Welchen Anti-Fetisch habt ihr?

Mal wieder ein Zwischenkommentar vom TE:
Also zum einen finde ich interessant, dass Leute, die LLL so gar nicht mögen, im LLL-Forum lesen und mitschreiben. Das zeigt ja offenbar, dass sie sich damit doch sehr beschäftigen, also obwohl (oder vielleicht weil) sie LLL nicht mögen.
Das unterstützt den guten Beitrag von @*******ster: Manche Menschen beschäftigen sich mit ihren Abneigungen ähnlich stark wie mit ihren Zuneigungen, wie z.B. zölibatäre Priester, die sich gegen Pornos oder Homosexualität engagieren.

Und hier nach meiner Eingangs-Hypothese vom Gegengewicht eine zweite, dieser entgegenlaufende These, eine Anti-These über Anti-Fetische sozusagen:
Vielleicht haben manche/viele Fetischisten gerade keine Anti-Fetische, weil sie durch ihren Fetisch schon so wählerisch/eingeschränkt sind, dass sie ansonsten sogar offener sind als Nicht-Fetischisten.

Auch hierzu ein Beispiel:
Ich kenne viele Menschen, die nur auf einen (Aussehens-)Typ bei der Partnerwahl stehen und deren Partner oft sehr ähnlich aussehen. Das ist bei mir nicht so. Ich mag Frauen mit blonden, roten, braunen, schwarzen, grünen und appen Haaren, große & kleine, hell- und dunkelhäutige. OK, allerdings eher schlanke - aber ich habe definitiv keinen "Typ", auf den ich stehe. Vielleicht also hat meine Seele so einen Typ nicht entwickelt, weil ich LLL-Fetischist bin, eine Art unbewusster Schutz, damit die Partnerwahl nicht völlig unmöglich wird.

Und ein eher trauriges Beispiel:
Ich lese in den Fetisch-Gruppen und -Foren oft Beiträge von einsamen männlichen Fetischisten, die in etwa so etwas posten wie "Suche latexbegeisterte Frau." Mehr nicht, so als ob denen der Charakter und das Aussehen egal wäre. Das ist zum einen unklug, aber es zeigt eben auch eine gewisse Wahllosigkeit in der Hinsicht. Und vielleicht ein Extrembeispiel für meine Anti-These.

@****upa:
Nein, es ist natürlich nicht unklug, einen Partner zu suchen, der zu einem passt. Was ich hier meinte, sind männliche Fetischisten, die im Forum oder in Gruppen solche "Hilferufe" schreiben, in denen sie deutlich machen, dass sie endlich "irgendeine" Frau kennenlernen wollen, die Latex mag, und sich dann wundern, warum ihnen keine antwortet. Es ist deshalb unklug, weil kaum eine Frau, die gern Latex trägt, einen Mann daten möchte, der nicht sie speziell gut findet, sondern eben nur irgendeine Frau sucht, die Latex trägt. Und in der Hinsicht - also unter der Voraussetzung, dass sie Latex mag - erscheint das wahllos. Mir ist allerdings klar, dass diese Männer oft gar nicht wahllos sind, sondern eher verzweifelt. Aber dadurch, dass sie wahllos wirken, wird diese Verzweiflung nicht gelindert.

Und, ich habe das Beispiel "LLL-Fetischist" einfach deshalb gewählt, weil wir hier in der LLL-Untergruppe des BDSM&Fetisch-Forums sind. Und ja, sicherlich gibt es Leute, die sowohl auf Lack, als auch auf Leder, als auch auf Latex stehen - ich zum Beispiel - genauso wie jemand, der nur auf eines der drei L steht. Weil ich aber auf alle drei L stehe, heißt das nicht, dass es mir komplett egal ist. Ich mag auch gern sowohl Pizza, als auch Thaicurry, als auch Salat. Es ist mir aber nicht immer egal, was ich davon nun esse, und es hängt auch vom Anlass und Restaurant ab und davon, ob ich an dem Tag vielleicht schon einen Salat hatte.

Und @ Mrs_Riggs:
So offen und tolerant ich bin, aber irgendwo ist auch Schluss mit der Dehnbarkeit von Begriffen. Als Frau auf Männer zu stehen ist kein Fetischismus, sondern ganz übliche Heterosexualität. Ich mag es zwar auch nicht, wenn Leute darüber diskutieren, was nun der "wahre" BDSM oder der "wahre" Fetischismus ist, und wenn mir jemand sagt, ich sei kein richtiger Fetischist, weil ich nur auf Partys und zu sexuellen Spielen Latex trage, und nicht wie er in jeder freien Minute, dann möchte ich so eine Diskussion nicht führen. Aber dass ich auf Frauen stehe, ist kein Fetischismus, sondern einfach nur Heterosexualität.

Huch, jetzt bin ich verblüfft, dass ich mit jemandem, die wie ich lange in der Szene ist, darüber diskutieren muss, was Fetischismus ist, und ob man mehrere Fetische haben kann.

Ich bin seit 20 Jahren in der Szene unterwegs und kenne viele Fetischisten, die mehrere und verschiedene Fetische haben. Kenne Leute die auf Latex und Leder stehen und solche, die auf Füße, High Heels und Latex stehen, usw.. Zu behaupten, dass ein "echter Fetischist" nur genau einen Fetisch haben darf, ist so ähnlich, wie zu behaupten, dass ein "echter BDSMer" nur dominant oder devot sein darf und kein Switcher.

Fetischismus ist ein breit gefächertes Phänomen. Natürlich gibt es Fetischisten, die nur einen sehr speziellen Fetisch haben, wie z.B. High Heels, aber es gibt auch Fetischisten, die auf vieles aus dem Bereich der Fetischkleidung stehen. Auch gibt es Fetischisten, die am liebsten 24/7 in Latex sein würden, und andere, die das gern zeitweise tragen und am Partner sehen und anfassen.

Nun könnte man sich fragen, wo genau fängt denn dann Fetischismus an, bzw. wo ist die Trennungslinie zwischen einem Fetischisten und jemandem, der das nur auch ganz geil findet. Ich denke, diese Trennungslinie ist klar: In dem Moment, wo jemand alternative Lebenswege gehen muss, um glücklich zu sein.
Jemand, der in erster Linie darauf steht, schöne Frauen zu vögeln, und diese nur auch ganz geil in Latex findet, kann ja gut auf Latex verzichten, wenn seine schöne Frau nun mal keines tragen will. Als Fetischist aber kann sich derjenige bezeichnen, der bewusst in die Szene geht, Beziehungen wegen dem Fehlen des Fetischs beenden muss, usw..

Und ähnliches gilt für deine Trennung zwischen Fetischmode und sexuellem Fetischismus. Es gibt Leute, die sehen in einer Latexleggings nur ein modisches Kleidungsstück, und andere die erregt diese sexuell. Aber ich kann doch sowohl durch sie erregt werden, als auch sie als modisches Kleidungsstück sehen. Ich habe eine Menge Fetisch-Foto-Shootings gemacht, bei denen es überhaupt nicht sexuell zuging. Aber ich bleibe doch dennoch ein Fetischist!

Hier ist ein Bild eines Fetischladens "im eigentlichen Sinne":
https://upload.wikimedia.org … o-fetischmarkt-Lom%C3%A9.jpg
Und dann gibt es die Definition von Richard von Krafft-Ebing von 1912,
den von Karl Marx geprägten "Warenfetisch",
und die medizinische Definition nach ICD-10.

Aber: Wir diskutieren hier in einem Erotik-Forum. Also gehe ich davon aus, dass wir mit Fetischismus ein subkulturelles Phänomen meinen, eben eine alternative Form erotischen Spiels.
Und meinst du mit einem "Maskenball, wenn man sich einer Szene über äußere Anzeichen anzugleichen versucht"? Denkst du, dass die meisten Leute, die auf Fetischpartys gehen, sich eher notgedrungen in Latex zwängen, um dazuzugehören??

Sorry, auch wenn das hier offtopic wird, und ich als TE eigentlich solche Poster nur kühl darauf hinweisen müsste, das musste dann noch mal gesagt werden. So, und nun zurück zum Thema!

@****upa:
Ist völlig richtig, und genau diese Trennungslinie habe ich oben gezogen.

Nein, ein BDSMer ohne Fetisch, der sich Lederklamotten kauft, um auf eine BDSM/Fetisch-Party zu kommen, ist natürlich kein Fetischist, genausowenig wie das Topmodel, was auf dem Laufsteg und bei der Party danach eine Latexleggings tragen muss.
Aber wenn jemand total glücklich ist, auf seine erste Fetischparty gehen zu können, weil er weiß, dass er sexuell nur mit einer Frau glücklich sein kann, wenn die auch solche Klamotten mag, dann ist er ein Fetischist.
Und genauso ist die/der heutzutage ein Fetischist, der deshalb in den Joyclub kommt, um andere Leute kennenzulernen, die auch mit diesem Fetisch spielen mögen, weil sie/er genau das will und braucht.

Und da setzt meine Frage hier an: Haben diese Leute, also Fetischisten, auch oft Anti-Fetische? Haben sie eine stärkere Abneigungs-Objekte als Nicht-Fetischisten (These 1: Gegengewicht), oder ist das eher genauso, oder haben sie gerade weniger stark Abneigungs-Objekte (These 2: Offenbleiben).

So, jetzt möchte ich diesen Nebenstrang beenden und zurück zur Eingangsfrage kommen, denn dies ist keine Diskussion mehr, weil ich deiner Meinung bin. Da sind nur Nuancen, und meine Anmerkungen sind kein Widerspruch. Ich möchte mich nicht darüber streiten, und dir genau erklären, an welchen Feinheiten ich die Definition ein wenig anders setzen würde, weil es hier um die Anti-Fetische geht. Falls es irgendwo das Thema "Wann ist jemand ein Fetischist?" gibt, können wir da gern weiter um Feinheiten ringen.