Das Thema hat jetzt nicht so den Widerhall gefunden. Vielleicht ist es die falsche Zeit oder der falsche Ort. Gleichwohl nachfolgend für die/den geneigte/n Leser/in noch einige Gedanken dazu.
1.) Die Frage ist nicht nur in der griechischen Mythologie aufgetaucht, sondern findet sich auch in der indischen Mythologie. So soll es in der Mahabharata eine ähnliche Geschichte geben, in der ein König, der als Frau und eine Zeit lang als Mann gelebt hatte, antwortet, dass die Frau im Liebesverkehr einen hundertmal größeren Genuss als der Mann hätte.
2.) Teiresias Antwort, wonach die Frau neunmal so viel Lust wie der Mann empfindet, wird übrigens in der Literatur aufgrund seiner mathematischen Proportion, in der Teiresias den Genuss der Frau und des Mannes beim Geschlechtsverkehr bemisst, häufig dahingehend gedeutet, dass damit die Schwangerschaftszeit gemeint sei. Ich denke, diese Schlussfolgerung ist etwas gewollt. Eine Schwangerschaft kann sicherlich ein freudiges Ereignis ein, sie hat aber nichts mit sexuellen Lustempfinden zu tun.
3.) Die Richtigkeit von Teiresias Antwort wird von Beobachtungen und Erfahrungsberichten von Paaren, die zur Selbsterfahrung Camps zum Thema Sex-Liebe-Partnerschaft in Gemeinschaften, in denen die freie Liebe praktiziert wird, besuchen, bekräftigt. Danach fühlt sich der Mann anfänglich im Paradies, zeigt aber nach einigen Tagen infolge von Verlustängsten depressive Symptome, wohingegen die Frau nach anfänglichem Zögern nahezu im Sinnesrausch mit zeitweise mehreren Geschlechtspartnern pro Tag explodiere.
4. ) Die Richtigkeit von Teiresias Antwort folgt meines Erachtens noch aus einem soziokulturellen Aspekt. Der Frau wurde über hunderte von Generationen ihre sexuelle Macht genommen, indem sie verboten und die ganze Sache zu einem Makel erklärt wurde. Das sexuelle Organ der Frau ist nicht positiv besetzt. Muschis sind schmutzig und schlecht, gelten als unberührbar usw… Die Frau sitzt mit geschlossenen Beinen. Die Vulva wird nicht herausgestreckt, sondern versteckt. Das ist ein gut antrainierter kultureller Reflex. Das wird so praktiziert. Das funktioniert. Aber warum ist dies geschehen. Es geht um Macht. Es wurde der Frau die Macht ihrer Sexualität, eine Kraft, in der sie jeden Mann haushoch überlegen ist, genommen.