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Nur weil jemand keine Erfahrungen hat, heißt es ja nicht, dass er diese nicht auch nie sammeln wird und das ganze schon vornherein zum scheitern verurteilt ist.
Jeder hat doch mal bei Null angefangen, egal, ob irgendwelche Phantasien schon vorher vorhanden waren oder nicht. Und Schüchternheit ist für mich auch kein Indiz dafür, dass derjenige niemals dominant sein kann.
Die Frage ist nur, wie man demjenigen das Ganze erklärt. Wenn ich sowas lese "er weiß es zum Teil", heißt das für mich nichts Halbes und nichts Ganzes.
Wenn mans selber nicht so gut erläutern kann, was ich sehr gut verstehen kann, da es mir mal genauso ging, muss man eben zu anderen Möglichkeiten greifen. Seien es irgendwelche Stammtische, Partys, bei denen man nur Zuschauer ist und die dortigen Szenarien auf sich wirken lässt, Bücher, Filme...
Mein Mann hatte vorher auch null Ahnung von BDSM und konnt sich das nicht mal im Entfernsten vorstellen. Wir waren als wir uns kennenlernten, auch total verschieden was die sexuellen Erfahrungen im allgemeinen betraf.
Während ich schon Erfahrungen hatte, auch im SM-Bereich, hatte er eine feste Freundin vor mir, mit der es sexuell aber wohl nicht so doll war (jedenfalls seinen Worten nach- ich erlaub mir da kein Urteil) und nach der erstmal etliche Jahre gar nix, aber auch wirklich gar nix lief, bis er mich kennenlernte.
Ich hab in erster Linie einen Partner fürs Leben gesucht und keinen Dom, der am besten schon 20 Jahre Erfahrung hat. Ich hab ihm anfangs auch nichts von meiner Neigung erzählt. Viel zu schön war die Kennenlernphase, als das ich das damit womöglich kaputt gemacht hätte, weil er evtl. Selbstzweifel bekommen oder sich als Looser gefühlt hätte.
Irgendwann sprach ich mit ihm darüber, ohne mit der Tür ins Haus zu fallen und/oder ihn als Versager im Bett dastehen zu lassen, weil ich ja neben dem normalen Sex, auch die härtere Gangart mag, die bis dahin in der Form nicht stattgefunden hat.
Wir redeten viel darüber und auch ich nahm, um ihm das ganze verständlicher zu machen, die gegebenen Möglichkeiten zur Hilfe (Bücher, Filme, Gespräche mit anderen < sowohl Doms, als auch Subs).
Er blockte also nicht vorn vornherein ab, ala örks das ist pervers, sowas mach ich nicht, schon gar nicht mit dir...Sonst wär das Thema schon von anfang an adacta gelegt worden, wenns so gewesen wäre.
Richtig reingefunden hat er sich aber erst, als wir die ersten Versuche miteinander starteten.
Und auch da galt, wie bei allem anderem Neuen und Unbekannten auch, aller Anfang ist schwer und nichts klappt gleich auf Anhieb zu 100%.
Klar hab ich ihm anfangs an der ein oder anderen Stelle mitgeteilt, wie er was machen könnte (Nicht sollte - den Spielraum dabei trotzdem noch selbst entscheiden zu können, wie weit er geht usw., überließ ich nach wie vor ihm)...woher sollte er es auch sonst wissen?
Mit Aussagen wie "das und das sind meine Tabus, ansonsten kannste alles mit mir machen was du willst" könnt ich auch herzlich wenig anfangen, wenn ich keine Erfahrung/Ahnung habe.
Ergo, reden, und zwar ausführlich und nicht nur zum Teil, sollte man schon...
Mein Mann fand mit der Zeit immer mehr Gefallen daran und heute kann ich mir keinen besseren vorstellen.
Aber da, wo wir heute stehen, gings nicht von einen Tag auf den anderen, sondern kostete viel Zeit und ebenso viele Gespräche.
Die Frage ist eben, ob es einem Wert ist, soviel Zeit zu investieren und demjenigen wenigstens ne Chance gibt oder ob man lieber gleich die Reißleine zieht und sich nach jemand anderem umschaut, der eben schon entsprechende Erfahrungen hat.
Nun weiß dein Freund Bescheid. Nun liegt es an dir, was daraus zu machen, oder es sein zu lassen, weils deiner Meinung nach sowieso nichts wird in der Hinsicht.
Gibst du ihm diesbzgl. ne Chance, dann sei aber auch fair und speis ihn nicht mit irgendwelchen Brocken ab, die ihm nur "zum Teil" ungefähr erahnen lassen, was du eigentlich willst.
Ich bereue es jedenfalls nicht, den Weg gemeinsam mit meinem Mann gegangen zu sein. Die Zeit und Mühen waren es auf jeden Fall wert und heut könnt ich nicht glücklicher sein.