Der Ex-Mann von Uschi Glas
Ich sehe das mit der sexuellen Treue so, und zwar in etwa so, wie der Ex-Mann von Uschi Glas:
Als dieser sich mit einer Imbißverkäuferin einließ, und sich von seiner maßlos gekränkten Frau Uschi Gas via Media die heftigsten Vorwürfe anhören musste, gab dieser zurück: Wo es keinen Sex gibt, gibt es auch keinen Betrug. Woraufhin Uschi Glas, derart als eine frigide, sich mit Schweineborstenbürste abschrubbende, weil so die Haut jugendiche haltende Narzisstin bloßgestellt, nur noch antworten konnte: Ja, aber es gibt doch noch anderes als Sex.
Ich finde diesen Ausspruch ihres nunmehr glücklich von ihr geschiedenen Mannes völlig richtig. Wenn meine Partnerin den Sex mit mir teilt, sich mit meinen Wünschen auseinandersetzt und mich darin glücklich machen will, dann hat sie auch ein gewisses Anrecht auf meinen Sex - soweit es in einer Beziehung überhaupt Anrechte geben darf. Denn würde ich meine sexuellen Wünsche und Bedürfnisse woanderhin richten, würde ich sie um die Möglichkeit betrügen, daran Teil haben zu können. Das wäre eben der eigentliche Betrug.
Wenn meine Partnerin aber an Sex nicht interessiert ist, oder aber, wie bei Boerni aus medizinischen Gründen keinen Sex mehr praktizieren kann, oder die Lust daran verloren hat, würde ihr Treueverlangen mich um meinen eigenen Sex betrügen. Auch das wäre Betrug. Wer könnte und sollte dies von mir verlangen, vor allem, wenn er vorgibt, mich zu lieben?
Ich bin in der Tat der Meinung, dass es dort, wo es keinen gemeinsamen Sex gibt, es auch keinen Betrug geben kann.
Natürlich gibt es noch die zweite Ebene des Betrugs: das Betrügen und das Verheimlichen. Auch dieser Tatbestand des Betrugs setzt eine gelebte Gemeinsamkeit voraus: die seelische und emotionale. Ich finde, dass der Partner, der sein Leben - außer Sex - mit mir teilt, ein Recht darauf zu hat, dass ich mich ehrlich zu ihm verhalte.
Ehrlich nicht so sehr aus einem allgemeinen moralischen Postulat heraus, sondern weil mein Partner ein Recht darauf hat, zu wissen, wer ich bin. Ich kann zwar Teile meiner Person und meiner Bedürfnisse verschweigen, wenn ich befürchte, dass mein Partner darauf ärgerlich oder verletzt reagiert, oder mir die Liebe, oder dann sich selbst entzieht. Aber dann beraube ich ihm die Möglichkeit, mich kennenzulernen, und sich auf eine - vielleicht schmerzhafte - Auseinandersetzung einlassen zu können. Meinen Partner um diese Möglichkeit zu berauben, ist ein doppelter Betrug. An ihr, weil ich ihr von vornherein diese Möglichkeit der Auseinandersetzung nicht zutraue und sie damit auch stigmatisiere, und an mir selbst, indem ich mich selbst offensichtlich nicht ernst genug nehme - wie soll das dann die Partnerin tun?
Warum soll ich meine Partnerin mich vorenthalten? Ich habe in Fällen, wo ich vor der Entscheidung stand, Aspekte meiner Person und meiner Bedürfnisse entweder zu verschweigen, oder aber zu offenbaren, immer die letztere Möglichkeit gewählt, auch im Wissen, dass es Konflikte geben wird. Meine Partnerin hat dies, soweit ich das beurteilen kann, auch so gehalten. Nur dadurch hat unsere Beziehung die Möglichkeit erhalten, weiter zu wachsen.
Und wenn die Beziehung aber dies nicht aushält, und an den Konflikten zerbricht, dann ist es so für alle Beteiligten das Beste. Der Ex-Mann von Uschi Glas soll mit seiner Imbißverkäuferin recht glücklich geworden sein - jedenfalls glücklicher als mit Schweineborsten-Uschi, die ihr verwundetes Ego mit unansehnlichen Nacktfotos in einer Illustrierten mittels publizistischer Aufmerksamkeit heilen wollte, aber es in Wirklichkeit doch nur ausstellte - weil blankgeschrubbte Selbstbilder eben nicht wirklich die Liebe zu anderen ersetzen.