*****de2:
Was Tantrissima geschrieben hat war kein Standardratschlag sondern eine sehr kluge Betrachtung dazu, auch sich selbst zu betrachten in einer Beziehungskonstellation. Sicher ist es möglich dass man an einer Geschichte nur einen geringen Anteil hat - aber das wird man nur herausfinden wenn man bereit ist, sich einer solchen Betrachtung auch selbst zu stellen. Selbst wenn es nur für die nächste Beziehung wäre wäre das den Aufwand allemal wert!
Das mag global gesehen für sehr viele Bereiche im Zwischenmenschlichen ein guter und auch wie du richtig bemerktest kluger Grundansatz sein - doch darf und kann dies eine allgemeinngültige und alle Bereiche umspannende Methode sein die - so angewendet - keine Grenze hat?
In meinem Dafürhalten nein.
Ich stoße mich an aller erster Stelle an diesem Satz:
Wenn ein Partner nicht mehr offen und ehrlich über alles reden kann, dann hängt das immer auch mit dem anderen Partner zusammen,
Immer ist mir ein zu harter Begriff, der in solchen Zusammenhängen unangebracht ist, dies zum Einen. Zum Anderen, ja, es ist zwar immer ein Partner vorhanden, doch lediglich aus dem Grunde, weil es ja sonst kein Paar gäbe - einen kausalen und immerwährenden Beitrag - hier in einer aktiven Form, also mit einer Handlung verbundenen Akt, möchte ich aufs Entschiedenste ablehnend betrachten.
Sowohl Frau
B_Sunny
als auch Frau
Caroo
haben dies hinreichend in Bezugnahme auf nicht gewolltes oder gelerntes Sprechen erläutert, als auch der völlig gerechtfertigte Hinweis auf eigenes, gerade fehlendes
Verantwortungsbewusstsein.
Ob es nun grundsätzlich fehlte...?
Schlimm, wenn es vorhanden ist, aber weggewischt wurde, nur um sein Ziel zu erreichen - koste es, was wolle.
Jemand der seinen Partner überhaupt nicht einbeziehen
will hat sich genau dafür entschieden - eine Abwälzung auf den anderen Partner durch ein schönzureden ist daher alles andere als statthaft.
Mehr als nur ein wenig verwunderlich ist für mich dann, dass der Begriff
Vertrauen , den nicht nur ich als dem mit wichtigsten Teil der Basis einer Zwischenmenschlichen Beziehung sehe, herabzusetzen - ihn zunächst in Anführungszeichen zu setzen (was für die Schreiberin wohl gleichbedeutend ist, dass sie ein verheimlichtes Fremdgehen im Grunde nicht als einen solchen ansieht), sondern dann auch als ein "ledigliches", also nicht wirklich wichtiges Symptom beschreibt - dass es am Ende sogar ein Segen sein soll, ist dann auch nichts, was mich dann im Kontext nicht mehr verwundert.
Sicher - mir ist bewusst, dass eine Diskussion und Behandlung eines Themas - unabhängig des Vorzeichens - stets von der Zusammensetzung und Einstellung der beteiligten Diskutanden abhängt - gesunde Ernährung beispielsweise wird von Veganern ggü. Nichtveganern zu einem völlig unterschiedlichen Resultat führen - und klar ist, dass in einem Erotikforum vieles anders betrachtet wird, als ich einem Muggelforum, daher entkopple ich bei der für mich essenziellen Frage auch das Sexuelle davon:.
Mir geht es um grundsätzliches, nämlich: wie betrachten und bewerten Menschen Begriffe wie Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit in Verbindung zu Vertrauenswürdigkeit.
Daher finde ich es mehr als nur merkwürdig, wie schnell hier ein bestimmtes, vorsätzliches und wiederholtes (!) handeln und Tun verniedlicht und entschuldigt wird. Um dem dann noch die Krone einer Absolution aufzusetzen wierd demjenigen ein Vorwurf zusammengebastelt, der angelogen worden ist.
Mir beispielsweise ist es völlig schnuppe,
warum jemand besoffen gefahren ist, wenn er mich über den Haufen gefahren hat - ich
wurde über den Haufen gefahren und ich trage Leid davon.
Gleiches gilt, wenn mich meine Parnerin anlog - ich lud sie nicht ein unehrlich zu sein, sondern das genaue Gegenteil war der Fall.
Und ja, dann habe ich jedes gottverdamte Recht kategorisch zu sein.
Noch etwas zum schmökern:
Vom Gedanken zur Tat
Wer heute einen Gedanken sät, erntet morgen die Tat, übermorgen die Gewohnheit, danach den Charakter und letztendlich sein Schicksal.
Drum muß er bedenken, was er heute sät,
und muß wissen, daß ihm sein Schicksal einmal in die Hand gegeben ist:
Das heute.
Gottfried Keller