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Bickelmanns Abenteuer (Ausgabe 2)354
Wer hätte das gedacht? Der erste Thread mit Hans-Herbert Bickelmanns…
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Bin als junge Sklavin verunsichert, brauche Rat.310
Ich hoffe das einige von euch ein wenig helfen können.
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Hans-Herbert Bickelmanns Abenteuer in der bunten Welt des SM

*********zier Mann
1.026 Beiträge
Themenersteller 
Des Notstands zweiter Teil
Bickelmann schüttelte es auf der zugigen Treppe des Pfarrhauses. Er spielte gerade mit dem Gedanken, sich von der Schwarzbachtalbrücke zu stürzen, als hinter ihm im Dunkeln leise die Haustür aufgeschlossen wurde.

„…und bis zum nächsten Mal bleibt dein kleiner Freund eingeschlossen“, sagte Anke Flöter streng, während sie offenbar einen schmalen Briefkastenschlüssel an einer Kette um ihren Zeigefinger kreisen ließ. „Ein bisschen Keuschheit steht deiner Profession wohl an.“

„Ganz wie sie befehlen, Madame“, antwortete die demütige Stimme des Pfarrers aus dem Dunkel des Hausflurs.

Herbert drehte sich langsam und träge um. Er war nicht sicher, ob sein Alkoholpegel ihm einen Streich spielte. „Ähhh…“ Er hob den Zeigefinger und versuchte den Tränen umflorten Blick klar zu bekommen. „Herr Parre, bisch du das?“, lallte er mit schwerer Zunge. Das erschrockene Schweigen, ein paar Treppenstufen höher, registrierte er nicht.

Anke erfasste die Situation als Erste und reagierte auf ihre Art. „…und vielen Dank, Herr Pfarrer, dass sie auch zu so später Stunde immer noch ein offenes Ohr für ihre Schäfchen haben. Man weiß ja sonst gar nicht wohin mit seinen Sorgen. Gute Nacht.“ Sie tat so als, bemerkte sie den besoffenen Bickelmann erst jetzt.

„Herbert, was machst du denn hier mitten in der Nacht und noch dazu völlig betrunken, schämst du dich überhaupt nicht?“, blaffte sie Bickelmann an. Der Pfarrer stand schockstarr im dusteren Hausflur.

„Isch bin auch ein Schäfschen und isch will sofort das annere Ohr vun dem Parre, weil isch im Notstand bin und schwere Sorgen hape. Wenn der Kerl noch wach isch, kanner sisch aach um mich kimmere, weil schunsch bring isch mich nämlich um un hibbe vun da Brigg“, nuschelte Herbert im weinerlichen Tonfall eines Besoffenen, aber so laut, dass Anke fürchtete, gleich werde das halbe Dorf zusammen laufen. „Un du, Anke, bisch jo aa im Notstand weil de Karlfried widder fort is Bauschäde besichtische. Hasche beschdimmd aa e bissel Zuschpruch gebraucht, odder? Alla, un jeze bin ich draan. Mach Platz! Hopp!“

„Der Pfarrer wird sich sicher morgen um dich kümmern, Herbert…“, versuchte Anke abzuwiegeln. Der Kümmerer winkte derweil verzweifelt aus dem Flur, als wolle er sagen: Halt mir den um Gottes Willen vom Hals.

„Nixdo“, krakeelte Herbert „jezd sofort un uff da Stell. Das ist ein Notstand!“ Er kämpfte sich mühsam auf allen Vieren die Treppenstufen nach oben, richtete sich auf, rülpste noch zweimal lautstark und kotzte dem Pfarrer in würgendem Strahl auf den schwarz glänzenden Latexanzug.

Daraufhin fiel er dem angeekelten Seelenhirten schwer in die Arme, rutschte langsam an ihm herab und brabbelte: „Das isch ein Notstand!“ Dann schlief er ein.
Der Pfarrer und Anke schleppten den völlig eingesauten und stinkenden Bickelmann zunächst einmal ins Bad und ließen ihn auf dem Boden liegen. Schleicher stellte sich samt seinem Anzug flugs unter die Dusche. Bickelmann, diese Sau, dachte er, um im gleichen Atemzug festzustellen, dass so ein Anzug eine feine Sache sei, der nicht nur den unterwürfigen Sklaven würdig kleidete, sondern sich auch bei Bedarf einfach und flugs reinigen ließ.

Anke verschwand derweil in des Pfarrers Arbeitszimmer und ließ die Peitschen, die Schweinemaske und diverse andere Utensilien in einem Karton verschwinden. Wer weiß, wann Bickelmann wieder zu sich kommt, dachte sie, und wer weiß, was er sich in seinem Zustand noch merken kann. Zurück im Bad schickte sie Schleicher los, sich umzuziehen und pellte Herbert aus seinem versifften Mantel, den sie achtlos in die Ecke warf. Sie wusch ihm in barmherziger Nächstenliebe mit einem Lappen das Gesicht und bettete ihn später mit Schleichers Hilfe in die Badewanne.

„So, hier kann er seinen Rausch ausschlafen. Vermutlich wird er morgen nicht mehr viel wissen. Für alle Fälle: ich war nie hier, mein kleiner Hirtenknabe, verstanden?“ Sie zog ihn mit der Linken am Ohr zu sich heran und gab ihm mit der Rechten eine Backpfeife. „Wir haben uns verstanden?“

„Jawohl, Madame. Danke, Madame. Ich bin sicher, ein seelsorgerisches Gespräch wird das räudige Schaf wieder auf den rechten Weg führen.“ Anke drehte sich lächelnd um und machte sich flugs auf den Heimweg, während Schleicher beim Anblick ihrer schwarzbestrumpften Beine unter dem kurzen Lederrock qualvoll an den Schlüssel dachte, den Madame inzwischen an einem Silberkettchen um den Hals trug.


Herbert hatte einen völligen Filmriss. Als er am Morgen mit steifen Gliedern in des Pfarrers Badewanne erwachte, erinnerte er sich an gar nichts mehr. Schleicher nutzte diesen Umstand sofort gnadenlos aus, indem er eine Strafpredigt hielt, die sich gewaschen hatte. Vom Saufteuf war da die Rede, von Liederlichkeit und Exzessen, den sieben Todsünden, dem Fegefeuer und der ewigen Verdammnis. Zum Schluss war Bickelmann ganz froh, in seinen stinkenden Klamotten vor die Tür gesetzt zu werden und schlich nach Hause. Eva öffnete ihm die Tür, musterte ihn voller Verachtung von oben bis unten und sagte nur: „Waad nua wenn mein Mudder widder do is…!“


Herbert wurde schlagartig klar, dass er an seinem Leben etwas ändern musste. Er schnappte sich die Gelben Seiten und suchte in der Rubrik Psychiater die Nummer des erstbesten heraus: Dr. E.F. Goldmilch-Schlieffenstein. Dann griff er beherzt zum Telefon.


Anke überraschte Ihren Karlfried am Morgen beim Frühstück mit einer Ankündigung: „Du, mir wird das auf die Dauer als Hausfrau zu langweilig. Ich will wieder arbeiten.“
„Eijoh, mei Sternsche, e guddie Idee“. Karlfried erkannte sofort wo für ihn die Vorteile dieses Arrangements lagen. „Was hasche da dann so voorgestellt, mei Haas.“
„Meine Freundin Doris ist ja sehr erfolgreich in der Erwachsenenbildung und Lebensberatung. Sie meint, ich hätte ein Händchen dafür. Wenn du einverstanden bist, Liebster, würde ich zunächst einmal einige Wochen Praktikum bei ihr machen. Das hat sie mir angeboten. So könnte ich herausfinden, wo meine besonderen Talente liegen, meint sie. Was hälst du davon, mein starker Held?“

„Koschd das was, das Praktikum do? Un wo issen das nochemol?“ Anke grinste innerlich.

„Doris wohnt in Geisenheim, das sind nur knapp eineinhalb Stunden von hier. Bei Bedarf könnte ich also schnell bei Dir sein, Liebster.“

„Ooch, das is ned needisch. Ich bin jo schon groß, mei Sternche.“ Flöter warf sich in die Brust.

„Ich habe aber ein ganz schlechtes Gewissen, dich für mehrere Wochen allein zu lassen. Wenn du mich brauchst rufst du an und ich komme sofort, ja?“ Sie strahlte Flöter an.
Einige Wochen Strohwitwer, dachte der voller Vorfreude. Was bin ich doch für ein Glückspilz. Da kann ich mich in Ruhe um die städtischen Bauschäden kümmern.
herrlich
Rettung aus dem Notstand

nun darfst du zum Dienst *undwech*
******s23 Frau
12.703 Beiträge
Ich denk mal ...
„…und bis zum nächsten Mal bleibt dein kleiner Freund eingeschlossen“, sagte Anke Flöter streng, während sie offenbar einen schmalen Briefkastenschlüssel an einer Kette um ihren Zeigefinger kreisen ließ. „Ein bisschen Keuschheit steht deiner Profession wohl an.“

... nicht nur Härbärt ist im Notstand ... 😂
Einfach köstlich *spitze* *top2*
*****div Frau
7.980 Beiträge
Einige Wochen Strohwitwer, dachte der voller Vorfreude. Was bin ich doch für ein Glückspilz. Da kann ich mich in Ruhe um die städtischen Bauschäden kümmern.

Bauschäden auf zwei Beinen? *zwinker*
*****ree Frau
21.422 Beiträge
Wie schön.... Nur ein fetter Kater ... *g*

Aber die anderen mausern sich jetzt ja *zwinker* bin gespannt was uns noch erwartet *zwinker*
*******amme Paar
86 Beiträge
Immer wieder
eine überraschende Wendung und die Situationskomik ist einfach wunderbar. Da kotzt Herbert dem Pfarrer auf den Latexanzug und der Seelenhirte stellt unter der Dusche Betrachtungen über die Vorteile dieses Materials an. Ganz reizend auch Frau Flöter, von der wir uns noch einige spannende Ideen erhoffen.

Nur weiter so! Wir haben zwar Geduld, aber... *zaunpfahl*
****ha Frau
6.275 Beiträge
Köstlich... *lol*
*********zier Mann
1.026 Beiträge
Themenersteller 
Zum 50.000. Klick auf diesen Thread:
Als ich vor gut einem Jahr damit begann, meine Herbert-Geschichten hier einzustellen, hätte ich nie damit gerechnet, dass dieser Beitrag nach so langer Zeit immer noch laufen und noch viel weniger, dass er auf solches Echo und Interesse stoßen würde.*

Darüber freue ich mich gewaltig, denn:

immerhin wird in den weitestgehend jugendfreien Kapiteln selten gemaust, geberrschd und gefickt. Mösen, Titten und Schwänze, feucht glänzende Perlen und orgiastisches Geschrei, schöne, gepflegte Körper, Adonisse und Models sind Mangelware. Es herrscht der spießige Muff eines pfälzischen Dörfleins. Die Dialoge sind noch dazu gemeinerweise in einer kaum lesbaren Mundart aufgeführt und etliche Mitglieder meiner kleinen Fan-Gemeinde, auf die ich mächtig stolz bin, geben unumwunden zu, welche Herausforderung das Lesen derselben immer wieder darstellt.

Die Zuhörer bei den (Vor)Lesungen haben es natürlich bedeutend leichter. Sie können sich entspannt zurücklehnen und sich bespaßen lassen. Der gemeine Joyclubber dagegen, muss sich hier im Forum plagen. Das tut mir zwar leid, ist aber nur zu ändern, wenn er mir gelegentlich sein Ohr leiht. Aus Spaß an der Freud haben wir so was sogar schon mal am Telefon gemacht. Aber Aug in Aug und Ohr an Ohr ist natürlich noch besser.

Deshalb ein weiteres, herzliches Dankeschön an die Besucher der Lesungen, gleichgültig, ob in Frankfurt, Walluf, Bad Homburg, Fernwald, Hahnstätten oder wo Herbert sonst noch zu Gast war.

Für alle, die am kommenden Donnerstag in Hahnstätten (leider ausverkauft) nicht dabei sein können, gibt’s hier im JC in der nächsten Woche ein Trostpflaster:

Ein kleines bisschen was darüber, wie die Herbert-Geschichten zustande kommen und ein weiteres Kapitel Einweisung in die Pfälzer Mundart, nämlich die „Fünfstufige Komparation“
Viel Spaß damit.

Allen Lesern und Besuchern nochmals meinen herzlichsten Dank und
beste Grüße
Der Patrizier


* Ich mache keinen Hehl daraus: die meisten der 50.000 Klicks habe ich selber gesetzt. Das hat mich drei gute Logitech-Mäuse gekostet, aber diese Investition muss einem der Erfolg als Autor einfach wert sein.
*********ynter Frau
9.574 Beiträge
Kongenial...
...lieber Patrizier!

*zugabe*
*******OfMe Frau
2.581 Beiträge
Lieber Patrizier,

ich erfreue mich sehr an den Geschichten über Hand-Herbert und seine Welt. Leider ist Dein Einzugsgebiet zu weit weg für mich, als dass ich mal in den Genuß einer Deiner Lesungen kommen würde. Darf ich Dich dazu ermutigen, mal über eine kurze Audio- oder Video-Datei nachzudenken, damit auch die weiter entfernten Fans in den Genuß der Original-Mundart kommen können?
*****div Frau
7.980 Beiträge
@*******OfMe:
Hättest Du denn einen Dolmetscher? Mir scheint als ob die Prenzelschwäbin besser Hochdeutsch könnte als Härbärt und seine Lieben. *zwinker*
*********zier Mann
1.026 Beiträge
Themenersteller 
Der Verdacht bezüglich
der Prenzlschwäbin liegt nahe, Marie. Aber ich versichere hoch und heilig: bislang konnte noch jede unverständliche Sprachwendung aufgeklärt werden, entweder sofort und persönlich oder aber per Mail oder am Telefon.

@*******OfMe
Die Idee ist gut und ich hoffe, wir können nächste Woche ein paar kleine Spots drehen um das in die Tat umzusetzen und das eine oder andere Häppchen mal als Video einzustellen.
*zwinker*
*****div Frau
7.980 Beiträge
Das wäre cool für uns als Zuseher. Müssen wir aber zuhause vorm PC viel Applaus spenden, dass du dann auch noch etwas davon hast...
Wir werden am 08.12.16 auf Wunsch vom Patrizier versuchen ein Bild&Ton Mitschnitt anzufertigen.

Das Black Point hat eine kleine Bühne, die es uns ermöglicht zu filmen, ohne dabei das Publikum mit aufzunehmen.

Daher denken wir wir, dass zumindest kurze Episoden auf Youtube zu sehen sein könnten.

Gruß
Mona
****d54 Mann
2.242 Beiträge
hans Herbert Bickelmanns Abenteuer
eine tolle Geschichte....einfachm klasse..eben
****ha Frau
6.275 Beiträge
immerhin wird in den weitestgehend jugendfreien Kapiteln selten gemaust, geberrschd und gefickt. Mösen, Titten und Schwänze, feucht glänzende Perlen und orgiastisches Geschrei, schöne, gepflegte Körper, Adonisse und Models sind Mangelware. Es herrscht der spießige Muff eines pfälzischen Dörfleins. Die Dialoge sind noch dazu gemeinerweise in einer kaum lesbaren Mundart aufgeführt


Wäääh... klingt ja grauenvoll. Abschreckend.
Lässt mich die Augenbrauen hoch- und die Mundwinkel runterziehen.
Ich schüttel mich und denke mir "brrrrr... des braucht kein Mensch. Wer bitte schreibt denn sowas?! Spießertum pur... nein danke." *nene* *wuerg2* *tuete* *roll*

Aber hey... gut... dass ich das vorher nicht wusste. *puh*

Ach was "gut"... was sag ich... PHÄNOMENAL, dass ich das vorher nicht wusste. *freu2*

Sonst wäre ich nie der Empfehlung eines lieben Freundes gefolgt, hätte ihm (trotz des eigenen Autorenstatus, und ich finde er macht seinen Job recht gut *zwinker* ) kurzfristige Geschmacksverirrung unterstellt, hätte entnervt den Raum verlassen und wäre nie in den Genuss gekommen, Hääärbääärt und seiner Baggage zu begegnen.

Und was wäre mir da alles entgangen... viel. Sehr viel.
Nicht auszudenken... *umfall*

Pratizier: DANKE. *anbet* *les*
*****169 Frau
6.132 Beiträge
Ohne Hinweise auf Risiken und Nebenwirkungen bin ich heute in Härbärt's Welt gestolpert *wua*
Eine Empfehlung der maximalen Tagesdosis *rotfl* hätte ich wegen des Suchtfaktors wahrscheinlich ignoriert ... und so hab ich flux Prioritäten gesetzt und mir gierig alles in einem Rutsch einverleibt *grill* .... zu köstlich !
aber a bisserl viel auf einmal *haumichwech* des gibt *lach*Muskel*katze*

Geschichten aus dem Leben ... so unglaublich illustrativ geschrieben und in einer exzellenten satirischen Verpackung ! Einfach herrlich ! *love*

Lieber Der_Patrizier, wünsche dir alles Gute für deine Lesung ! *victory*


Suuuuuper ! https://www.joyclub.de/my/3791716.black_sins.html, kleine Mitschnitte ! Da freu ich mich jetzt schon drauf *popcorn2*
*********zier Mann
1.026 Beiträge
Themenersteller 
Nikolausgabe für treue Leser - Kleines Making of "Herbert"
Hin und wieder werde ich gefragt, woher die Ideen für meine Geschichten und die Pfälzer Mundartdialoge kommen. Eines der Geheimnisse will ich an dieser Stelle lüften:

Ich setzte mich in eine Wirtschaft, wie z.B. das Hermersberger Eck, das es natürlich in der Realität gar nicht gibt, stelle die Lauscher auf und inhaliere, was die, die wo imma do am Stammdisch hogge, von sich geben.

Mein Freund Paul Riedstädter, der neulich samt Familie das Vergnügen hatte, von mir in eine solche, völlig verräucherte Kaschemme geführt zu werden, um dort ein - in Rest-Deutschland ausgestorbenes - original Zigeunerschnitzel zu futtern, war danach ziemlich erschüttert.

Der geneigte Leser entnimmt schon dem Begriff „Zigeunerschnitzel“: die Pälzer haben mit political correctness nichts am Hut. Hier darf der Neger noch Neger sein, eine unverheiratete Frau ist ein Fräulein, eine Putzfrau eine Putzfrau, ein Rollstuhlfahrer ist behindert und ein Zigeuner bleibt ein solcher. Das entsprechende Schnitzel aus Gründen des korrekten Umganges mit Minderheiten in: „Paniertes Schweineschnitzel mit Paprikasauce und Pommes frites nach Sinti und Roma Art“ um zu benennen, käme niemandem in den Sinn. Der Genderwahn ist in der Pfalz ebenfalls noch nicht angekommen und wenn vom Bürger gesprochen wird, ist die Bürgerin großherzig includiert.

Ein zugereister Pfarrer soll in einem sonntäglichen Hochamt einmal für eine, in einem Gottesdienst recht unziemliche, lang anhaltende Lachsalve gesorgt haben, als er eine Predigt mit den Worten begann:

„Liebe Brüderinnen und Brüder,
liebe Schwesterinnen und Schwestern,“

Darüber amüsierte sich der Stammtisch fast eine ganze Woche lang.

Auch ich, der ich mir einbilde, des Pfälzischen einigermaßen mächtig zu sein, stehe gelegentlich, anlässlich der einen oder anderen Formulierung, wie der Ochs vorm Scheunentor und lasse mir allzu Unverständliches von meiner Frau übersetzen, die als Eingeborene oft den besseren Zugang hat, obwohl sie auch tadellos hochdeutsch spricht.

Kürzlich ging es um die Durchführung des Weihnachtsmarktes und die Stammtischbrüder stritten lautstark über den best geeigneten Ort. Einer drückte das so aus:

„Voa da Gemää wär schää gwäst!“

Irgendwelche Übersetzungsideen? Nein? Sie brauchen sich darob nicht zu schämen. Ich habe es auch nicht verstanden. Der Sprecher wollte ausdrücken:

„Wenn wir den Weihnachtsmarkt auf dem freien Platz vor der Gemeindeverwaltung durchgeführt hätten, wäre das sicher schön gewesen!“

Der weitere Dialog, der sich daraus entwickelte, gibt uns Gelegenheit, noch einen Sonderfall im pfälzischen Sprachgebrauch zu beleuchten: die fünfstufige Komparation!

Die Sprachwissenschaftler unter uns, oder wenigstens die, mit einer Eins im Deutsch-Leistungskurs erinnern sich: Adjektive können nach folgenden Modus gesteigert werden, hier stark vereinfacht wiedergegeben:

Positiv (schön)
Komparativ (schöner)
Superlativ (am schönsten)
Elativ (besonders herausgehoben, am allerschönsten)
Exzessiv (alles Vorhergehende überschreitend, sehr, sehr schön, zu schön um wahr zu sein)

Am Beispiel des schon an anderer Stelle ausführlich besprochenen Begriffes „Eijoh“

Hans-Herbert Bickelmanns Abenteuer in der bunten Welt des SM

wollen wir uns einmal den Pfälzischen Varianten nähern. „Eijoh“ ist zwar gar kein kein Adjektiv, aber was kümmert das unsere Pfälzer:

Dialog:

1. Stammtischler
„Voa da Gemää wär schää gwäst!“

2. Stammtischler
Positiv:
Eijoh!

3. Stammtischler
Komparativ
Eijoh, das isses jo!“

4. Stammtischler
Superlativ
„Eijoh, das isses jo grad!“

1. Stammtischler erneut
Elativ
„Eijoh, das isses jo grad, ich saans jo!“

5. Stammtischler, der sich bislang noch nicht geäußert hat, aber völlig anderer Meinung ist:
Exzessiv
„Voa da Gemää isch doch gar ne genuch Platz, du Bleedhammel du bleeder un jäz hall dei dommes Maul, du Aaschbaggegesicht, schunsch schlaan ich da an de Haawe!“

Alla! Wir sehen: Inspirationen ohne Ende. Im Supermarkt stelle ich mich stets am Ende der längsten Schlange an. Das liefert wertvolle Dialogvorlagen. Wenn sich zwei anwesende Damen über eine Dritte, nicht anwesende Dame äußern, kann sich das so anhören:

„Haschde gesieh wie die Schnerrbix am Samschda widda gemuschdert war? Wies Gretel im Herbschd!“ -
„Eijoh, das isses jo! Kä Pänning im Beidel awwer Ferz wie de Graf Koks! Un dehämm fresse se de Kitt vun da Fenschdere! Un die Kinna sin aa fräch wie de Dregg um Wääch! Bagasch!“

Auch das fast wortgleiche Wiederholen von bereits Gesagtem ist eine beliebte Konversationsform:

„Do steht der mim Spaade un fangt aan e Loch ze graawe. Do saad ich zu däm, warum mache Sie dann do jäz das Loch, saad ich. Do guggt der mich aan, wie e Kuh wenns dimmelt!“

„Eijoh?“

„Eijoh! Do saad ich zu däm, warum mache Sie dann do jäz das Loch, han ich gesaadt, das misse Sie doch node widda zu mache, saad ich. Das hädsch du misse mol sieh wie der geguggt hat! Wie e Kuh wenns dimmelt!“

„Joo? Saa nua...“

„Eijoh, das isses jo, wenn ich dirs doch saan: Steht der mim Spaade und fangt aan e Loch ze graawe…

Geübte Muttersprachler bringen es leicht auf fünf bis sechs Wiederholungen. Im Ernst! Wir sehen, der Stoff für Herberts Abenteuer und natürlich denen seiner buckligen Verwandtschaft und Bekanntschaft wird uns so schnell nicht ausgehen.

Eine fröhliche und entspannte Adventszeit
Der Patrizier
*********zier:
Eijoh!

*schallendlachbauchhaltkugeldauergrins

*********ynter Frau
9.574 Beiträge
*haumichwech*
*******ueen Frau
17.896 Beiträge
und das ganze nun noch
im Originalton im Ohr, weil kürzlich wieder (nach vielen langen Jahren Pause) gehört *lol*


Sensationell.... *bravo*
*********illa Paar
4.422 Beiträge
Un de Paul bibbert immer noch *lol*
*****ree Frau
21.422 Beiträge
Armer Paul, war es so schlimm ....

Zigeunersch itzel habe ich schon seit einem gefühlten jahrundert nicht mehr gegessen. Da muss ich dann wohl auch mal in die Pfalz kommen *g*
Paul
*********edter Mann
172 Beiträge
Das war in der Tat ein echtes Highlight. Dachte es gibt kein Zigeunerschnitzel mehr. Hatte etwas Angst bezüglich der Zubereitung. Mona wollte nämlich einen Seniorenteller, wurde aber entrüstet mit den Worten angegangen:

Mer ässe doch hier ka Seniore *zwinker*

Ein Besuch kann ich nur empfehlen wenn du keine Angst davor hast am Ende der Scheibe ins NICHTS zu stürzen *haumichwech*
********Man2 Mann
83 Beiträge
Essen
gehn !!??
Ok ich bin dabei *essen*
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