@junge Neugier /Crossdressing
Da müssen natürlich Antworten her ! Schade, dass meine Zeit im Moment nicht reicht, denn dazu kann man ein ganzes Buch schreiben.
Jedes Transgender-Schicksal ist ein bißchen anders, aber vielleicht kann man doch ein paar allgemein gültige Dinge dazu sagen:
• Zunächst muss man unterscheiden zwischen "sex" (biologisches Geschlecht) und "gender" (gefühltes Geschlecht). Das beides kann auseinanderklaffen. Ein "Transgender" ist also jemand, der (bzw.die...) sich gefühlsmäßig ganz oder teilweise zum anderen Geschlecht zugehörig
fühlt, also aus dem eigenen biologischen Geschlecht ausbrechen will.
Oft macht sich so etwas schon in der frühen Kindheit bemerkbar, z.B.:
Ein Junge spielt gern mit Puppen oder spielt überhaupt am liebsten nur mit Mädchen, beneidet die Mädchen um ihre hübschen Sachen, verkleidet sich gern, probiert (oft heimlich) die Sachen der Mutter oder der Schwester an.
Umgekehrt gibt es Mädchen, die am liebsten ein Junge sein wollen.
• Die moderne Psychologie ( vor allem in den USA ) ist längst bei der Erkenntnis angelangt, dass es nicht nur zwei Geschlechter (männlich und weiblich) gibt, sondern - wenn man die gefühlte Geschlechtszugehörigkeit
mit ihren verschiedenen möglichen Spielarten hinzunimmt - unendlich viele
"Geschlechter". Vielleicht kann man die alle auf einer Skala von 100% weiblich bis 100% männlich anordnen. So gehen eine Reihe von Gender-Tests vor, mit denen man sich selbst testen kann. Ich habe da kürzlich bei einem sehr ausgedehnten Test, wo es überhaupt nicht um die Kleidung ging, das Ergebnis bekommen, ich sei zu 82% weiblich und zu 18% männlich. Aber die Schwierigkeit besteht natürlich auch darin, erst einmal zu definieren, was "weiblich" und was "männlich" ist ( Vorlieben, Verhaltensweisen, Einstellungen usw.).
• Transvestiten (Crossdresser) sind weit überwiegend heterosexuell, d.h. sie haben kein Interesse daran, von Männern begehrt oder verführt zu werden, sondern möchten, mit weiblichem Outfit, von den Frauen toleriert und am besten auch unterstützt werden. Das schließt natürlich ein, dass man auch im weiblichen Outfit mit der Freundin ins Bett gehen kann.
Dabei sind TV in der Regel viel zärtlich und verständnisvoller, was die Gefühlswelt der Frau angeht, einfach deshalb, weil sie sich mit der eigenen gefühlten Geschlechtszugehörigkeit besser in die Partnerin hineinversetzen können. Ob ein TV beim Sex lieber die Mädchen- oder Frauenrolle einnehmen möchte, ist eine gute Frage. Ich meine: ja! Das erregt uns am meisten. Zumindest ist die Bereitschaft zum Rollenspiel hier stärker als bei den "normalen" männlichen Geschlechtsgenossen.
• Manche TV leben ihre leidenschaftliche Begeisterung für weibliche Kleidung nur in den eigenen vier Wänden aus und trauen sich nicht als Frau in die Öffentlichkeit. Wir haben ja auch einige Probleme, um wirklich als Frau durchzugehen: den Bartschatten, oft auch die Körpergröße und überhaupt die fehlenden weiblichen Proportionen, die wir durch Brustprothesen und ein möglichst geschicktes Arrangement der Kleidung künstlich schaffen müssen. Wer Hormone nimmt, hat es da auf mittlere Sicht etwas leichter. Wer beruflich seinen "Mann" stehen muss, kann es sich meist nicht leisten, sich z.B. die Haare lang wachsen zu lassen oder gar hübsche feminine Frisuren zu tragen, lange Fingernägel zu haben, die Augenbrauen gestutzt und die Brauen und Wimpern gefärbt usw.
Alles das würden wir liebend gern tun. Wer nicht nur Gelegenheits-TV ist (-die gibt es auch!-), möchte am liebsten so viel wie möglich, vielleicht immer, als Frau herumlaufen. - Der Unterschied vom TV zur Transsexuellen
(hier muss ich nun schon die weibliche Form benutzen!-) beginnt da, wo sich jemand auch medizinisch in das andere Geschlecht verwandeln lassen möchte, damit gewissermaßen endlich das gefühlte Geschlecht mit dem biologischen im Einklang ist. Wer das anstrebt, muss vorher die Sache mit Hormonen langfristig vorbereiten, was den Körper schon mal äußerlich, aber auch die eigene Gefühlswelt beträchtlich verändert. Und dann muss ein Jahr "real life-test" folgen, d.h. man muss komplett in der angestrebten Rolle leben und mit alle den Schwierigkeiten fertig werden, die sich da ergeben, mit Freunden und Bekannten, der eigenen Familie, mit den Kolegen und Vorgesetzten am Arbeitsplatz, mit den Behörden u.a.m.
Am wichtigsten ist der eigene Partner oder die Partnerin, die das alles mittragen soll. - Bei vielen TV ist es ja so, dass noch nicht einmal die Freundin oder Ehefrau Bescheid weiß. Aus Angst vor Zurückweisung oder gar dem Ende der Beziehung trauen sich viele nicht, sich zu outen und leben die Neigung heimlich aus, wenn die Partnerin mal nicht da ist.
Alles in allem: ein Sack voll Probleme ! Wäre die Gesellschaft insgesamt toleranter, so würden wir es hundert mal leichter haben.
Stellt ruhig konkrete Fragen dazu ! Als "Betroffene" sind wir ja froh, wenn wir da ein bißchen "aufklären" können.
Liebe Grüße,
Petticoatfriend (Monika)