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Kiss my Cunt!

Wie ich meinen Oralsex revolutionierte

Lecken und Gelecktwerden gehört einfach dazu, oder? Unsere Gastautorin Tyga empfand passiven Oralsex als unangenehme Pflicht, bis sie verstand, dass es für ein erfüllendes Erlebnis direkte Kommunikation braucht. Heute liebt Tyga Oralsex – nach den eigenen Regeln.

 

Von Tyga Dares

 

Als ich zum ersten Mal beim Oralsex gefragt wurde, ob mir das gefällt, was gerade passiert und wie ich dabei angefasst werde, war ich irritiert. Konsens und Kommunikation beim Lecken waren vorher nie ein Thema für mich gewesen. Die Nachfrage war neu, ich konnte mich fallen lassen und war einfach nur erregt.

Danach lagen wir kuschelnd auf dem Bett. Ich ließ das Kribbeln in meinem Körper nachwirken. Und ich verstand das erste Mal, dass (Oral-)sex immer eine Co-Kreation ist.

 
Oralsex muss nicht das Vorspiel sein. Es kann die supreme Hauptspeise sein. Oder gar nicht stattfinden – genauso wie Penetration mit dem Penis.

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Einfach mal entspannen und kommen?

Es dauerte lange, bis ich herausfand, was ich persönlich brauche, um richtig guten Oralsex zu haben. Warum? Weil ich, wie viele andere afab (assigned female at birth) Personen, damit sozialisiert wurde, meine Bedürfnisse hintanzustellen. Vor allem im Bett.

Der Sex war immer dann vorbei, als mein cis männlicher Partner einen Orgasmus hatte. Und überhaupt machte mir der ganze performative Sexualakt nie wirklich Spaß. Ich wurde nie gefragt, ob ich das gerade will und erst recht nicht, ob mir das gerade gefällt. Zudem war es immer klar, dass Oralsex dazugehört.

 
Küssen – blasen – lecken – bumsen. LANGWEILIG.
 

Ich hatte nie Orgasmen und habe mich oft geekelt oder mich verkrampft, weil es nicht guttat, was der Typ da grad machte. In meinem ersten Jahr der Emanzipation von bestimmten heterosexistischen und passiven Mustern in meinem Sexleben sagte ich meinem Gegenüber einfach immer, dass ich keinen Oralsex bei mir mag. Das war ein großer erster Schritt – Neinsagen lernen.

Erst später stellte ich fest, dass ich es in einigen Momenten schon mag, oral verwöhnt zu werden, aber dass es viel braucht, damit ich entspannt bin und es genießen kann.

Meine 3 Schritte zum erfüllten Oralsex

1. Ich lerne lustvoll

Ich hatte das Glück, an Bücher, Zines und Workshops zu gelangen, die mich unter anderem über die Anatomie der Vulva aufklärten. Ich war total überwältigt davon, wie wenig ich mit 27 Jahren über meinen eigenen Körper und mein Sexualorgan wusste.

Ich sah in einem Buch das erste Mal einen Querschnitt der Klitoris und las darüber, dass sie das einzige Organ ist, dessen Hauptnutzen die Lust ist. Ich lernte, wie groß die Klitoris eigentlich ist und wo die Schwellkörper liegen.

 
WOW. Das wäre doch mal ein Thema für den Schulunterricht gewesen! War es leider nie.
 

Ich wurde mir dessen bewusst, wie oft ich "dreckigen Sex" gehabt hatte – und das meine ich wörtlich. Ungewaschene Hände – Pilzinfektionen. Igitt.

Mit neuem Wissen über mein Sexualorgan fing ich an, anders zu masturbieren und meine Klitoris mit viel Gleitgel auf verschiedene Arten und Weisen anzufassen und zu streicheln; ganz anders, als die meisten cis Männer mich je angefasst hatten. Ich fing an, meine Klitoris zwischen meinen Fingern auf und ab gleiten zu lassen, so wie ich es mit einem Penis machen würde. Das fühlte sich richtig gut an.

Und überhaupt lernte ich Gleitgel lieben. Ich persönlich ekele mich davor, wenn sich Menschen in die Hand oder direkt auf meine Vulva spucken. Ich bin mir sicher, es geht einigen von euch auch so.

 
 
Lustvoll lernen? Tyga probiert's aus.
Lustvoll lernen? Tyga probiert's aus.
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2. Ich kommuniziere mit meinem Gegenüber

Dann musste ich lernen, meine neu herausgefundenen Bedürfnisse und Turn-ons zu kommunizieren. In meiner Lohnarbeit als Escort übte ich mich darin, meine Grenzen klarer zu ziehen und mir bewusster zu werden, wie intim Oralsex für mich ist. Und mir wurde klar, dass ich ihn auch in meinem Privatleben viel zu lang einfach nur über mich hatte ergehen lassen.

Sowohl in meiner Arbeit als auch im Privaten begegnen mir immer wieder cis Männer, die gekränkt sind, wenn ich sie dazu auffordere, Gleitgel zu benutzen, wenn sie meine Pussy anfassen, anstatt ihre Spucke oder gar nichts zu nehmen.

 
My pussy – my rules! Simple.
 

Mit bald 33 Jahren kann ich sagen, dass in privaten Kontakten sowie in meinem Beruf als Sexarbeitende die wenigsten hetero cis Männer wissen, wie sie mit meiner Pussy richtig umgehen. Die Allerwenigsten haben sich jemals mit der Anatomie auseinandergesetzt, um Wissen zu erlangen, und genauso Wenige haben es drauf, zu fragen, wie ich berührt werden möchte oder was mir guttut.

 
Wo geht's lang? Kommuniziere, wie du berührt werden willst.
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3. Ich bin wählerisch

Wenn meine Wünsche gehört und respektiert werden, kann ich mich fallen lassen und genießen.
Heute ist es so, dass ich sehr selektiv damit bin, wer meine Vulva anfassen darf. Und zwar nur dann, wenn ich das Gefühl habe, dass sie sich dessen bewusst sind, dass sie mich fragen müssen, was ich wie mag. Dass Körper alle anders sind und nicht unbedingt gleich angefasst werden wollen.

 
Eine meiner obersten Regeln: Nur kürzlich gewaschene Hände dürfen ran!
 

Wenn mich jemand anfassen will, ohne dass die Hände vorher mit Seife gewaschen wurden, verliere ich sofort Vertrauen darin, dass meine Pussy angemessen gewürdigt wird.

Bei den wenigsten Sexualpartner:innen habe ich bisher einen Orgasmus beim Oralsex bekommen. Ich denke, es ist wichtig, dass alle Beteiligten versuchen, keinen Druck entstehen zu lassen. Der Akt des Verwöhnens kann total schön sein. Wie bei einer Rückenmassage. Der Orgasmus ist nicht das Ziel, aber ein wunderschönes Add-on.

Mich turnt es total an, wenn mein Gegenüber einerseits meine Körpersprache versteht und andererseits verbal nachfragt. Und mir hat es sehr geholfen, nicht mehr darüber nachzudenken, wie ich aussehe, wenn ich geleckt werde. Mittlerweile mache ich es mir einfach bequem und denke nicht mehr darüber nach, ob mein Bauch flach genug ist, oder ich ein Doppelkinn habe, wenn mein:e Sexualpartner:in hochschaut. Das hilft auch dabei, einen Orgasmus zu haben, denn mein Kopf ist freier und ich kann mich ganz dem Gefühl hingeben.

Außerdem finde ich es total hot, wenn ich – im Konsens – den Kopf meines Gegenübers packen und somit den Druck auf meine Klitoris bestimmen kann.

 
Guter Oralsex: wohlfühlen und loslassen.
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Gemeinsam zu genussvollem Oralsex kommen

Lecken und Gelecktwerden ist keine Solo-Show, deshalb empfehle ich, gedanklich auch die andere Position einzunehmen und ins Gespräch zu kommen.

Woher weißt du, was guter und erotischer Oralsex für die andere Person bedeutet – insbesondere, wenn sie auch noch ganz andere Genitalien als du selbst hat? Wie kannst du guten Oralsex geben, wenn du keine Ahnung von der Anatomie einer Vulva hast?

Lerne, darüber zu sprechen und dich zu fragen, was der andere Mensch mag. Finde die No-Go-Zonen der Person heraus: Gibt es Körperstellen, an denen dein Gegenüber nicht berührt werden möchte?

Tauscht euch über euren STI-Status aus. Wann war der letzte Test? Ich persönlich finde Test-Dates total gut. Gemeinsam testen gehen kann aufregend sein!

Besprecht gemeinsam, was den Oralsex noch besser machen könnte. Was turnt euch an, was turnt euch ab? Ist Dirty Talk geil oder könnt ihr das nicht ernst nehmen? Mögt ihr Gleitgel? Nicht jede Pussy wird feucht, auch wenn sie Bock hat.

Lass dir Zeit. Und gib deinem Gegenüber das Gefühl, dass genug Zeit da ist. Druck jeglicher Art beim Oralsex ist doof und hindert, sich fallen zu lassen. Steuere als aktiver Part nicht sofort die Klitoris an – sie ist sehr sensibel und braucht Zeit, um in Fahrt zu kommen.

Gib positives Feedback von deiner aktiven Position. Mach Komplimente. Viele afab Personen werden damit sozialisiert, dass ihre Genitalien hässlich, zu groß, zu dunkel, zu eklig sind. Es hilft sehr beim Entspannen, wenn der passive Part das Gefühl bekommt, dass der ganze Körper schön ist und wertgeschätzt wird, wie er ist.

 
Lernen und vor allem neu erlernen ist ein Schlüssel zum Verwöhnen.
 

Wie sprichst du übers Lecken?

Du hast Bock auf Oralsex, aber keine Ahnung, wie du darüber reden kannst? Hier habe ich einige Anregungen für Fragen beim Oralsex:

  • Zeig mir, was dir gefällt.
  • Soll ich schneller oder langsamer lecken?
  • Darf ich einen Finger einführen?
  • Möchtest du, dass ich zwei Finger nehme?
  • Mag deine Klitoris viel Druck, oder wenig?
  • Welches Gleitgel verwendest du am liebsten?
  • Ich würde dich wahnsinnig gerne oral verwöhnen, aber ich brauche dein Feedback. Lass mich wissen, wenn ich etwas tue, das dir richtig gut gefällt
 

Du siehst, erfüllter Oralsex kann viele Formen annehmen. Finde heraus, was dir guttut und mach den Lickjob von der lästigen Pflicht zur lustvollen Kür.


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