Der Köder
Dein Fleisch ist absolut erfrischend –deine Seele ist es nicht!
Den Verstand – im Trüben fischend –
führst du, ganz fröhlich, hinter’s Licht.
Führ mich mit Freude in Versuchung,
bring mich außer Rand und Band –
doch halt‘, bei näherer Untersuchung,
auch bitte meinen Zweifeln stand.
Mit deiner furchtbar süßen Stimme
willst du mich einfach immer täuschen.
Spiele, neck mich und bestimme
meinen Geist in tausend Räuschen.
Verrate mir was du so denkst,
dann kannst du tun was dir gefällt.
Wenn du dich vielen andern schenkst
Ist das kein Beinbruch, nichts was zählt.
Du hast mir meinen Kopf verdreht,
ich denk an dich bei Tag und Nacht.
Nun sag mir auch wie’s um uns steht,
sonst bin ich um den Schlaf gebracht!
Was wirklich zählt ist diese Treue:
deine Grundehrlichkeit zu mir.
Denn täglich zieht es mich auf’s Neue
an den Köder, in die Falle – hin zu dir!
(c) Sur_real