Nach einem Gespräch mit einem Vertreter einer Firma, die für eine Weltfirma Verpackungsdesign von Babywindeln entwickelt, weiß ich, dass das identische Produkt weltweit in 80 verschiedenen Verpackungsdesigns angeboten wird. Insbesondere die abgebildeten Personen müssen in dem Land die Käufer ansprechen. Da wird es in Afrika schwerlich gehen, nur hellhäutige Menschen abzubilden, in streng muslimischen Ländern muss die "Mutter" sich anders kleiden, etc. Wenn man nicht darauf achten würde, ware der Umsatz wesentlich geringer.
Aus dem gleichen Grund hat die Werbeindustrie vor einigen Jahren hier angefangen, sich am nicht vorhandenen Bart zu kratzen und sich in unseren Städten umgeschaut. Seit vielen Jahren, und nicht nur durch die Flüchtlinge sondern angefangen mit den Gastarbeitern der 60er Jahre, haben wir schleichend Zuwanderer, die als Mann tendenziell einen Bart tragen. Das gilt oft auch für deren hier geborene Kinder. Diese Käuferschicht wurde bislang von der Werbeindustrie nicht angesprochen. Daher war es nur ein Marketingtrick plötzlich auf allen möglichen Werbeträgern Bartträger auftreten zu lassen. Schließlich kennen wir von dem Marketingtrick von Apple, dass man mit einem weißen Kopfhörerkabel, dass es nur bei der teuersten Marke gibt (alle anderen waren schwarz), die Massen sehnsüchtig darauf machen kann, in diesen elitären Club dazuzugehören und auch in der U-Bahn durch ein weißes Kopfhörerkabel zu zeigen, ich bin auch wer. Heute ist das Makulatur, aber es gab diese Phase.
Zurück zu den Bärten: Genauso wie das Beispiel mit dem weißen Kabel hat die Flut von neuerdings gezeigten Bartträgern viele Männer veranlasst, selbst einen Bart stehen zu lassen, um die Frauen, die sich mit ihrer Freundin darüber austauscht, wie der oder der aus der Werbung denn aussieht, nicht aus der Zielgruppe zu verlieren.
Fazit: Es ist eine von der Werbeindustrie erfolgreich vollzogene Kampagne, die weit mehr erreichte als die erweiterte Käuferschicht. Es wurden nämlich auch Bartpflegeprodukte in stark angestiegener Zahl nachgefragt. Kein Vergleich zu früher.
Wer's nicht glaubt: Blättert mal die Zeitschriften durch und messt mal die Quote der brattragenden Männer. Und: Nicht das Volk hat angefangen, weil der Nachbar Bart trägt, sondern die Werbung hat suggeriert, so sieht heute ein Mann aus, der es wert ist, für unser Produkt zu werben.
Um aber auch auf die Frage einzugehen:
Wir mögen keine Bärte. Ich finde es zumeist optisch nicht schön, sie findet jedes Gesichtshaar als zu kratzig beim Küssen und gruselt sich bei langem Barthaar (langes Schamhaar mögen wir beide auch nicht).
Wenn man uns nicht zu nahe kommen will, darf natürlich jeder machen, was er will.
P.S. Wichtiger Hinweis: Auch wenn man leicht einen rassistischen Unterton in meinem Beitrag lesen könnte, ist das ausdrücklich nicht beabsichtigt und würde ein Missverständnis darstellen!