Ich glaube, diese Schwierigkeit und manchmal auch Scheu von Männern, sich als bi zu bezeichnen, rührt von der Vorstellung her, "bi" sei genauso klar zu definieren wie "hetero" oder "schwul".
Ich sehe es eher so, dass "schwul" und "hetero" die entgegengesetzten Enden der sexuellen Orientierung sind. Wer als Mann absolut hetero ist, wird schon an der Vorstellung von sexuellen Handlungen (welcher Art auch immer) mit einem anderen Mann keinerlei Gefallen finden, wer absolut schwul ist, wird sich generell nichts mit einer Frau vorstellen können.
Dazwischen liegen meiner Ansicht nach unzählige verschiedene Stufen von Bisexualität. Zum einen auf der emotionalen Ebene: "Sex ja, aber keine emotionale Beziehung" bis "kann mich sowohl in einen Mann als auch in eine Frau verlieben". Zum anderen auch bei dem, was man sich vorstellen kann: küssen/nicht küssen - nur gegenseitig mit Hand und Mund befriedigen - bis zum Wunsch, mit Männer auch zu poppen.
Die These "nur Analverkehr ist richtig bi" stimmt auch schon deshalb nicht, weil selbst längst nicht jeder, der schwul ist, auch Analsex mag. Das ist ein Praktik, die man mag oder nicht, hat aber nichts mit schwul/bi/hetero zu tun. Zumindest meiner Meinung nach.