kein Pflaster drüberkleben, keine Mauer drumherum bauen, keine Hornhaut wachsen lassen....aber so stark machen, dass wenigstens du darauf schauen kannst. Dann kannst du sie auch anderen zeigen und vlt mal jemanden da anfassen lassen.
Im Moment schützt du diese Stelle mit Angst. Die Angst hast du sozusagen als Security angestellt, damit sie dafür sorgt, dass niemand da dran kommt.
Und die Angst leistet ganze Arbeit.
Gegen etwas zu kämpfen, das zu dir gehört, scheint mir kein guter Weg zu sein.
Aber überwinden und sie in ihre Schranken weisen, das kannst du bestimmt. Es lohnt sich.
Mache sehr kleine Schritte.
Gehe allein (auf ihn zu), mach dich nicht abhängig davon, dass er dir ewige Liebe und Treue verspricht.
Das Vertrauen musst du selbst aufbringen, es wird dich stärken und auch, wenn es mit diesem Mann nichts wird, wirst du beim nächsten Mal eine bessere Ausgangsposition haben.
Der erste Schritt ist ja schon getan, du hast gesehen, dass du furchtbare Angst hast.
Deine Beiträge hier sind klug, durchdacht, reflektiert und dem Leben positiv zugewandt. Du bist in anderen Lebenssituationen eine starke Person, hast Kind/er und Freunde.
Bestimmt kannst du viel aushalten, nimmt nicht alles krumm und bist keine Mimose. Nur wenn es um diese Stelle am Herzen geht, dann ist plötzlich alles anders...
Mir ging es durchaus ähnlich.
Ich fühlte mich, als würde ich auf dünnem Eis gehen. Manchmal krachte es hier und da und ich hatte große Angst, einzubrechen und im kalten Wasser zu versinken.
Trotzdem ging ich weiter.
Für mich war wichtig, mit dem Partner im Gespräch darüber zu sein. Allerdings erst, nachdem wir uns eine Weile kannten, einige Monate, mindestens ein halbes Jahr.
Und vor allem musste ich meine Gefühle reflektieren, ich musste sie anschauen und mich der Angst stellen - immer wieder, aber immer in kleinen Stücken, gerade so viel, wie zu ertragen war.
Das war anstrengend und auch schön.
Mit jedem kleinen Schritt gewann ich Freiheit und Souveränität.
Und mit jedem Schritt konnte ich ein wenig mehr Liebe zulassen, das tut gut.
Aber geschenkt bekommt man das nicht! Das ist Arbeit.
Als die Beziehung nach drei Jahren abrupt zerbrach, brach halt auch das dünne Eis....und ich stellte fest, das das Wasser darunter zwar kalt war, aber nur bis zu den Knien ging.
Keine bedrohliche Situation! Darüber war ich sehr erstaunt.
Waren meine Beine so lang geworden, oder war das Wasser immer schon so flach?