@Hesse_im_Norden
also: denken:
mal bei google extra nur für dich gestöbert:
Denken Am Ende wäre Denken dies: ganz intensiv, ganz aus der Nähe, beinahe sich in ihr verlierend, die Dummheit betrachten; der Überdruß, die Unbeweglichkeit, eine große Müdigkeit, eine gezielte Stummheit, die Trägheit bilden die Kehrseite des Denkens - oder vielmehr seine Begleitung, seine tägliche undankbare Beschäftigung, die es vorbereitet und die von ihm aufgelöst wird.
Denken (2) SURREALISMUS, Subst., m. — Reiner psychischer Automatismus, durch den man mündlich oder schriftlich oder auf jede andere Weise den wirklichen Ablauf des Denkens auszudrücken sucht. Denk-Diktat ohne jede Kontrolle durch die Vernunft, jenseits jeder ästhetischen oder ethischen Überlegung.
ENZYKLOPÄDIE. Philosophie. Der Surrealismus beruht auf dem Glauben an die höhere Wirklichkeit gewisser, bis dahin vernachlässigter Assoziationsformen, an die Allmacht des Traumes, an das zweckfreie Spiel des Denkens. Er zielt auf die endgültige Zerstörung aller anderen psychischen Mechanismen und will sich zur Lösung der hauptsächlichen Lebensprobleme an ihre Stelle setzen. - André Breton, Erstes Manifest des Surrealismus (1924)
Denken (3) Das Denken ist ein Werkzeug für alle Dinge und befaßt sich mit allem. Darum verwende ich auch zu den Versuchen, die ich hier damit anstelle, jeden beliebigen Anlaß. Wenn es ein Gegenstand ist, von dem ich nichts verstehe, so erprobe ich es erst recht daran und prüfe behutsam von weither die Furt, und wenn ich sie dann für mein Maß zu tief finde, halte ich mich aus Ufer: und diese Erkenntnis, daß ich sie nicht zu durchwaten vermag, ist schon ein Merkmal der Wirkungen des Denkens, und zwar von jenen, deren es sich am meisten rühmt. Zuweilen versuche ich an einem nichtigen und leeren Gegenstand aus, ob es etwas daran zu finden wisse, um ihm Wesen zu geben und ihn zu halten und zu stützen. Zuweilen führe ich es auf einen erhabenen und vielbegangenen, an dem es nichts mehr selbst zu entdecken vermöchte, da der Weg so ausgetreten ist, daß es nur noch auf den Spuren anderer gehen kann. Hier ergötzt es sich damit, sich den Zugang auszusuchen, der ihm der beste scheint, und unter tausend Fußpfaden zu entscheiden, daß dieser hier oder jener dort der bestgewählte sei.
Ich nehme den ersten besten Stoff, den der Zufall mir zuwirft. Sie sind mir alle gleich viel wert. Und ich setze mir niemals vor, sie zur Ganze abzuhandeln. Denn ich sehe von nichts das Ganze: noch sehen es jene, die es uns zu zeigen versprechen. Von hundert Gliedern und Gesichtern, die jedes Ding hat, nehme ich eins, zuweilen nur, um es zu betasten, zuweilen, um es zu ritzen, und manchmal, um es bis auf die Knochen zu quetschen. Ich stoße hinein, nicht so breit, sondern so tief ich nur kann.
Und ich liebe es meist, es von einer ungewohnten Seite zu ergreifen. Ich lieBe mich darauf ein, es von Grund auf zu behandeln, wenn ich mich weniger kennte. Da ich so hier ein Wort und dort ein anderes fallen lasse, von ihrem Kernstück abgerissene Pröbchen, brockenweise, ohne Absicht und ohne Versprechungen, bin ich nicht pflichtig, dafür gutzustehen noch auch mich selbst daran zu halten, ohne meine Meinung zu ändern, wenn es mir behagt, mich dem Zweifel und der Ungewißheit hinzugeben und meiner eigentlichsten Eigenart, der Unwissenheit.
Denken (4) Der Inhalt ist von der üblichen verstandesgemäßen Aufnahme her nicht entscheidend. Er schwindet einem unter der Hand weg, er löst sich auf in eine Kette von Assoziationen, die jeweils wieder nur durch den letzten Ausgangspunkt zu dem Ganzen zusammengebunden sind. Der Unterschied zum schlußfolgernden Denken besteht eben darin, daß es auf den ersten Anschlag ankommt, und daß am Ende der Kette, auf diesen Anschlag bezogen, sich schließlich ein Zusammenhang aufhellt, den man sich in der Folge dieses Denkprozesses selbst erarbeitet hat, der voll neuen intensiven Lebens ist und den man als weiteren Anschlag einsetzen kann, um einer neuen Formulierung zu folgen und weiterzudenken. Das ursprüngliche Thema wechselt, es vertieft sich und kehrt auf das eigene assoziative Denken bezogen zurück mit einer völlig veränderten Perspektive.
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