meine Lust und ICH - unbeirrt von jeder Partnerschaft,basta!
Es gab ja schon ein paar Reaktionen auf den Themenaufwurf, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob sie alle direkt etwas mit der Ausgangsfrage bzw. den Ausgangsfragen zu tun haben (klar, irgendwie hängt alles mit allem zusammen
). Dabei muss ich "blendef4" Recht geben: Der Beitrag von "oberarm" sticht heraus. Da werden einige bedeutsame soziologische und philosophische Hintergründe in einfachen Worten auf den Punkt gebracht (und das bei dem Nickname - selten einen so geistreichen Oberarm gelesen
).
Sehr richtig finde ich, dass "oberarm" direkt in die Ausgangsfragen hineingeht. Ich folge ihm allerdings nicht absolut in der Konsequenz, dass das "Ich", welches sich als vom "Du" unabhängige Ganzheit betrachtet (ich weiß, nach M. Buber vollkommen richtig ohnehin unmöglich, aber bleiben wir bei der Lebenspraxis), letztendlich scheitern muss -- wieso? Es kann sehr wohl 'erfolgreich' sein, in welchem Sinne auch immer, hier wohl im Sinne von absolute (Lust-) Erfüllung findend. Dann allerdings: als reines "Ich", im Sinne von "alleine", im Sinne von keinem Partner Verantwortung 'schuldend', also unbelastet von etwaigen Ansprüchen.
Damit eben zu meinem Gedanken, der wohl schon klar ist, und zu dem, was mir an den Ausgangsfragen auffiel: "ICH", "ICH", "ICH", und nochmals: "ICH". (In einer Partnerschaft folgt bei den meisten irgendwann ein Übergang zum "Wir", aber egal.)
Ich denke bzw. fühle, dass Liebe und Beziehung einiges mit Aufgabe (zunächst und an dieser Stelle nicht im Sinne jener Sache, die man zur Lösung vorgesetzt bekommt, sondern im Sinne des Aufgebens, des Loslassens) zu tun haben, welche einem gar nicht als "Aufgabe" in eben diesem Sinne vorkommt -- sondern vielmehr als Glück! Ja, als Glück des Anderen, des Partners, an welchem man sich aber unmittelbar erfreut, weil es nämlich gemeinsames Glück wird (und ja: genau genommen, weil dieses Glück des Anderen von einem Selbst, nicht von gesellschaftlichen Anforderungen als höher eingestuft wird als die eigene Baustein-Erfüllung, in diesem Fall: Triebhaftigkeit).
Vielleicht auch gleich zu diesem Zusatz, da der Sexualtrieb zugestandener Weise ein fundamentaler und ungemein starker Trieb ist, der wahrlich nicht unterdrückt gehört: Wenn wir die Selbstbefriedigung als womöglich nicht höchste Form der sexuellen Erfüllung mal kurz beiseite lassen, so sind wir in der sexuellen Erfüllung nun mal auf einen Partner oder zumindest Mitspieler angewiesen. Wenn bloße Mitspieler reichen und man ausschließlich oder eben dominant (also: seine eigenen Verhaltensweisen dominierend) seinem Sexualtrieb folgt, dann braucht man ja gar keine feste Partnerschaft mit all den lästigen Anhängseln wie Zugehörigkeitsdenken, Erwartungen, Ansprüchen, etc. Wenn es aber doch mehr sein soll, dann kommt wohl auch mehr hinzu. Wie auch immer sich so ein Baukasten oder vielleicht eher so eine Farbpalette gestalten: in diesem Fall ist es doch die Liebe, die überhand nimmt bzw. die Führung übernimmt, und dabei steht das Achten auf den Gegenüber doch wohl ganz oben. (Selbstverständlich handelt es sich hier um ein Wechselspiel auf Augenhöhe!)
Dazu gehört dann fraglos auch, dass man auf dessen Bedürfnisse eingeht. Idealer Weise entwickeln diese sich doch auch gemeinsam, oder? Und das A und O hierzu sowie das unabdingbare Fundament jeder längerfristigen Beziehung wurde ebenfalls schon genannt: offene Kommunikation miteinander. In Liebe und gegenseitiger Achtung kann, ganz nach eigener/paarweiser Ausgestaltung, so ziemlich alles möglich seiin -- jedem (Paar) so, wie es ihm beliebt!
Ich für mich könnte mir jedenfalls gar nicht vorstellen, mit einer Partnerin zu leben, der ich mich mit meinen Wünschen und Bedürfnissen nicht völlig öffnen könnte. Dabei muss noch nicht einmal alles ausgelebt werden. Wichtig ist doch zunächst einmal, dass man sein Inneres mit seinem Partner teilen kann. Und dann kann man schauen, wohin das führt
Eins noch, da ich "oberarm" hier so positiv hervorhob: dem "Versuchenden" gebührt natürlich ein Ehrenpreis für sein literarisches Lebenswerk hier im Joy, welches fast immer äußerst erlesen ist und nicht nur dem Belesenen Freude macht, sondern noch viel besser: zum Lesen einlädt! Danke