Du triffst den Nagel auf den Kopf, das Feuer oder besser gesagt der Vulkan deiner Frau ist erloschen. Gleich vorweg, ich bin der felsenfesten Überzeugung, dass du als langjähriger Partner nicht in der Lage bist den Vulkan wieder anzufachen. Ich habe einige Jahre gebraucht um zu dieser Erkenntnis zu gelangen und es ist sicher hart sowas zu akzeptieren aber es ist schlicht und ergreifend die Wahrheit.
Meine Situation ist mit deiner nahezu identisch. Ich führe mit meiner Partnerin schon über 10 Jahre eine Beziehung. Am Anfang war der Sex schlichtweg gigantisch. Es gab praktisch nichts was wir nicht ausprobiert haben. Geliebt haben wir uns praktisch bei jeder sich bietenden Gelegenheit.
Das ganze flaute dann wie bei dir langsam ab, obwohl ich das am Anfang noch unter normal verbucht hatte. Der vorläufige „Höhepunkt“ der negativen Entwicklung war ein gemeinsamer Türkeiurlaub nach ca. 2 Jahren Beziehung. 5 Sterne, wunderschönes Wetter, Sonne, Strand, Meer und 2 Wochen ohne Sex. Da schrillten bei mir schon die Alarmglocken.
Die weitere Entwicklung ist schnell zusammengefasst. Die Häufigkeit nahm immer mehr ab – jetzt sind wir bei einem „Takt“ von einmal in 1-2 Monaten angekommen. Praktiken wurden Stück für Stück von der Speisekarte genommen. Als erstes wollte sie kein Anal mehr – ok kann man verschmerzen auch wenn es eine feine Sache ist -, dann wollte sie bei mir kein oral mehr – das war schon schwerer zu verschmerzen-, im Anschluss wurde oral bei ihr gestrichen – da kam dann schon mal die Frage auf was eigentlich noch übrig bleibt-. Momentan spüre ich beim „Vorspiel“ schon ein gewisses Unbehagen wenn ich sie unten anfasse bzw. nur den Versuch dazu starte. Ich denke mal das wird demnächst auch gestrichen.
Der Akt ist mittlerweile immer gleich. Sie macht 2-3 Handbewegungen an meinem besten Stück danach wird aufgesessen und sofort losgeritten als gäbe es kein Morgen mehr. Durch die Enthaltsamkeit ist man(n) sowieso schon ausgehungert, zudem trainiert man sich durch die heimliche Selbstbefriedigung an schnell abzuspritzen. Das Ergebnis kann sich jeder vorstellen. Den Orgasmus der nach 1-2 Minuten der Reiterei kommt kann man eigentlich nicht als solchen bezeichnen. Es reduziert sich eigentlich auf das reine Abspritzen. Durch die minimale Stimulationszeit ist der Orgasmus nahezu unmerklich – von tiefer Entspannung nach dem Akt keine Spur.
Um diese Situation zu ändern habe ich Kondome mit einer Spezialbeschichtung besorgt, welche leicht betäubend wirkt und den Akt rauszögern kann. Gebracht hat es nichts. Das Mittel braucht ja 1-2 Minuten um wirken zu können – in der Zeit ist es aber durch die wilde Reiterei schon vorbei. Wenn es mal die Chance hatte zu wirken, wird der Akt nach spätestens 5 Minuten von ihr abgebrochen weil sie dann keine Lust mehr hat weiterzumachen. Befriedung mit der Hand gibt es dann auch nicht mehr weil sie keine Lust mehr auf rumgemache hat. Stellungswechsel und Versuche das Tempo rauszunehmen werden von ihr mit Unmut quittiert. Ihren Orgasmus bekommt sie nahezu jedes Mal. Sie sagt es mir aber auch offen wenn sie keinen hatte.
Außerhalb des Ehebettes führen wir eine harmonische und glückliche Ehe. Wir haben den gleichen Humor, sind intellektuell auf einer Augenhöhe, haben gemeinsame Interessen, können die gleichen Dinge genießen, können außerhalb der Sexthematik über alles reden usw. usw.
Was habe ich nun alles versucht um dieser negativen Entwicklung entgegen zu wirken und was veranlasst mich zu der Aussage, dass langjährige Partner nicht in der Lage sind bei ihrer Frau den „Vulkan“ wieder zu entfachen?
Los geht’s :
1. Reden
Das ist wohl das Erste was man in einer funktionierenden Partnerschaft macht bzw. machen sollte. Versucht habe ich es in unterschiedlichen Situationen. Mal sachlich, mal bei Kerzenschein, mal in einer erotisch aufgeheizten Situation, nach dem Sex, mal in einer kuschligen Erzählrunde. Auch die Arten der Gesprächsführung habe ich variiert. Habe ihr erzählt was ich mir wünsche, sie gefragt was sie sich wünscht – was man aus ihrer Sicht besser machen könnte/sollte etc.. Den Versuch hab ich verteilt über die ganzen Jahre bestimmt fünfzig mal unternommen.
Das Ergebnis war immer das Gleiche: „Ich möchte es nicht zerreden.“ „ Mir fehlt nichts in unserem Liebesleben.“ Eben solche nichts bzw. alles sagenden Floskeln.
Meiner Meinung nach will sie mich nur nicht verletzen. Denn im absolut offenen Gespräch käme sicher heraus, dass sie eben dieses Feuer nicht mehr spürt. Sowas kann auch in einer harmonischen Beziehung schnell in den falschen Hals kommen, also in Richtung sie liebt mich nicht mehr. Also vermeidet sie es darüber zu reden.
Die Lösungsmöglichkeit „Reden“ funktioniert in diesem Fall nicht, da sie in einer Sackgasse endet.
2. Situationen schaffen
Was habe ich mir in all den Jahren für Beine ausgerissen. Die gesamte Wohnung in ein Kerzenmeer verwandelt, riesige Spielwiesen auf dem Fußboden geschaffen, romantische Musik, Kaminfeuer, gutes Essen, guter Wein, ein eingelassenes Bad mit Rosenblättern, eine schöne Massage. Ergebnis war immer das gleiche: sie ist während der Massage „schon fast eingeschlafen“ und hatte dann keine Lust mehr, ist heute nicht in der Stimmung etc.. Bei ca. 20% dieser Abende kam es zum Sex. Meistens dann wenn der Abstand zum letzten Mal wieder „ausgereicht“ hatte. Auf die Qualität des Liebesspiels hatte es keine Auswirkung.
Jetzt kann mal mir ja vorhalten, dass die oben beschriebenen Situationen ein bisschen zu direkt sind und sie sich zum Sex genötigt gefühlt hat. Daran hatte ich natürlich auch gedacht und es gab auch subtilere Varianten. Also hab ich unser Kind einfach mal auswärts untergebracht, den Haushalt auf Vordermann gebracht und ihr keine Arbeit mehr übrig gelassen, was schönes gekocht einen lustigen Film ausgeliehen. Wirkung = 0.
Romantisch Essen gehen, entspannte Tagesausflüge, Wellness-Urlaube übers Wochenende nichts hat in irgendeiner Form Wirkung gezeigt. Man sollte sich das auch nicht so vorstellen, dass ich sie in den Situationen mit „stehendem Mast“ bedrängt hätte. Vielmehr war meine Absicht, dass sie angeregt durch diese Situationen selbst Lust bekommt.
Auch das Gegenteil, sie mal spontan zu verführen ging immer voll daneben.
Lösungsmöglichkeit „Situationen schaffen“ ist ungeeignet, da dies höchstens die Lust verstärken aber kein Verlangen auf den Anderen aus dem Hut zaubern kann.
3. erotische Filme, Spielzeuge
Irgendwann dachte ich mir das könnte vielleicht wieder frischen Wind reinbringen und habe mal ein „Basisset“ bestellt. „Einen Vibrator braucht sie nicht – sie möchte lieber das Orginal.“ Handschellen und Augenbinde waren früher mal eine Phantasie von der sie mir erzählt hatte. Dazu bekam ich aber ohne es auszuprobieren zu hören, dass es ihr nichts bringen wird. Auch die Versuche ihr Oralsex mit Geschmacksgleitcreme oder Sprühsahne wieder schmackhaft zu machen scheiterten. Am Anfang unserer Beziehung haben wir oft gemeinsam Pornos geschaut. Sie hatte mir damals lang und breit erklärt, dass es eigentlich alle Frauen mögen nur wollen es die meisten nicht zugeben. Meinen Vorschlag mal wieder gemeinsam einen Porno zu schauen wurde abgelehnt. „Es bring ihr nichts.“ Einfach mal einen einlegen und laufen lassen hatte zur Folge, dass der Fernseher ausgeschaltet worden ist.
Lösungsmöglichkeit „erotische Filme, Spielzeuge“ führen nicht zum gewünschten Erfolg. Das sind Sachen die in einem funktionierenden Liebesleben die Bandbreite erweitern können.
4. Druck rausnehmen, Sex verweigern
Irgendwann kam ich auf die Idee, einfach mal den umgekehrten Weg zu wählen. Ich verlagerte meinen Schlafplatz zunächst sporadisch dann dauerhaft auf die Wohnzimmercouch. Hintergedanke war, ihr quasi die körperliche Nähe und die Kuscheleinheiten zu entziehen um sie darauf zu bringen sich das selbst bei mir wieder einzufordern. Zudem wollte ich den Trott durchbrechen. Gebracht hat es gar nichts. Weiterhin habe ich bewusst auf Streicheleinheiten und Anspielungen im Alltag verzichtet, um vollständig zu unterbinden, dass sie sich in irgendeiner Art und Weise genötigt oder unter Druck gesetzt fühlt. Leider brachte das unser Liebesleben auch nicht weiter.
In Situationen wo es „mal wieder an der Zeit war“ hab ich ihr dann zu verstehen gegeben das ich müde bin oder gerade keine Lust habe. Ich wollte die „Selbstbedienungsmentalität“ durchbrechen, ihr die Sache ein Stück weit entziehen um es interessanter zu machen. Das wurde meistens mit einem Achselzucken quittiert und die Sache war wieder ein paar Wochen vom Tisch.
Lösungsmöglichkeit „Druck rausnehmen, Sex verweigern“ bringt nichts – da es eigentlich das ist was sie möchte, man steuert damit in den sicheren Hafen der Enthaltsamkeit.
So – alles was ich oben beschrieben habe erfolgte in einem Zeitraum von ca. 8 Jahren. In unzähligen Varianten und Kombinationen. Dazu sei noch gesagt wir sind beide gesund, haben keine anstrengenden Kinder, keine überdurchschnittlich anstrengenden Jobs, keine finanziellen Probleme und sie hatte keine Negativerlebnisse in Sachen Sex (Vergewaltigung oder ähnliches).
Wenn Romantik, Spontanität, Entspannung, Phantasie, Druck, Zurückhaltung und Reden nichts hilft was hilft dann? Gar nichts !!
Wenn man sich dieses und ähnliche Foren im Netz anschaut dann wimmelt es dort vor unzufriedenen männlichen Lebens- und Ehepartnern. Single- und Sexbörsen, die Pornoindustrie und Prostitution boomen – alles konsumiert von den männlichen Singles ? Mit Sicherheit nicht.
Ich denke ich greife nicht zu hoch, wenn ich sage das 80 % der Männer in langjährigen Beziehungen sexuell unzufrieden sind. Da dieses Phänomen statistisch derart häufig vorkommt gibt es vielleicht eine relativ allgemeingültige Erklärung dafür.
Ich bin kein Evolutionsforscher aber ich könnte mir vorstellen, dass es von der Natur zur Arterhaltung ursprünglich so eingerichtet worden ist, dass sich die Frau zur Fortpflanzung zu einem Partner sexuell hingezogen fühlt, der „Vulkan“ wird quasi entfacht und erlischt halt wieder nach einer gewissen Zeit. Es ist ja auch nachgewiesen, das der Orgasmus der Frau durch die einhergehenden Kontraktionen die Wahrscheinlichkeit einer Befruchtung deutlich erhöht und damit direkt der Arterhaltung dient. Ich denke auch, dass man diesen „Vulkan“ von dem geläufigen Begriff der Liebe deutlich trennen muss, denn sonst wäre die Partnerwahl in 80 % der Fälle falsch.
Wenn der „Vulkan“ einmal erloschen ist, dann ist er nicht wieder zu entfachen. Der Mann kann sich auf den Kopf stellen und es wird ihm nicht gelingen das Feuer im Liebesleben wieder zu entfachen. Ohne dieses Feuer gibt es eben nur das gegenseitige „Abreagieren“ sprich kurzen und phantasielosen Sex. Gewisse Praktiken erfordern ein Mindestmaß an Leidenschaft und bleiben somit automatisch auf der Strecke.
Als Appell an alle frustrierten Männer: Löst euch von dem Gedanken ihr könntet mit irgendwelchen Handlungen wieder Schwung ins Liebesleben bringen – Das wird nie funktionieren. Akzeptiert das und ihr werdet gemeinsam entspannter durchs Leben gehen.
Nachtrag:
Gerade hier im Forum sind viele glückliche Pärchen als Swinger unterwegs. Ich selbst bzw. wir haben damit keine Erfahrungen – aber: Bei einem Wellnesswochenende in einem kleinen Hotel wurden von 2 Masseuren Massagen angeboten. Einer dieser Männer passte absolut in das „Beuteschema“ meiner Frau. Also habe ich bei ihm für sie eine Massage bestellt und währenddessen auf dem Hotelzimmer gewartet. Nach der Massage kam sie aufs Hotelzimmer und war sichtlich erregt. Was dann folgte war Sex der Superlative. Natürlich war mir nicht völlig wohl dabei, da ich ja wusste, dass nicht ich dieses Feuer entfacht hatte. Ich kann mir vorstellen das das bei den swingenden Pärchen auf eine ähnliche Art und Weise funktioniert. (Auch wenn ich damit als blinder von der Farbe spreche.)