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Sex & Crime – Heiße Affären in Las Vegas

*********rrell Frau
9 Beiträge
Themenersteller 
Dieser Beitrag wurde als FSK18 eingestuft.
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Auf die Fortsetzung
freue ich mich und bin gespannt, wie es weitergeht... *zwinker*
******r75 Mann
76 Beiträge
Das war ja richtig Geil, beinahe wäre ich auch noch gekommen *lol*, Jetzt muß ich erst auf die Fortsetzung warten *zwinker*
*********rrell Frau
9 Beiträge
Themenersteller 
Teil 2
Hallo zusammen,

Gaaaanz vielen lieben Dank für euer tolles Feedback :smiley::smiley::smiley:

Es hat leider etwas gedauert bis ich nun endlich den nächsten Teil online stellen konnte, aber besser spät als nie *g*


TEIL 2


Kurz nach sieben war die brünette Programmiererin bereits bei ihrer dritten Tasse Kaffee angekommen noch ehe sie überhaupt ins Büro gefahren war. Sie saß mit ihrem Tablet am Küchentisch und blickte nachdenklich immer wieder aus dem Fenster.

„Guten Morgen, Schatz“, begrüßte ihr Mann sie mit einem Kuss auf die Wange, nachdem er nun selbst auch aufgestanden war.

„Guten Morgen“, erwiderte Natalie den Gruß und nippte an dem heißen Kaffee.

„Und...?“, grinste Thorsten sie an. „Erzählst du mir, was dich heute Morgen so aus der Fassung gebracht hat?“, wollte er wissen. Natalie verspürte die Gefahr, rot anzulaufen, als sie wieder daran dachte, was genau sie da eigentlich in der Nacht zusammengesponnen hatte.

„Ich habe wieder von der Arbeit geträumt... mal wieder“, antwortete sie wahrheitsgemäß. „War allerdings ein etwas anstrengender und intensiver Traum“, fuhr sie ausweichend fort und griff erneut zu ihrem Kaffee während ihre Augenränder noch davon zeugten, dass sie auch letzte Nacht wieder spät heim gekommen war.

„Du musst wirklich dafür sorgen, dass das ein Ende hat“, mahnte Thorsten. „Kein Mensch arbeitet so lange wie du, das muss doch endlich mal ein Ende nehmen!“

„Ich weiß“, seufzte Natalie und stand auf. „Aber ich bin so dicht davor... XDA ist fast fertig und wir wollen schon bald einen Prototypen vermarkten“, erwiderte sie. „Danach hat das hoffentlich ein Ende“, fuhr sie fort während sie auf Thorsten zuging und ihren Mann in ihre Arme schloss. Sie fühlte nach ihrem Traum den ganzen Morgen bereits ein Bedürfnis nach körperlicher Nähe und Zuneigung als ob ihre Traumwelt eine klaffende Wunde zurückgelassen hätte, um in ihren tieferen Schichten eben das aufzuzeigen, was ihr in letzter Zeit fehlte. Sie schmiegte sich an Thorsten und blickte ihn verträumt mit ihren müden Augen an.

„Ich habe eine ganz wunderbare Idee...“, grinste sie und blickte zu ihrem Mann hoch, der sie um knapp einen Kopf überragte. „Wie wäre es noch mit etwas Sport heute Morgen?“, grinste sie zweideutig. Thorsten blickte mit geweiteten Augen zu ihr.

„Jetzt noch?“, fragte er. „Heute Morgen?“, Natalie wollte ihm beinahe schon eine sarkastische Antwort geben, da fuhr er fort: „Schatz, ich muss um acht im Büro sein, ich bin gerade frisch geduscht, das passt mir gerade gar nicht in meinen Tagesablauf“, erklärte er ausweichend.

„Brauche ich jetzt etwa einen Termin zum Ficken bei dir oder was?“, wollte Natalie aufbrausend wissen. Sie hätte fast alles vermutet, aber dass ihr eigener Mann selbst einen spontanen Quickie mit ihr ablehnte, hatte sie nicht erwartet.

„Sorry Schatz, aber dafür muss ich auch erstmal in Stimmung kommen und ich muss jetzt gleich wirklich los“, weichte Thorsten aus. Er wartete nicht länger darauf, dass die beklemmende Stille der Situation anhielt sondern griff nach seinem Sakko und machte sich direkt auf dem Weg in sein Büro bei einer großen Versicherungsgruppe, wo er als Angestellter im Rechnungswesen tätig war. „Ich hab dich lieb Schatz, wir sehen uns heute Abend“, verabschiedete sich Thorsten schnell noch, dann schlug die Tür zu und er ließ Natalie zurück.

„Danke für gar nichts“, verabschiedete sie ihn mit leisen Worten, als er sie schon längst nicht mehr hören konnte. Gegenüber ihrer Traumwelt machte die Realität heute Morgen einen ziemlich ernüchternden und armseligen Eindruck. Zumindest an Tagen wie diesen fragte sie sich manchmal, was genau es im Leben war, dass sie zusammengebracht hatte. Sie war seit jeher erfüllt mit dem Streben nach Freiheit und Unabhängigkeit und war grundsätzlich ein spontaner und lebensbejahender Mensch während Thorsten gerade in letzter Zeit so spröde, langweilig und normiert war, dass er manchmal wie ein Automat wirkte. Natalie trank ihre dritte Tasse Kaffee zu Ende und blickte aus dem Küchenfenster.

„Vielleicht wird man auch einfach so, wenn man bei einer Versicherung arbeitet“, ging es ihr still durch den Kopf. Sie blickte kurz auf ihr Tablet und überlegte, ob sie das sehnsüchtige Kribbeln und Verlangen zwischen ihren Beinen schnell selbst behandeln sollte. Dann verwarf sie den Gedanken wieder, irgendwie hatte sie jetzt doch nicht mehr so Recht Lust, dafür war sie viel zu angefressen von Thorstens abweisender Reaktion. Ohne zu wissen, was sie jetzt eigentlich noch machen sollte, außer noch mehr Kaffee zu trinken, packte sie ihre Sachen und machte sich selbst auf den Weg zur Arbeit, auch wenn sie damit wieder wie so oft die erste im Büro sein würde. Während Natalie zur S-Bahn schlenderte und auf die nächste Bahn wartete, ahnte sie nicht im Geringsten, dass ihr Name und ihre Aufmerksamkeit anderswo bereits Aufmerksamkeit erregten.



Derweil blickten zu nächtlicher Stunde im fernen Kanada in Vancouver zwei neugierige Paar Augen auf einen Bildschirm und musterten Natalies Bild.

„Aaah schau an, hast du unsere kleine Madame gefunden?“, hauchte eine weibliche Stimme mit französischem Akzent aus der Dunkelheit und blickte ihrem männlichen Kollegen über die Schulter.

„Yep, ich habe ihre Facebook-Seite gefunden sowie ihre Einträge bei XING und LinkedIn. Sie hat alles relativ umfassend geschildert was sie beruflich macht und sie gibt einigen Einblick in ihr Leben. Das ist definitiv die Zielperson, die wir suchen. Da können wir uns sicher sein“, antwortete die männliche Stimme, die ungewöhnlich dunkel und bassig klang und ebenfalls nicht ganz akzentfrei war und auf eine skandinavische Herkunft des Unbekannten schloss.

„Und was wirst du jetzt tun?“, fragte die Stimme aus der Dunkelheit.

„Wir fahren das ganz normale Programm. Ich schaue erstmal zu, dass ich alle ihre privaten und beruflichen Kontaktdaten bekomme, dann läuft der Scan weiter. Wenn wir die Logins haben, können wir vermutlich schnell ein Detailprofil aufbauen.

„Dauert das lange?“

„Nein, ich glaube nicht“, erwiderte ihr Gesprächspartner. „Schau dir zum Beispiel ihre E-Mailadresse an, sie hat ein Konto bei einem dieser Freemail-Anbieter. Ich brauche nur eine Lücke im Schutz der Datenbank zu finden, dann können wir rein und raus ohne dass uns einer sieht.

„Dann tue das, ich möchte mehr über sie wissen“, hauchte die Stimme aus dem Hintergrund.

„Ich bin ja schon dabei“, kam es genervt zurück. Der unbekannte Mann vor dem Bildschirm startete eine Software um einen Portscan des Servers des Mailanbieters zu starten und suchte nach ungesicherten Zugängen. Kurz darauf fand er mehrere und teste die möglichen verwundbaren Zugänge aus. „Na schau an, das ging schnell“, grinste er zufrieden, als er vom Server eine Rückmeldung bekam und die Kommandoschnittstelle starten konnte, um nach Natalies E-Mail Konto zu suchen. Wenige Sekunden später extrahierte er das Passwort aus der Serverdatenbank und löschte anschließend seine Anmeldedaten aus den Protokollen, um keine Spuren zu hinterlassen.

„Et voila Madame!“, zwinkerte er seiner französischen Kollegin zu und präsentierte ihr nach nur einigen Minuten Arbeit ein erfolgreiches Login in Natalies E-Mail Konto.

„Dann zeig mal was du hast!“, verlangte die Damenstimme neugierig. Der Mann vor ihr nickte nur und begann durch die zahlreichen neuen und schon archivierten Mails von Natalis zu lesen.

„Werbung, Werbung, Telefonrechnung, Werbung, Stromrechnung, eine Bestellung, eBay...“, las der Unbekannte vor und markierte sich alle wichtigen Mails, die weitere persönliche Daten von Natalie beinhalteten. „Oh, was haben wir denn da?“, stolperte er schließlich über eine Mail und strich sich mit der Hand über seine kurzen, blonden Haare. „Eine E-Mail von AdultFunClub24“, grinst er. „Das ist doch ein Sex- und Kontaktforum wenn ich mich nicht irre“, mutmaßte der Unbekannt. „Wie es scheint, hat unsere Zielperson dort ein Benutzerkonto. Das macht den ganzen Job sofort ja viel spannender!“, lachte er auf.

„Kannst du auch dort ihr Passwort knacken?“, wollte die Frau hinter ihm wissen.

„Das brauche ich nicht mal knacken!“, lachte der Unbekannte auf. „Ich habe ihr E-Mail Konto, ich kann das Passwort einfach zurücksetzen und ein neues eingeben“, fuhr er fort. Dann ging er auf die betroffene Seite und gab an, er hätte das Passwort vergessen um sich ein neues erstellen zu lassen. Wenige Augenblicke später kam eine neue E-Mail mit weiteren Details an und der Unbekannte ließ sich ein neues Passwort erstellen, um auf die Seite zugreifen zu können. Die entsprechende Mail löschte er sogleich, damit Natalie später keine Spuren in ihrem Postfach fand.

„Zeig mir ihr Profil, ich will mehr über sie wissen...“, hauchte die weibliche Stimme von hinten leise aus der Dunkelheit und blickte flüchtig auf die Uhr – es war jetzt ein Uhr morgens in Vancouver.

„Hier ist es. Sieht nicht mehr ganz so aktuell aus. Sie hat mit ein paar Benutzern wohl mal etwas gechattet und Nachrichten im Forum geschrieben. Das ist aber mehr als zwei Jahre her, offenbar benutzt sie ihr Konto nicht mehr“, erklärte der Unbekannte.

„Wundert dich das?“, fragte die Frau hinter ihm. „Sie hat doch auf Facebook angegeben, dass sie seit zwei Jahren verheiratet ist. Dann benutzt man normalerweise solche Seiten nicht mehr“, fuhr sie fort. „Jedenfalls so lange nicht, bis es einem zu langweilig daheim wird...“, grinste sie lächelnd und fuhr sich durch ihre langen schwarzen Haare.

„Na schau mal hier, was unsere Natalie da von sich schreibt... jetzt wird es heiß!“, kündigte der blonde Skandinavier vor dem Computer an und begann vorzulesen.

„Hallo zusammen, ich möchte mich hier kurz vorstellen. Ich bin eine lebenslustige Studentin mitten Zwanzig und surfe gerne hier, da ich guten Sex und prickelnde Erotik genauso sehr liebe wie gutes Essen, Freizeitspaß und ein gutes Buch. Ich bin aufgeschlossen, neugierig und experimentierfreudig. Nicht zuletzt möchte ich mich vielleicht auch irgendwann im Leben einmal trauen, meine geheime Bi-Leidenschaft auszuleben. Ich träume schon lange davon, mit einer anderen Frau im Bett zu liegen, ihre Nähe zu spüren und gemeinsam unsere sinnlichsten Träume zu erforschen. Ich freue mich darauf, die eine oder andere Bekanntschaft hier zu machen! Gruß und Kuss, N.“, las der unbekannte Mann vor. Dann scrollte er ein wenig weiter herunter in ihrem Profil, wo Natalie wie auf vielen Erotikportalen üblich in dem Glauben völliger Anonymität im Netz auch Angaben zu ihren Vorlieben und Abneigungen gemacht hatte. „Vorlieben und Fantasien: Männer, Frauen, Reiterstellung, Doggy-Style, Oralverkehr, 69, große Brüste, Spermaspiele, Kuschelsex, Küssen, Dreier MMF, Dreier MFF, Rollenspiele“ las er zu Ende während sich die Arme der Frau von hinten über seine Schultern legten. Dann fuhren ihre Lippen ganz nah an sein Ohr und er spürte ihren warmen Atem.

„Oooh Cherrie... unsere kleine Madame ist bisexuell...“, flüsterte sie leise und leckte sich um die Lippen. „Das wird uns sicher noch helfen. Ich möchte sie unbedingt kennenlernen...“



Während tausende Kilometer entfernt anderswo auf dem Planeten gerade zwei Unbekannte weiterhin damit beschäftigt waren, jedes Detail aus Natalies digitalem Leben aus den Tiefen des Netzes herauszufischen ohne dass sie etwas ahnte, hastete die Brünette durch die Türen ihrer Firma. Wie jeden Morgen eilte sie wieder als eine der ersten unter allen im Büro an ihren Schreibtisch, nicht jedoch ohne einen Zwischenhalt in der Küche, wo sie sich noch eine weitere Tasse Kaffee mitnahm. Während die Zusatzladung Koffein wie Benzin ihre Adern flutete und ihren Körper belebte, loggte sie sich an ihrem Computer ein und ging die letzten Mails durch während sie parallel den Programmcode von XDA öffnete. Xchange Data Algorithmics war seit jeher „ihr“ Baby und hatte sie bereits mehr Zeit ihres Lebens gekostet, als sie auch nur ansatzweise selbst noch erahnen konnte. Die Grundzüge für einen intelligenten, adaptiven Programmcode, der sich eigenständig an komplexe Datensätze und deren Mustererkennung anpasste, gingen in den Grundwurzeln noch auf ihr Studium zurück. Inzwischen war aus einer fixen Idee ein fast fertiges Produkt geboren worden, welches für Advanced Intelligence einer der größten Hoffnungsträger war. Und auch für Natalie. Sie hatte sich letztlich überhaupt nur deswegen bereit erklärt, ihre Ideen Advanced Intelligence zu überlassen und für einen recht schmalen Lohn daran weiterzuarbeiten, da sie im Gegenzug für ihr Produkt eine Umsatzbeteiligung versprochen bekam, so es denn eines Tages fertig sein würde.



Natalie hatte kaum begonnen, sich in die letzten Codezeilen der letzten Nacht einzulesen um dort weiterzuarbeiten, wo sie aufgehört hatte, als sie einen Luftzug und Geräusche von hinten spürte.

„Guten Morgen“, begrüßte sie Xavier, der hinter ihr stand und dem sie sich gerade mit der Tasse Kaffee in der Hand zuwandte. Der dürre, schlaksige Kerl mit den kurzen schwarzen Haaren war kaum viel älter als Natalie und hatte Advanced Intelligence vor fast zehn Jahren noch zu Beginn seines Studiums gegründet. „Du scheinst keine Sekunde Zeit verlieren zu wollen, was?“, fragte er lächelnd und blickte auf Natalies Monitor, auf dem sich dutzende Zeilen Programmcode in einer satten, grünen Schrift auf schwarzem Hintergrund den Bildschirm hinabwälzten. Es erinnerte optisch an den Stil der Matrixfilme. Natalie argumentierte stets, sie las gerade nachts lieber Programmtext auf einem dunklen Hintergrund, damit der Bildschirm zu später Stunden die Augen nicht noch mehr strapazierte als er es ohnehin schon tat.

„Guten Morgen Xavier“, begrüßte Natalie ihn und nippte an ihrem Kaffee. „Heute Morgen auch schon früh aus dem Bett gefallen?“, fragte sie ihn Anlehnung an die Tatsache, dass Xavier meist erst gegen neun oder zehn Uhr ins Büro kam. Ein Luxus, den man sich als Inhaber einer Firma zuweilen leisten konnte, wenn die Situation es zuließ. Allerdings hielt Natalie Xavier nicht für faul. Sie wusste recht genau, dass er gerade auch nachts oft sehr lange arbeitete und ebenso am Wochenende aktiv war.

„Das könnte man so sagen“, erwiderte ihr Chef mit einem tiefgründigen Lächeln. „Komm doch gerade mal bitte mit in mein Büro. Ich habe ein Thema, dass ich mit dir besprechen muss“, verkündete er. „Ok“, erwiderte Natalie nur mit schmalen Lippen und sperrte ihren PC. Dann folgte sie Xavier mit der halbvollen Kaffeetasse in der Hand in seinen Glaskasten am Ende des Großraumbüros. Ihr Chef schloss die Tür hinter ihr und bat die brünette Programmiererin an seinem Schreibtisch Platz zu nehmen. Xavier beschloss auf weiteren Smalltalk zu verzichten, so wie er es fast immer tat und kam lieber sofort auf den Punkt.

„Ich habe sehr spannende Neuigkeiten für dich, Natalie!“, verkündete er nicht ohne zuvor demonstrativ Atem zu holen. „Wir werden in wenigen Wochen einen ersten XDA-Prototypen vorstellen“, eröffnete er seine Pläne Natalie und ahnte selbstverständlich, welchem Druck er die Frau vor ihm damit aussetzte.

„Wie bitte? Jetzt schon? In ein paar Wochen?“, echote Natalie und verschluckte sich beinahe an ihrem Kaffee. „Wie soll das funktionieren?“, fragte sie mit weit aufgerissenen Augen. „Ich kann gar nicht aufzählen, wie viele Module in dieser Software noch fehlen! Ich dachte stets, wir wollen einen Prototypen in einen paar Monaten und nicht in ein paar Wochen vermarkten!“

„Sachte, sachte…“, wiegelte Xavier mit seinem charismatischem Lächeln ab und senkte bedeutungsvoll seine Hand. „Ich weiß recht gut, wo die XDA Software inzwischen in ihrer Entwicklung steht. Ich weiß, dass sehr viele Module noch offen sind, aber ich mir ist ebenso bekannt, dass dies zu 95% zusätzliche Module und Funktionen betrifft, welche die Software letztlich deinem Perfektionsanspruch näher bringen werden. Der Backbone des Programms steht und funktioniert, das wissen wir beide. Wir können also einen grundlegenden und einfachen Prototyp innerhalb recht kurzer Zeit herstellen“, erwiderte Xavier. „Diese Alpha-Version werden wir dann vermarkten. Oder besser gesagt: Du wirst sie vermarkten!“, fuhr er fort.

„Ich?“, entfuhr es Natalie erstaunt. „Wozu haben wir unsere Vertriebsmitarbeiter? Ich bin keine Verkäuferin, ich bin Programmiererin!“, wehrte sie sich bei dem Gedanken daran, in irgendwelchen Hinterzimmern Vertragsverhandlungen zu begleiten. „Und warum müssen wir jetzt unbedingt mit einer Alpha-Version rausgehen? Lass uns das doch bitte im neuen Jahr machen, wenn wir wenigstens eine sauber getestete Beta-Version haben“, schlug sie vor. Doch Xavier schüttelte den Kopf noch während sie ihre Worte sprach.

„So einfach ist es nicht. Das ist uns leider nicht möglich“, erwiderte Xavier. „Ich weiß aus gut unterrichteter Quelle, dass Digital Explorations an einer recht ähnlichen Software wie deiner arbeitet. Wir müssen daher in jedem Fall die Aufmerksamkeit des Marktes als erste auf uns lenken“, erklärte Xavier. „Ich glaube nicht, dass diese Leute eine Idee davon haben, dass wir ihnen das Wasser abgraben, aber wir dürfen keine Zeit verlieren“, fuhr er fort. Xavier räusperte sich kurz und wirkte als würde er an einem Rednerpult stehen um nun die große Ankündigung folgen zu lassen, auf die jeder wartete. „Ich habe daher erhebliche Mittel investiert, um uns auf der FinTech Expo 2015 in Las Vegas einen Ausstellungsstand sowie einen Vortrag zu organisieren“, erklärte er und sah Natalie durchdringend an. „Und du wirst für uns nach Las Vegas fliegen und der Welt die Fähigkeiten von XDA zeigen!“, eröffnete er ihr.

„Ich soll nach Las Vegas?“, fragte Natalie ungläubig. An diesem Punkt setzte sie ihre Kaffeetasse ab und stellte sie auf Xaviers Schreibtisch.

„Genau das“, bekräftigte ihr Vorgesetzter. „Die FinTech Expo ist eine der weltweit größten Ausstellungen zu IT-Entwicklungen im Finanzsektor und wir werden XDA sowie seine Anwendungsbeispiele jeder internationalen Bank auf diesem Planeten demonstrieren“, erklärte Xavier. Er sah in Natalies ungläubigen Blicken, dass die Brünette ihm nur schwer folgen konnte. Natalie hatte XDA stets für komplexe Anwendungen wie das Testen von IT-Sicherheitslösungen oder die Erforschung komplexer DNS-Strukturen in der Molekularmedizin gesehen, praktisch überall dort wo es galt, komplexe Muster zu erkennen, zu beschreiben und damit Rückschlüsse auf die weitere Entwicklung zu ziehen. „Ich weiß, das entspricht nicht deinen ursprünglichen Vorstellungen von XDA“, erahnte Xavier ihre Gedanken. „Aber Big Data ist eines der nächsten ganz großen Themen in der Finanzindustrie“, erläuterte er. „Eine Software, die beinahe beliebige Muster in Börsenkursen identifizieren kann, jede Bank auf diesem Planeten und jeder Vermögensverwalter würde Haus und Hof verkaufen, um eine solche Software in seine Hände zu bekommen…“, grinste Xavier vielsagend. „Wenn wir XDA erfolgreich auf der FinTech Expo bewerben, sind wir all unseren Konkurrenten einen entscheidenden Schritt voraus und können eventuell sogar noch die ersten Verträge abschließen, ehe unsere Konkurrenz ein serienreifes Produkt hat“

„Genauso wie wir“, erwiderte Natalie leise, der nicht wohl mit den Gedanken war, irgendwo in Las Vegas auf einer Bühne zu stehen und der Welt eine Alpha-Version ihrer Software zu zeigen die noch weiß Gott welche Macken haben konnte. Sie fühlte den kalten Schweiß ausbrechen nur bei dem Gedanken daran, dort vorne vor zahllosen Menschen und Unternehmensvertretern zu stehen und dann würde die Software an irgendeinem Punkt abstürzen während Dutzende Kameras und Mikrofone auf sie gerichtet waren.

„Ich bin sicher, du versteht wie unfassbar wichtig dies für uns ist“, holte Xavier aus. „Mit dem Auftritt auf der FinTech 2015 steht und fällt eventuell unser ganzes Unternehmen… und damit auch deine Umsatzbeteiligung an XDA“, versuchte er sie aus der Reserve zu locken indem er Natalie klar machte, dass auch sie ein finanzielles Interesse daran hatte, dass dieser Vogel nun fliegen würde. „Bei einem so wichtigen Auftritt kann ich nicht irgendeinen Verkäufer vorne auf die Bühne stellen, welcher der Welt irgendwas von einer Software erzählt, die er selbst nicht versteht. Das kannst nur du, du hast dieses Ding erfunden und jetzt will die Welt dein Baby sehen“, erklärte Xavier. „Du bist die einzige, die es den Menschen da draußen zeigen und vorführen kann“

„Das ist ziemlich viel auf einen Schlag so früh am Morgen…“, stöhnte Natalie leise und rieb sich die Augen. Es war ihr, als würde nach dem Koffein-Flash nun die Müdigkeit über sie kommen aber sie wusste, dass sie Xaviers Aussagen erst mal verdauen musste.

„Ich hatte nie daran gedacht, diese Software an die Finanzindustrie zu verkaufen. Ich dachte immer, XDA würde helfen, Cyberkriminalität zu bekämpfen oder einen Beitrag in der Medizin zu leisten. Weißt du, irgendwas, was den Leuten hilft, nicht ihr Portemonnaie dicker macht“, erklärte sie. „Und dann jetzt kurzerhand im Sturmflug eine Alpha-Version für Präsentationszwecke fertigstellen und damit nach Las Vegas fliegen, das ist echt krass“, fuhr sie leise fort.

„Ich hatte wirklich geglaubt, du würdest dich mehr freuen…“, zwinkerte Xavier ihr lächelnd zu und versuchte die Stimmung des Gesprächs wieder etwas aufzuhellen. Natalie blickte auf und sah Xavier in die Augen.

„Doch, das tue ich schon… irgendwie jedenfalls“, antwortete sie ihm ehrlich. „Es ist ja auch mein Wunsch, das XDA endlich fertig wird. Nur jetzt ist der Druck auf einmal extrem groß und die Software geht in eine andere Richtung als ich eigentlich mal erwartet habe“, erklärte sie ihre mehr als verhaltene Freude.

„Es kann dir doch egal sein, an wen die Software verkauft wird. Wichtig ist, dass wir das Patent haben und es international an diejenigen vermarkten können, die am meisten dafür zu zahlen bereit sind“, brachte Xavier seine Sichtweise auf den Punkt. „Ich habe auch Investoren die unser Unternehmen gefördert haben. Die wollen eines Tages auch ihr Geld und eine Rendite wiedersehen. Was soll ich denen denn sagen, wenn ich unser wichtigstes Produkt einfach so im Markt verschleudere?“, wollte er von Natalie wissen.

„Schon gut, schon gut. Gib mir nur ein paar Minuten, meine mädchenhaften Träume einer idealistischen Weltverbesserin loszulassen und zur Geschäftsfrau zu werden“, gab Natalie nach. Sie blickte müde in den leeren Kaffeebecher vor ihr. Könnte sich die Tasse jetzt gerade nur von selbst füllen, was wäre das großartig gewesen. Ihr ging durch den Kopf, dass das wohl die wahre Erfindung wäre, auf die die Menschheit wirklich wartete. Zumindest die Koffeeinjunkies. „Also gut, wie geht es weiter?“, wollte sie wissen und blickte zu Xavier hoch.

„Wir buchen dir einen Flug und ein Hotel in Las Vegas. Du triffst zwei Tage vor der Präsentation ein, damit du über das Jet Lag hinweg kommst und deine Vorbereitungen treffen kannst. Bis dahin arbeitest du mit Hochdruck nur noch an XDA. Du bekommst alle Ressourcen die du dafür von mir brauchst einschließlich Mitarbeiterkapazitäten. Wir legen bis zum Termin in Las Vegas alle anderen Projekte auf Eis, das hier hat absoluten Vorrang!“, ließ Xavier sie mit immer kräftigerer und lauterer Stimme wissen, als ob die Freude förmlich aus ihm herauszusprudeln schien. Natalie nickte mit dem Kopf und ließ ein leises „Alles klar“ über ihre Lippen kommen. Nervös strich sie sich durch ihre Haare nachdem sie von ihrem Platz aufgestanden war und Xaviers Büro verließ. Sie ahnte, dass die drei vor ihr liegenden Wochen alles andere als leicht werden würden.



Einige Tage später in Kanada…



Die vollbusige Schönheit räkelte sich nackt auf ihrem Bett und spielte mit ihren langen, dunklen Haaren während sie an ihrem Körper hinab blickte. Das Gebirge ihrer beiden wohlgeformten Brüste wurde nur beleuchtet von dem fahlen Lichtschein des großen Bildschirms auf der anderen Seite des Raumes, wo ihr skandinavischer Freund weiterhin seiner Arbeit nachgeht.

„Nun, wie weit bist du inzwischen?“, hauchte die Stimme vom Bette leise mit ihrem französischen Akzent herüber.

„Ich arbeite noch daran, bin noch nicht so weit“, antwortete die tiefe Stimme kurz angebunden.

„Oh mon dieu… komm schon“, beklagte sich die Femme Fatale, die sich weiter in seinem Bett räkelte. „Wir wissen jetzt schon fast alles von ihr! Wir wissen was ihr Lieblingsessen ist, wir kennen ihre Freunde, wir kennen ihre Kollegen und ihren Chef, ich weiß dass sie keine BDSM-Praktiken und Fetische mag aber gerne mal Sex mit einer Frau hätte, ich kenne ihre verdammten intimsten erotischen Details, Wünsche und Sehnsüchte und ich weiß wohin sie gerne in Urlaub fährt und welche Filme sie mag, jetzt sag mir nicht, du schaffst es nicht ein verdammtes weiteres Email-Konto von ihr zu knacken!“, beschwerte sie sich.

„Das hier ist kein normales Postfach verdammt“, beschwerte sich der blonde Kerl vor dem Computer ohne seine Blicke vom Bildschirm abzuwenden. „Die Jungs die das hier gebaut haben, haben in der Schule echt aufgepasst. Die Email-Adresse befindet sich im Firmennetzwerk hinter einer Firewall, die ich noch nie gesehen habe. Das ist keine Standardsoftware von irgendwelchen IT-Security Unternehmen, das Ding haben die offenbar selber zusammengebaut und es funktioniert gut“, erklärte der blonde Kerl. Die dunkelhaarige Frau schnaufte auf.

„Offenbar zu gut…“, stichelte sie und stand auf. Dann ging sie herüber zu ihrem Freund und beugte sich über ihn, so dass sich ihre prallen Brüste in seinen Nacken legten und ihr Busen seinen Hals von hinten umschloss. „Ich würde dir wirklich raten endlich fertig zu werden und dieses verdammte System zu knacken“, mahnte sie ihn. „Danach bekommst du auch deine Belohnung, aber nicht vorher…“, ließ sie ihn mit sanfter Stimme wissen. Der Blonde reagierte jedoch nicht auf die Berührung der beiden prallen Brüste, die sanft seinen Nacken berührten. Viel zu sehr war er damit beschäftigt, gebannt auf den Bildschirm zu schauen.

„Warte mal, das hier sieht interessant aus“, sprach er leise. „Schau dir mal das hier an, es gibt hier eine Schnittstelle die abseits des Firmennetzwerks bilateral direkt zum Server zu führen scheint. Der betroffene Port wird von der Firewall blockiert, aber ich glaube, ich weiß was das ist“, erklärte der blonde Unbekannte. „Diese bilateralen Schnittstellen wurden vor unendlich langer Zeit in manche Systeme integriert für eine gesicherte Verbindung zwischen zwei Unternehmen. Üblicherweise gibt es ein Identifikationssignal, mit dem sich der Port öffnen lässt zur Herstellung einer Kommunikationsverbindung.

„Und haben wir diese Identifikation?“, wollte die Frau hinter ihm wissen.

„Vielleicht ja. Es ist noch nicht mal eine richtige Identifikation, Außenstehende wussten ja nie, dass es überhaupt solche Schnittstellen gab und konnten sie eigentlich auch nicht erkennen wenn man nicht gerade mein Werkzeug hat. Daher wurden die Ports oftmals gar nicht großartig abgesichert sondern es reicht zur Kennung, drei Mal in kurzem zeitlichen Abstand einen Request zu senden. Jedenfalls war das die Standardeinstellung dieser Protokolle. Genau das werden wir jetzt mal versuchen“, erklärte der Blonde. Er gab ein paar Befehlszeilen in sein Interface ein und schickte den Befehl ab, der seinen Rechner nun dazu brachte, beim Unternehmensserver von Advanced Intelligence einmal „anzuklopfen“.

„Da, schau dir das an!“, rief der Blonde fast euphorisch. „Der Port ist tatsächlich offen!“

„Ausgezeichnet! Und wie kommen wir jetzt an die Mails der Madame?“, hauchte die Stimmer hinter ihm.

„Das ist noch ein etwas längerer Weg. Wir haben gerade die Tür geöffnet, jetzt müssen wir den Server infiltrieren, damit wir einen dauerhaften und ungehinderten Zugang in das System bekommen. Vor allem dürfen wir auf keinen Fall entdeckt werden, sonst war alles umsonst“, erklärte der Blonde.

„Wie lange dauert das?“, fragte die Stimme hinter ihm mit einem dunklen, verführerischen Ton während er weiter spürte, wie sich ihre Brüste in seinem Nacken rieben.

„Du machst es mir nicht leicht, so dauert es sicher lange…“, seufzte er.

„Dann sollte ich vielleicht an einem bequemeren Ort auf dich warten…“

Seine Kollegin ließ von ihm ab und die kühle Luft des Raumes trat an die Stelle, wo zuvor die üppigen Brüste seiner Begleiterin seinen Nacken sanft berührt hatten.

„Ich schleuse jetzt einen Trojaner auf den Server ein“, erklärte der blonde Kerl, als er nun deutlich konzentrierter wieder auf seinen Monitor schaute. „Ich habe ihn selbst geschrieben für diesen Zweck, die Virensoftware wird ihn also nicht erkennen, da es keine bislang erfasste Signatur gibt. Bestenfalls der heuristische Scanner könnte anschlagen, aber der Trojaner ist gut getarnt“, fuhr er fort. Dann wurde es ruhig in dem Raum und das Atmen der beiden Personen bildete die einzige Geräuschkulisse neben einem gelegentlichen Klackern der Tastatur, wenn der blonde Hacker seinem auf dem Server von Advanced Intelligence eingeschleusten Trojaner neue Anweisungen gab.

„Es sieht gut aus. Das Programm ist drin und die Aktionen werden nicht blockiert. Scheint so als blieben wir unerkannt. Ich habe jetzt einen kompletten Netzwerkplan mit allen Systemen, die an den Server angeschlossen sind. Ich schaue mir jetzt die Logins der Mailboxen an“, erklärte der Blonde seine weitere Arbeit.

„TRSven…ILAnja…PAXavier…KELorenz…na bitte… WINatalie, da haben wir sie doch!“, grinste er breit und zufrieden. Jetzt brauche ich nur noch über das Admin-Login des Servers zu gehen und kann in jede Mailbox hineinspringen“

„Warum laden wir dann nicht einfach den Inhalt aller Mailboxen runter? Dann hätten wir auch den Inhalt des Postfachs von Xavier Parret und allen anderen Kollegen“, wollte die vollbusige Femme fatale wissen, die sich nun wieder auf dem Bett räkelte.

„Dauert zu lange, erzeugt viel zu viel Traffic und der heuristische Scanner auf dem Server würde sofort Alarm geben, ein solch ungewöhnliches Verhalten würde sofort erkannt werden. Lass uns lieber wie ein Chirurg vorgehen, wir machen nur ganz gezielte Schnitte, die später keiner mehr sehen wird“, antwortete der Blonde und begann den Mailverkehr aus Natalies beruflicher Firmenadresse herunterzuladen. Einige Minuten vergingen, in denen Natalies Nachrichten durch eines der gewaltigen Glasfaserkabel im Atlantik ihren Weg von Europa bis nach Vancouver fanden, wo sie auf unbekannten Rechnern landeten und abgespeichert wurden. „Das war es, ich habe den gesamten Mailverkehr des vergangenen Jahres zu uns herübergezogen, das sollte ausreichend sein“, erklärte der Blonde.

„Anzeichen von XDA? Können wir die Software direkt von ihren Servern herüberkopieren anstatt nur in ihrer Mailbox herumzustochern? Das würde uns viel Arbeit und Zeit ersparen“

Der blonde Mann vorne am Computer schüttelte seinen Kopf. „Nein, das wird nicht funktionieren, daran habe ich auch schon gedacht. Aber es gibt mindestens ein Problem, wenn nicht gar zwei. Erstens ist laut unserem Informanten die Software noch in einer Alpha-Version, wenn wir sie adaptieren und zu Ende entwickeln sollen, dauert das Monate, vielleicht sogar Jahre. Wir brauchen Natalie Wildberg, ohne sie wird es nicht funktionieren, denn wir müssen den Prototypen in nur einer Woche für unser Vorhaben einsatzbereit haben. Zweitens sieht es so aus, als ob die junge Dame nicht dumm ist. Ich finde mehrere Spuren auf XDA, aber alle Links zum Quellcode von XDA verweisen auf eine unbekannte Laufwerksadresse, die aktuell nicht erreichbar ist. Ich vermute, sie speichert ihre Arbeit nur auf tragbaren Festplatten und USB-Sticks, damit die Daten nie über den Server abrufbar sind. Cleveres Mädchen…“, gab der Blonde zu.

„Dann also den langen Weg…“, seufzte die Dame mit dem französischen Akzent und schlug ihre Beine übereinander während sie auf ihrem Handy spielte. Dabei schaute sie sich erneut ein Foto von Natalie an, das ihr Kollege zu Beginn der Aktion aus einem sozialen Netzwerk gezogen hatte. „Andererseits werde ich so wohl einmal kennenlernen. Sie sieht schön aus. Ein hübsches Gesicht, schöne lange braune Haare, sie hat blaue Augen und ihre Gesichtszüge und ihre Nase lassen sie irgendwie süß erscheinen. Ich freue mich, sie einmal kennen zu lernen…“, seufzte sie verführerisch und malte sich in ihrem Kopf bereits aus, wie es wäre, wenn ihr Plan gelingen würde und sich sie wie eine Spinne Natalie in ihre Fäden einwickeln würde. Die Frage war nur, ob ihr Opfer danach aufgefressen oder wieder frei sein würde. Die Französin grinste vieldeutig. Das würde allein an ihrem Opfer selbst liegen…

„Dazu wirst du wohl bald Gelegenheit haben!“, rief ihr der Blonde von vorne zu. „Ich habe gefunden wonach wir suchen, unsere Annahme war korrekt. Sie wollen in der Tat noch in diesem Jahr auf der FinTech Expo in Las Vegas den Prototypen vorstellen. Es gibt hier einen längeren Mailverkehr zwischen Wildberg und ihrem Chef Parret, der ist gerade einmal drei Tage alt. Es scheint, als wären wir genau zum richtigen Augenblick auf den Zug aufgesprungen“

„Also hat unser Kontakt nicht gelogen“

„Nein, hat er nicht. Schau dir das an: Unsere Zielperson hat offenbar den Auftrag bekommen, einen fertigen Prototypen von XDA in den nächsten drei Wochen abzuliefern. Ich habe ihren Reiseplan offen. Sie hat eine Fahrt im ICE von Berlin nach Frankfurt und von dort einen Flug nach Las Vegas gebucht für Freitag den 16.Oktober 2015. Ihr Flug startet um 13:30 Uhr. Die FinTech Expo ist in der Woche vom 19.Oktober bis 23.Oktober und laut ihrem Terminkalender wurde ein Präsentationstermin für den 20.Oktober angesetzt“

„Also haben wir jetzt alles, was wir brauchen“, hauchte die weibliche Stimme von hinten. „Wissen wir, wo sie übernachten wird?“

„Moment, das steht hier nicht drin. Lass mich weiter durch ihren Terminkalender schauen. Irgendwo wird es da sicher was geben. Da, ich habe es schon. Ihr Arbeitgeber hat ihr im Bellagio ein Zimmer für die FinTech Expo gebucht“, erklärte der Blonde und las sich weiter die Daten der Buchungen und den Mailverkehr durch, um nichts Wichtiges zu verpassen.

„Also brauchen wir zwei ein Zimmer im Bellagio und ich brauche einen Flug nach Deutschland am 15.Oktober“, erwiderte die unbekannte Schönheit auf dem Bett.

„Warum willst du nach Deutschland?“, wollte der Blonde wissen. „Ich denke, wir fangen sie in Las Vegas ab?“

„Das werden wir auch. Aber ich will bereits im Flugzeug neben ihr sitzen. Ich will sie beobachten, ich will wissen, wie sie auf mich reagiert. Dann weiß ich, wie ich später wieder auf sie zugehen kann“, lächelte sie und spielte mit ihren langen, schwarzen Haaren. „Es wird ihr leichter fallen, wenn wir uns schon einmal gesehen haben“, fügte sie hinzu und ließ ihre Hände lasziv über ihren Körper wandern. „Ich nehme an, wir müssen uns bald wieder bei Digital Explorations zurückmelden?“, fragte sie ihren Begleiter. Der Blonde nickte zaghaft.

„Ja, die wollen schon seit vorgestern wissen, wie weit wir sie sind“

„Können wir ihnen sagen, dass wir bislang nichts gefunden haben?“

„Nein, ich denke wir müssen sie langsam etwas anfüttern, sonst werden sie misstrauisch werden. Die erwarteten Ergebnisse von uns, wir können nicht die ganze Zeit so tun, als würden wir gar nichts finden, dann wirken wir inkompetent oder schlimmer noch, die fangen an, irgendwas zu vermuten. Wir müssen ihnen ein paar erste Ergebnisse zusenden, aber gerade nur so viel, dass sie selbst Natalie nicht identifizieren oder gar lokalisieren können, sonst geben wir unsere wichtigste Waffe aus der Hand“, breitete der Blonde vor dem Computer seine Überlegungen laut aus während er den Trojaner auf dem Server von Advanced Intelligence in den Ruhezustand versetzte, damit dieser getarnt auf seinen nächsten Einsatz warten konnte. Er stand auf, nachdem er den Inhalt von Natalies Mailbox erfolgreich gesichert hatte.

„Ich denke, das war ein erfolgreicher Tag heute!“, lächelte er während er einen silbernen USB-Stick mit den darauf gespeicherten Daten siegessicher mit einer Hand hochhielt. Seine französische Begleiterin erwiderte sein Lächeln und schälte sich aus den weichen Decken hervor um ihren splitterfasernackten Körper mit sicherem Gang auf ihren Begleiter zuzusteuern. Sie schmiegte sich sanft an ihn und schaute ihm zufrieden in die Augen.

„Ich wusste, du würdest es schaffen. Zeit für deine Belohnung…“, lächelte sie und ließ ihre linke Hand hinunter in seinen Schritt fahren während sie ihre weichen Lippen auf seine drückte.

******

Ich hoffe sehr, dass euch auch dieser Teil sehr gefallen hat! Ich freue mich, alsbald dann den nächsten Teil zu veröffentlichen *g*

LG

Celina
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eine story, bei der es mal nicht nur um sex geht
*********rrell Frau
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*********rrell Frau
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Teil 4
Vielen Dank für all das Feedback das mich erreicht hat! Anbei nun ein weiteres kleines Kapitel, viel Spaß beim lesen *g*

*

Etwas mehr als vierundzwanzig Stunden später saß Natalie schließlich bereits übernächtigt im Zug von Berlin nach Frankfurt. Ein weiterer langer Tag und eine fast ebenso lange Nacht im Büro lagen hinter ihr. In dieser Zeit galt ihre gesamte Aufmerksamkeit erneut der XDA-Software. Gemeinsam mit ihren Kollegen hatte sie versucht, in den letzten Stunden vor ihrem Abflug nach Las Vegas so viele offene Flanken zu schließen wie nur möglich. Die Komplexität der Software und ihre adaptive Natur, fremde Muster selbstständig zu erkennen und sich anzupassen, machte ihre gesamte Arbeit ungeheuer kompliziert. Mitunter hatte es in der vergangenen Nacht Stunden gedauert, nur einen einzigen Fehler zu seiner Quelle zurück zu verfolgen. Doch Natalie war zuversichtlich. Auf der tragbaren kleinen Festplatte in ihrer Handtasche lag nun eine erste Alpha-Version die unter bestimmten, konstruierten Bedingungen absolut sicher lauffähig sein würde und damit keinen Absturz verursachen würde. Bis zum Verkauf war es sicherlich noch ein nicht unerheblicher Weg, doch nachdem das Gröbste geschafft war, fehlte der Software mehr oder weniger nur noch der Feinschliff. Während ihre Blicke aus dem Zug nach draußen schweiften, hoffte Natalie, dass sie auch nach Las Vegas noch die Möglichkeit haben würde, an XDA weiterzuarbeiten. Es würde jetzt alles von ihrer Präsentation und ihrer Überzeugungskraft abhängen, wenn sie den Prototypen erstmals in Las Vegas vorstellen würde. Das Interesse, dass ihr entgegengebracht werden würde, oder eben auch nicht, würden über das Schicksal von XDA entscheiden und damit auch letztlich über das ihrer Arbeit sowie ihrer damit verbundenen Gewinnbeteiligung. Sie atmete tief durch und nahm einen Schluck Wasser aus ihrer Flasche. Der Druck, der in diesen Tagen auf ihr lastete, war geradezu unermesslich groß und sie wünschte sich nichts mehr, als dass all dies bald vorbei sein würde.


Gute drei Stunden später in denen sie trotz Müdigkeit und Erschöpfung vor lauter Nervosität kaum Schlaf hatte im Zug finden können, fuhr der ICE im Bahnhof des Frankfurter Flughafens ein. Sie hatte ausreichend Zeit eingeplant, es verblieben etwa anderthalb Stunden bis zum Boarding des Fluges und zwei bis zum Abflug. Das letzte was sich Natalie antun wollte, war noch mehr Stress auf dem Weg zum Flieger selbst. Sie hoffte nur noch inständig, dass sie vielleicht im Flugzeug endlich den Schlaf finden würde, denn sie die letzten Tage so schmerzlich vermisst hatte.


Ehe sie sich auf dem Weg zum Terminal machte, galt Natalies erster Weg einer Bäckerei am Bahnhof, wo sie sich einen heißen Kaffee holte, der sie hoffentlich noch lebendig durch den Check-In und die Sicherheitskontrollen bringen würde, ehe sie dann endlich im Flugzeug erschöpft in ihren Sitz sacken konnte. Mit ihrer Handtasche um die Schulter, ihrem Rollkoffer im Schlepptau und einem Kaffee to go in der Hand eilte sie schließlich durch das große Flughafengebäude auf dem Weg zum Terminal 1, wo schon bald ihre Maschine auf sie warten würde. Kurz nach ihrer Ankunft am Terminal checkte sie ein und gab ihren Koffer als Gepäck auf, während sie ihre Handtasche geflissentlich nah an ihrem Körper ließ, als wäre sie ihr auf die Haut geklebt worden. Innerhalb der kleinen schwarzen Lederhandtasche befand sich auf der Prototyp der XDA-Software und damit wohl das wichtigste Stück Arbeit ihres Lebens. Zudem gab es keine Sicherungskopie auf dem Server in ihrem Büro um ganz auf Nummer sicher zu gehen, dass niemand seine Hände an ihre Arbeit legte. Nur zwei USB-Sticks daheim beinhalteten Sicherungskopien ihrer Arbeit, allerdings waren diese drei Tage alt. Natalie mochte sich gar nicht einmal im Traum ausmalen, welche Katastrophe geschehen würde, würde sie die Festplatte in ihrer Tasche verlieren. Mehrere Nächte der Arbeit wären umsonst und zudem auch ihr gesamter Flug nach Las Vegas. Sie versuchte die Horrorszenarien, die sich ihr müdes Gehirn auszumalen begann, zu verdrängen und reihte sich in die lange Schlange zur Sicherheitskontrolle ein. Vor ihr standen gefühlte zwei- oder dreihundert Leute in einer endlos langen Warteschlange. Es war nicht anders als am Berliner Flughafen, am Freitag und am Montag war hier jeweils ganztätig die Hölle los und zermürbt von dem endlos langen Warten trottete sie jedes Mal eine halben Meter weiter nach vorne, wann immer wieder jemand durch die Sicherheitsschleusen gegangen war. Es kostete sie gute zwanzig Minuten, bis sie endlich aufatmen konnte und selbst ohne Beanstandung durch die Sicherheitskontrolle ging. Sie blickte auf die Anzeigetafeln, wo ihr Flug bereits am Gate B40 ausgeschildert war. Noch blieb ihr noch immer eine gute halbe Stunde, so dass sie abermals beim nächsten kleinen Laden auf der Strecke zum Gate haltmachte, um sich einen weiteren Kaffee sowie ein Brötchen zu holen, welches nun als Ersatz für ein richtiges Mittagessen herhalten musste. Zögernd blickte sie in die Süßwarenauslage. Der Flug würde fast elf Stunden lang dauern, bis sie endlich in den Staaten landen würde. Eigentlich wollte sie ein wenig auf ihre Figur achten, doch trotz der Verpflegung an Board wollte sie lieber etwas Nervenfutter dabei haben. Beherzt griff sie zu und legte sechs Schokoriegel mit auf den Ladentresen.

„Langer Flug…“, grinste sie den Verkäufer an, als dieser sie etwas skeptisch anblickte. Dann packte sie ihre Wegzehrung hastig in ihre Handtasche nachdem sie das Wechselgeld eingesteckt hatte und machte sich bewaffnet mit ihrem Mittagessen auf dem Weg zum Gate.


Am Gate B40 angekommen setzte sich Natalie erschöpft aber zufrieden, dass sie es mehr als zeitig geschafft hatte, zu ihrem Flieger zu kommen. Nun hoffte sie lediglich, dass ihre Maschine ihr den Gefallen tun und pünktlich sein würde. Mit einer aufgeschlagenen Zeitung vor sich blickte sie sich ein wenig unter den anderen Passagieren um, die ebenfalls bereits warteten. Sie sah beinahe ausnahmslos Männer, die meisten von ihnen in dunklen Anzügen. Nur wenige Personen schienen diesen Flug zu nehmen, um aus privatem Interesse nach Las Vegas zu fliegen. Die FinTech Expo schien weit mehr deutsches Publikum anzuziehen, als Natalie ursprünglich erwartet hatte. Sie hätte viel mehr Paare erwartet, die zum Urlaub in die Staaten fliegen würden, doch es machte den Anschein, als würden auf diesem Flug fast nur Vertreter der deutschen Industrie und Finanzwirtschaft dabei sein. Letztere Gruppe würde wohl sicher dominieren. Natalie ging durch den Kopf, vor wie vielen dieser Gesichter sie wohl in ein paar Tagen ihre Präsentation abliefern würde. Das Ziel ihrer Reise war zwar in erster Linie die Vermarktung des Prototypen bei US-Kunden, doch es würde wohl sicher nicht schaden, wenn es auch deutsche Zuhörer vor Ort waren – mit Kunden im eigenen Land ließen sich letztlich Verhandlungen doch etwas leichter führen. Ihre Blicke schweiften noch ein wenig länger geistesabwesend durch die geradezu uniform gekleidete Menschenmenge von Geschäftsleuten, als ihre Blicke plötzlich auf eine andere Frau fielen, die zum Gate kam. Geschäftig wirkend mit einer kleinen Handtasche um die Schulter wirkte sie beinahe wie ein Spiegelbild von Natalie und fiel allein schon deswegen in der Menge hervor, da es kaum andere Frauen unter den Passagieren auf diesem Flug gab. Doch der neue Fluggast fiel ihr besonders auf durch ihre nicht gerade unauffällige Kleidung. Die Frau mit den langen schwarzen Haaren trug ein einen schwarzen Blazer zusammen mit einer blütenweißen Bluse, die tief eingeschnitten war und für eine professionelle Geschäftskleidung viel zu wenig der Fantasie überließ. Zwischen dem tief herunterlaufenden Ausschnitt schauten zwei mehr als üppige Brüste jeweils zu den Innenseiten hervor und boten einen tiefen Blick in den Busen der Unbekannten. Eine dunkle Sonnenbrille, sowie ein schwarzer, knielanger Rock zusammen mit einer dunklen Strumpfhose und hochhackigen Schuhen, die Frau noch größer erschienen ließ, als sie ohnehin schon war, rundeten das Bild ab. Natalie war sich nicht sicher, ob das eine Geschäftsfrau oder vielmehr die „professionelle Reisebegleitung“ eines anwesenden Geschäftsmanns war. Die einerseits professionell wirkende Geschäftskleidung aber der unverhältnismäßig tiefe Ausschnitt passten gar nicht zueinander, außer die Dame verkaufte irgendwelche Produkte und Dienstleistungen und wollte in ihren Kundengesprächen stets zwei buchstäblich schwerwiegende Argumente mit einbringen.

„Die sind doch garantiert gemacht worden…“, ging es Natalie leise durch den Kopf als sie Augen nicht mehr von dem tiefen Ausschnitt losgerissen bekam. Sie musste sich eingestehen, ein wenig Neid tief in ihrer Magengrube zu spüren. Sie fand große Brüste seit jeher schön und anziehend, diese beiden Exemplare schienen einfach nur von perfekter Proportion und Schönheit zu sein. Wenn sie gemacht worden waren, hatte ihr Erschaffer zumindest sein Handwerk verstanden. Schnell wendete Natalie ihre Blicke auf, als die Frau ihre Richtung änderte und sie in ihr Blickfeld geriet. Beinahe peinlich berührt war sie den Blick auf ihr Handy und machte sich erst jetzt bewusst, wie lange sie die Unbekannte überhaupt angestarrt hatte. Erst dann machte sie sich mit zaghaften Blicken nach links und rechts bewusst, dass sie nicht alleine war. Eine ganze Reihe ihrer männlichen Sitznachbarn konnten offenbar ebenfalls ihre Augen nicht so recht abwenden. Etwas angefressen angesichts der ganzen Aufmerksamkeit, die die Unbekannte auf sich zog, dass die Unbekannte eigentlich nur eine ziemliche Schlampe sein konnte, wenn sie sich dermaßen angezogen in die Öffentlichkeit begab. Oder sie stand darauf, von allen Männern so begafft zu werden, was aus Natalies Sicht allerdings recht gut eine Schlampe definierte. So schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf, musste sie sich doch eingestehen, dass sie mitgegafft hatte. Schließlich verschwand die Unbekannte aus ihrem Sichtfeld und setzte sich vier oder fünf Sitzreihen weiter vorne hinter einer Säule hin. Natalie trank ihren Kaffee aus und las ihre Mails auf ihrem Handy und vergaß die Unbekannte für den Augenblick wieder.


Natalie ließ mit zunehmender Entspannung die verbleibende Zeit verfließen, ehe ein lauter Gong sie schließlich aus ihren Gedanken riss und das Boarding der Maschine ankündigte. Nachdem zuerst die Passagiere der ersten Klasse das Flugzeug betreten durften, war sie gleich danach an der Reihe. Sie war Xavier mehr als dankbar, dass ihr Chef wenigstens die Business-Class für sie gebucht hatte. Nach elf Stunden in der Economy-Class, eingepfercht wie eine Sardine, hätte sie vermutlich keinen einzigen Knochen mehr schmerzfrei bewegen können nach ihrer Ankunft. Schnell reihte sich Natalie ein, um unter den ersten Business-Class Passagieren zu sein und zeigte kurzerhand ihr Flugticket sowie ihren Ausweis vor, danach konnte sie die Maschine schließlich betreten. Fast wäre Natalie versucht gewesen, bei Ankunft an ihrem Platz ihre Handtasche nach oben in das Gepäckfach zu legen, doch sie musste an die Festplatte daran denken. Sie wollte jederzeit den Datenträger unter ihrer unmittelbaren Kontrolle haben, entsprechend nahm sie lieber den Verlust von etwas Fußraum in Kauf und legte die Tasche unter ihren Sitz. Sie dachte grinsend daran, dass sie so wenigstens auch jederzeit an ihre Süßigkeiten herankam. Schließlich setzte sich auf ihren Fensterplatz weit vorne im Flugzeug und blickte nach draußen, wo sie einen dem geschäftigen Treiben auf dem Rollfeld zuschaute. Sie warf einen Blick auf die Uhr, es waren noch zwanzig Minuten, ehe der Flieger abheben würde. Sie packte vorsorglich schon mal ihr Tablet aus, auf dem sie eine Reihe von Filmen und Serien für den Flug und für ihre Freizeit in Las Vegas gespeichert hatte und legte es vorne auf ihrer Ablage ab. Mit Unbehagen dachte sie daran, dass selbst mit etwas Entertainment zur Hand elf Stunden eine sehr lange Zeit war. Sie war jetzt schon froh, wenn sie nur erst einmal da sein würde. Wieder und wieder kreisten ihre Gedanken um die Präsentation am Dienstag. Sie würde nur drei Tage Zeit haben, nun alles final vorzubereiten. Es wäre ihr lieb gewesen, vielleicht nochmal mit einem Trainer die Präsentation zu üben. Anders als die Verkaufsmannschaft, die sonst für den Vertrieb der Produkte von Advanced Intelligence verantwortlich war, hatte sie kaum Erfahrung mit Verkaufsgesprächen. Es fühlte sich wieder an in ihrer Schulzeit. Vorne stehen, ein Referat vor der Klasse geben und stets das unsichere Gefühl, ob man die richtige Dinge im richtigen Kontext sagte. Nur dass es dieses Mal nicht um eine belanglose Note sondern um sehr viel Geld, wenn nicht sogar die weitere Zukunft ihres Arbeitgebers ging. Es waren keine Gedanken, die geeignet waren, Natalies Puls ein wenig zur Ruhe kommen zu lassen.


Anhand eines Schattens, der auf sie fiel, bemerkte Natalie, wie sich jemand neben sie gesellte, offenbar war ihr Sitznachbar gerade dabei, Platz zu nehmen. Sie wendete den Kopf intuitiv zur Seite und blickte auf einmal erschrocken hoch in das zierliche und durchaus hübsch anzusehende Gesicht der unbekannten Frau, die sie am Flughafen so intensiv gemustert hatte. Ausgerechnet die Schlampe mit ihrem Megaausschnitt sollte für die nächsten elf Stunden ihre Sitznachbarin sein.

„Guten Tag“, begrüßte die Unbekannte sie nur kurz mit einem Nicken und setzte sich dann. Ihrer Stimme haftete ein unverkennbarer französischer Akzent an.

„Guten Tag…“, stammelte Natalie unsicher und leise zurück und wendete den Kopf schnell wieder ab um wieder aus dem Fenster zu sehen. Sie war mehr als froh, dass in der Business Class der mittlere Sitz im Flugzeug stets frei blieb, so dass es etwas Platz zwischen ihr und ihrer Nachbarin verblieb. Sie hätte sich unbewusst bedrängt gefühlt, wenn die Unbekannte mit dem Riesenausschnitt auch noch direkt neben ihr gesessen hätte. Ihre Sitznachbarin nahm offenbar auch keine weitere Notiz von ihr und Natalie versuchte den Blickkontakt zu vermeiden. Kurze Zeit später ertönte endlich das laute Rauschen der Triebwerke und das Flugzeug rollte über die Landebahn auf seine Zielposition, wo von wo aus es dann endlich beschleunigte und abhob. Natalie sah noch ein wenig zu, wie der Boden in immer weitere Ferne rückte bis das Flugzeug endlich in die Wolkendecke stieß und vor dem Fenster noch graue und weiße Wolkenschleier vorbeizogen. Müde lehnte sich Natalie schließlich zurück und schloss die Augen. Das war noch immer der beste Weg, den Blickkontakt zu ihrer ominösen Nachbarin zu vermeiden und mit jedem weiteren Augenblick, den die Wirkung des Koffeins nachließ, konnte sich Natalie immer mehr entspannen und fand alsbald endlich ein wenig Schlaf um zumindest für ein paar Stunden von ihren Sorgen loslassen zu können.
*********rrell Frau
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Teil 7
Am darauffolgenden Sonntagmorgen erwachte Natalie langsam und versuchte ihre Orientierung zu gewinnen. Sie fühlte unglaublich warm und geborgen und völlig entspannt. Eine Ruhe durchströmte ihren Körper, die sie bereits Ewigkeiten lang nicht mehr vernommen hatte. Erst ganz langsam nahm sie war, dass Nicolette neben ihr lag und ihren Arm um sie gelegt hatte, während sich ihr Körper eng an sie schmiegte. Sie schien zumindest in diesen Augenblick noch zu schlafen und war ebenso wie Natalie splitterfasernackt unter die weichen Decken des großen, ausladenden Bettes geschlüpft.
„Mein Gott, das habe ich wirklich getan…“, war Natalies erster Gedanke, der ihr durch den Kopf ging. Am Morgen danach, als ihr Blut sowohl vom Alkohol des gestrigen Abends wie auch ihrem Hormonrausch gereinigt war, musste sich ihr Verstand abermals der Tatsache stellen, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben den Mut aufgebracht hatte, mit einer Frau zu schlafen. Sie fühlte sich für einen kurzen Augenblick befremdet, eng an eng nackt mit einer eigentlich fremden Frau die sie erst vor zwei Tagen kennen gelernt hatte, das Bett zu teilen. Doch zugleich sorgte Nicolettes entspanntes und gelöstes schlafendes Gesicht erneut für dieses Gefühl völliger Entspannung und Befriedigung, dass sie wie ein eine weiche Decke eingewickelt hatte. Ihre unbewussten Regungen schienen derweil auszureichen, um auch Nicolette aufzuwecken. Langsam öffnete sie ihre Augen und sie blickte Natalie fröhlich an.
„Guten Morgen“, lächelte sie. „Hast du gut geschlafen?“
„So gut wie schon lange nicht mehr in meinem Leben“, erwiderte Natalie und atmete befreit auf.
„Es wäre auch schade gewesen, wenn nicht“, erwiderte Nicolette und räkelte sich unter der warmen Decke. „Ich hoffe nicht, dass du auch nur das geringste bereust“, grinste sie in dem Wissen, dass sich die Ansichten über eine vergangene Nacht über eben jene hinweg schnell ändern konnten.
„Nein, ich denke nicht“, antwortete Natalie ehrlich. „Ich fühle mich gut“, bestätigte sie. Dann warf sie einen Blick auf die kleine Uhr am Nachttisch. „Und es scheint auch ein wenig dabei geholfen zu haben, das Jet-Lag zu überwinden“, ergänzte sie, als sie sah, dass es inzwischen sechs Uhr morgens Ortszeit war. Sie mussten fast elf Stunden lang geschlafen haben. Natalie hatte nicht die geringste Ahnung, wann sie zum letzten Mal so lange geschlafen hatte. Schließlich streckte sie noch einmal ihre Glieder und stand auf.
„Du hast sicher nichts dagegen, wenn ich deine Dusche benutze?“, fragte sie Nicolette.
„Nein, natürlich nicht, mach nur“, erwiderte ihre Liebesgespielin der vergangenen Nacht. Natalie nickte und wechselte die Wärme des Betts gegen die Wärme von prickelndem Wasser, das sogleich an ihrer Haut hinabprasselte, ehe sie sich abtrocknete und wieder ankleidete.
„Möchtest du jetzt direkt schon gehen?“, fragte Nicolette. Es klang in Natalies Ohren beinahe wie eine Aufforderung noch zu bleiben. In der Tat überlegte Nicolette selbst, wann der beste Zeitpunkt sein würde, Natalie reinen Wein einzuschenken.
„Ja, ich denke schon. Ich werde wohl eben frühstücken und will dann an meiner Software weiterarbeiten, mir bleibt nur noch wenig Zeit bis übermorgen“, entgegnete Natalie. „Das soll keinesfalls unhöflich wirken“
„Nein, gar nicht. Ist schon ok“, lächelte Nicolette. „Aber deine Arbeit ist ein Punkt, über den ich wirklich noch gerne mit dir sprechen möchte. Können wir uns heute Abend zum Abendessen treffen?“, bat sie.
„Ja, natürlich“, antwortete Natalie und hoffte, dann endlich jenen Dialog mit Nicolette führen zu können, zu dem es vergangene Nacht nicht mehr kam.
„Ist dir heute Abend um neunzehn Uhr recht?“, wollte Nicolette wissen. „Machen wir es heute ein bisschen später als gestern, dann kommen wir umso schneller über das Jet-Lag hinweg“, lachte sie leise.
„Ok, neunzehn Uhr“, erwiderte Natalie. „Ich nehme an, hier unten im Hotel?“
„Ja, ich reserviere uns einen Tisch und werde dann dort warten“, antwortete sie während sie mit ihrem nackten Körper durch den Raum flanierte und sich ein frisches Handtuch im Bad griff, um selbst unter die Dusche zu springen, während Natalie bereits auf halbem Wege nach draußen war. „Also, wir sehen uns heute Abend. Es war schön mit dir“, flüsterte sie leise und küsste Natalie sanft auf ihre Lippen. Dann entließ sie die junge Informatikerin aus ihren Räumen und nahm selbst den Weg unter die Dusche.

Den darauffolgenden Tag widmete sich Natalie mehr oder weniger verzweifelt dem weiteren Feinschliff ihrer Software. Doch welche Codezeile auch immer sie anfing zu schreiben, sie konnte sich kaum konzentrieren. Immer wieder und wieder musste sie an die Nacht mit Nicolette denken. Dieser Ausritt in eine völlig neue Welt konstituierte ein Erlebnis, das ihr bisheriges Leben in den Grundfesten zu erschüttern schien. Beinahe ein Jahrzehnt lang hatte sie ihre latenten bisexuellen Gedanken nur vor sich her geschoben aber nie ausgelebt. Nun überrumpelten sie die Ereignisse innerhalb von nur zwei Tagen als ob sie ihr ganzes Leben auf jemandem wie Nicolette gewartet hätte. Oder sie auf Natalie. Die Bilder der vergangenen Nacht, die weiche Berührung ihrer Haut, ihr Duft, beinahe jeder sensorische Reiz den sie mit ihr erlebt hatte, schien sich in jede Faser ihres Körpers eingebrannt zu haben und sie nicht länger loslassen zu wollen. Die Erinnerung an Nicolette war allgegenwärtig und berauschte nicht nur ihren Verstand sondern versetzte sie ein Bad der Gefühle, als ob sie wieder ein Teenager wie vor langer Zeit war und jedes neue Erlebnis eine aufregende weitere Entdeckung auf dem Pfad des Lebens war und nicht bloß ein langweiliger, über Jahre eingeübter Standard. Nicolette hatte in ihrem Leben eine gänzlich neue Pforte in eine Welt neuer Erfahrungen aufgestoßen von der sie sich keinen Augenblick hätte träumen lassen, wie intensiv und anregend sie wirklich sein konnten. Doch umso größer wurde nur ihr Bedauern, solange im Leben damit gewartet zu haben. Sie war froh und dankbar, dass Nicolettes so forsches und ungeniertes Verhalten sie beinahe dazu gezwungen hatte, diesen verwegenen Schritt zu machen. Doch umso heftiger und stärker die Erlebnisse der letzten Nacht nachhafteten, desto schwerer konnte sich Natalie auf ihren Job konzentrieren. Es war beinahe ein Ding der Unmöglichkeit, auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen während sich ihr Bauch beinahe anfühlte wie an jenem ersten Tag als sie sich das erste Mal in ihrem Leben verliebt hatte. Selbst ohne den Wunsch, eine Beziehung mit Nicolette aufzubauen, war das rein sexuelle Erlebnis mit ihr der vergangenen Nacht so mächtig, dass jeden freien Gedanken Natalies erfolgreich blockierte. Unfähig entgegen aller Versuche, ihre Arbeit voranzutreiben, klappe Natalie genervt den Deckel ihres Notebooks herunter und griff nach ihrer Tasche, um ihre Sportklamotten dort eilig hineinzustopfen. Wenn es ihr schon nicht gelang, sich ihrer Arbeit zu widmen, dann würde ihr Körper vielleicht sein, ein paar Runden im Pool sowie ein paar Kilometer auf dem Crosstrainer zu absolvieren in der Hoffnung dass etwas körperliche Ertüchtigung sie endlich auf andere Gedanken brachte während sie auf das Diner heute Abend mit Nicolette wartete. Natalie fragte sich, ob sich dem Techtelmechtel der vergangenen Nacht nun auch wirklich handfeste Verhandlungen anschließen würden oder ob es Nicolette in ihrem Fall nur einfach um das private Vergnügen gegangen war.

Mehrere Stunden später nach einem Nachmittag erfüllt von ausdauerndem Training, machte sich Natalie schließlich endlich fertig für das Diner. Sie legte ein frisches Kostüm aus ihrer Garderobe an und legte ein wenig dezentes Make-Up und Lippenstift auf, um abermals den Ansprüchen des Erscheinungsbilds einer professionellen Geschäftsfrau gerecht zu werden. Dessen ungeachtet fragte sie sich sehr wohl, ob sie wohl auch diese Nacht erneut auf Nicolettes Zimmer landen würde. Dies erschien nach der letzten Nacht weit wahrscheinlicher als am ersten Abend zuvor. Sie entschloss sich, das Schicksal einfach Schicksal sein zu lassen und legte ihre Handtasche um, um sich auf den Weg ins Restaurant zu machen.

Sie empfand es als sehr praktisch, dass in so einem großen Hotel wie dem Bellagio alle Einrichtungen und Annehmlichkeiten an nur einem Ort erreichbar waren und so erreichte sie das Restaurant im Erdgeschoss der Hotelanlage innerhalb nur weniger Minuten.
„Guten Abend, Frau Chatenet müsste einen Tisch für zwei Personen reserviert haben“, stellte sich Natalie am Empfang des Restaurants kurz vor. Die Empfangsname blätterte ein wenig in ihrem Buch und nickte ihr dann zu. Sie geleitete schließlich Natalie zu einem Séparée, in welchem ein kleiner Tisch für vier Personen stand. Nicolette war bereits anwesend, doch zu Natalies großer Überraschung war sie diesmal nicht alleine. Neben ihr saß ein recht großer, fast schon hünenhafter Mann mit kurzem blondem Haar, der ihr auf unbewusste Weise sehr bekannt vorkam.
„Guten Abend“, begrüßte Natalie etwas verwundert Nicolette und den Unbekannten.
„Hallo Natalie, wie schön dass du meiner Einladung gefolgt bist!“, freute sich Nicolette und stand auf, um Natalie mit einer freundschaftlichen Umarmung zu begrüßen. „Entschuldige dass ich dir nicht vorher schon gesagt habe, dass ich nicht alleine hier sein werde“, fuhr sie fort. „Das hier ist mein geschätzter Kollege und guter Freund Olaf“, stellte sie den blonden Unbekannten vor.
„Guten Abend, sehr erfreut“, stellte er sich höflich vor. „Ich habe schon viel von Ihnen gehört“, lächelte er. Natalie konnte sich nicht behelfen, aber es klang irgendwie zweideutig.
„Moment… jetzt fällt es mir wieder ein. Sie waren der Geschäftsmann gestern in der Bar an dem Tresen…“, entfuhr es Natalie leise.
„Ach bitte, ich bin sicher ihr könnt euch auch duzen, oder nicht?“, fragte sie zu Natalie gewandt.
„Aber klar doch“, erwiderte Natalie und setzte sich auf Nicolettes einladende Handbewegung hin wenngleich sie keine Antwort auf ihre Feststellung erhalten hatte.
„Olaf ist wie gesagt mein Kollege, er war gestern an der Bar und hat uns beobachtet, das ist richtig. Wenn ich einen Erstkontakt mit einer neuen Person herstelle, bleibt er im Hintergrund und beobachtet mich. Er ist sozusagen mein Backup, falls irgendetwas passieren sollte. Außerdem beobachtet er das Umfeld und gibt mir ein Signal, wenn unerwünschte Gäste oder Mithörer auftauchen“, erklärte Nicolette ohne im Detail auszuführen, welche Dinge ihr wohl geschehen oder welche Mithörer sie belauschen könnten. „Ich bin froh, dass du nun heute hier bist, denn bei dieser Gelegenheit sollten wir nun wirklich endlich über deine außerordentlich bemerkenswerte Software XDA sprechen. Deshalb ist Olaf auch bei dem Abendessen mit dabei“, eröffnete Nicolette ihr und fuhr nicht weiter fort, als gerade der Kellner das Séparée betrat, um die Bestellungen aufzunehmen.
„Nehmen wir eine Flasche Weißwein zum Beginn?“, wollte Nicolette wissen. Natalie nickte.
„Ja, gerne“
Nicolette wartete noch und bat den Kellner sogleich auch die Bestellung für das Abendessen aufzunehmen, damit sie bis auf weiteres nicht erneut gestört werden würden. Schließlich hob sie das Glas Wein in ihrer Hand.
„Auf Natalie und ihre vielversprechende Software!“, sprach sie leise und stieß mit Olaf und Natalie an nachdem der Kellner den Tisch verlassen hatte.
„Zu viel der Ehre, noch kennst du ja die Software gar nicht. Ich hatte gehofft, wir würden heute Abend Zeit für eine Demonstration finden“, erwiderte Natalie lächelnd.
„Nun, damit kommen wir auch gleich zu unserem Thema Natalie. Ich möchte mit dir gerne einen Einsatz deiner Software besprechen. Aber ich spreche nicht über eine Demonstration. Wir wollen den Source Code haben, ihn mit dir gemeinsam anpassen und dann zum Einsatz bringen“, eröffnete Nicolette ihr mit ihrer dunklen, akzentuierten Stimme die nun sehr viel ernster war als sonst. Sie konnte beinahe zusehen, wie Natalies freundlichen Lächeln fast in Zeitlupe erstarb und sich ihre Augen weiteten. Adrenalin schoss durch ihren Körper und ihr Mund wurde trocken. Was Nicolette verlangte, war der heilige Gral ihrer Arbeit und ihre Wortwahl deutete nicht unbedingt an, dass sie einfach nur eine Lizenz des Endproduktes kaufen wollte. Wenn sie denn überhaupt etwas kaufen wollte.
„Bitte was?“, versuche Natalie sich zu sammeln und stellte das Glas Wein ab. „Den Source Code kann ich nicht herausgeben, das ist meine proprietäre Arbeit. Die Software ist dazu gedacht, später in fertig kompilierter Form als fertige Software verkauft zu werden, natürlich nach Absprache der Bedürfnisse unserer Kunden“, entgegnete sie.
„Natalie, ich weiß du denkst ich würde für eine große Bank arbeiten und wäre ein möglicher erster Kunde für euer Produkt. Es tut mir leid dich angelogen zu haben, aber das entspricht nicht den Tatsachen und es war ein Vorwand um dich kennen zu lernen“, fuhr Nicolette fort.
„Was?“, wollte Natalie erwidern, doch es war ihr, als ob ihr dieses einzelne Wort bereits in der Kehle stecken bleiben würde. „Was soll das Ganze? Oder vielmehr, für wen arbeitet ihr denn dann?“, wollte sie wissen. Nicolette blickte kurz zu Olaf herüber. Der Blonde nickte ihr nur zu.
„Offiziell betrachtet sind wir beide Angestellte von Digital Explorations und wir verfolgen deine Arbeit schon recht lange“, gestand Nicolette. Als Natalie den Namen des Erzrivalen des Konkurrenten von Advanced Intelligence hörte, schnürte sich ihr Magen zu engem Knoten zusammen.
„Oh mein Gott, das ist nicht wahr“, entfuhr es ihr als ihr klar wurde, dass sie buchstäblich mit dem Feind das Bett geteilt hatte. Impulsiv wollte sie sofort aufstehen und den Raum verlassen, doch Nicolette hielt ihre Hand fest.
„Warte bitte. Das ist nur der eine Teil der Geschichte. Ich gehe jede Wette ein, du willst den anderen Teil auch hören“, bot ihr Nicolette an. „Wir sind nicht hier um deine Software für unseren Arbeitgeber zu stehlen, das verspreche ich dir“, sicherte sie ihr zu.
„Was dann?“, fragte Natalie leise und eingeschüchtert. Erstmals erfüllte sie das Gefühl, sie könnte unter Umständen in Gefahr sein, insbesondere da Olaf, der blonde Hüne sie unentwegt anstarrte. Sogleich übernahm der Blonde auch das Wort von Nicolette.
„Advanced Intelligence hat ein Leck, Digital Explorations hat einen eurer Mitarbeiter nach einem Screening geschmiert, damit er uns mit Daten versorgt. Wir haben schon lange geahnt, dass du an einem adaptiven Softwarealgorithmus arbeitest, die Spuren lassen sich bis zu deiner Promotion zurückverfolgen, denn die liegt ja öffentlich wie jede Doktorarbeit in der Nationalbibliothek aus. Die Vermutung war naheliegend, dass dich Advanced Intelligence eingestellt hat, um vorrangig diese Arbeit in ein praktisches Produkt zu überführen. Nur wussten wir nicht, ob du wirklich daran arbeitest und wie weit du bist“, erklärte Olaf.
„Und dann habt ihr jemanden aus unserem Team gekauft? Wäre es nicht logischer ihr hättet mich kontaktiert?“, fragte Natalie verwundert. Nicolette schüttelte den Kopf.
„Wir haben viel Zeit und Energie investiert, dein ehemaliges soziales Umfeld und deine Arbeitsweise zu studieren, ehe wir mit konkreten Recherchen begannen. Du bist eine Idealistin, du hast in Xavier Parrets kleiner IT-Bude für einen Hungerlohn angefangen, hätten wir dich vor einem Jahr kontaktiert, hätten wir keine Erfolgsaussichten gehabt. Noch dazu wäre es viel zu früh gewesen, jetzt ist deine Software viel weiter entwickelt“
„Ich lasse mich jetzt doch erst recht nicht von einem Konzern wie Digital Explorations kaufen!“, wehrte sich Natalie gegen die Vermutung, sie könnte nun gefügiger sein.
„Wie Nicolette schon sagte, „offiziell“ sind wir Angestellte bei Digital Explorations. Mehr aber auch nicht“, antwortete Olaf und nahm einen Schluck aus seinem Glas Wein. „Die Firma hat uns auf dich angesetzt, damit wir deine Software oder vielmehr den Source Code stehlen, damit Digital Explorations eine eigene Version der Software herausbringen kann und Advanced Intelligence aus dem Markt drängt, ehe aus dieser kleinen Bude der nächste Weltkonzern wie SAP oder Facebook wird“, fuhr er fort. „Was Digital Explorations leider nicht weiß, ist dass wir zwei hier unser eigenes Ding verfolgen. Das ist etwas was wir gemeinsam haben, wir haben unsere eigenen Vorstellungen, genauso wie es dir missfällt, dass deine Software an internationale Finanzkonzerne verkauft werden soll während du ebenfalls lieber dein eigenes Ding damit durchziehen würdest“, erklärte Olaf. Er räusperte sich kurz und blickte Natalie durchdringend an. „Würden wir wirklich für Digital Explorations arbeiten, wären wir schon längst über alle Berge und dieses Abendessen würde niemals stattfinden, denn deinen Source Code habe ich letzte Nacht von deinem Laufwerk kopiert, als du selig geschlafen hast“, gab er zu.
„Olaf ist wie gesagt mein Kollege, aber auch mein Freund. Er hat einen Schlüssel zu meinem Zimmer“, gestand Nicolette.
„Mein Gott, die ganze letzte Nacht, das war alles nur gespielt, damit ihr den Code kopieren konntet?“, fasste Natalie voller Entsetzen das Ergebnis zusammen.
„Nein, nicht nur gespielt. Mir hat unsere letzte Nacht wirklich viel Freude bereitet und es wäre schade, wenn du darüber anders denkst. Aber bitte versteh, dass wir in unserer jetzigen Situation leider ein Druckmittel dir gegenüber brauchen“, gab Nicolette zu.
„Bitte was?“, entfuhr es Natalie. Langsam schien es ihr, als würde sie die Opferrolle in einem miserablen Krimi spielen.
„Olaf hat bereits vor geraumer Zeit dein berufliches Mailkonto bei Advanced Intelligence infiltriert nachdem wir einen Trojaner auf dem Hauptserver installiert haben. Seitdem haben wir ungehinderten Zugang zu deiner Kommunikation. Wir haben eine sehr dezente Spur zu uns gelegt, sie ist nicht sehr offensichtlich, aber ein guter IT-Spezialist wird sie mit etwas Mühe finden und zu unserem Bürorechner bei Digital Explorations zurückverfolgen können. Es sieht dann so aus, als wären wir beide unvorsichtig gewesen und als ob du deinen Arbeitgeber verraten hättest. Es gibt also keinen Weg mehr zurück in deine frühere Arbeit ohne dass du jederzeit mit einer Kündigung und einer Anklage rechnen kannst“, fasste Nicolette das Ergebnis zusammen. „Wir dagegen belasten einfach nur unseren Arbeitgeber. Soll ruhig die ganze Welt wissen, welches Spiel Digital Explorations spielen wollte, uns ist es egal. Wir haben die Spur absichtlich dorthin gelegt, sollen die und dein Arbeitgeber sich hinterher doch vor Gericht gegenwärtig zerfleischen“, lächelte Nicolette. „Wir werden uns als lachende Dritte mit der Software aus dem Staub machen und ganz ehrlich gesagt ist es überhaupt nicht unsere Absicht dich zu erpressen. Im Gegenteil, wir wollen, dass du bei uns mitmachst!“, forderte Nicolette sie auf. Natalie begriff, dass die beiden in der Tat irgendetwas Eigenes vorhatten und ihren ehemaligen Arbeitgeber ins Messer laufen lassen wollten. Indem sie ihr selbst die Brücken zu ihrem Arbeitgeber kappten versuchten sie offenbar Natalies Unterstützung zu gewinnen. Nur für was war die Frage.
„Wenn ihr also nicht mehr für Digital Explorations arbeitet, für wen arbeitet ihr dann und was wollt ihr?“, stellte Natalie dann die entscheidende Frage.
„Wie schon gesagt, wir arbeiten nur noch für uns beide selbst“, beantwortete Nicolette den ersten Teil der Frage. „Wir brauchen deine Unterstützung bei einem Vorhaben, das vorsichtig gesagt, etwas riskant aber voraussichtlich sehr lohnend ist“, fuhr Nicolette mit gedämpfter Stimme fort. Sie stand kurz auf und schaute zwischen dem Vorhang des Séparée hervor um ganz sicher zu gehen, dass niemand in ihrer Nähe war und lauschte. Dann setzte sie sich wieder. „Deine Software ist der Schlüssel ist zu einem gewaltigen Jackpot und wir sitzen bereits mitten drin“, erklärte sie und deutete an die Decke.
„Das Hotel?“, fragte Natalie etwas verwirrt wenngleich ihr bereits klar war, dass was auch immer die beiden ausgeheckt hatten, es etwas Illegales war. Nicolette schüttelte den Kopf.
„Nein, das Casino“, sagte Nicolette leise und ergriff Natalies Hand. „Deine Software ist der ultimative Schlüssel auf eine praktisch völlig idiotensichere Art und Weise innerhalb kürzester Zeit reich zu werden“, offenbarte sie das Ziel ihres Vorhabens. „Wenn XDA wirklich das kann was du sagst, dann kann diese Software mit Hilfe unserer gemeinsamen Kenntnisse buchstäblich jede Firewall innerhalb von Sekunden zerfetzen und die Systeme des Casinos infiltrieren“, erklärte Nicolette. „Ist dir nie der Gedanke gekommen, dass deine Software selbst viel mehr kann, als nur Börsenkurse oder Molekülstrukturen zu analysieren? IT System selbst sind doch das Paradebeispiel komplexer Systeme. XDA würde lautlos hineinsickern, jeden Aspekt des Systems analysieren und jede heute bekannte Abwehr überwenden. Durch den adaptiven Code kann dieses System stets einen Schritt voraus sein!“, versprach Nicolette mit glänzenden Augen.
„Daran habe ich noch nie gedacht“, gestand Natalie. „Aber ich glaube dass es möglich ist. Aber warum sollte man die IT Sicherheit eines Casinos knacken wollen?“, fragte sie leise. „Rauben Leute wie ihr nicht eher den Geldschrank aus?“
„Nein, das machen nur die Dummen“, lachten Nicolette auf. Natalies Humor gefiel ihr durchaus. „Kein Casino der Welt benutzt heute noch normale Roulette-Tische. Die geringste Abweichung in der Beschaffenheit des Holzes oder die Gewichte würden zu Unregelmäßigkeiten führen, die Spieler irgendwann ausnutzen würden. Daher ist jeder Roulette-Tisch heute computergesteuert und mit einem staatlich geprüften Zufallszahlengenerator gekoppelt. Seit dem IT-Zeitalter sind somit die Wartung und Reparatur der Roulette-Tische überflüssig geworden, da ein unparteiischer und geprüfter Computer das Zufallsmoment übernimmt“, erklärte Nicolette. „Eigentlich ist es ganz einfach. Die Kugel und der Tisch sind mit Sensoren ausgestattet, bei jedem Aufschlag der Kugel im Kessel bekommt das System, eine Meldung wo sich die Kugel befindet. Die Geschwindigkeit des Kessels dann so auszusteuern, dass die Kugel am Ende in der vom Zufallsgenerator ermittelten Nische landet, ist nichts weiter als einfache Mathematik und funktioniert in 99,99% aller Fälle sehr gut“
„Ihr wollt XDA benutzen um den Zufallszahlengenerator der Roulette-Tische zu hacken?“, entfuhr es Natalie und sie musste sich Mühe geben, ihre Stimme zu dämpfen. Sie ahnte, würde auch nur irgendjemand gerade diese Frage hören, würden sie alle drei wohl das Hotel nur noch in Handschellen verlassen.
„Leise!“, mahnte Nicolette sie und nickte ihr zu. „Genau das!“, bestätigte sie schließlich. „Wir werden ein Casino ausplündern wie es noch niemals jemand getan hat. Die rechnen garantiert mit nahezu allem, vielleicht noch mit einem normalen Angriff auf ihre IT-Sicherheit mittels eines Virus oder eines Trojaners, aber auf etwas so hoch entwickeltes wie XDA ist hier garantiert niemand vorbereitet!“, versprach Nicolette. „Wir infiltrieren den Zufallszahlengenerator, spielen im Casino einige Runden, dann ziehen wir weiter, spielen noch ein paar Runden und noch am Ende des Abends muss keiner von uns Dreien jemals wieder einen Tag arbeiten gehen!“, grinste Nicolette selbstsicher.
„Das fällt doch auf wenn wir am laufenden Band gewinnen!“, flüsterte Natalie leise. Es gefiel Nicolette, wie sehr sich Natalie bereits mit dem Plan auseinandersetzte. Das versprach gute Chancen, dass sie anbeißen würde. „Deswegen werden wir nicht nur ein Casino hacken“, versprach ihr Nicolette. „Wir infiltrieren mehrere Casinos mit XDA, schaffen uns Zugänge und dann spielen wir in jedem Haus nur ein paar Runden und werden zur Absicht auch ein paar Mal verlieren, dann fällt es keinem auf“, versprach sie Natalie. Es war aus ihrer Sicht ein völlig narrensicherer Plan.
„Mein Gott… das könnt ihr aber trotzdem doch alles nicht im Ernst vorhaben…“, stöhnte Natalie. „Wenn das auffliegt, wie lange geht man dafür in den Bau? Bei mir in Deutschland bekommt man ja schon bis zu fünfzehn Jahre, aber die Amerikaner sperren einen für sowas wie Cyberkriminalität doch gleich Jahrzehnte weg oder so?“, äußerte sie ihre Bedenken. „Das ist mir alles viel zu heiß. Selbst wenn ihr es geschafft habt, mir daheim meinen Job zu zerstören, ich will nicht den Rest meines Lebens irgendwo in der Wüste im Gefängnis sitzen!“
„Du machst dir viel zu viele Gedanken und hast viel zu wenig Vertrauen in deine eigene Arbeit!“, beschwichtigte Nicolette sie. „Denkst du wir würden dieses Risiko eingehen wenn wir uns nicht absolut sicher wären?“, fragte sie. „Olaf und ich sind genauso wie du zwei sehr gut ausgebildete Spezialisten im Bereich IT-Sicherheit und Datenanalyse. Wir sind keine zwei Idioten aus dem Dorf, die sich eine Kapuze überziehen und ernsthaft glauben sie könnten damit unerkannt eine Bank überfallen“, wendete sie ein und schaute Natalie in die Augen. „Das hier ist etwas anderes. Das hier ist sehr gut durchdacht und basiert auf einer Idee, die noch nie zuvor jemand hatte und mit deiner Software werden wir ungesehen rein und rausgehen. Das ganze wird noch am selben Abend vorbei sein“, versprach sie.
„Wir haben einen genauen Spielplan aufgestellt“, ergänzte Olaf mit seiner tiefen Bassstimme. „Wir beginnen mit $50.000 Startkapital an dem Abend, das Geld haben Nicolette und ich bereits zusammengelegt, du brauchst nichts dazulegen, wir teilen hinterher fair durch drei Leute dafür dass du uns hilfst“, holte er aus. „Wir werden Roulette nach dem Martingale-Prinzip spielen. Das ist eine Verdopplungsstrategie, die vor allem von vielen unerfahrenen und naiven Spielern angewendet würden, die glauben, sie könnten das System damit schlagen. Man setzt immer einen festen Betrag ein. Verliert man, verdoppelt man den Einsatz, ansonsten spielt man wie gehabt weiter. Verliert man mehrfach nacheinander, werden die Einsätze irgendwann unendlich groß und man hat kein Geld mehr, deswegen funktioniert die Strategie nicht“, erklärte und fuhr fort: „Wenn wir erstmal die Kontrolle über die Roulette-Tische haben, werden wir aber nur ab und zu verlieren und vor allem werden nie mehrfach nacheinander verlieren. Für die Casino-Überwachung sieht nur so aus, als wenn ein paar Idioten an dem Tisch sitzen, die mehr Glück als Verstand haben. Damit rechnen die aber, denn die Casinos wissen, dass bei Millionen von Spielern jedes Jahr auch immer ein paar Leute mit viel Glück dabei sind, das gehört zu einer normalen statistischen Verteilung einfach dazu. Das wirst du aus deinem Studium sicher selber wissen“
„Wenn wir die $50.000 einsetzen, spielen wir anfangs mit vollem Einsatz dreimal auf eine Farbe und gewinnen. Dann haben wir das Kapital auf $400.000 verdoppelt. Danach setzen wir $150.000 zum Verlieren ein, damit es von Anfang an glaubwürdig ist. Mit $250.000 beginnen wir dann die Verdopplungsstrategie und lassen vier Runden durchlaufen, bis wir eine Million haben. Dann wechseln wir das Casino und machen weiter“, erklärte Nicolette. „Dadurch, dass wir für jede Spielphase nur einige Runden brauchen und uns auf vier oder fünf Casinos verteilen, schaffen wir das in wenigen Stunden und wir spielen so wenig, dass die Security eines einzelnen Casinos für sich niemals Verdacht schöpfen wird!“, versprach Nicolette. „Denk nur daran, wie schnell wie bei über 30 Millionen sein könnten an diesem Abend. Das sind 10 Millionen für jeden, du kannst dann auf deinen verdammten Job scheißen, du brauchst nie wieder arbeiten gehen und wenn du es doch willst, kannst du den Rest deines Lebens nur noch daran arbeiten, worauf du selber Lust hast!“, stellte ihr Nicolette in Aussicht.
„Keiner von uns wäre langer ein Sklave für seinen Softwareentwickler, bei der die Leute dein Fachwissen ausbeuten und damit die dicke Kohle machen während du ein lächerliches Gehalt bekommst“, hakte Olaf ein und goss bei sich und den beiden Damen etwas Wein nach.
„Natalie, wir haben wie gesagt im Vorfeld sehr viele Recherchen zu dir angestellt um uns unserer Sache absolut sicher zu sein“, sagte Nicolette sanft und ergriff erneut Natalies Hand. Die brünette Informatikerin bekam langsam den Eindruck, dass das eine Methode von Nicolette war, wenn sie in besonderem Maße vertrauen schaffen wollte, aber sie ließ es zu. Trotz der schockierenden Tatsachen und Wahrheiten, die sie an diesem Abend erfuhr, fühlte sie sich immer noch viel zu sehr zu ihr hingezogen als es eigentlich gut für sie gewesen wäre. „Wir wissen doch beide, dass du nicht glücklich bist mit deinem Leben. Ich weiß aus deinem Mailverkehr, deinen Einträgen bei Facebook, deinen anonymen Einträgen in Internetforen und jeder anderen Spur die du je irgendwo hinterlassen hast, dass du nicht das Leben lebst, das du haben willst. Du willst nicht irgendwo zu einem lächerlichen Gehalt schuften und ich weiß, dass du neidisch auf deine Freunde bist, die anderswo guten Gehälter verdienen und dass du deinen Idealismus deiner jungen Jahre inzwischen bereust. Vor allem weiß ich aber, dass du nicht willst, dass deine Arbeit an Finanzkonzerne verkauft wird. Du wolltest doch mit XDA immer einen Beitrag zur Menschheit leisten und etwas Nützliches für Forschung und Wissenschaft erschaffen“, fasste sie das Dilemma von Natalies Leben zusammen. „Du bist jetzt nur einen Schritt von diesem Leben entfernt. Nach dieser einen Nacht kannst du die volle Kontrolle über dein Leben haben und du kannst XDA dann wenn du willst als Freeware in den Markt bringen und Stiftungen und Forschungszentren zur Verfügung stellen und dich danach auf etwas ganz Neues konzentrieren“, versuchte sie Natalie eine bessere Zukunft in Aussicht zu stellen.
„Mein Gott, aber wie soll ich das alles Thorsten erklären“, stöhnte Natalie. „Dank euch kann ich vermutlich nie wieder nach Deutschland zurück. Advanced Intelligence wird mich dank eurer Scheiße den Rest des Lebens verfolgen und mich sofort verklagen, wenn ich wieder in Deutschland bin“
„Es sei denn, Advanced Intelligence gibt es nicht mehr und es hat sich irgendwann etwas Staub über die Sache gelegt“, hakte Olaf ein. „Vielleicht vier oder fünf Jahre. Fraglich ob sich Advanced Intelligence von dem Verlust von XDA überhaupt erholt und die Mittel hat, einen langen Rechtsstreit zu führen“, fuhr er fort. „Am Ende wird es so aussehen, dass ein solch ein Prozess auf einen Vergleich hinauslaufen wird, wenn Advanced Intelligence die Kraft, die Zeit und das Geld für einen langen Prozess fehlen. Dann leistest du etwas Schadensersatz im Rahmen eines Vergleichs und es kommt am Ende zu keiner Verurteilung, weder Straf- noch Zivilrechtlich. Den entsprechenden Geldbetrag kannst du aus hinterher leicht aus unserem Feldzug gegen das organisierte Glücksspiel bezahlen. Du kannst ja hinterher stets sagen, dass du Gewissensbisse bei deiner Software hattest und du sie weder an Digital Explorations noch an Advanced Inteligence geben wolltest sondern stattdessen dem Gemeinwohl zu Gute kommen lassen wolltest. Das bringt dir im jetzigen Umfeld viele öffentliche Sympathien und das wird Einfluss auf das Gerichtsverfahren haben, wenn man bei dir ein gemeinnütziges Motiv sieht“
„Ihr zwei seid echt unfassbar kalt und berechnend“, staunte Natalie. „Wo zur Hölle lernt man sowas?“, wollte sie wissen.
„Wir zwei können das einfach gut“, lachte Nicolette leise und schaute Natalie durchdringend an. „Also was ist? Bist du dabei?“, brachte sie die Sache auf den Punkt. Natalie schluckte deutlich. Sie fühlte sich weiterhin in die Ecke gedrängt auch wenn sie gestehen musste, dass die beiden vor ihr geradezu jedes Detail bestens durchdacht hatten. Sie hatten es in der Tat nicht mit dummen Bankräubern sondern zwei extrem intelligenten und noch dazu ausgesprochen durchtriebenen und hinterhältigen Menschen zu tun.
„Lass mich dir eine Frage stellen und ich möchte eine ehrliche Antwort“, verlangte Natalie mit leiser Stimme und blickte Nicolette an.
„Ich glaube dir inzwischen, dass unsere letzte Nacht nicht dazu da war, damit Olaf den Source Code kopieren konnte, aber du hast das Ganze von Anfang an genauso geplant, damit ich jetzt hierbei mitziehe, nicht wahr?“, wollte sie wissen. Nicolette blieb für einen kurzen Augenblick stumm.
„Ja, das ist richtig“, offenbarte Nicolette ihr. „Wir haben im Rahmen des Profiling auch Informationen zu deiner sexuellen Identität zusammengestellt und wussten, dass du daher latent bisexuell bist und es immer mal ausprobieren wolltest aber nie im Leben dazu gekommen bist. Ich habe das genauso geplant und von Anfang an beabsichtigt, denn ich konnte dir damit eine hoffentlich schöne Erfahrung verschaffen und gleichzeitig einen so intensiven und engen Kontakt zu dir herstellen, dass wir nun dieses Gespräch hier führen können. Ich fürchte, hätten wir dich einfach so angesprochen, hättest du sofort abgelehnt“, erklärte Nicolette. Natalie seufzte hörbar auf. Sie hatte längst geahnt, dass ihre erotische Fantasie eines spontanen Zusammentreffens mit einer hübschen Frau zu einem wilden Abenteuer nicht mehr als ein kalkulierter Schachzug war, aber wenigstens war Nicolette nun so ehrlich und leugnete es nicht.
„Wenigstens bist du ehrlich. Danke“, erwiderte sie trocken und spielte gedankenverloren mit ihren Fingern am Rand ihres Weinglases. „Ich kann das nicht sofort entscheiden. Das ist einfach gerade viel zu viel für mich“, gestand sie offen und blickte dann die beiden an. „Ich werde es mir überlegen, ok?“
„Natürlich. Denke in Ruhe über das Angebot nach“, bat ihr Nicolette an. „Aber warte bitte nicht zu lange, Digital Explorations hängt uns im Nacken und wird unruhig. Noch während die FinTech Expo läuft, müssen wir unseren Plan durchziehen, tun wir das nicht, stehen wir mit nichts da und Digital Explorations wird Ergebnisse sehen wollen, denn die werden langsam skeptisch. Die haben uns auf dich angesetzt und wir haben bislang kaum Ergebnisse, jedenfalls nichts Verwertbares abgeliefert“, erklärte sie. „So gesehen setzen wir also auch auf dich. Wir stehen jetzt zwischen den Fronten und brauchen deine Hilfe. Genauso wie du uns brauchst. Wir sind aufeinander angewiesen und das macht eine mächtige Allianz aus“, lächelte Nicolette. Natalie nickte nur und nur wenige Augenblicke später kehrte der Kellner endlich zurück, um das bestellte Abendessen zu servieren. So lecker das Steak auf ihrem Teller aussah, es wurde zur Herausforderung für Natalie an diesem Abend. Sie wusste nicht, ob ihr jemals zuvor dermaßen flau im Magen gewesen war…
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