Oh, eins meiner Lieblingsthemen, schön.
Ich schätze, dass die Libido und Empfindungsfähigkeit bei Männern und Frauen von Natur aus ziemlich gleich verteilt ist. Die Sozialisation und vor allem auch die gemachten Sexerfahrungen prägen dann aber unser Verhalten, wenn es um die Lust auf Sex geht.
Die Vorstellung, dass Frauen eine höhere Empfindungsfähigkeit haben, halte ich für blanken Unsinn. Die rein technische Fähigkeit, stundenlang von zig verschiedenen Männern gefickt zu werden, oder gar das pornöse Gestöhne und Geschreie von Frauen sind kein Beleg für eine größere Libido. Diesen Schluss daraus zu ziehen, ist wohl eher dem Wunschdenken geschuldet, eine nimmersatte Nymphomanin als Frau zu haben.
Männer wollen eine hemmungslose, nimmersatte Sexgöttin im Bett haben, und Frauen tun ihnen den Gefallen. Pornobilder zeigen uns, wie das dann auszusehen und sich anzuhören hat. Ich behaupte, dass viele von den nimmersatten Frauen, z.B. in einem Club, deshalb so nimmersatt sind, weil sie auch nach Stunden noch keinen einzigen Orgasmus hatten. Wahrscheinlich aber schon 10 gefakte.
Frauen und Männer erleben den Sex, den wir üblicherweise so haben, anders. Die Ausbeute ist unterschiedlich. Frauen kommen dabei nicht so leicht auf ihre Kosten. Es sind einfach die individuellen Erfahrungen von Frauen, die sie Nein sagen lassen, wenn sie Nein sagen. Sie wissen einfach, dass sich ein schneller Fick mit diesem oder jenen attraktiven Mann nicht lohnt. Er wird sicher auf seine Kosten kommen, sie wird aber am Ende nur seine Erfüllungsgehilfin gewesen sein. Ohne selbst wirklich befriedigt zu sein.
Dass Frauen mehr emotionale Verbindungen suchen, heißt nicht, dass sie mit Emotionen rein sexuell betrachtet mehr befriedigt wären. Nein, die emotionale Komponente ist für viele Frauen eher so etwas wie ein Trostpflaster. Sie fühlen sich dann schlichtweg nicht einfach nur benutzt, sondern auf eine andere Weise gewertschätzt.
Die überwiegende Anzahl von Frauen sagt über sich, dass sie bei schnellem Sex oder Sex mit einem neuen Partner erst eine gewisse Zeit, also einige Male braucht, um sexuell auf ihre Kosten zu kommen.
Wenn Frauen in Beziehungen keine Lust mehr auf Sex haben, liegt es oft daran, dass sie schon nach wenigen Jahren vom Sex mit ihrem Partner gelangweilt sind. Es gibt Studien, die das herausgefunden haben. (Tolle Doku "Die Lust der Frau
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=58468) Ist dann auch noch die emotionale Verbindung durch Beziehungsprobleme belastet, haben sie gar keine Lust mehr. Männer verstehen das als Verweigerung.
Bevor wir das allererste Mal selbst Sex haben, haben wir schon Vorstellungen und Bilder im Kopf. Bilder davon, wie Sex geht, wie er aussieht, wie er sich anhört. Später dann versuchen wir, diesen Bildern gerecht zu werden. Die allermeisten stellen aber fest, dass es irgendwie anders ist, sich anders anfühlt, als alle anderen sagen. Vor allem wundert man sich, dass die Frauen bei dieser Sache irgendwie ganz anders fühlen.
Die meisten Frauen sind dann die ersten Jahre ihres Sexlebens damit beschäftigt, herauszufinden, warum sie selbst nicht richtig funktionieren. Was da wohl schief gelaufen ist. Ab da beginnt dann das Ungleichgewicht zwischen dem männlichen Wollen und dem weiblichen Nicht-hinterherkommen. Viele dieser Frauen tun dann so, als ob sie "ganz normal" sind, damit sie sexuell nicht als unattraktiv gelten. Männer und Frauen denken sonst gleichermaßen, "was stimmt denn mit der Frau nicht?", statt zu fragen, was mit dem Sex nicht stimmt.
So, wie wir wissen, dass man unter Wasser nicht atmen kann, halten wir die Art von Sex, die wir haben, für eine Art Naturgesetz. So geht Sex, was will man da schon dran ändern? Ich glaube, dass uns schlicht die Idee fehlt, Sex nochmal ganz neu zu denken und zu gestalten. Wir müssen die Bilder und Vorstellungen von Sex loswerden und Sex nochmal ganz neu erlernen.