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Junge Frau zum Mitreisen gesucht

Junge Frau zum Mitreisen gesucht
"Marie ist langweiliges Wischiwaschi. Diesen Namen wählt man aus Phantasielosigkeit wie die Farbe Weiß für Raufasertapeten."
An diese wenig schmeichelhaften Worte ihrer Großmutter, die mittlerweile auf ihre Kosten zur oft bemühten Familienanekdote stilisiert worden waren, musste Marie jetzt denken, als sie die kleine Funzellette auf dem Beistelltischchen ausschaltete, die Vorhänge aufzog und den hellen Tag mit Sonnenschein ins Zimmer strömen ließ. Die plötzliche Helligkeit verstärkt durch die tatsächlich weißen Raufasertapeten war so ungewohnt und grell, dass sie ihre Augen für einen Moment schließen musste und sich auf die Lehne des Sofas setzte.

Marie war der Überzeugung gewesen, das einzig wahre Unterpfand ihrer Liebe bestünde darin, wie es in ihrem Ehevertrag hieß:
"Die Unterzeichnende verpflichtet sich, in der gemeinsamen Wohnung den Haushalt zu führen. Sauber zu machen. Das Klo zu putzen. Den Müll runterzubringen. Den Kühlschrank zu füllen."
Und sie hatte in der Tat die traurige Gabe besessen, ihre Liebe in die Sprache dieser häuslichen Verrichtungen (die Proust "die Kunst des Nichts" nannte) zu transformieren.

Zwei Jahre hatte sie das bis jetzt durchgehalten. Ob sich ihre Ehe anders entwickelt hätte, ja, ob sie überhaupt geheiratet hätte, wäre sie sich im Klaren gewesen, wo sie einmal landen würde, wusste sie selbst nicht richtig.
Bei dem Stichwort "Sofa" erinnerte sie sich nur an den Vorfall, wie sie zum ersten Mal mit Frank, ihrem Mann, in ihrer damaligen Wohnung, die sie sich mit einer Kommilitonin teilte, zusammentraf.
Nie war sie leicht rumzukriegen gewesen. Aber im Halbdunkel der Bude damals war die Identität von Frank völlig ausgelöscht, war beinahe schon anonym geworden - und sie spürte nur ein tierisches Verlangen nach irgend einem Mann. Und so verfiel sie mehr ihrer inneren Stimmung, dem gedämpften Licht, der Vielzahl weicher Kissen, dem Duft von Patchouli im Raum ... und der Magie des puren Sex.
Was für eine Sauerei, am nächsten Morgen die Flecken wieder aus den beigen Polstern rauszubekommen! Eine Beschäftigung, die genauso ätzend war, wie ihr Gewissen nach diesem Vorfall zu beruhigen ...
Hatte Frank sie doch einfach an den Schultern gepackt, auf das Sofa geschmissen und sie genommen; in Stellungen, die sie bis dahin noch gar nicht gekannt hatte und die sie - sie verstand es selbst nicht - dem Himmel nähergebracht hatten ... nur an diese Magie konnte sie denken - aber nicht an den dies verursachenden Mann.
Einen Mann, wie sich herausstellte, einen Verführer, der für seine Privatunternehmungen eine fixe, beheizte Basisstation brauchte - der Rest - sprich Marie als Ehefrau - war ihm dabei gleichgültig, das Gegenteil wäre auch seiner Würde als Mann nur abträglich gewesen.

Der angebrochene Herbst war schön. Angenehme Temperaturen, eine blasse Sonne, zart leuchtende Blätter, die sich nur allmählich mit kühlem Wind lösten - dies Sterben war friedlich, dachte Marie und ihr kamen Gedanken an ihr abgebrochenes Anglistik-Studium ... "to die in peace" ...
Marie jedoch empfand eine Art wilden Frieden, eine Art gedämpfter Begeisterung und das sanfte herbstliche Sterben lag eigentlich im Widerspruch zu dem frühlingshaften Wetterleuchten und der Atmosphäre ihres Herzens.

Ihr Herz, das sie zum ersten Mal laut bis in ihren Kopf schlagen hörte: Für diesen unverschämt gut aussehenden und höflichen Mann vom Cannstatter Volksfest (ihre Mutter würde sich im Grab rumdrehen, wüßte sie davon ...).
An einem Morgen sah sie dem noch nicht erwachten Treiben auf dem Wasen bei einem ihrer Spaziergänge zu. Und bei einem nostalgischen Karussell blieb sie stehen. Pferde, die sich hoben und senkten während sich das Karussell drehte. Und dort stand er, hoch gewachsen, im blauen Overall, einen Gürtel um die schmale Taille und auf die Maschinerie konzentriert. Aber vielleicht hatte er auch einfach nur Spaß daran zu beobachten, wie sich seine Welt drehte ... bis er Marie bemerkte, ihr zulächelte und ihr einen Fahrt anbot, was sie lächelnd und auf die Plattform springend annahm.
Der Mann ergriff sie an der Hand und hob sie auf eines der Pferdes. Er selbst setzte sich hinter sie.
Während das Karussell beschleunigte, fasste er Marie an den Händen und streckte sie in die Luft, presste seinen Oberkörper an ihren Rücken und der Rhythmus der Fahrt übertrug sich simultan in sie beide, tief und lang, fremd und heimisch zugleich ... und schön wie auf Wellen, wie auf dem Meer ... weit weg, weit, weit weg.

Marie war glücklich und willigte in die Einladung zu einem Kaffee ein, wobei sie nicht hätte sagen können, über was sie sich im Einzelnen mit viel Lachen unterhielten. "Komisch, wir treffen uns, sprechen ein wenig miteinander, freunden uns an und trennen uns wieder ..."
So mit ernstem Grinsen im Gesicht verabschiedete er Marie am Karussell, die nach Hause wollte, während er wieder aufgesprungen war und das Fahrgeschäft sich zu drehen begann. Er sah ihr noch nach, bis die Umdrehung ihn auf die andere Seite seiner Welt befördert hatte.
Marie jedoch drehte sich nicht mehr um, aber ihre Gedanken drehten sich um niemand anderen mehr.
*****rPe Mann
1.498 Beiträge
Der berühmte Augenblick???
****68 Frau
2.442 Beiträge
Werter Trakotik

Das ist eine tolle Geschichte. Ein grosses Kompliment an Deinen « süffigen » Schreibstil ! *knicks*

liebe Grüsse und eine sternenklare Nacht wünsche ich Dir.

*wolke7*
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