LIEBESLEBEN von Zeruya Shalev
Hier schon mal eine Vorankündigung für einen Film der noch gar nicht da ist: "Liebesleben". Wenn der Film genau so provokant und (für manche: lust- für andere ekel-) erregend ist, wie das Buch, wird es ein Film sein, der zum Fundus erotischer Filme gehört. Ich erinnere mich noch gut an die tagelange Verstörtheit, als ich das Buch las. Nach den ersten 30 Seiten wollte ich es gelangweilt weglegen, nach 60 Seiten voll Verachtung an die Wand werfen und nach 100 Seiten schließlich kam ich ins Grübeln und Philosophieren, über mich und andere, über Macht- und Ohnmacht, Ausgeliefertsein, Selbstzerstörung, Alltag, halt über sehr vieles. Und dann konnte ich es bis zur letzten Seite nicht weglegen.Jetzt im November soll in den großen Städten der Filmstart sein. Wer interessiert ist, sollte sich schon mal das Buch beschaffen und lesen.
Kurze Schilderung des Buches:
Eine junge Dozentin begegnet einem alten Mann, der eher unsympatisch, tyrannisch, rücksichtslos und unzuverlässig ist. Er schlägt sie demütigt sie, gibt sie seinen Freunden preis, bearbeitet sie wie ein Stück Dreck oder Vieh. Sie liebt ihn nicht, aber das Feuer des Begehrens, das wilde Verlangen, gedemütigt und benutzt zu werden, macht sie rasend, sie gerät in einen obsessiven Zustand, wo sie ihr ganzes wohlbehütetes Leben (Ehe und Karriere) in die Tonne kloppt. Am Ende stellt sich das Buch auch noch als Krimi heraus und man erfährt, warum dieser Mann eine derartige Macht über die junge Frau gewinnen konnte. Er ist ein Teil von ihr, ihren roots. Die Schilderung des Sexuallebens ist vulgär und brutal, steht aber nicht alleine im Zentrum des Buches. Man kann das Buch hassen oder lieben, aber unberühert läßt es einen in keinem Fall.
Also, schon mal neugierig auf den Film gemacht? Ich hoffe nur, er ist nicht zu glattgeschliffen für das breite Publikum.