Danke erst einmal für das Konkretisieren deines Anliegens. Das hilft besser zu verstehen.
Bei mir hat meine allererste Freundin sich damit geoutet. Mit der Frage "hast du dich schon einmal in einen Mann verliebt?" Ich: "Nö. Du?" Sie: "Ja". Damit wusste ich bescheid.
Geändert hat sich für mich damals rein gar nichts. Wir waren eh recht frisch zusammen, da meldete ich mal so gar keine Ansprüche an für ihre Gefühle anderer gegenüber. Für mich war es eher etwas einfacher, da ich ja wusste, dass ich gegenüber Frauen nicht mithalten kann -sie lieben einfach anders- und hätte auch kein Problem mit einer Doppelbeziehung ihrerseits gehabt,
solange alle Beteiligten davon wussten.
Zu deiner konkreten Frage: Ob man sich outen sollte, ist gerade bei langjährigen Beziehungen eine wirklich gute Frage. Schade, dass deine Frau damals so reagierte, da kam sie wohl nicht an ihrem eigenen Weltbild vorbei. Dann aber ist es schlussendlich wirklich das Beste, sich zu trennen, wenn für sie eine Welt zusammen brach. "Bilder in meinem Kopf", dagegen können Menschen manchmal einfach nicht an, und dann muss man das wohl oder übel auch respektieren.
Ich denke, dass man subtil die Gespräche erstmal drauf lenken sollte, wie der eigene Partner übers Anderssein denkt. Wie sieht es mit Ausländern aus, wie mit Flüchtlingen, was hält sie von HartzIV-Empfängern? Und, ach ja, wie dann mit Schwulen? So könnte man subtil ihre Einstellung darüber herauskitzeln.
Wenn sie nun vollkommen ablehnend reagiert, ist er dann wenigstens drauf vorbereitet.
Es dann heimlich machen käme für mich nicht in Frage.
Denn wenn es auffliegt, gibt es nur Verlierer.
Wenn er es ihr sagt, gibt es zwar auch die Option, dass sie reagiert wie deine Frau und es der Beginn vom Ende ist. Nur, siehe oben: Dann ist es aber auch gut so! Es passt dann besser eine Partnerin, die damit kein Problem hat. Im übrigen kann das Outing ja auch das Ende der Monogamie bedeuten und eine offene Beziehung ist dann ohnehin das Mittel der Wahl (der freilich auch Regeln unterliegen).
Ich würde auch heute kein Problem damit haben, wenn meine (potentielle) Freundin sich als bi outen würde. Wozu auch? Ich hatte auch keins damit, als sich damals klärte bei (meiner nun Ex-)freundin, dass sie polyamor ist. War eine harte Zeit, klar, aber wieso soll ich denn ihrem Glück im Leben stehen, wenn ich sie liebe? Dann möchte ich doch, dass sie glücklich ist! Wenn ich dazu nicht genug bin, dann ist das eben so. Und, nun ja, wenn sie bi ist, dann ist vollkommen klar, dass es sein kann, dass ich nur die eine Hälfte ihres Glücks sein werde.
Ein Coming-Out innerhalb einer längeren Beziehung würde ich nur dann empfehlen, wenn schon konkret Gedanken rumspuken, diese zweite Seite auch ausleben zu wollen. Wenn man bemerkt, dass man bi ist, also auch dazu fähig, sich in Männer zu verlieren, das aber letztlich kein Thema ist, sondern nur eine Randnotiz des eigenen Lebens, dann braucht man es auch nicht konkret anzusprechen, da es mehr Staub aufwirbel würde als beiden gut täte.
Meine Meinung.