@ zombieversum
Mein gesamter Beitrag war als Darstellung der Gegenseite gemeint, ohne Anspruch einzelner Sätze auf Allgemeingültigkeit. So viel vorweg. Die Moral von der Geschicht steht am Ende meines ersten Beitrags (Ich hoffe, du hast bis dahin gelesen):
Wenn er mir allerdings erklären könnte und würde, was ER bei dem mag und liebt, was mir so flach und unbefriedigend erscheint ... Also, keine Platitüden wie "Das ist doch normal" oder "Meine Exfreundinnen mochten das alle, warum du nicht?" ... Dann würde ich versuchen, es zu verstehen. Wenn er mir sagt "Wenn das und das ist, dann ist das für mich die ultimative Nähe, das ultimative Vertrauen, dann fühle ich mir dir nah, ich will das erleben" - und wenn er gleichzeitig versuchen würde, gemeinsam mit mir nach Wegen zu suchen, wo auch etwas von dem, wonach ich mich tief im Innern sehne, umgesetzt werden kann ...
Dann denke ich, dass wir binnen ein, zwei Jahren mit Trial and Error und gemeinsamem Herumsuchen Wege finden könnten, wo manchmal er und manchmal ich wenigstens einen Teil von dem finden könnten, wonach wir uns sehnen. Und wenn der Rest der Beziehung und der Liebe es wert sind, dann wird das, was wir finden, ausreichend sein.
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Jetzt zu dem, was du schreibst:
Es ginge aber doch vermutlich nicht um "man" oder "andere" sondern um seine individuelle "Normalität" (wie auch immer diese aussehen mag). Du würdest doch auch von ihm verlangen/erwarten deine "Normalität" zu bedienen (und das im Namen der Liebe, zumindest meine ich es so von dir gelesen zu haben).
Nö, ich würde es nicht erwarten, da hast du falsch hineingelesen. ABER: Ich würde mich danach genauso sehnen, wie er sich umgekehrt danach sehnen würde, dass ich seine Vorstellungen von Normalität befriedigen würde.
Der zentrale Punkt sollte sein: Er und ich. Zwei Menschen. Seine Vorstellung von "fühlt sich normal und richtig an", meine Vorstellung von "fühlt sich normal und richtig an". Beides sollte 50% von dem ausmachen, was wir am Ende gemeinsam als Kompromiss finden. Ein Kompromiss einseitig zu seinen Gunsten, weil "fast alle anderen das so schließlich auch mögen" und die statistische Wahrscheinlichkeit damit auf seiner Seite steht, wäre falsch. Ein Kompromiss einseitig zu meinen Gunsten, weil "es anders nun mal nicht geht" wäre auch falsch.
Hier müsste in meinen Augen genauso verhandelt und gefeilscht werden wie innerhalb einer Beziehung, wo beide SM mögen, aber am Anfang auch ein recht unterschiedliches Spektrum an Vorlieben haben. Nur, weil mein Schatz und ich beide SMer sind, heißt das ja nicht, dass da alles zusammenpasst! Im Gegenteil. Wir hatten viele Diskussionen über Möglichkeiten und Variablen, die einen kicken und die vielleicht auch im anderen etwas bewirken. Ich denke, dass man solche Diskussionen über Möglichkeiten und Variablen von dem, was einem gefällt, auch dann nutzen kann, wenn einer von beiden seine Erregung primär aus dem Vanilla-Bereich zieht. Das ist ja genauso legitim und muss genauso berücksichtigt werden!
Hier war zum Beispiel die Rede von einer Partnerin, die sich von Anfang an Mühe gegeben hat, auf seinen Kink einzugehen. Sie schreibt allerdings nichts davon, was sie ihm über ihre Kinks erzählt hat und welche Bemühungen er unternahm, um umgekehrt darauf einzugehen. Meine Überlegung war hier also, dass sie vieles, was sie mag und ihr gefällt, nie wirklich erwähnt hat, weil sie es einfach für "normal" hielt. Und jetzt tut es weh, dass er das offenbar nicht für normal hält und von sich aus keine Anstrengungen in der Richtung unternimmt!
Warum also nicht mal darüber verhandeln, was ihr richtig wäre? Erektion lässt sich nicht von seiner Seite aus mit Willenskraft erzwingen, Eigeninitiative aber sehr wohl. Zärtliche Massagen, das Gefühl, dass er sie begehrt und bewundert ... Was genau ist es, was sie sich ersehnt? Rausfinden! Aussprechen! Ihm auf eine Weise klarmachen, wie er ihr seinen Fetisch klargemacht hat! Drüber reden und verhandeln, was nötig ist, damit es beiden gefällt!
Ich tu einem Sexualpartner gern weh. Für mich ist es schwer bis unmöglich nachzuvollziehen, wie man da anders fühlen kann.
Das tue ich ebenfalls. Dennoch kann ich mich in die Gefühlswelt anderer hineinversetzen und weiß und verstehe, dass viele Menschen damit nichts anfangen können und für sie Liebe, Leidenschaft, Begehren usw. ganz anders aussieht. Es wäre soviel leichter wenn ich es nicht könnte, dann müsste ich mich nicht öfter mal schuldig fühlen, aber so ist es nun mal.
Klar kann ich das vom Kopf her nachvollziehen, und ganz so krass, wie hier beschrieben, äußert es sich bei mir auch nicht immer. Ich habe jedoch sehr gute Erfahrungen mit Gesprächen gemacht, wo man wirklich - ganz unerotisch - auseinanderdividiert, was genau einem eigentlich gerade fehlt oder gefällt. Verhandeln klingt unsexy, ist aber viel besser als schmollen oder traurig sein.
Gerade, weil ich normalerweise durchaus eine recht genaue Vorstellung davon habe, was im Kopf meiner Mitmenschen vorgeht, bin ich recht bescheiden geworden. Ich habe nämlich irgendwann festgestellt, dass die Vorstellung längst nicht genau genug ist. Deswegen ist es so wichtig, aufmerksam zuzuhören und bei anderer Gelegenheit klar zu sagen, was Phase ist, wenn der andere aufmerksam zuhört.
Wenn jemand all das nicht tun will - ja, ich weiß, für Nicht-SMer erscheint das kaum nachvollziehbar - dann frage ich mich nach einigen Monaten, ob er mich überhaupt liebt.
Haben unterschiedliche Vorlieben denn wirklich etwas mit Liebe zu tun? Oder meinst du wenn er nicht bereit ist das zu tun, was dir gefällt (auch wenn er es nicht mag), dann kann es einfach keine Liebe sein?
Wenn er mich wirklich liebt, muss er das doch auch wollen?
Und wieso? Was hat das den Vorlieben des Partners Nachgeben (obwohl man es gar nicht will oder kann) mit einem Liebesbeweis gemein? Und was hat die Annahme der "Aufopferung" obwohl um die eigentliche Ablehnung gewusst wurde mit Liebe gemein?
Du denkst viel zu rational oder über die Machtebene ;). Instinktiv trenne ich erst mal nicht zwischen Sex und Liebe. Da ist der geliebte, begehrte Mann. Da will ich Liebe auf die Weise zeigen, die sich für mich natürlich anfühlt, ganz ohne den Kopf dazwischen zu schalten. Wenn das so funktioniert, ist es immer erst mal der schönste Weg. Und wenn es nicht funktioniert, tut das immer erst mal weh.
Ohne jeden rationalen Umweg. Das ist einfach das, was im Herzen passiert.
Und ich vermute, dass das beim Partner der TS ganz ähnlich aussieht. Natürlich liebt er sie, und natürlich begehrt er erst mal sie. Natürlich wünscht er sich erst mal ganz einfach und emotional und irrational, dass er mit ihr Liebe auf die Weise machen kann, die sich für ihn richtig und natürlich anfühlt.
Warum ich das geschrieben habe? Weil es sich für sie so anfühlt, dass er sie genau deswegen nicht mehr liebt. Und weil ich vermute, dass ihr das auch wehtut - und dass ihr das Wissen, dass er sie eben vermutlich sehr wohl liebt und ihm diese Trennung von Kink/Sexualität und geliebter Frau genauso wehtut wie ihr, auch wenn er es weniger genau verbalisiert als ich es in meinem Beitrag getan habe.
Ist nicht böse gemeint, nur finde ich (für mich) die Verknüpfung von Liebe und einem Partner der auf alle Vorlieben eingehen,sie annehmen, leben bzw. sie erwidern muss, irgendwie befremdlich.
Den Wunsch darum kann ich verstehen. Aber das ernsthafte Zweifeln an der Liebe des Partners bei "Nichterfüllung" wirkt auf mich wie eine mangelnde Fähigkeit zum Hineinversetzen in den Partner.
Hier liest du etwas rein in meinen Beitrag, was ich nicht geschrieben habe ;). Mir ging es um Zweifel auf der Gefühlsebene, die kommen, ganz egal, was der Verstand sagt. Du gehst eher auf den Aspekt des rationalen Kopfzweifelns ein. Hier würde ich differenzieren.