@ Havarie
Jetzt treibe ich mich doch schon seit geraumer Zeit hier herum und bin doch ziemlich erstaunt darüber, dass das Thema stoffliche Sucht/Süchte/Süchtige im JOYclub quasi keine Rolle zu spielen scheint. Abgesehen von Threads über Sucht nach Schokolade, dem Internet, Piercings, Brustwarzenklammern, Wichsen, Nylon, Reizstrom oder Sex generell findet sich nichts über diese Problematik.
Ich frage mich, wieso Du so sehr von stoffgebundenen und nicht stoffgebundenen Süchten unterscheidest.
Deine Wahrnehmung ist Deine - aber das es keine Gruppe gibt, wo auch Süchtige dabei sind, das stimmt so einfach nicht
Die Gruppe "Leben mit Handicaps" ist eine Gruppe, die offen ist für Behinderungen aller Art und die Toleranz, die ich dort erfahre ist einfach sehr wohltuend und da wird nicht unterschieden nach Kategorien oder irgendwelchen Krankheitsbildern - sondern allen Usern ist eine Sache gemeinsam, nämlich, dass sie ein Handicap haben und den Wunsch haben, damit fertig zu werden - und zwar jeder nach seiner
eigenen Weise und davon ist die klassische Suchtkrankenhilfe meiner Meinung nach meilenweit weg.
Süchte wie Alkoholismus, Medikamenten- und Heroinabhängigkeit oder Polytoxikomanie werden offensichtlich nicht thematisiert. Wo ansonsten offen, frank und frei alle nur vorstellbaren intimen Details durchgekaut werden, scheint dieses ein letztes Tabuthema zu sein.
Es gibt weder eine Gruppe, in der sich eine solche Interessengemeinschaft zusammengeschlossen hätte, noch wird diese Thematik in Threads angesprochen.
Da ich selber polytox (mehrfachabhängig) bin und seit 8 Jahren clean lebe, spiele ich mit dem Gedanken, eine entsprechende Gruppe zu gründen. Bedauerlicherweise stehe ich hier im JOYclub mit niemandem im Austausch, der wie ich von dieser Problematik betroffen ist.
Wie Du weißt, habe ich ebenfalls die Diagnose "Polytoxikomanie" weg - aber ich erdreiste mich, diese Diagnose in ihrem Umfang sehr wohl zu hinterfragen und - die Götter in Weiß sind zwar klug, aber sie haben mit solchen Diagnosen noch ganz lange nicht einfach unumstösslich recht.
Klar kannst Du eine solche Gruppe gründen - aber ich frage mich, welche Definitionen über Süchtige da gelten sollen. Jeder, über den mal ein Arzt befunden hat, er sei mehrfachsüchtig, bekommt doch noch immer gelehrt, dass er niemals wieder auch nur ansatzweise mit irgendwelchen Substanzen umgehen könne. Und was ist das Ende vom Lied? Der Patient glaubt das und verhält sich entsprechend.
Willst Du auch die Mär von der totalen Abstinenz predigen oder willst Du dass die Teilnehmer an dieser neuen Gruppe wirklich selber bestimmen, wo es für sie langgeht?
Wenn Du Dich mit dieser chronischen Machtlosigkeit identifizieren kannst, dann ist das eine Sache - aber eine ganz andere Sache ist es, ob das auch andere Menschen tun, denen diese ach so tolle Diagnose der totalen Unfähigkeit (=Polytoxikomanie) verpasst wurde.
Ich verspreche mir von einer solchen Gruppe einen Austausch zum Beispiel darüber, wie sich die Sucht des Einzelnen auf den Alltag auswirkt, wie individuell mit Suchtdruck umgegangen wird oder welchen Einfluss die Sucht auf die Beziehung bzw. die Partnersuche und -wahl hat.
Dann eröffne sie doch - aber in sogenannten Selbsthilfegruppen, die eins zu eins derartige Diagnosen vertreten und wo es mehr als genug Mitstreiter gibt, die solche Diagnosen auf alle übertragen - naja............man kann sich für unheilbar krank halten und wer das glaubt, der ist es auch. Und die Schulmedizin hat mit der Erfindung des Ausmaßes der Suchtkrankheit alle Arbeit geleistet.
Nun gibt es Millionen von Menschen, die sich von ihren Selbstheilungskräften gänzlich verabschiedet haben. Das hat die Schulmedizin ganz gut hinbekommen und es gibt zig abhängige Patienten.
Es ist nicht alles süchtig, was irgendwelche Experten als süchtig darstellen. Und wenn Du eine solche Gruppe willst, die den wissenschaftlichen Dogmen folgt und jede Hinterfragung wird - weil das kenne ich aus dem FF - als "rückfällig oder krank oder süchtig dargestellt, dann lebe Dein Weltbild und ich wünsche Dir, dass soviele Leute dazukommen, die ebenfalls sich in der Gänze der gesamten Definition der Suchtkrankheit in etwa so unfähig und süchtig halten wie Du Dich selber hälst.
Auf solch eine Gruppe hätte ich keine Lust - und bei "Leben mit Handicaps" bin ich bestens aufgehoben, weil ich als diejenige akzeptiert werde, die sie auch ist und nicht als solche, die sein soll, wie irgendwelche "Experten" sie gerne hätten.
meint baba