Einige Gedanken zur Emanzipation der Frau:
Meiner Meinung nach hat die „Nichtgleichstellung“ der Frauen den Männern gegenüber vor allem religiöse Ursachen, welche in unserem Kulturkreis im Christentum zu finden sind.Im biblischen Schöpfungsbericht ist der Mann Adam „zum Bilde Gottes geschaffen“ und wurde als Verwalter über die Schöpfung eingesetzt (1 Mose 1,28 ).
Adam (hebräisch Mensch; der vom Acker adamah Genommene) wurde demnach von Gott aus dem Lehm des Ackerbodens erschaffen, danach wurde ihm der Lebensatem eingehaucht. Darauf ließ ihn Gott in einen tiefen Schlaf fallen, entnahm ihm eine Rippe und schuf aus dieser seine Partnerin Eva (chawah die Belebte).
Nach jüdischen Mythen hatte Adam vor Eva eine andere Frau, Lilith, die wie er aus Erde gemacht wurde.
Das wird aber in der Bibel wohlweislich nicht erwähnt, beziehungsweise von der römisch-katholischen Kirche nicht gelehrt.
Die gültige Kirchenlehrmeinung ist, dass Eva die erste Frau und ein Teil Adams war, was zwangsläufig impliziert, dass sie diesem nicht gleichzusetzen sei, woraus automatisch einer Herabsetzung ihrer gesellschaftlichen Position resultiert.
Dieses Weltbild war über viele Jahrhunderte hinweg in unserer Gesellschaft manifestiert.
In dieser Betrachtung lasse ich diverse Königshäuser außer Acht, denn diese verfolgten von je her ihre eigene Politik und nahmen wenig Rücksicht auf die Dogmen der Kirche – die Machtaufteilung Staat/Kirche ist in Europa meines Erachtens bis heute nach dem römischen Sinnspruch „divide et impera“ (teile und herrsche) aufgebaut.
Mit der Epoche der Aufklärung im achtzehnten Jahrhundert und den daraus folgenden Veränderungen in Europa, wie Revolutionen, beginnender Industrialisierung, Aufkommen von Massenmedien, weitgehender Öffnung von Bildungsstätten auch für Frauen, etc. begann sich das langsam zu ändern, die Frau begann sich zu emanzipieren.
Im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert wurde durch die fortschreitende technologische Entwicklung das Mitwirken von Frauen auch in den Bereichen Entwicklung und Produktion immer notwendiger, ob nun in Fabriken oder in der Forschung (z.B. die Arbeit von Marie Curie, Radioaktivität betreffend).
Eine weitere wichtige Stärkung der Position der Frau ergab sich durch die beiden Weltkriege, in denen diese in fast allen kriegsteilnehmenden Armeen, entweder zu Unterstützungsdiensten oder auch zum aktiven Kampf, herangezogen wurden - ich verweise auf den Einsatz russischer Soldatinnen oder etwa deutscher Luftwaffehelferinnen, den so genannten Blitzmädchen, dadurch begann eine Abkehr von der Betrachtungsweise dass Frauen unterlegen oder schwach wären.
Auch nach dem zweiten Weltkrieg, als Europa in Schutt und Asche lag, bedurfte es in einem großen Maße der Mithilfe von Frauen am Wiederaufbau, welcher aufgrund kriegsbedingter enormer Schwächung der männlichen Population ohne Frauen wohl nicht so rasch durchzuführen gewesen wäre (Trümmerfrauen).
In Folge dessen entwickelte sich ein neues Selbstbewusstsein der Frau, welches vermittelte, dass sie nicht nur in ihrer traditionell angedachten Rolle als Hausfrau und Mutter, sondern nahezu in allen Bereichen des Lebens bestehen kann.
Aufgrund dieser Entwicklungen ist die Frau dem Mann in unserer Gesellschaft heutzutage nahezu gleichgestellt, es gibt fast keinen Berufszweig welcher nicht auch von Frauen ausgeübt wird – die Frau hat sich fast vollständig emanzipiert.
Ich persönlich finde, dass das eine bedeutende Bereicherung für unsere Zivilisation ist, denn für jede Gesellschaftsform kann es nur von Vorteil sein, wenn die Grundlagen dafür vorhanden sind, dass alle ihr angehörigen Individuen in der Lage sind, ihr Bestmögliches der Gesamtheit beizusteuern.
Da sich die Frau trotz all dieser Entwicklungen auch weiterhin in der Lage befindet zu gebären, hat sie die mitunter schwierige Entscheidung zu treffen, ob sie ihre Lebensplanung in Richtung Familie oder in Richtung Karriere ausrichtet.
Auch hier ist es durch die Emanzipation möglich, dass sie frei entscheiden kann, ob und wie sie glücklich wird.
Also - wer möchte da nicht Frau sein....