Der weiße Ritter oder so etwas ähnliches....
Hallo allerseits,erst einmal vielen Dank an Lalala2017 für dieses originelle Thema.
Ich (der männliche Teil vom PaarKH) empfinde, dass das Flirten im Alltag von vielen Faktoren abhängig ist, aber hin und wieder passt einfach alles zusammen und man hat einen guten Lauf. Das passiert nicht so oft, wie ich es gerne hätte, aber wenn, dann ist es schon etwas Besonderes. Ein solches Erlebnis hatte ich vor ein paar Monaten.
Ich stieg an einem Samstag in den Zug von Frankfurt Richtung Mainz. Nicht weit von meinem Sitzplatz auf der gegenüberliegenden Seite saß eine Frau, die eine Ausstrahlung hatte, die mich auf sie aufmerksam werden ließ. Ich musste während der kurzen Fahrt mehrmals hinter mich blicken bis mir einfiel, an wen sie mich erinnerte: Audrey Hepburn. Irgendwann fiel ihr natürlich auf, dass ich mich nach ihr umdrehe und ich erhielt ein Lächeln zurück.
So inmitten der Öffentlichkeit jemand Wildfremdes ansprechen, während zig Leute um mich herum sind, das ist oft eine Hemmschwelle, die ich nicht überwinden kann. Ich habe es da einfach gerne etwas intimer. Aber wie gesagt, an diesem Abend ging ich leichtfüssig auf Wolken und wollte die Gelegenheit am Schopf packen. Der Zug fährt in den Zielbahnhof ein, sie steht auf, ich stehe auf, ich nähere mich ihr, und plötzlich erheben sich auch etliche andere Personen und stehen nun zwischen mir und dem Objekt meiner Begierde. Verdammt!
Naja…das war es dann wohl. Ich begebe mich auf mein Umsteiggleis und da sehe ich sie, wie sie wohl verzweifelt ihr Gleis sucht. Gentleman wie ich bin, bot ich ihr meine Hilfe an, und da stellte sich heraus, sie muss zum selben Zug. Also begleite ich sie und…manchmal spürt man intuitiv, welchen Ton man einfach bei jemanden anschlagen muss. Wie selbstverständlich sagte ich zu ihr, sie solle sich schon mal einen Platz suchen, ich komme gleich nach und setze mich dann zu ihr. Kein Widerspruch.
Und so kam es dann auch. Wir unterhalten uns über dies und jenes, plötzlich steht der Schaffner vor uns. Fahrkarten-Zeit. Und ihre Fahrkarte war wohl an diesem Tag von der Zeit her bereits abgelaufen. Sie versucht sich zu erklären, aber es riecht nach Bußgeld. Und dann, ich weiß nicht was in mich gefahren ist, ergreife ich ihre Hand und sage zu ihr: „Schatz, lass mich das mal klären.“ Ich glaube, ich habe gefühlte zehn Minuten dem Schaffner zugeredet und währenddessen ihre Hand gestreichelt, ohne dass sie diese mir entzog. Am Ende kapituliert der Schaffner und meint nur, in Zukunft solle meine Freundin bitte einfach besser aufpassen.
Ich drehe mich zu ihr um….und setze alles auf rot, indem ich sie einfach auf die Lippen küsse. Ich schaue sie an. Erstaunen. Also gleich nochmal das Ganze. Sie meint nur: „Bist du immer so schnell?“ Als Antwort gibt es gleich einen weiteren Kuss und diesmal tänzeln unsere Zungen. Danach unterhält sie sich mit mir ganz normal als wäre es das normalste auf der Welt, dass ein wildfremder Mann sie einfach küsst. Wir halten weiterhin Händchen und tauschen immer wieder Küsse aus.
Dann kommt meine Station. Ich weiß, theoretisch könnte ich mit zu ihr fahren, aber dass müsste ich erst einmal mit meiner besseren Hälfte klären, also Zeit Abschied zu nehmen. Sie gibt mir ihre Telefonnummer – dass heißt, dass Spiel ist noch nicht zu Ende.
Nachdem ich von meiner Partnerin grünes Licht bekommen habe, schreibe ich meine Zugbekanntschaft an. Gemeinsames Abendessen bei ihr, samt Übernachtung. Um es kurz zu machen, ja, wir landeten im Bett miteinander, aber es ist nichts passiert. Sie war hin- und hergerissen, ob sie es zulassen soll oder nicht, neben anderen Baustellen in ihrem Leben, die ich an diesem Abend kennenlernen sollte. Die Folgetage noch ein paar heiße SMS’s ausgetauscht, wo sie mir ihre sexuellen Phantasien verriet, aber als wir ein Folgedate ausmachen wollten, um diese umzusetzen, kam ihre Unsicherheit zurück und wir beendeten den Kontakt. Sie hatte wohl zu viel Fifty Shades of Grey gelesen, wollte diese BDSM-Phantasien erleben und dominiert werden, aber es dann auch wirklich zu wagen, davor schreckte sie dann zurück.
Am Ende wäre es schöner gewesen, wäre es nur bei diesem besonderen Flirt im Zug geblieben. C'est la vie.