Der letzte Beitrag ist zwar schon etwas her...
Lust auf Erniedrigung - oder der respektvoller Umgang miteinander in einem ungewöhnlichen Rahmen.
Wann bin ich als Sub wirklich zufrieden?
Viele beantworten diese Frage ziemlich schnell und klar und doch, es gibt die Menschen, die dann glücklich und zufrieden sind, wenn sie Erniedrigung erleben.
Erniedrigung nicht durch beliebig austauschbare Personen und in jeder Situation, doch ohne diese besonderen Momente fehlt ihnen etwas in ihrem Leben.
Diese Lust auf Erniedrigung bedeutet nicht, das im BDSM Kontext der Dominante seinen Partner mit einem Rohrstock schlägt oder züchtigt.
Für diejenigen die Schmerz mit Erniedrigung verbunden haben, kann es das Höchste sein.
Wie jemand Erniedrigung so erlebt, das sie lustvoll für ihn oder sie ist, das kann jedoch ganz unterschiedlich aussehen.
Andere sind beim Dirty Talk dabei. Wenn sie Sätze hören wie: Und Du meinst, so ein kleiner Schwanz kann irgend jemand reizen? Blas ihn endlich Du geile Schlampe, Dir Sau muss man den Schwanz ganz tief reinstecken, dann steigen sie ein.
Wieder andere fühlen erst dann so richtig etwas, wenn sie die Toilette für ihren Herren, ihre Herrin sein dürfen oder wollen.
Da geht es dann auch nicht um das Schneller, Höher, Weiter, nicht um immer extremere Situationen oder Erlebnisse, sondern um das innere Gefühl, das sich für sie einstellt.
Einige haben das hier mit Grenzen oder Grenzerfahrungen beschrieben.
Für mich persönlich geht es um mehr oder auch noch um etwas anderes mit dabei.
Die empirische Forschung des kinky Begehrens ist so unterentwickelt, es gibt einfach keine Studien – nicht einmal umstrittene. Was es gibt, sind Beobachtungen aus der Therapie.
Aber die basieren eben nur auf Menschen, die wegen psychischer Probleme in Behandlung sind, und nicht der Gesamtheit der glücklichen, unglücklichen, frustrierten und zufriedenen Freund*innen der härteren Gangart (aus taz, Peter Weissenburger).
Erniedrigung zu erfahren ist auch nicht unbedingt ein häufiges "Erleben wollen" im BDSM Kontext vieler Menschen.
Erniedrigung durch sadistische Menschen, ist jedoch auch oft eine Gradwanderung zwischen lustvollem Eintauchen und völligem Absturz.
Da reicht es meist nicht nur über die Tabus zu reden oder Grenzen fest zu legen.
Da braucht es die Beobachtung und das Mitgehen während des ganzen Prozesses, bei vielen fängt die Reaktion auch erst danach an.
Manche wollen ein Auffangen, andere brauchen es.
Wie das bei jedem Einzelnen, bei jeder Einzelnen genau aussieht, kann und wird auch sehr unterschiedlich sein.
Jemand der als Toilette den Sekt und Kaviar seiner Herrin vollständig aufgenommen hat, erwartet eine andere Reaktion als jemand der als Dreckstück, als miese Schlampe, als nichtsnutzige Dreilochstute von ihrem Meister zur Benutzung durch eine Gruppe Männer freigegeben wurde.
Die Lust auf Erniedrigung, der Reiz dieses extremeren Bereichs, stellt viele vor eine eigene Herausforderung.
Für viele hat dies nichts mehr mit Lust und Leidenschaft zu tun, andere können da völlig eintauchen.
Interessanterweise gibt es wohl Situations- oder Zeitfenster wo das Eintauchen besonders leicht und tief ist, es ist also nicht immer gleich und auch nicht immer möglich.
Die Partner brauchen da immer wieder ein gutes Feedback, wenn das nicht kommt, wird es eher ein Blindflug.
Ähnlich wie bei Bondage, wo der Rigger nicht wirklich miterleben kann, wann dem Bunny etwas weh tut, eine Stelle beginnt taub zu werden, so ist es auch hier der Fall.
Obwohl es meist erst zeitversetzt mitgeteilt wird oder werden kann.
Der respektvolle Umgang ist für mich persönlich dann gegeben, wenn beide Partner klar kommunizieren und so dem bzw. der anderen die Möglichkeit geben, wirklich dabei zu sein, das Eintauchen zu erleben oder es zu begleiten und zu unterstützen.
Also ein gemeinsamer Flug