Angst überwinden, oder besser nicht?
Hallo,Ich versuche es kurz und schmerzlos zu machen, aber diese Sache beschäftigt mich seit mehr als einem Jahr und mitlerweile bin ich an einem Punkt, an dem ich einfach nicht mehr weiter weiß. Die Situation ist folgende:
Ich habe vor etwa 2 Jahren einen jungen Mann kennengelernt, unser Kontakt hat sich erst sehr gut entwickelt, wir haben uns oft geschrieben und später auch telefoniert. Wie verstehen uns sehr gut, können über vieles reden. Innerhalb dieser 2 Jahre gab es immer wieder Phasen, in denen wir nicht viel miteinander zu tun hatten, zeitweilig hatte er eine Freundin..etc.. wie das eben so ist.
Seit ein paar Monaten ist unser Kontakt wieder sehr regelmäßig und.. wie soll ich sagen.. Es ist fast als wäre ich verliebt. Ich fühle mich zu ihm sehr, sehr hingezogen, denke jeden Tag an ihn und warte teilweise darauf, dass er nach Hause kommt um mit ihm reden zu können.
Jetzt ist es soweit, dass wir uns treffen wollen. Wir hatten uns das schon früher überlegt, es gab sogar schon 2 Termine. Den einen hat er aus zeitlichen Gründen abgesagt, beim zweiten hab ich einen Rückzieher gemacht. Es ist so, dass er studiert und nebenbei Arbeitet. Dazu kommt noch seine Band.. Er hat also recht wenig Zeit. Für ihn wäre es besser, ich würde zu ihm fahren (nach Köln, ich wohne in BaWü), weil es für ihn schwer ist, sich 2,3 Tage komplett frei zu räumen. Und hier liegt das eigentliche Problem.
Ich habe zu große Angst, ich kann mich nicht überwinden, in eine Fremde Stadt zu einem "Fremden" Menschen zu fahren. Dort zu essen, zu schlafen, zu duschen.. ich kann mir das einfach nicht vorstellen. Letzten Sommer bin ich zu einem Freund nach Mannheim gefahren (er ist schwul), da war es nicht ganz so kompliziert, weil mein Vater auch in Mannheim wohnt und ich jederzeit hätte gehen können. Im Grunde hat es ganz gut funktioniert, ich habe zwar recht wenig gegessen, mich aber ansonsten ganz gut geschlagen, was vermutlich aber auch an diesem "Hintertürchen" lag, dass ich noch offen hatte, für den Fall, dass ich es doch nicht schaffe.
Es ist schwer für mich das jemandem begreiflich zu machen, er versteht es auch nicht, er denkt jetzt, es wäre mir nicht wichtig genug und ich könnte mich deshalb nicht überwinden. Bei dem zweiten Termin den wir hatten, habe ich wie gesagt einen Rückzieher gemacht, weil ich mich dann letztendlich doch nicht getraut habe.
Ich vermute das mit meiner Angst liegt an meiner Vergangenheit. Ich leide unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Mit 15 wurde ich von meinem Freund vergewaltigt, nachdem wir ein Jahr zusammen waren. Seit dem bin ich so ängstlich. Er weiß zwar, dass mir etwas passiert ist, aber das ich vergewaltigt wurde weiß er nicht, weil ich es einfach nicht über die Lippen bringe.
Jetzt weiß ich nicht, ob es vielleicht doch gut für mich wäre, meine Angst zu überwinden um zu ihm zu fahren, oder ob ich besser bleiben lasse und versuche die Sache zu vergessen. (Was mir in der Vergangenheit aber auch nicht gelungen ist).
Hinzu kommt, dass er wie gesagt wenig Zeit hat und ich dann, wenn ich zu ihm fahren würde, auch jeden Tag für ein paar Stunden alleine wäre. Das macht die Sache für mich aber nicht leichter, da er in einer WG wohnt, mit 2 Freunden, beide männlich.
Es ist nicht so, dass es mir nicht wichtig genug wäre, das ist es wirklich nicht. Aber ich habe eben so große Angst vor diesem Schritt. Das eine mal war ich ja schon so weit, dass ich sagte "okay, ich komm dich besuchen" aber dann kamen die Zweifel wieder und ich habe abgesagt, weil ich es mir nicht zugetraut habe. Ich habe auch Angst davor, dass es mir schadet, wenn ich mich quasi "gewaltsam" überwinden muss und ich danach, wenn ich wieder nach Hause fahre in ein tiefes Loch falle.
Durch meine PTBS habe ich gelegentlich "Zitteranfälle" in denen ich das Erlebte nochmal durchlebe, sie kommen ganz plötzlich oder durch bestimmte Auslöser, Worte, Gedanken.. Ich kann sie nicht verhindern und möchte nicht damit konfrontiert werden, wenn ich zu ihm fahre. Ich ziehe mich dann hier immer zurück und "warte" bis es vorbei ist. Deshalb wäre ein Treffen in meinem gewohnten Umfeld nicht so schwierig für mich.
Vielleicht gibt es ja jemanden, der schonmal von einer ähnlichen Situation gehört hat oder mir ein paar Tipps geben kann. Deshalb schreibe ich diesen Eintrag.
Ich danke jedem der die Zeit aufgebracht hat um diesen Roman zu lesen und auch jedem im voraus, der sich die Zeit nimmt darauf zu antworten.
Liebe Grüße,
Splinter