Ha, das geht nicht kurz...
Man kann (bei mir jedenfalls) den Körper solo in Erregung versetzen und auch beides zusammen oder auch nur den Kopf.
Hier sind wir ja beim Kopffick, und wenn wir einen Fick als etwas betrachten, was (akustisch, optisch) in (meinen) Kopf eindringt und ihn quasi orgiastisch eskalieren lässt, bis er irgendwann total befriedigt und danach angenehm erschöpft ist, dann war das ein richtig geiler Kopffick.
Am ehesten passiert das durch ein richtig gutes Buch, einen tollen Film, einen Wahnsinnssong, bei dem einfach alles stimmt und der (mich) so total wegträgt, dass ich danach erstmal wieder aufwachen muss. Also ein völliges Wegtauchen, geistiges Mitgehen, sich in irgendwas auflösen, und danach kopfmäßig so befriedigt zu sein wie körperlich nach dem Sex. Das hat dann durchaus auch eine emotionale Komponente.
Und wie beim Körper- gibts mehr oder weniger intensive Kopfficks.
Hat das überhaupt was mit Männern zu tun? Nicht unbedingt. Aber Männer, die nicht auch sozusagen mein Gehirn feucht machen, mit denen will ich gar keinen Sex haben. Da gibt es keinen Anknüpfungspunkt für mich, die können sympathisch sein und gut gebaut oder eigenhändig eine Windmühle bauen, alles ganz toll, aber das triggert mich nicht in die Horizontale. Wortgewandtheit, Sprachwitz, umfassendes Wissen, für mich überraschende, tiefe, neue, den Horizont erweiternde Gedanken, kreative Ideen, echtes Interesse an ungewöhnlichen Themen - das böse Wort mit "I" halt - die können das.
Meinem derzeitigen lover, der mir schon beim ersten Kennenlernen gut gefiel, bin ich endgültig verfallen als er mir mehr über Gravitationswellen erzählen konnte als ich wusste. 😁 Wenn ich vorher noch am Überlegen war, ob er wohl klar geht, war ab dem Moment Land unter.
Ein Mann hat aber wirklich mein Gehirn gefickt, das werde ich nie vergessen, denn das war einfach das geilste Gespräch, das ich jemals hatte. Ein Kunde, wir haben uns zum Essen getroffen um ein Projekt zu besprechen. Wir kamen schon gleich nach dem Guten Tag sagen aus irgendeinem Grund vom Hölzchen aufs Stöckchen und von Bismarck auf die Preiselbeeren, und statt übers Geschäft palaverten wir über Kunst, Teilchenphysik, Spieltheorie, Politiktheorien, Geschichte, Gehirn-im-Tank versus Wirklichkeit, Erkenntnistheorie, die Tradierung und Weiterentwicklung der antiken Wissenschaften durch den frühen Islam bis hin zu den Affairen Willy Brandts und etwa 20 andere Themen. Um Mitternacht standen wir vor der Tür des Restaurants und es ging auf der Straße weiter. Outdoor-Brainsex sozusagen. Wir sind nicht in seinem Hotelzimmer gelandet, herrjeh, er war ein Kunde... Schade eigentlich. Jedenfalls hatte ich beim Nachhausefahren das Gefühl, wie in einem Rausch zu sein, aber absolut klar. Glücklich. Satt. High. Befriedigt. Hirngefickt durch ein Gespräch, in dem ich hemmungslos vom dritten in den vierten in den fünften in den absoluten Unwahrscheinlichkeits-Gang hatte schalten können und jede noch so gewagte Kurve nehmen, ohne dass mein Gegenüber den Anschluss verlor. Im Gegenteil, er war ganz offensichtlich genauso endlich mal hemmungslos beflügelt wie ich. Man trifft halt nicht oft Menschen, mit denen so eine Hirnsession geht.
Das war natürlich sehr, sehr krass, und unvergesslich. So was muss auch nicht sein, davon abgesehen. Aber ganz ohne Kapazitäten für ein bisschen Kopfpetting komme ich bei Männern nicht wirklich in Schwung.