Behinderung?
Das tut mir sehr leid, das Du solch fundamentale Fragen in Dir drehen lässt. Dadurch gibst Du ihnen eine gewisse Energie. Wie sagt man immer?
Negative Gedanken erzeugen Substanz!
Ich kenne Deine Behinderung nicht und ich muß sie auch nicht wissen, ich belasse es dabei das Du ja davon erzähltest, wenn Du es gewollt hättest. Deswegen kann ich Dir nur von meiner Warte allgemein aus erzählen. Vielleicht ist das ein Blickwinkel für Dich. Ich wünsche es mir.
Wenn Du auf mein Avartar blickst, siehst Du das Geschlechtssymbol. Nu, ja - nicht Fisch nicht Fleisch, wa?
Nö, ein Mensch!
In meiner Anfangsphase, in welcher ich begonnen hatte mein schon immer da gewesenes Inneres nach Aussen zu tragen, war eine sehr diffamierte Zeit.
Ich habe immer schon gefühlt, das da etwas anders ist, als bei den Anderen. Und ich rede nicht von subjektiven Unterschieden.
Was wir gemeinsam haben ist der Umstand, das sich der größte Teil als Mensch definiert, aufgeteilt in zwei Geschlechter - Mann und Frau, mit Armen und Beinen, können gehen, haben alle Sinne, sind nicht irgendwie entstellt und zumeist bei sich selbst.
Nun kommt also Mina um die Ecke, sieht nicht aus wie Kerl und sieht nicht aus wie Frau, hier im Joy mehr als auf der Strasse, aber das ist eben was anderes.
Also die androgyne Mina geht durch die Stadt und in die vollen Läden. Was passiert? Genau, kennen Behinderte nur zu gut - Geglotze! Weil der gemeine Mensch nix mit dem Signal anfangen kann, soetwas noch nie gesehen hat oder völlig verunsichert ist.
Aber ich denke, die meisten meinen es nicht böse, sie sehen vielleicht wirklich nur ob der Seltenheit hin.
Uns verbindet auch noch etwas. Wenn ich ausgehe ala "Nonbinärer Mensch", gibt es für mich im öffentlichen Raum niemals die richtige Toilette, im Kaufhaus immer die falsche Abteilung und der Friseur hat keine katalogisierten Schnittmuster für mich. Auf Ämtern kann ich nicht mein korrektes Geschlecht angeben, würde ich Kinder haben, was würden sie ihren Freunden erzählen wer ich bin? Mama, Papa? und so weiter und so fort....!
Also, von der Gesellschaft verdrängt und nicht existent.
Ich wurde damit geboren, es war immer schon da. Ich durfte vermutlich eben so wenig wählen wie Du!
Und jetzt donnert das
ABER
Soll ich deswegen aufhören zu leben? Aufhören mich wohlzufühlen? Meine Lebensqualität in Frage stellen?
Kommt ja mal garnicht in die Tüte. Ich bin ein Mensch, wie alle anderen auch. Ich habe den Wunsch nach Freiheit, Glück und einem schönen Leben.
Natürlich wäre es viel einfacher Mann oder Frau zu sein, sich auch so zu fühlen, mit allem was dazu gehört. Hach was wäre das Leben leicht und schön.
Aber darum geht es nicht. Es geht darum was man selbst daraus macht. Niederlagen anzunehmen, sich anspornen zu lassen um für sich einstehen zu können. Immer im Dialog zu sein mit sich selbst und die Frage immer neu zu definieren: Was kann ich für mich selbst tun um glücklich zu sein?
Ich, und niemand sonst, hält es in Händen wie ich dem Leben begegne.
Und ich kann Dir nur den einen Rat geben lieber Ruhr_2018, nimm Dein Leben an, genauso wie es ist und gestalte es mit Deinen Möglichkeiten. Nimm Dir Ruhe und Zeit, lass den Prozess beginnen. Auch Du hast nur dieses eine Leben und es kann schön sein - hab nur den Mut es zu gestalten. Fühle Dich von Dir selbst eingeladen dazu. Fange am besten noch heute damit an. Und dann mache es mit Trompeten und Traatraa!
Ich wünsche Dir von Herzen das Du den Punkt überwindest und es für Dich neu beginnt.
Herzlich
Mina