***yn:
Jedoch was spricht dagegen seine Spermien einfrieren zu lassen ?
Das war auch mein erster Gedanke. Wenn man will, hat man so die Option, später noch eigene Kinder zu bekommen.
In meinem Fall geht es jetzt um mich als Frau. Ich habe ein Kind und will auf gar keinen Fall noch eins. Zumindest weiß ich zu 100%, dass ich niemals wieder schwanger werden und ein Kind gebären will.
Zum einem habe ich einen ungünstigen genetischen Fingerprint - in meiner Familie gibt es Autisten, Bipolare, Trisomie 21, Epilepsie... Meine Tochter ist autistisch und noch einmal gehe ich das Risiko nicht ein. Das ist eben etwas, das man in den nächsten Jahren vermutlich noch nicht mit CRISPR beheben könnte, weil man genetische Marker für Autismus noch nicht zweifelsfrei bestimmen kann. Und ich weiß, dass ich mit einem weiteren Kind, das ganz besondere Zuwendung braucht, überfordert wäre.
Zum anderen hatte ich eine Horrorschwangerschaft und eine Horrorgeburt, bei der körperlich so viel kaputt gegangen ist, dass ich heute noch Auswirkungen davon spüre und es mich traumatisiert zurückgelassen hat. Ich will also rein körperlich auch kein Kind mehr austragen, aus Angst, dass wieder so etwas Schlimmes passiert.
Jetzt ist es aber so, dass ich nicht zu meinem Mann wegen einer Vasektomie geschielt habe. Nope, ich will mich gerne selber sterilisieren lassen. Snip.
Man würde aber gar nicht glauben, wie hartnäckig einem das ausgeredet wird, von allen Seiten, Freunde und Ärzte, nur weil man doch "noch jung und fruchtbar" ist. Als ob das das Wichtigste wäre, was mich als Frau ausmacht - Kinderkriegen.
Was mich auch ein wenig kränkt, ist, wie negativ die mir bekannte Männerwelt auf den Gedanken einer "unfruchtbaren" Frau reagiert, selbst wenn sie überhaupt kein Interesse an ihr haben, oder daran, mit ihr ein Kind zu zeugen. Ich habe manchmal wirklich das Gefühl, man wird dann nicht mehr als "ganz" wahrgenommen, sondern als fehlerhaft, makelbehaftet, ungenügend.
Mein bester Freund hat eine Vasektomie machen lassen und musste da rein gar nicht mit Ärzten herumdiskutieren, während man mir immer wieder versucht hat, das auszureden und es stattdessen mit einer dauerhaften Verhütungsmethode wie Spritze, Implantat oder Spirale zu probieren.
Selbst mein Freund, der mich in meinem Vorhaben durchaus unterstützt, meinte letztens, ich könnte es vielleicht bereuen.
Aber ich habe keinerlei Zweifel. Ich will auf gar keinen Fall noch einmal schwanger werden. Selbst wenn ich mich nicht sterilisieren lassen würde und ich hätte irgendwann doch noch einmal den Wunsch nach einem Kind, wäre Adoption die einzige Option für mich. Ich habe die Befürchtung, dass ich bei einer ungewollten Schwangerschaft nicht den Mut für einen Abbruch hätte. Und wenn doch, dass ich DAS eventuell lebenslang bereue. Lieber will ich es niemals so weit kommen lassen.
Mein Freund will keine Vasektomie. Er möchte einfach die Möglichkeit haben, noch einmal auf natürlichem Weg ein Kind zu zeugen, sollte er jemals eine andere Partnerin haben. Ich finde das übrigens nicht verletzend oder betrachte das als "Zeichen", dass die Beziehung nie und nimmer halten wird, sondern ich halte den Gedanken lediglich nicht für unrealistisch. Man weiß nie, was im Laufe der Jahre passiert, egal wie sehr man sich anstrengt. Mit mir will er definitiv keine Kinder mehr und zum jetzigen Zeitpunkt möchte er generell keine weiteren Kinder. Aber er will sich die Option offen lassen und das finde ich nachvollziehbar.
Ich finde, wenn man sich nicht absolut sicher ist, sollte man es sein lassen. Der Zweifel, der jetzt an einem nagt, kann sich hinterher zu einer ernsthaften Krise entwickeln. Man sollte es mit voller Überzeugung machen und die Klinik hinterher erleichtert mit einem Lächeln verlassen und nicht mit dem Gedanken, ob man vielleicht etwas Falsches getan hat.
Im Zweifelsfall ist die Samenbank eben auch noch eine Option.
Aber hey: Erste Versuche mit einer "Männerpille" waren erfolgreich und das Präparat kommt vermutlich bald in den Probandentest. Wenn es erstmal marktfähig ist, muss Mann sich noch weniger Sorgen machen, ungewollt ein Kind zu zeugen.