Potentieller Trennungsgrund zu sein, - das ist auch nicht lustig
Ich war schon Affaire. Potentieller Trennungsgrund gewiss nie.
Zum einen kann man maximal ein Auslöser sein, aber kein Grund. Trennungsgründe kann ein Paar hervorragend alleine schaffen, dazu braucht es mich wahrlich nicht.
Zum anderen trage ich selbst mit Sorge, dass die Intimität bleibt, was sie ist. Intim. Das hat auch was mit Respekt zu tun. Wenn jemand klar sagt, er möchte seine Ehe aufrecht erhalten, dann respektiere ich diesen Wunsch. Ich muss das selbst nicht nachvollziehen können. Unabhängig davon, ob dieser Affairenpartner für mich mehr sein könnte oder nicht. Zumindest in unserem Verhältnis ist das ein freier Mann, der sich frei entscheiden kann, ebenso wie ich eine freie Frau bin, die sich ebenfalls frei entscheiden kann.
Das ist nicht zwangsläufig immer leicht. Mir aber sehr wichtig.
Nicht zuletzt möchte ich gar kein Trennungsgrund sein. Ich halte das für keine gute Idee.
Natürlich, wenn die Zuneigung entsprechend groß ist, wünscht man sehnlichst diesen Mann selbst an seiner Seite zu wissen, dennoch habe ich nicht den Wunsch, dass jemand „seine Frau für mich verlässt“. Ich kann daraus auch keinen Selbstwert ziehen.
Wenn ein Mann seine bisherige Frau verlässt, dann sollte er das für sich tun. Er kommt ja dann schon aus einer unausgewogenen Beziehung und die Versuchung Träume, Wünsche und Erwartungen aus der alten Partnerschaft auf die neue Frau zu übertragen, ist groß und ich für mich möchte nicht den emotionalen Sperrmüll einer anderen Frau weiter tragen.
Ich möchte auch nicht den Platz einer anderen Frau einnehmen. Wie furchtbar.
. Wenn ich eine Partnerschaft eingehe, dann sind da dieser Mann und ich und die gemeinsame Geschichte eine eigene. Die wird in gar nichts eingepasst, die wird zu zweit gestaltet oder findet nicht statt.
Was das Thema Sex und Liebe trennen angeht. Nun ich bin zu promisk durch‘s Leben gegangen, um nicht emotionslosen Sex zu kennen. Ja das ist kein Problem, es kann aber auch nicht wirklich was.
Würde man mir in der Liebesbeziehung Sexualität verwehren, ich könnte das nicht mit dem Fick im außen kompensieren. Ich würde schon auch die Qualität der Innigkeit aus tiefer Zuneigung suchen. Ich käme auch umgekehrt mit der Distanz zum Partner nicht zurecht, es sei denn, ich würde damit in Resonanz gehen und diese umgekehrt auch zu ihm empfinden. Auf kurz oder lang würde Distanz zwischen mir und meinem Partner zu viele sehr grundsätzliche Fragen aufwerfen, die ich dann auch nicht verdränge, sondern stelle.
Ich glaube das Problem vieler solcher Ehen ist nicht, dass sie Sex und Liebe nicht trennen können.
Ich glaube eher, dass sie ihre diffuse Liebesidee/-hoffnung nicht einordnen können und mit ihren Verstrickungen, Ängsten und Gewohnheiten verwechseln.
Das Leben ist nun einmal dynamisch. Das ist das Wesen von Leben. Ich kann nicht vorraussetzen, dass zwei Menschen ihr Leben lang im selben Rhythmus bleiben. Nur weil das dem ein oder anderen gelingt, lässt sich daraus noch lange keine Norm ableiten.
Genau das tun wir aber und wenn’s knirscht im Taktgefühl, dann „muss das erarbeitet werden“ und zwar um jeden Preis.
Die betroffenen Menschen sind dann gar nicht mehr wichtig. Da zählen dann nur noch Leistungsmerkmale wie Durchhaltevermögen, Leidensfähigkeit, etc?
Für was? „Man wirft ja 20 Jahre nicht weg“, „Lebenswerk“.
Sorry Leute, wenn ich sowas lese, dann möchte ich gerne rufen, bitte werdet einfach mal wach.
Ihr möchtet Zeit einfrieren und konservieren? Wer seid Ihr? Was hab ich verpasst? Seid Ihr alle kleine Einsteins?
Vergangene Zeit ist vergangen. Das ist das Wesen von Zeit. Sie geht vorüber, ob wir das wollen oder nicht.
Wenn ich glaube, ich müsste Wertschätzung „beweisen“, indem ich so tue, als könnte ich das Unmögliche möglich machen, über mich tot stellen und täglich grüßt das Murmeltier spielen, der hat weder das Konzept Zeit, noch das Konzept Wertschätzung verstanden.
Was soll denn an einer Partnerschaft „Lebenswerk“ sein?
Was soll mir überhaupt die Überhöhung „Lebenswerk“ bringen, wenn ich mich als Mensch darin verliere?
Nur weil jeder gerne eins hätte, um sein Dasein zu rechtfertigen?
Sein Dasein kann man gut rechtfertigen über „da sein“.
Jetzt. Nicht gestern, gestern ist vorbei. Erinnerung aber vorbei.
Im Einfrieren wollen von Vergangenheit und Hoffnung wertschätze ich gar nichts und ich erhalte auch nichts.
Beides kann ich nur im Jetzt. Im Anerkennen und Raum geben für das was jetzt ist. Wer jemandem nimmt jetzt und in Zukunft sich aufrichtig authentisch lebendig fühlen, um „nichts altes wegzuwerfen“, belügt sich selbst und den anderen betrügt er um sein Leben.
Man kann pflegen, was man jetzt hat. Ja das geht. Das trägt und erfüllt auch.
Die Zeit anhalten wollen ist das Leben anhalten wollen. Da muss man mit rechnen, dass einen da die Realität irgendwann einholt. Das kann sehr unsanft werden.