Manch einer will seinen Partner auch nicht direkt vor den Kopf stoßen. Menschen sind unterschiedlich und wenn man seinen Partner gut einschätzen kann, weiß man in der Regel auch, wann und wie man gewisse Bedürfnisse anspricht. Nicht jeder ist der Typ, der solche Bedürfnisse ohne Probleme aufnimmt und ihnen komplett offen gegenübersteht. Ein wenig Fingerspitzengefühl sollte schon vorhanden sein, will man auch auf die Gefühle des Gegenübers Rücksicht nehmen, der vielleicht Angst hat, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden, ohne sich darauf vorbereiten zu können.
Bei manchen Paaren klappt es, immer Klartext zu reden, andere fühlen sich wohler, den richtigen Zeitpunkt abzupassen und ihre Bedürfnisse häppchenweise zu kommunizieren.
Wir reden normalerweise recht nüchtern und objektiv über unsere Bedürfnisse und versuchen, uns zumindest beim Gespräch nicht von Emotionen übermannen zu lassen, wodurch die Argumentation einen egoistischen oder offensiven Hauch bekommt. Aber wir haben für uns durchaus ausgemacht, Gefühle immer direkt anzusprechen und sie nicht erst köcheln zu lassen, bis man platzt.
Bedürfnisse spreche ich in der Regel dann an, wenn ich weiß, dass wir uns mindestens eine Stunde stressfreie Zeit nehmen können, um zu quatschen. So zwischen Tür und Angel passt mir das nicht, weil ich versuche, meine Bedürfnisse sehr ausführlich zu erklären, damit keine Missverständnisse entstehen. Häufig habe ich mir im Internet auch schon Beispiele rausgesucht, die ich herzeigen kann und vor allem versuche ich dabei schon im Vorfeld, meinen Partner mit einzubeziehen, um ihm zu zeigen, wie er in diese Fantasie passt und welche Vorteile auch er vom Ausleben dieser hätte. Ich möchte nicht, dass er sich als Randzuschauer fühlt, wenn ich von meinen Bedürfnissen erzähle.
Es gibt allerdings durchaus ein einziges Bedürfnis, von dem ich ihm noch nicht direkt erzählt habe (obwohl ich mittlerweile sicher bin, dass er zumindest eine Ahnung hat), weil ich den begründeten Verdacht habe, dass er nur so tut, als würde es ihm auch gefallen, damit ich dieses Bedürfnis mit niemand anderem auslebe (zudem hat er vor einigen Wochen gesagt, als ich das Thema mal neutral angesprochen habe, ohne es auf mich zu beziehen, dass er so einen Fetisch krank und abstoßend findet). Der Knackpunkt ist dadurch genau der, dass ich mir diese Fantasie nicht mit ihm vorstellen kann, weil er schlicht und ergreifend nicht der Typ dafür ist (was ja nicht schlimm ist). Nicht jedes Bedürfnis kann allein mein Partner erfüllen. Manche, sehr spezielle Dinge, die mehr mit dem Kopf als mit dem Körper zu tun haben, würde ich gerne mit einer festen, dritten Person ausleben.
Natürlich muss auch das irgendwann mal angesprochen und durchgekaut werden, aber das ist eben etwas, wo der Zeitpunkt aktuell schlecht ist. Ich weiß, dass ihn das in der momentanen Situation überfordern würde, weil er gerade jetzt sehr sprunghaft und wenig berechenbar ist, was seine Meinungen betrifft. Ich würde gerne erst die aktuellen Probleme lösen, bevor ich ihm was Neues an den Kopf knalle, mit dem er sich auseinandersetzen muss.